Full text: A (1. Band)

   
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Allendorf — Allerheiligſtes 326 
  
  
allegro, allegretto, allegrissimo, Bezeihnungen der 
Bewegungsgeſchwindigkeit beim Vortrage muſikaliſher Kompoſi- 
tionen. Allegro, auc abgekürzt all°, bedingt einen entſchloſſenen, 
raſh fortſchreitenden , lebhaften Vortrag und wird no< beſtimmter 
bezeichnet Durch die Zufatiworte assai, molto oder di molto, mo- 
derato, maestoso und noch andere. Allegretto bezeichnet die Be- 
wegung, mit welcher heitere und muntere Kompoſitionen vorgetragen 
werden ſollen, und ſteht dieſelbe eben ſo entfernt vom allegro wie 
von adagio oder larghetto. Allegrissimo dagegen bildet den Uehber- 
gang von allegro zum presto und ſteht dem leßteren ziemlich gleich. 
Alleinhandel, |. „Monopol“. 
Alleinherxſhaft, \. „Monarchie“. 
Alleinſeligmachende Kirche, |. „Katholiſche Kirche“. 
  
Nr. 265. Allemande à trois. Zwei Touren aus dem „deutſchen Gruppentanz““. 
Allemande, ein beliebter, aus Süddeutſchland unter Ludwig XIV. 
nach Frankreich gekommener, no< in den erſten Jahrzehnten des 
19. Jahrhunderts ſehr gebräuchlicher Tanz, vergl. Nx. 265. Er 
wird meiſtens in Zweivierteltakt, zuweilen au< in Dreivierteltakt, 
von zwei oder drei Perſonen, gewöhnlich einem Herrn und zwei Da- 
men, getanzt, denen ebenfalls ein Tänzer und zwei Tänzerinnen 
gegenüber ſtehen. Da Grazie und Geſchicklichkeit zur guten Aus- 
führung der Allemande erforderlich ſind, ſo iſt ſie als geſelliger Tanz 
längſt aus der Mode gekommen und gegenwärtig durch ztemlich un- 
graziöfe, aber leiht ausführbare Tänze verdrängt worden; nur in 
Schwaben und Südweſtdeutſhland kommt zuweilen noc eine A. zur 
Ausführung, die jedoch von der früher in Frankreich getanzten ſehr 
verſchieden iſt. — Außerdem bezeichnete man mit dieſem Worte früher 
eine jet niht mehr gewöhnliche Form muſikaliſcher Kompoſitionen, 
von denen die im Zweivierteltakt einen heiteren, tanzähnlichen, Die 
im Viervierteltakt einen mehr ernſten und ruhigen Charakter zeigen. 
Allen (ſpr. älln), eine weit ausgedehnte ſumpfige Stre>e in der 
iriſchen Grafſchaft Kildare, die bisher nur theilweiſe entwäſſert und 
für den Anbau fähig gemacht werden konnte. 
Allen (ſpr. älln), Joſef William, geboren 1803 zu Lambeth, 
geſtorben am 26. Auguſt 1852 zu London, engliſcher Landſchaſts- 
maler, der in ſeinem Fache, den idylliſhen Bildern, zu den hervor- 
ragendſten engliſchen Künſtlern gehörte. 
Allen, Ethan, einer der Stifter des Staates Vermont und eifriger 
Beförderer des Unionswerkes , wurde zu Salisbury in Connecticut 
geboren. Als Anführer der Green Mountain Boys, wurde er ſammt 
ſeinen politiſchen Freunden für vogelfrei erklärt und ein Preis auf 
ſeinen Kopf geſeßt. Dieſer Gefahr entging er glücklich, da Niemand 
dieſen Preis verdienen wollte. Später wurde er bei einem Hand- 
jweiche gegen Montreal von den Engländern gefangen und zum 
Galgen verurtheilt, dann aber 1778 gegen Colonel Campbell aus- 
gewechſelt. Ex ſtarb als Generalmajor 1789. Außer mehreren 
anderen Schriften hat ex eine Geſchichte ſeiner Gefangenſchaft und 
eine heftige Broſchüre gegen die geoffenbarte Religion verfaßt. 
  
