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pflichtet dE Gold herzuſtellen, aber damit E zu EA m
men konnte und bereits die Ungeduld und den Zorn des Kurfürſten
erregt hatte, ſtellte in ſeiner Verzweiflung allerlei Verſuche an, durch
welche es ihm gelang, erſt das Jaſpisporzellan und dann auch das
weiße Porzellan zu erfinden und durch dieſe Erfindung, deren hoher
Werth damals ſofort erkannt wurde, die Verzeihung des Kurfürſten
zu erlangen. Vielen andern Alchemiſten erging es jedoch ſlimmer,
denn entweder verfuhren die von ihnen getäufchten Fürften jehr grau:
ſam mit ihnen, oder wenn es ihnen durch einen künſtlich geſpielten
Betrug wirklich gelang, Gold herzuſtellen , ſo wurden ſie gewöhnlich
gefoltert und gequält, um hinter ihr Geheimniß zu kommen.
's Troß aller ſeit über 2000 Jahren angeſtellten Bemühungen iſt
es noch immer nicht gelungen, den „Stein der Weiſen“ wirklich auf-
zufinden. Von den Alchemiſten ſelbſt wurden freilich zur Begrün-
dung der Wahrheit ihrer Wiſſenſchaft eine Menge Thatſachen auf-
geſtellt; ſo ſoll unter Anderm Kaiſer Rudolph II. infolge ſeiner
LusſGlieflichen Beſchäftigung mit Alchemie während ſeiner lebten
Lebensjahre 85 Centner Gold und 60 Centner Silber hinterlaſſen
haben; aus dem Golde, welches der Auguſtinermönch Seyler 1675
dem Kaiſer Leopold dem Erſten angefertigt hatte, ſollen Dukaten
mit der Inſchrift geprägt worden ſein:
Aus Wenzel Seylers Pulvers Macht
Bin ich von Zinn zu Gold gemacht.
Kaiſer Ferdinand II. foll zu Prag von einem gewiſſen Richthauſen
ein Gran rothes Pulver erhalten haben, dur< welches er Dt
2/2 Pfund Queckſilber in Gold verwandelte. Aus demſelben wurde
eine große Medaille geprägt, die man 1797 no< in Wien gefunden
haben will; desgleichen ſoll ein gewiſſer Naimundus dem König
Eduard III. Gold zur Prägung von 6 Millionen Roſenobel hergeſtellt
haben. Allein alle dieſe Thatſachen haben ſich als Täuſchungen heraus-
geſtellt, die um ſo leichter bewerkſtelligt: werden konnten, als zu den
Verſuchen meiſtens Blei und Queſilber verwendet 1 wurden, Metalle,
die in großer Hiße verdampfen und verkalten und fo den ungejehen
beim Umrühren der flüſſigen Maſſe hinzugethanen edlen Metallen
den Plab räumten.
Aehnliche Behauptungen werden von den Alchemiſten über die
Wirkungen der Tinktur als Arznei aufgeſtellt. So erzählt ein ge-
wiffer Salomon Trismofin, daß er durch einen Gran derſelben ſich
vollkommen verjüngt habe und daß ſelbſt ſein bereits vom Alter ge-
frümmter Rüden wieder gerade geworden ſei; auh an vielen be-
tagten Frauen habe er das Mittel mit glei<h günſtigem Erfolge ans
gewendet und er zweifle gar nicht, daß er mittels ſeiner Tinktur ſich
bis zum jüngſten Gericht am Leben erhalten werde. Im 12. Jahr-
hundert E ſogar ein anderer Alchemiſt, dur< den Gebrauch
dex Tinktur ſein Leben bereits bis auf 1000 Jahre verlängert zu
haben. Man ſieht, daß Humbug und Schwindel nicht blos Pro-
dukte der Neuzeit ſind.
Außer jener wichtigen Erfindung des Porzellans, die wir der Al:
chemie fchulden, verdankt die Tochter derſelben, unſere jeßige Chemie,
ihrer Mutter noch eine große Zahl wichtiger Entde>ungen und AE
licher Präparate, welche der Zufall in den Schmelztiegeln der La-
boranten entſtehen ließ und die ſowol der Technologie und Induſtrie,
als auch der Pharmazie die weſentlichſten Dienſte geleiſtet haben.
Die Alchemie wurde der Chemie daſſelbe, was die Aſtrologie der
Aſtronomie geworden warz ſie legte den Grund, auf welchem das
Gebäude der wahren Wiſſenſchaft ſi erhob.
Wenn nun bis jeßt alle Verſuche zur Auffindung des „Stein's der
Weiſen“ vergebens geweſen ſind, ſo wäre doh noch die Trage zu er:
ledigen, ob die Möglichkeit e Auffindung überhaupt vorhanden
iſt, und dies läßt fich nach dem jebigen Standpunkte unſerer Chemie
dahin beantworten, daß Silber und Gold edle Metalle und Ele-
mente, nämlich niht aus andern Körpern zuſammengeſeßte, ſondern
einfache Körper ſind, und demnach dur<h Zuſammenſeßung nid t: gold:
und ſilberhaltiger Körper auch nicht hergeſtellt werden können.
