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(11,500 €.) und Bona (18,000 E.). Bon den Städten des Tell,
der fruchtbaren nördlichen Zone, find zu erwähnen: Yumale (3000
E. ), Blida (10,000 E.), Bufarik (6000 E.), Miliana (6200 E.),
Muſtapha (6200 E.), Maskara (9500 E.), Tlemſen (19,000 E.),
Conſtantine (\. d.), Guelma (4500 E.), das al3 Station für poli-
tiſche „Verbrecher“ berüchtigt gewordene Lambeſſa (1600 E.),
Bisfkra (1800E.). Unter den Oaſen, ſüdli<h vom Großen Atlas,
führen wir auf Laghuat (600 E.), Beni Jsgen (7000E.), El Kan-
tara (1700 E.), Ghardaja (14,000 E.), in welcher auch die Oaſen-
ſtadt Metlili (Nr. 246) liegt; Tuggurt (5000 E.) und vor Allem
Wargla (15,000 E.), die „Sultanin der Oaſen“, welche erſt 1852
von den Franzoſen bezwungen wurde und nun den ſüdlichſten Stüß-
punkt ihrer Macht bildet.
Algerien aſs Kolonie. Die Franzoſen find kein Kolonialvolk, daher
franken ihre überſeeiſchen Beſißungen mit wenigen Ausnahmen, ja
manche befinden fich in offenbarem Rückgang. Algerien , das ſeit
1830 im Beſiße Frankreichs iſt und von Marſeille aus in wenigen
Tagen erreicht werden kann, erſcheint heute als Laſt und Plage für
das Mutterland, welches ein „afrikaniſches Frankreich“ errichten und
franzöſiſche Zuſtände ohne Rückſicht auf Menſchen, Boden und Klima
auf Algerien übertragen wollte. Sind einzelne mauriſ che Stämme auch
ſranzöſirt worden, beſuchen ſie auch die franzöſiſh-arabiſchen Schulen,
jo. verhält fich Doch der größere Theil der Araber und Kabylen ab-
Ichnend gegenüber einer Verwaltung, die ſie durhaus franzöſiſch
reglementirt. Jede der drei Provinzen des Landes zerfällt in ein
„Civilterritoriuum“ und in ein „Militärterritorium“, in welch leßterem
ein General über die Eingeborenen gebietet, der durch die „arabi-
ſchen Militärbureaus“ einen fortdauernden Belagerungszuſtand
über das Land verhängt. Der Diviſions-Kommandant iſt faſt unbe-
Ihränkter Herr über Leben und Tod und hat das Recht, die Häupt-
linge der Stämme einzuſeßen. Erwähnenswerth iſt no<, daß bei
Streitigkeiten zwiſchen Europäern und Eingeborenen das franzö-
ſiſche Geſeß maßgebend iſ, welchem fich lebtere jedo<ß nur ungern
unterwerfen, da ihnen als Rehtsbuch der Koran gilt. Mit Wider-
ivillen dulden die Eingeborenen dieſes Joch, und der religiöſe Fana-
tismus trägt weiterhin dazu bei, daß die Franken ihnen nur als
Unterdrü>er erſcheinen, welche dem Araber ſeine Ungebundenheit,
dem Kabylen die Freiheit der Berge mißgönnen. Frankreich ſelbſt
hat nur wenige Auswanderer, einen geringen Ueberſhuß ſeiner
heimiſchen Bevölkerung zur Kolonifirung nad Algerien ſchi>en
können, und ebenſo tft auch die Zahl der fremden Koloniſten eine
überaus mäßige geblieben. Unter den jeßhaften Einwohnern be-
finden ſih nur 218,000 Europäer, darunter 122,000 Franzoſen.
Es fehlt daher zur Beſtellung des Bodens an Arbeitern, und ſo
bleibt das Land, welches ungefähr ſo groß wie der ehemalige
Deutſche Bund iſt, größtentheils unbenubßt, zumal die Eingeborenen
nux ungern für die Ungläubigen arbeiten. Jufolge der klimatiſchen
Verhältniſſe vermögen nur Süditaliener und Spanier gut auszu-
dauern, während Deutſche und Schweizer maſſenhaft zu Grunde ge-
gangen ſind. Wo dagegen mit mechaniſchen Mitteln oder mit Hülfe
der Wiſſenſchaft etwas geleiſtet werden konnte, da- haben die Fran-
zoſen große Fortſchritte erzielt. Dur ein allgemeines Austro>-
nungsſyſtem wurde ungeſundes Marſchland in geſunden Boden ver-
wandelt, und die bösartigen Fieber wichen dieſer Verbeſſerung. Die
Sterblichkeit, welche von 1831 bis 1846 auf 1000 Mann der Truppen
80 bis 140 jährlich betrug, verminderte fich bedeutend, und 1863 ſtar-
ben von tauſend Mann nur zwölf. Auch durch die Anlage arteſiſcher
Brunnen (ſ. d.) haben die Franzoſen dem Lande eine große Wohl-
that erwieſen; überall, wo ein ſolcher in der Wüſte angelegt wurde,
keimt ringsum das Gras auf, da erfolgt Anbau, denn Menſchen
ziehen fich dahin. Trob alledem bleibt Algerien für Frankreich eine
Laſt. Nach ſo langem Beſike vermag das Land noch nicht ſi felbft-
ſtändig zuentwideln, es bedarf vielmehr fortdauernd der Unterſtützung
durch das Mutterland, wovon ſi< Napoleon ILL. bei feinem Befuche
—
daſelbſt 1865 überzeugte. Wenn nun auch die Einnahmen (19 Mill.