  
Allendorf, Joh. Ludw. Konr., Verfaſſer mehrerer Kirchenlieder 
und Herausgeber der fogenannten Köthen’schen Lieder, geb. 1693 
zu Sosbad bei Marburg, widmete fi) dem geiſtlichen Stande, 
wurde erſt Hofprediger in Köthen, dann Konſiſtorialrath in Wer- 
nigerode und ſtarb 1759 al3 Paſtor und Scholar zu Halle. 
Allendorf, der Name zahlreicher Städte, Fle>en und Dörfer 
in Deutſchland; darunter Allendorf, Stadt mit 3100 Einwohnern 
an der Werra im ehemals kurheſſiſhen Theile Preußens. Jn der 
Vorſtadt Soden befindet ſi<h ein uraltes, {hon 973 unter dem 
Namen Tutinſoda erwähntes Salzwerk. 
Allenſtein, polniſh Olztyn, Kreis im Regierungsbezirk Königs- 
berg der preußiſchen Provinz Preußen, mit gleihnamiger Kreisſtadt 
an der Alle, einem Nebenflüßchen des Pregel, zählt 4900 Einwohner. 
Zwiſchen den Franzoſen unter Soult und den Ruſſen fand hier am 
3. Februar 1806 ein Gefecht ſtatt, in dem die Lebteren unterlagen. 
Allenthëſis , das Krankheit verurſachende Daſein fremdartiger 
Subſtanzen im Körper. 
Aller, ein Nebenfluß der Weſer, entſpringt bei Seehauſen in der 
Provinz Sachſen in 150 Meter Meereshöhe, durchzieht in nordweſt- 
lichem Laufe einen Theil Braunſchweigs, dann die Provinz Hannover, 
und mündet bei Verden in die Weſer. An ihr liegen die Städte 
Gifhorn und Celle. Zuflüſſe der Aller von Norden ſind die Abzugs3- 
fanäle der Sumpfniederung Drömling und die kleinen Flüßchen der 
Lüneburger Heide; von Süden die Harzgemäfjer Oder und Fuſe 
ſowie die auf dem Eichsfelde entipringende Leine. 
Allerhriſtlihſte Majeſtät; dieſen Titel führten die Könige von 
Frankreich- der älteren bourboniſchen Linie ſeit 1469, in welchem 
Jahre er Ludwig XI. für fi und ſeine Nachkommen von Papſt 
Paul IT. verliehen wurde. Kaiſer Napoleon hat ihn nicht geführt 
und auch die 1830 zur Regierung gelangte jüngere Linie der Bour: 
bons, die Orleans, haben ſich deſſen niht bedient. 
Allergetreueſtex Sohn dex Kirche. Der König von Portugal 
Johann V. empfing 1748 vom Papſt Benedikt XIV. dieſen Titel 
für fi und feine Nachfolger wegen ſeiner Anhänglichkeit an den 
päpſtlichen Stuhl. 
Allerheiligeninſelu oder Todos Santos, eine Gruppe von drei 
feinen Eilanden, ſo benannt von Columbus, der ſie am 2. No- 
vember 1495 entde>te, liegen im Süden der weſtindiſhen Jnſel 
Guadeloupe und gehören den Franzoſen. — Allerheiligenbai, Bahia 
de todos los Santos, fchöne und geräumige Bucht des Atlantiſchen 
Ozeans in der braſilianiſchen Provinz Bahia, bildet einen der präch- 
tigſten Häfen der Welt. Innerhalb derjelben liegen verſchiedene 
Inſeln, darunter das fruchtbare Eiland Jtaparica; im Hintergrunde 
der Bai die Stadt San Salvador oder Bahia (f. 2.). 
Allerheiligen und Allerſeelen, die beiden erſten Tage des 
Monats November, ſind der Erinnerung an die Todten gewidmet, 
Das erſtere, urſprünglich das Gedächtnißfeſt der Einweihung einer 
731 von Papſt Gregor Il. zu Ehren des Erlöſers, der Apoſtel und 
aller Heiligen im Vatikan errichteten Kapelle, ward 835 von Papſt 
Gregor IV. für die geſammte Chriſtenheit vorgeſchrieben, Das 
zweite wurde 998 vom heiligen Odilo, dem Abte von Cluny, in den 
Klöſtern des Benediktinerordens eingeführt und verbreitete ſich all: 
mählig über die ganze Kirche. Noch jeßt gilt Allerſeelen bei den 
Katholiken für einen hohen Feiertag, an dem beſondere Sitten und 
Gebräuche beobachtet werden. Jn Süddeutſchland bä>t man 
„Seelenbrotchen“'; in Böhmen läßt man Meſſen für die Verſtor- 
benen leſen und bekränzt die Gräber; in Tirol zündet man Wachs- 
ferzen auf den Gräbern an; eben ſo in Steiermark, Kärnthen und 
Krain. Das Bekränzen der Gräber an dieſem Tage hat ſich auch 
in einigen proteſtantiſchen Gegenden erhalten. (Vergl. Nx. 266.) 
Allerheiligſtes, die innere Abtheilung der Stiftshütte und des 
Tempels der Juden, die nur von dem Hohenprieſter, und von dieſem 
au< nur an dem großen Verſöhnungstage betreten wurde. — Auch 
in den Tempeln noh verſchiedener anderer Völker gab es geheize 
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