Full text: A (1. Band)

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und dieſes Verhältniß war im Jahre 1600 von der hohen Pforte 
beſtätigt worden. Der Dei allein riß jedoch bald die alleinige Herr- 
ſhaft an ſich, der Paſcha trat immer mehr in den Hintergrund; vom 
Jahre 1710 an ernannte die Pforte keinen Paſcha mehr, ſondern 
betraute mit dieſer Würde zugleich den jedesmaligen Janitſcharendei. 
Hierdurch war für Leßteren, der ſih nun durch den türkiſchen Beam- 
ten niht mehr kontrolirt ſah, das Zeichen zum Abfall gegeben. Die 
Dei's erklärten ſi< für unabhängig, und nur ein jährliches Geſchenk 
an den Sultan, kein Tribut, erinnerte daran, daß Algerien ehemals 
ein von der Türkei abhängiges Land war. Selten jedoch ſtarb ein 
Dei eines natürlichen Todes; die meiſten wurden ermordet, und eine 
Palaſtrevolution folgte der anderen, wobei die zügelloſen Janitſcha- 
ren die Hauptrolle ſpielten. Sie durften als die eigentlichen Herr- 
her im Lande gelten, niht der Dei und ſein großer Staatsrath 
(Divan). Zu Ende des vorigen und im Beginne dieſes Jahrhunderts, 
als die franzöſiſche Expedition nah Aegypten ſtattfand und das 
Mittelmeer von europäiſchen Kriegsſchiffen durhkreuzt ward, trat 
das Seeräuberweſen bis nach dem Wiener Frieden etwas zurü>; es 
erhob aber alsbald ſein Haupt wieder. Die Nordamerikaner, deren 
Flagge gleichfalls von den Algierern angetaſtet war, ließen dieſen 
1815 eine derbe Züchtigung zu Theil werden und blieben ſeitdem 
verſchont. Die Europäer wurden jedoch fortdauernd beläftigtz in 
den Kerkern Algier's ſ{machteten zahlreiche Chriſtenſklaven; ein 
abermaliges Bombardement der Stadt durh die Engländer und 
Holländer im Jahre 1816 verſchaffte nur vorübergehende Abhülfe. 
* Noch im Jahre 1827 erſchienen die Piraten in der Nordſee und 
taperten hanſeatiſche Schiffe. Die meiſten deutſchen ſeefahrenden, 
aber ſhubloſen Staaten, desgleichen Dänemark, Schweden, Portugal, 
Neapel und Sardinien, zahlten Tribut an Algier. (S. „Algier'- 
{her Paß“.) Dieſes ſhmachvolle Verhältniß fand exſt mit der Er- 
oberung Algeriens durch die Franzoſen ein Ende. 
Nr. 251, Franzoſen im Kampfe mit Beduinen. Zeichnung von A. Be>. 
Von franzöſiſcher Seite lagen verſchiedene Beſchwerden Algier 
gegenüber vor. Durch franzöſiſche Gläubiger, deren Anſprüche nicht 
die gegründetſten waren, entſtanden Differenzen zwiſchen dem Dei 
Huſſein und der franzöſiſchen Regierung, Ein Brief Huſſein's an 
Karl X. blieb von Letzterem unbeantwortet, und der Dei, hierüber 
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aufgebracht, mißhandelte am Beiramsfefte 1827 den franzöſiſchen 
Konſul Deval, der ſich verleßender Ausdrüce gegen ihn bedient hatte, 
indem er ihn mit einem Fliegenwedel ins Geſicht ſ{lug, wobei er in 
Schimpfreden gegen Karl X. ausbrad). Dieſer Inſulte folgte die 
Blockade Algier's durch eine franzöſiſche Flotte; man verſuchte, die 
Pforte und Mehemed Ali, den Vicekönig von Aegypten, mit in ein 
Bündniß zu ziehen, allein die Unterhandlungen mit den leßteren ger: 
ſ<hlugen ſi< und Frankreih nahm den Kampf allein auf. Jm Mai 
1830 ging eine Flotte mit 37,500 Mann und 4000 Pferden von 
Toulon aus unter Segel. Den Oberbefehl führte der Kriegsminiſter 
ſelbſt, General Bourmont, dem gegenüber Dei Huſſein 60,000Mann 
  
  
tüchtiger Truppen ſammelte, die in dem gebirgigen Charakter des 
Landes ihren beſten Bundesgenoffen fanden. Der Kampf, welcher 
zugleich auf der Land - und Seeſeite begann, war ein hartnädiger, 
aber für die Franzoſen glü>licher, denn {hon am 5. Juli 1830 
rüd>ten ſie, nahdem Huſſein kapitulirt hatte, unter klingendem Spiele 
in Algier ein. Der Dei behielt ſeine Freiheit und ſein Eigenthum, 
den Einwohnern, die, von dem gewaltigen Schlage betäubt, ſich 
ruhig verhielten, wurde Achtung der Religion und des Eigenthums 
zugeſagt. Aber draußen im Lande begann es ſich zu regen: von den 
Marabuts angefeuert, griffen die freien Beduinen zum Schwerte, und 
die Kabylen der Berge ergoſſen ſi in die Thäler, um den Kampf 
mit den Ungläubigen fortzuſeßen; Oran wie Bona, die ſhon von 
den Franzoſen beſetzt waren, mußten zeitweilig aufgegeben werden. 
