Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
327 Alferheim — Allianz 
innere Abtheilungen, welche diefen Namen führten und nur von 
Prieſtern betreten werden durften. Sp heute noch in Abeſſinien. — 
In der katholiſchen Kirche bedeutet A. die geweihte, in der Monſtranz 
befindliche Hoſtie. Vergl. „Stiftshütte“. 
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Nr. 266. Bekränzen der Gräber am Allerſeelentage bei den Wenden (Lauſiß). 
Allerheim, am Ries gelegenes bayeriſches Dorf, bei welchem 
am 3. Auguſt 1645 zwiſchen den Franzoſen unter Enghien und 
der kaiſerlichen Armee unter Mercy eine blutige Schlacht geſchlagen 
wurde, in der Mercy das Leben verlor. 
Allermannsharniſh, die ſhuppige, langgeſtre>te Wurzel einer 
Lauchart (Allium Victorialis), berühmt als Zaubermittel, welches 
hieb- und ſ{hußfeſ machen follte, wern man fie bet fi) trug. Offen: 
bar hergeleitet von der jhuppigen Oberfläche, die man als einen 
Fingerzeig der Natur (signum naturae) betrachtete. Wächſt auf 
den Alpen, jo daß herumziehende Tiroler die Wurzel als Alrann: 
wurzel feilboten. 
Allerfeelentag, |. „Allerheiligentag““. 
Allevard (ip. Alwahr), Stadt im franzöfifchen Departement 
Jſère, Diſtrikt Grenoble, mit 3200 Einwohnern. Geburtsort des 
Ritters Bayard. 
allez (ſpr. alleh), franzöſiſhe Aufforderung zu gehen: Fort! 
marſh! Allez-vous-en: Entfernt euch von hier! 
Allgemeines Stimmrecht, |. „Stimmredt”, „Wahlrecht“. 
Allin, jest Aa, Nebenflüßchen des Tiber, bekannt durd) den Sieg 
der Gallier unter Brennus über die Römer am 18. Juli 387 vor 
Ehr., worauf die Einnahme Roms erfolgte. Daher bezeichnete man 
mit Alliensis dies überhaupt einen Unglüdstag. 
Allinge (pr. — aid), auch Legirung, bezeichnet den Zuſaß eines 
geringeren Metalles zum Gold oder Silber bei Verarbeitung beider 
zu Münzen oder anderen Zwe>en. (S. „Alligation“.) 
Alliance (ſpr. 4—ngs), ein mit vollſtändiger franzöſiſcher Karte, 
d. h. 52 Blatt, geſpieltes, von vier, fünf, auh ſehs Perſonen aus- 
geführtes Spiel, bei welchem es hauptſächlich darauf ankommt, die 
meiſten Stiche zu machen und in dieſen ſo viel Figuren der Atout- 
farbe als möglich zufammen zu bringen. 
Allianz (Alliance), ein zwiſchen zwei oder mehreren Staaten 
oder deren Fürſten abgeſchloſſenes Bündniß, in welchem ſich dieſelben 
  
zu gegenſeitigem Beiſtande wider einen gemeinſamen Feind oder 
auh zur Durchführung gewiſſer Maßregeln oder zur Errichtung 
gemeinſamer Zwe>ke verpflichten. Sie kann demnach eine allg e- 
meine, nux für den möglichen Fall einer eintretenden Nothwendig- 
keit oder eines eintretenden Bedürfniſſes abgeſchloſſene A., oder 
auh eine beſondere, gegen ein Ereigniß, deſſen Eintreten als 
gewiß vorausgeſeßt wird, ſowie auh gegen einen gemeinſamen 
Feind gerichtete A. ſein. Ferner kann ſie eine offenſive oder 
defenſive, zum Angriff oder zur Vertheidigung geſchloſſene ſein, 
kann in einer ſogenannten Kriegs gemeinſchaft beſtehen oder auch 
eine einfache ſein. Die erſtere enthält gewöhnlich die Bedingung 
der Gemeinjchaftlichkeit in Bezug auf Führung, Schäden und Bor: 
theile, Nachtheile und Gewinne des Krieges, jowie auch die Ber: 
pflichtung, den Kampf nöthigenfalls mit größter Anſtrengung und 
mit Aufbietung aller Kräfte zu führen; bei der lebteren dagegen, 
