Full text: Chirurgische Instrumente (Heft 31)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
S Dr. Hans Adler. 
Sonden und vor Allem das v. Gräfe’fche Schmalmeffer, feine Cyftotome und 
Löffel. 
Uns erfcheint diefe Purganz vom alten Ballafte fehr gefund und vortheil- 
haft, wir begrüfsen diefe Thatfache als einen wefentlichen Fortfchritt, namentlich 
infoferne wir darin den glorreichen Sieg der Extradtionsmethode gegenüber der 
Niederlage der Reclinationsmethode auf allen Linien erkennen; fpeciell berührt 
uns die allgemeine Anerkennung des fchönen Vermächtniffes des unfterblichen 
Gräfe freudig. 
Doch dünkt uns, dafs diefe Revolution manchmal zu weit geführt, vor- 
züglich nach Betrachtung eines fonft fehr gut componirten grofsen Etuis, in dem 
wir Gräfe’s Schmalmeffer in 10, fage zehn Exemplaren, das ehrwürdige Beer’fche 
Lappenmeffer überhaupt gar nicht vorfanden. 
In diefer Zeit der Gährung, des Kampfes der verfchiedenften Extradions- 
methoden darf dereinzelne Augenarztfelbft zu Nutz und Frommen derWiffenfchaft für 
[eine Perfonverwerfen, waser nurmag; die Herren Inftrumentenmacher follen aber 
dem „Augenetui“ den Boden der Neutralität wenigftens auf Kriegsdauer zu 
bewahren trachten und nicht, wie fpeciell in diefem Falle, durch vorfchnelles 
Abwerfen eines durch viele Decennien nicht grundlos als Souverän anerkännten, 
verdienftvollen, jedenfalls noch heute verwendbaren Inftrumentes einer jüngeren 
ärztlichen Generation die intereffante Gelegenheit benehmen, durch Selbtt- 
fchauen und Selbftprüfen fich ein eigenes Urtheil zu verfchaffen. 
Ein Etui war durch den Preis (5000 Francs) auffallend, vielleicht auch 
durch die fehr hübfchen, aber unpraktifchen, viereckigen Perlmuttergriffe. 
Wir fahen auch auf diefer Ausftellung fogenannte Augeninftrumente, die 
fo koloffal in ihren Maffen, fo plump in ihrer Mache waren, dafs wir uns unwill- 
kürlich fragen mufsten, ob diefe Erzeugniffe nicht nach Angabe eines die Augen- 
Heilkunde am gröfseren Säugethiere praktizirenden Thierarztes gefertigt 
worden. 
Diefe Erfcheinung rührt wohl daher, dafs faft alle chirurgifchen Inftru- 
menten- und Bandagenmacher auch Augeninftrumente felbft erzeugen, ein alter 
Ufus, von dem abgegangen zu fein, fo Mancher im Intereffe feines eigenen 
Renommes nicht bereuen wird; es wäre Vielen beffer, ohne eigene Mühe die 
als gut anerkannten Inftrumente jenes Collegen in den Verkehr fetzen, der aus 
der Verfertigung von Augeninftrumenten mehr oder weniger eine Specialität 
gemacht hat. 
Dafs das Princip der Arbeitstheilung ein richtiges, dafs die fpecialiftifche 
Eintheilung des Gefchäftsbetriebes keine fchädliche Maxime, zeigt der Erfolg der 
drei erften Wiener Firmen nach jeder Richtung. Die mehr weniger bei jeder der- 
felben hervortretende, fpecialiftifche Richtung hat nicht nur jedem einzelnen 
befriedigende materielle Vortheile, fondern auch die gleiche auszeichnende 
Beurtheilung der Jury verfchafft. 
Eine derfelben hat wenig exponirt, die zweite es ganz correct unterlaffen, 
oculiftifche Inftrumente überhaupt auszutftellen. 
Und fo reftirt eigentlich nur Thürriegel als erwähnenswerth, deffen 
Fabricate als die fchönften unter den öfterreichifchen, fich durch gute Aus- 
ftattung bei relativ billigem Preife hervorthun. 
England und Amerika brachten keine, Deutfchland relativ nicht viele 
Augeninftrumente zur Ausftellung. 
Reichhaltiger war Italien (vorzüglich durch L ollini), Rufsland, Däne- 
mark (durch Nyrop) vertreten. 
Der Glanzpunkt unferer Gruppe war in der franzöfifchen Abtheilung 
zu fuchen. 
Die beiden Parifer Häufer Mathieu und Collin überragen weitaus 
an Mannigfaltigkeit, Glanz, und Schönheit der ausgeftellten oculiftifchen Inftru- 
mente ihre fämmtlichen Concurrenten. Die neuen Erfcheinungen in diefer 
  
  
    
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
    
    
   
    
  
   
    
       
	        
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