Dr. Hans Adler. Die oculiftifchen Inftrumente. DM.
der Medicin etwa ebenfo als leuchtendes Beifpiel der Leiftungsfähigkeit der
echten Methode vorangeht, wie es lange Zeit die Aftronomie den übrigen Natur-
wiffenfchaften that.“
Die Phyfik, zur Unterfuchung des Auges dienftbar gemacht, förderte in
den beiden letzten Decennien einen grofsen, bis dahin unbekannten Inftrumenten-
apparat zu Tage, der heute in der Hand des praktifchen Augenarztes bereits
zum unentbehrlichen Werkzeuge geworden und ftetig in Zunahme begriffen ift.
Die Wichtigkeit diefes Theiles des oculiftifchen Apparates erhellt aus dem
oben eitirten Ausfpruche des berühmten Phyfiologen Helmholtz, dem die Augen-
heilkunde die Begründung der naturwiffenfchaftlichen Unterfuchungsmethode und
die Erfindung der wichtigften Inftrumente verdankt.
Wir erwähnen als hieher gehörig die vielen Modificationen von Augen-
fpiegeln, Ophthalmometern, Tonometern, Augen-Spiegelbildern, ans Auge auf-
zufetzenden Mikrofkopen, Augenloupen, Probebrillen, Photometern, Optometern,
Perimetern, Farbenfcalen, Sehproben u. f.: w.
In diefem Apparatencomplexe, deffen Entwicklung mit dem Fortfchreiten
der Wiffenfchaft Hand in Hand geht, der auch de facto in den letzten Jahren
eine wefentliche Bereicherung erfahren, mufste naturgemäfs der Fortfchritt gefucht
werden, deffen Darftellung wir auf einer Weltausftellung vor Allem erwarten foll-
ten; doch hat uns leider die diefsjährige Weltausftellung in diefer Richtung
nichts Erwähnenswerthes geboten, indem diefe Apparate überhaupt keine oder
nur mangelhafte Vertretung fanden.*
Wir müffen uns daher vorzüglich nur mit jener Gruppe ophthalmologifcher
Inftrumente befchäftigen, welche der chirurgifch-technifchen Fertigkeit des
Augenarztes dienen und von denen in’ den Ausftellungskäften der chirurgifchen
Inftrumentenfabrikanten Vieles und manches Neue hierorts zu fehen ift.
Bei der ziemlich fcharfen Abgrenzung des oculiflifchen Operationsgebietes,
dem kleinen, zarten Bau der erforderlichen Inftrumente ift die Vereinigung der
nothwendigften Augeninftrumente in einem Etui auch heutzutage noch möglich;
ja wir fahen auch auf diefer Ausftellung häufig Firmen nur durch ein einziges Etui
recht gut vertreten.
If es für den praktifchen Arzt und felbft für den beginnenden Ophtalmo-
logen nun einerfeits auch fehr bequem, die wichtigften technifchen Werkzeuge
in compendiöfer Form fich anfchaffen und aufbewahren zu können, fo erfordert
der Titel: „Augenetui“, um nicht prätenfiös.zu erfcheinen, eine forgfältige, auf
das Verftändnifs eines fehr gewiegten Fachmannes gegründete Auswahl des wirk-
lich Brauchbaren und Nothwendigen aus der übergrofsen Anzahl der exiftirenden
Augeninftrumente.
Kliniken und Specialiften werden fich ihren Apparat nach eigenem Bedürf-
niffe erweitern können, das „Augenetui“ aber im obigen Sinne, darf, foll es
anders den Käufer zu Dank verpflichten, nur vielfach praktifch Bewährtes
enthalten.
Der Berichterftatter des k. k. öfterreichifchen Centralcomites der Parifer
Weltausftellung 1867 (officieller Ausftellungsbericht I. Lieferung, >;07), fecheint,
wie überhaupt von den Augeninftrumenten, unter denen er „Neues nicht findet“,
auch von der Einrichtung des „Augenetuis“ nicht fehr erbaut gewefen zu fein.
Uns fcheint, dafs in der althergebrachten Zufammenftellung desfelben fich
dermalen eine gründliche Reform wenigftens anbahne. Eine grofse Maffe von nach
der Kante gebogenen Scheeren, Doppelhaken, Augenfpielfsen, namentlich aber jene
übergrofse Anzahl verfchieden gekrümmter, oft unheimlich breiter Staarnadeln ift
verfchwunden; dafür finden wir überall Weber’s Thränenfack-Meffer, Bowman’s
* Die Subfellien, deren Einrichtung für den Augenarzt in den letzten Jahren Wich"
tigkeit gewonnen, werden als einer anderenA btheilungsgruppe angehörig,in dem entfprechenden
Berichte Erwähnung finden müffen.