Als nach dem Sturze Karl's X. infolge der Julirevolution Ludwig 
Philipp den franzöſiſchen Thron beſtieg, beſchloß die neue Regierung 
die Beibehaltung der afrikaniſchen Eroberung, troß der Einreden 
Englands, und fehte an Bourmont’3 Stelle den Grafen Elauzel 
als Gouverneur von Algier ein. Allein dieſer machte ſi< dur 
Härte, Grauſamkeit und falſche Verwaltungsmaßregeln ſo gründlich 
verhaßt und unbeliebt, daß er bereits 1831 wieder abberufen und 
dur den General Berthezène erſeßt werden mußte. Unter dieſem 
wie unter ſeinem Nachfolger Savary dauerten die Kämpfe fort, feinen 
Augenbli fand das Land Ruhe, die herangezogenen Koloniſten gingen 
daher meiſt kläglich zu Grunde. Nur da, wo die franzöſiſchen Bajo- 
nette aufgepflanzt ſtanden, galt Frankreichs Herrſchaft; im Gebirge 
und auf den ſüdlichen Stre>en, wie im Weſten, in Oran, verharrte 
das frei gebliebene Volk im Widerſtand, von Haß erfüllt gegen ſeine 
Unterdrücker , die wie Vandalen im Lande hauſten. Unter ſolchen 
Umſtänden wurde Algerien allmählig der Sammelplaß alles jchlech- 
ten europäiſchen Geſindels. Gauner, Verbrecher , politiſche Flücht- 
linge aus den verſchiedenſten Ländern fanden fich dort ein und bil: 
deten zuſammen mit dem Abſchaum der franzöſiſchen Armee die 
ſogenannte Fremdenlegion, der bei Todesſtrafe verboten war, 
die Städte zu betreten, die aber auf dem platten Lande Niederträch- 
tigkeiten aller Art verübten und den europäiſchen Namen ſchändeten. 
Neben der Fremdenlegion (Nr. 247) verſuchten die Franzoſen, auch 
die Eingeborenen zum Kriegsdienſt heranzuziehen, und warben Kabylen 
vom Stamme der Zuaua am Dſcherdſcheragebirge an, die nach orien- 
taliſher Weiſe uniformirt, aber von europäiſchen Offizieren befehligt 
wurden und den Namen Zuaven (Nr. 249) erhielten. Bald ge- 
ſellten ſich dieſer dur wilde Tapferkeit ausgezeichneten Truppe viele 
Franzoſen bei. Die Kriegsſchar gelangte zu Anſehen, und aus der 
Elite derſelben bildeten fih vom Jahre 1840 ab die ſogenannten 
„Zuavenregimenter“, während die Eingeborenen, als leichte Jnſan- 
terie einexerzirt, Turkos (Nr. 249) genannt wurden. ©ie vers 
treten bis zur Stunde die Stelle der alten Zuaven und erinnern in 
ihrer Tracht noch mehr als jene an ihren algeriſchen Urſprung. 
Neben dieſen Fußtruppen rekrutirte man ſpäter aus den Beduinen 
eine leichte Reiterei, die, gleichfalls von Franzoſen befehligt, nad 
der alttürkiſchen Reiterei den Namen Spahis erhielt. — Ein Glück 
für die Franzoſen war die Uneinigkeit der Araber, die meiſt nux ver- 
einzelt gegen die verhaßten Eindringlinge operirten und daher gewöhn- 
li< unterlagen, ſtets aber von Neuem das Haupt erhoben und den 
Beſtand der Fremdherrſchaft bedrohten. Nichtsdeſtoweniger wurde 
von Frankreich die Beibehaltung Algeriens ausgeſprochen und ihm 
dur< Dekret vom Jahre 1834 die Benennung „franzöſiſche 
Beſibung in Nordafrika“ beigelegt. Der Kampf wüthete fort, 
ſchien ſich aber durch die Eroberung der Feſte Budſchaja zu Gunſten 
der Franzoſen geſtalten zu wollen. Da erhob ſi<h im Weſten der 
Mann, welcher die Franzoſen über ein Jahrzehnt kaum einmal zu 
Athem kommen ließ, indem er zum erſten Male an der Spibe einer 
größeren Anzahl vereinigter Araberftimme mit impofanter Macht 
dem Feinde entgegentrat. Es war dieſes Abd-el-Kader (\. d.) von 
Maskara, der von den Franzoſen Anfangs als unabhängiger Fürſt 
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