Full text: A (1. Band)

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Alkeſte — Alkindi 314 
  
  
Die Blätter dieſer „ägyptiſchen Weide“ werden zerſtoßen und mit 
Waſſer zu einem Teig angemacht, der auf die hohle Hand, die Finger: 
nägel und manchmal aud auf die Fußſohlen aufgebunden wird. 
2 N Ueber Nacht erfolgt die 
WE orangegelbe Färbung, 
welche zwei bis drei Wo- 
chen anhalten ſoll. Doch 
nicht genug, daß hiermit 
namentlich die Weiber in 
Aegypten und in anderen 
Gegenden des Orients 
ſich verunſtalten, werden 
auh no< die Schweife 
und Mähnen der Pferde 
oft auf dieſe Weiſe ge: 
färbt. 
Alküos, geboren zu 
Mytilene auf der Inſel 
Lesbos3, war der früheſte 
unter den äoliſchen Lyri- 
kern und blühte um 611 
vor Chr. Seiner Geburt 
nad) gehörte er zu den 
Vornehmen der Jnſel; 
al3 die Volk3partei dort 
ans Ruder gelangte, ward 
ex ſammt ſeinem Bruder 
Antimenides vertrieben. Zwar verſuchte er mit gewafſneter Hand 
wieder in ſeine Vaterſtadt zurückzukehren, allein alle Verſuche wur- 
den vom Diktator Pittafos vereitelt. Er wanderte nun von Land 
zu Land als ein Verbannter und ſang ſeine herrlichen Lieder, die den 
Horaz ſhon zu wohlgelungenen Nachahmungen begeiſterten. Am 
meiſten geſhäßt werden ſeine kriegeriſchen Oden, in denen er den 
Muth der Vornehmen aufzuſtacheln verſuht. Die von Pittakos er- 
theilte allgemeine Amneſtie geſtattete ihm ſpäter wieder die Rückkehr 
in ſeine Vaterſtadt. Das Jahr und der Ort ſeines Todes ſind un- 
bekannt. Der alkäifche Bers, (2-0 __ |-vu- v9) ein elfſil- 
biges Metrum, den Klopſto> und Matthiſon in die deutſche Lyrik 
einführten, ſoll von ihm herſtammen. Eine Probe in Folgendem : 
Wohl ziert den Jüngling Fleiß und Beſcheidenheit, 
Den Mann die Vorſicht, Kraft und Beſonnenheit. 
Alkarſin, die dur< tro>ne Deſtillation einer Miſchung von ar- 
ſeniger Säure und eſſigſaurem Kali hergeſtellte waſſerhelle Flüſſig- 
keit von ſtarkem, arſenikartigem Geſhma> und Geruch. Sie war 
früher unter dem Namen „Cadet's rauchende Flüſſigkeit“ bekannt, 
weil ſie, in Berührung mit der atmoſphäriſchen Luft gebracht, ſofort 
zu rauchen beginnt, ſich dabei ſtark erhibt und zulebt entzündet. Man 
verwahrt das Alkarſin dieſer Eigenſchaft wegen unter Waſſer in 
wohlverfchloffenen Gefäßen. Set man e8 unter einer Wafferfhicht 
der Luft in offenen Gefäßen aus, ſo verwandelt es ſih nah und nah 
in das Alkargen,, indem es in glänzenden waſſerhellen Kryſtallen 
ausſcheidet und das Hydrarſin, eine waſſerklare Flüſſigkeit von 
ſehr unangenehmem Geruch, zurüdläßt. Das Allarfin enthält ein 
ſehr ſtark wirkendes Gift, wird aber in neuerer Zeit in der Chemie 
und in der Medizin nicht mehr verwendet. 
Alkathöe, in der griehiſhen Mythologie eine Tochter des Königs 
Minyas von Orchomenos. Da fie fi) mit ihren Schweſtern Leu: 
kippe und Arſippe den Mänadenzügen des Bakchos nicht anſchließen 
wollte, ſo wurde ſie ſammt jenen von dem erzürnten Gotte dem 
Wahnſinn überliefert. Jn ihrer Wuth fielen ſie über Hippaſos, den 
Sohn der Leukippe, her, zerriſſen dieſen und raſten dann weiter, bis 
Hermes ſie in Krähe, Fledermaus und Nachteule verwandelte. 
Alkathöos , in der griechischen Mythologie ein Sohn des Pelops, 
  