Franken) die Ausgaben (15 Mill. Fr.) überragen , ſo kranken troß
alledem die Finanzen dennoch, da die 40,000 Mann ſtarke Armee auf
Koſten des Mutterlandes unterhalten werden muß, welches auh zur
Steuerung öfters wiederkehrender Hungersnoth in dem reich geſegne-
ten Lande no< fortwährend baare Geldzuſchüſſe zu leiſten hat.
So bleibt in der That nur der Zuwachs an politiſcher Bedeutung
übrig, den Frankreich durch den Beſiß Algeriens erlangte , ſowie die
Ausdehnung der franzöſiſhen Macht auf die Tuaregſtämme der
Sahara, deren Karawanenzüge nach Algier abgelenkt werden.
Geſchichte. Jun den älteſten Zeiten wohnten die Numidier in Al-
gerien, die im 2. Jahrhundert vor Chriſtus von den Römern unter-
joht wurden. Auf Roms Geheiß entſtanden zahlreiche Städte in
dem Lande, und Handel wie A>erbau ward mächtig gefördert. Aber
dieſer blühende Zuſtand ging zu Grunde, als die germaniſchen Van-
dalen 430 in das heutige Algerien verwüſtend eindrangen; was ſie
verſchonten, vernichteten im 7. Jahrhundert die Araber, die ſeitdem
das herrſchende Volk wurden. Jmmerhin kehrte mit ihnen eine Art
Civiliſation zurü>; ihr Fürſt Zeiri gründete 935 an der Stelle eines
römiſchen Kaſtells die Stadt Al-Dſcheſſair (die Jnſelſtadt), das heu-
tige Algier. Seiner Dynaſtie verblieb die Herrſchaft bis 1148, von
da bis zum Jahre 1269 herrſchten die Almohaden, dann zerfiel das
Reich in kleine Staaten, die ſ{ließli< von dem mächtigen König-
reiche Tlemſen, im öſtlichen Algier gelegen, unterjo<ht wurden.
Schon unter den Vandalen ward von Algier aus Seeraub betrieben,
doch gelangte dieſes viele Jahrhunderte hindurch für durchaus ehr-
jam gehaltene Gewerbe erft im 16. Jahrhundert zu voller Blüte,
als die aus Spanien vertriebenen Araber in Algerien fi) anfiedel-
ten und 1516 der berühmte Korfarenfürft Horuf Barbaroffa die
Macht an ſi riß. Die Spanier zogen allerdings zu verſchiedenen
Zeiten gegen die Seeräuber aus, die von jet ab bis in die erſten
Jahrzehnte unſeres Jahrhunderts der Schre>ken der europäiſchen
Meere wurden. Chriſtenſklaven füllten die Kerker Algiers und die
reichen, für fie gezahlten Löfegelder die Sädfel der übermüthigen
Piraten. Nach Horuk'3 Tode, welcher von den Spaniern gefangen
und geköpft wurde, gerieth Algerien unter türkiſche Herrſchaft; es
wurde ein Paſchalik, deſſen Name immer gefürchteter in den Ohren
der Chriſten erklang. Damals und noch lange Zeit hernach waren
die Nollen zwiſchen den Europäern und den Barbaresken Nord-
afrika’s vertauſcht, die lebteren waren die mächtigeren. Selbſt Kaiſer
Karl V. kehrte 1541 von einem Kreuzzuge, den er gegen die See-
räuber unter großer Machtentfaltung unternommen, entmuthigt
heim, und zwanzig Jahre ſpäter erging es den Spaniern nicht beſſer :
fie verloren ihre wenigen Befikungen an der Küſte von Algier und
wurden in einer Schlacht bei Moſtaganem völlig beſiegt, wobei ihr
ganzes Heer vernichtet ward oder in Gefangenſchaft gerieth. Auch
die Franzoſen bekämpſten zur Zeit Ludwig's XIV. wiederholt die
Seeräuber; wol bombardirten ihre Flotten zu drei verſchiedenen
Malen, 1682, 1683 und 1687 die Hauptſtadt Algier, welche durch
ſie gänzlich in Aſche gelegt wurde, aber die Schlange des Seeraubes
erhob immer wieder ihr Haupt, die zerſtörte Stadt wurde wieder auf-
gebaut und die Galeeren der Piraten durchfurchten nach wie vor die
europäiſchen Meere. Auch England verſuchte es, das Uebel auszu-
rotten; eine britiſche Flotte beſhoß 1655 Algier; das Bombarde-
ment wurde im Verein mit den Holländern 1669 und 1670 wieder-
holt; die Spanier führten den Krieg zu Lande fort und eroberten
das ihnen entriſſene Oran 1732 zurü>, mußten es aber 1791 wie-
der verlaſſen. Nach unendlichen Opfern an Menſchen und Geld,
nach den außerordentli<ſten Anſtrengungen Seitens aller bedeuten-
den Seemächte Europa's ſtand zu Ende des vorigen Jahrhunderts
der Seeräuberftaat noch ungebrochen da. Im Innern hatfe' unter:
deſſen eine gewaltige Umwälzung ſtattgefunden. Neben dem vom
türkiſchen Sultan eingeſeßten Paſcha hatten die Janitſcharen-Milizen
einen aus ihrer Mitte erwählten Dei als Mitregierenden eingeſeßt,
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