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H Alchemilla — Alcoy 23
Alchemilla, Lianen, au Sinau; [ebterer Name iſt der
gebräuchlichere, zufammengefegt aus dem Athochdeutfchen von sin
oder sint (— immer) und au oder owe (= Waffer), aljo „Immer:
feucht“, weil ſi auf den gefalteten und trichterförmig gelegten Blät-
tern a und Regentropfen lange zu halten pflegen. Es iſt eine
Gattung der Wieſenknopfgewächſe SO welche bei uns
in ſe<s Arten von den Niederungen bis zu den höchſten Alpen vor-
fommt, im Graslande immer ein charakteriftifcher Zeuge für nahr-
hafte Weide. Den lateiniſhen Namen leitet man daher, daß ſi
früher die Goldmacher (Alchemiſten) dieſer Pflanze bedient haben
ſollen, wahrſcheinli<h weil die Thautropfen auf einer Art (A. vul-
garis) ein goldiges Anſehen haben.
Alchemiſtenthaler, Silber- und Goldmünzen mit alchemiſtiſchen
Zeichen und Figuren, aus den von den Alchemiſten an geblich fünſt-
lic, erzeugten Metallen geprägt. Waren fie von Gold, ſo nannte
man fie auch Alchemiſtendukaten.
Älthen (Anguillula) i ſt eine Gattung kleiner Rundwürmer, die
theils in Flüſſigkeiten ner werden, wie die Eſſigälchen (A.
aceti) und Kleiſterälhen (A. glutinis) in verdorbenem Eſſig und
Kleiſter, theils in lebenden Pflanzen, bei denen ſie Krankheiten her-
vorrufen, wie A. tritici das Gichtigwerden der Weizenkörner (Gicht -
forn) und A. Dipsaci die Fäule bei Weberkarden.
Alchitron, \. „Arſenik“.
Alcigti, Andrea, am 8. Mai 1492 in Oberitalien bei Como
geboren , berühmter Rechtsgelehrter und Profeſſor au den Hochſchulen
zu Avignon, Ferrara, Mailand und Pavia, wo er am 12. Januar
1550 ſtarb. Seine juridiſchen Schriften ſind zahlreich; leider wurde
der Ruhm ſeiner Gelehrſamkeit durch ſeinen Geiz und ſeine Prahl-
ſucht ſehr geſ<mälert.
Alcibiades, ſt. „Alkibiades“.
Alcinous, \. „Alkinoos“.
Alcixa, Stadt in der ſpaniſchen Provinz Valencia, gut gebaut,
ſtark befeſtigt und wohlhabend, mit 12,000 Einwohnern, treibt Land-
bau und bedeutende Seidenzucht. Urſprünglich eine karthagiſche Ko-
lonie, fam ſie unter römiſcher Herrſchaft zu hoher Blüte, aus wel:
cher Periode no< zwei jchöne Brüden herſtammen. Das nahe Kalk-
gebirge, mit großen Stalaktitenhöhlen, wird oft von Reiſenden beſucht.
Alcçcobaza, ein berühmtes, um 1147 von König Alfons I. ge-
ſtiftetes Piercen, in welchen mehrere Könige begraben
liegen, im Diſtrikt L Leiria der portugieſiſchen Provinz Eſtremadura.
Alcolea, Fle>en am Guadalquivir in Andaluſien, bei welchem
am 7. Juni 1808 die Spanier von den Franzoſen geſchlagen wur-
den. Entſcheidend für die Geſchi>e Spaniens war die am 28. Sep-
tember 1868 hier gelieferte Schlacht. Das Volk wie die Armee und
Flotte, der langen Mißregierung der Königin Jſabella und ihres
Anhanges müde, erhoben ſich und nur ein kleiner Theil der Truppen
unter dem General Novaliches blieb der Sache der Königin treu.
Gegen die Juſurgenten unter Serrano, die bei Alcolea am Guadal-
quivir ſtanden, geſchi>t, wurde Novaliches geſchlagen und damit war
die Sache Jſabella's3 verloren, welche dann, als auh Madrid der
Revolution ſi<h anſ{<loß, aus Spanien entfloh.
Alcox oder Reiterlein, ein Stern vierter Größe, welcher dicht
über dem mittelſten Sterne (Mizar) der drei Schwanzſterne des
großen Bären ſteht. Neben dem Glanz des Mizar iſt Alcor ſehr
ichmer zu erkennen und nur ein jehr fcharfes Auge vermag, bei gün-
jtiger Kuftbejchaffenheit, denjelben deutlich vom Mizar getrennt zu
jehen. Weil man deshalb an A. die Sehkraft prüfen kann, nennen
die Araber dieſen Stern auch den Saidak d. h. Prüfer.
al Ccors0, zum Tagespreife; Wechjel und Werthpapiere al corso
kaufen oder verkaufen, heißt: den Preis zahlen oder erhalten, den der
Kurszettel der Börfe am Tage des Kaufes oder Verkaufes bezeichnet.
Alcoy, Stadt in der ſpaniſchen Provinz Alicante, mit 25,200
Einwohnern, ein gut gebauter , blühender, gewerbreicher Ort, liegt
prächtig auf einem Hügel am Fuße der romantiſchen Sierra de Ma-