Nx, 258, Bweig des Hennaftraudes (Lawsonia 
inermis), 
  
hatte ſeinen Stiefbruder Chryſippos getödtet und entfloh nun nach 
Megara. Auf dieſer Flucht erlegte er einen Löwen auf dem Berge 
Kithäron, welcher den Sohn des Königs Megareus zerriſſen hatte, und 
dieſer gab ihm dafür die Hand feiner Tochter Euähme und das Reich 
Megara. Mit Hülfe Apollon's baute er hierauf die zerſtörte Stadt 
wieder auf, wobei der Gott ſeine Leyer auf einen Stein legte. Noch 
in ſpäten Zeiten gab dieſer Stein, wahrſcheinlih ein Phonolith oder 
Klingftein, einen hellen Klang von fi, wenn man ihn mit einem 
harten Gegenſtande anfchlug. 
Alköfte oder Alkeftis, Tochter des Königs Pelias von Jolkos, 
Gemahlin des Admetos (\. d.). 
Alkibiades, ein um 450 v. Chr. geborener Athenienſer, glei 
ausgezeichnet dur ſeine geiſtigen Eigenſchaften wie dur< ſeine 
Körperſchönheit. Leider wurden dieſe Vorzüge dur<h Uebermuth, 
dur< Anmaßung und Hang zu Ausſchweifungen ſowie durch 
Leichtſinn verdunkelt. Sein Lehrer und ſpäterer Freund, der weiſe 
Sokrates, ſowie auh ſein Verwandter, der Îluge Perikles, wenn 
fie auch feinen Geiſt zu bilden vermochten, 
bemühten fi<h umſonſt, die Leidenſchaſten 
des. Jünglings zu zügeln. Ehrgeizig und 
herrſ<ſüchtig, reizte er durch die hinreißende 
Gewalt ſeiner Beredſamkeit nah dem Frie- 
den des Nikias (421) die Korinther, welche 
ſi von Sparta gekränkt glaubten und ihm 
die Hegemonie im Peloponnes entreißen woll- 
ten, zum Kampfe gegen ihre früheren Ver- 
bündeten. Die für die Spartaner ſiegreiche 
Schlacht bei Mantineia vereitelte jedoch dieſe 
Abſicht. Wenige Jahre darauf ſchi>ten die 
Athener, hauptfächlich auf fein Betreiben, 
eine große, trefflich ausgerüftete Flotte nad) 
Sizilien, um die doriſche Stadt Syrakus ihrer Herrſchaft zu unter: 
werfen; die Leitung des Unternehmens war Alkibiades, Nikias und 
Lamachos übertragen. Die Abweſenheit des A. benußten nun deſſen 
zahlreiche Feinde, um ihn zu verderben, indem ſie ihn der Gottes- 
läſterung und des Hochverraths anklagten. Er wurde zurücigerufen, 
floh aber zu den Spartanern, welche er jeist in dem mit Athen von 
Neuem ausgebrochenen Kriege auf das Wirkfamfte unterftüßte. Jn 
ihrer großen Noth, nachdem auch die Expedition gegen Syrakus 
ein trauriges Ende genommen hatte, widerriefen die Athener ihre 
früheren Beſchlüſſe gegen A. und bereiteten ihm, als er nach ein- 
ander drei große Stege Über die Spartaner erfochten und viele Städte 
in Kleinaſien erobert hatte, einen glänzenden Empfang in ſeiner 
Vaterſtadt. Nur kurze Zeit währte dieſes Glück. Eine ohne ſeine 
Schuld verlorene Schlacht bei Epheſus brachte ihn aufs Neue um 
den Oberbefehl. Er begab ſi< nah Thrakien, auch fernerhin ohne 
Erfolg bemüht, die unglücklichen Geſchi>ke ſeines geliebten Vater- 
landes abzuwenden. Aus Athen verbannt, von dem Haß der Spar- 
taner verfolgt, gelang es dieſen, ihn bei den Perſern, deren BundeZ- 
genoſſenſchaft er nah dem verhängnißvollen Ausgange des Pelopon- 
neſiſchen Krieges für Athen gewinnen wollte, zu verdächtigen. Sein 
Haus wurde umſtellt, angezündet und er ſelbſt, als er entfliehen 
wollte, durch den Pfeil eines Perferd getödtet. So ſtarb A., kaum 
46 Jahre alt, im Jahre 404 v. Chr., als heimatloſer Flüchtling. 
Alkidümas, griechiſcher Lehrer der Beredſamkeit und Sophiſt, 
aus Elea in Kleinaſien, lebte um 420 zu Athen, war demnach ein Zeitz 
genoſſe des Jſokrates. Von ſeinen Reden ſind nur zwei ( „Odyſſeus“ 
und „De sophistis“) auf uns gekommen, die in der von Bekker herz 
ausgegebenen Sammlung griechifcher Neben enthalten find. 
Alkindi (Abu - Juſuf ibn - Ishad), auch Al-Kendi, Alchendi und 
Alchindus, berühmter arabiſcher Arzt, Aſtronom und Philoſoph aus 
Baſra, vorzugsweiſe „der Philoſoph“ genannt, verfaßte zahlreiche 
mediziniſche, aſtronomiſche, aſtrologiſche und philoſophiſche Schriften, 
von denen mehrere im 15. und 16. Jahrhundert ins Lateiniſche über: 
ſet worden ſind. Er ſtarb gegen das Ende des 9. Jahrhunderts. 
  
Nr. 259. Alkibiades. 
 
	        
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