der einfachen A., führt nur eine der verbündeten Mächte ihre 
Streitkräfte in den Kampf, während die andere blos die Verpflich- 
tung übernimmt, im Nothfall dur< Stellung von Hülfstruppen die 
friegführende Macht zu unterftüßen, ohne dadurd jemalig ein Az 
recht auf die eventuellen Errungenſchaften des Krieges zu erlangen, 
außer den dem Hülfeleiſtenden für ſeinen Beiſtand zugeſicherten 
Subſidien. — Anderer Natur ſind die ſogenannten Sub ſidien- 
traftate, welche als eine beſondere Art von Allianz gelten. Jn 
dieſen verpflichtet ſi< eine Macht, einer andern entweder gegen eine 
feſtgeſetzte Geldſumme eine beſtimmte Anzahl von Truppen zu einem 
Kriege zu überlaſſen, ohne dabei ſelbſt irgendwie thätigen Antheil 
an diefem zu nehmen; oder beide Mächte führen den Krieg im ges 
meinſamen Intereſſe, wobei die eine Macht die andere durd) Sub: 
ſidien an Geld, Waffen, Munition, Fourage, Proviant u. dergl., 
ſeltener mit Truppen unterftüßt. Je nach der Zahl der ein ſolches 
Bündniß ſchließenden Mächte wird die A. eine Tripel- oder 
Quadrupel- Allianz genannt. 
Allianzen, die als „heilige“ bezeichnet werden, finden ſi<h 
in der Gejchichte mehrere. Am bemerfenswertheiten iſt die Hei- 
lige Allianz, welche von dem Kaiſer von Rußland, Aleranz 
der I., dem Kaiſer von Oeſterreich, Franz II. , und dem König von 
Preußen, Friedri<h Wilhelm IIL., nad ihrem Einzuge in Paris 
am 26. September 1815 geſchloſſen ward. Jn der darüber aus- 
geſtellten Urkunde, ſo weit fie veröffentlicht worden ijt (denn e3 
wird auch an geheimen Artikeln nicht gefehlt haben), erklären die 
drei verbündeten Herrſcher, daß ſie nah der Forderung der Heiligen 
Schrift dur die Bande einer unzertrennlichen, wahren Brüder- 
ſchaft vereinigt bleiben, in jedem Falle ſi< Beiſtand leiſten und, 
wie Familienväter, ihre Unterthanen und Heere in demſelben brü- 
derlichen Geiſte leiten wollen. Juſofern laſſe fih das Heil der Zur 
funft nur auf die erhabenen Wahrheiten der Religion Jeſu grün- 
den, es dürften daher in der Verwaltung der Staaten, ſowie in 
den wechſelſeitigen politiſchen Verhältniſſen, nur dieſelben Grundſätze 
der chriſtlichen Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit Anwen- 
dung finden. Ju der Zeit des Abſchluſſes dieſer Allianz war es den 
Fürſten, die ſoeben erſt den glänzendſten Beweiſen der Aufopferung 
und Ergebenheit der Völker die Befeſtigung ihrer „erſchütterten 
Throne verdankten, gewiß Ernſt mit dieſen Gelöbniſſen, und infolge 
ihrer Aufforderung \{loſſen ſi<h au< 1816 der König der Nieder- 
lande, von Dänemark, Schweden, Bayern, Sardinien, Sizilien, 
Württemberg, Sachſen und no andere Fürſten der Heiligen Allianz 
an. Sie hat au unbeſtreitbar das Verdienſt, einen langjährigen 
Frieden erhalten zu haben; nachdem aber dieſelben ſich für Deutſch 
land in dem Bundestage ein Éxekutivorgan geſchaffen hatten, welches 
unter Metternich”3 DBorfib und Leitung nur die Forderungen des 
Abſolutismus vertrat und die Wünſche und Bitten dex Völker un- 
erfüllt ließ, da traten auh die urſprünglichen Prinzipien, auf welche 
die Allianz gegründet war, in den Hintergrund, und die Gelöbniſſe. 
dex Fürſten geriethen leider in Vergeſſenheit. 
  
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