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345 Almquiſt — Aloë
von denen drei Viertheile zum Unterhalt der Prieſter und ein Viertheil
zur Vertheilung der Bedürftigen oder, wenn ſolche niht vorhanden
waren, zum Kirchenbau verwendet wurden. Dieſe geſammelten
Gaben bezeichnete man nun mit dem obigen Ausdrude; eben ſo
nannte man auch die Beiträge, zu denen die Wohlhabenderen zur
Unterſtüßung der Bedürftigen ſhon in alten Zeiten bei den Juden
verpflichtet waren. Jn der Neuzeit ſind, beſonders in größeren
Städten, Almoſenkaſſen geſtiftet worden, aus denen die Bedürftigen
dur die ſogenannten Almoſenpfleger, Armenpfleger, gewöhnlich
wohlhabende Bürger , die eine genaue Perſonenkenntniß hinſichtlich
ihres Stadtviertels beſißen, Unterſtüßungen empfangen. Man möchte
dadurch das nicht allein Tätige, jondern auch zu manchem Verbrechen
Veranlaſſung gebende Eindringen der Almoſenfordernden in die
Häuſer verhüten. — Früher waren gewöhnlich die Beichtväter
fatholfifcher Fürjten zugleich ihre Almoſenpfleger oder Almoſenau3-
theiler. Sie heißen Almoſeniere, und noch jeßt iſt in mehreren
fathofiihen Staaten ein Geiftlicher höheren Standes mit diefer
Funktion betraut. In Srankreih war der Groß-Almojenier,
zu welchem Amte gewöhnlich nur ein Kardinal gelangte, die höchſte
geiftliche Würde, mit der zugleich die Stelle des Commandeurs des
Heiligengeiftordens ſowie eines Obervorſtehers des Hoſpitals der
Blinden verbunden war. Er ſaß beim Gottesdienſte dem Könige
zur Rechten und verrichtete an der königlichen Tafel das Gebet. Jm
Sturm der erſten franzöſiſchen "Revolution hatte dieſe Würde ihre
frühere Bedeutung verloren. Jn England führt ebenfalls ein hoher
Geiſtlicher die Aufſicht über den aus den Straf- und Bußgeldern
gebildeten Fonds, aus welchem die Almoſen vertheilt werden.
Almquiſt, Karl Jonas Ludwig, ſ{hwediſcher Schriftſteller, ge-
boren am 28. November 1793 zu Stockholm, führte längere Zeit
ein unſtetes, abenteuerliches Leben in den Wäldern Wermlands.
Endlich des Umherſtreifens im Lande müde, ging er nah Sto>holm,
wo er nachträglich im Jahre 1842 zum theologiſhen Examen ſich
meldete. Seine Zerfahrenheit und Unfügſamkeit hatte hierdurch ihre
Endſchaft keineswegs erreiht. Jm Gegentheil floh er im Jahre 1851
aus ſeinem Vaterlande, begab fih na< Nordamerika und lebte
na ſeiner Rückkehr von dort in Bremen unter dem angenommenen
Namen Profeſſor Weſtermeyer. Hier ſtarb er am 26. Oktober 1866.
A. war als Schriftſteller ungemein fruchtbar und vielſeitig, Er
ſhrieb geographiſche, arithmetiſche und hiſtoriſche Lehrbücher, daneben
Lexika und vor Allem Romane, von denen mehrere ins Deutſche über-
ſekt wurden. Als humoriſtiſcher Schriftſteller that er fich hervor dur<
ſein „Ormus und Ahriman“.
Almuda, Bezeichnung für verſchiedene Maßeinheiten. 1, Jn
Mexiko und Centralamerika ein Feldmaß von 0,45 Are. Daſelbſt
ein Getreidemaß = 4,6 Liter. 2. Portugieſiſches Flüſſigkeitsmaß
von verſchiedenem Gehalt. Ju Liſſabon für Wein und Brannt-
wein = 16,74 Liter. Jn Rio de Janeiro = 31,97 Liter.
Almuenin, eigentli<h Al-Mumenin, ein Beiname, den ſi die
Nachfolger Muhamed's beilegten, bedeutet im Arabiſchen „Beherrſcher
der Rechtgläubigen“.
Alnwik odex Alnewi>, Hauptſtadt der Grafſchaft Northumber-
land in England mit 5800 Einwohnern, an der großen von England
nah Edinburg führenden Eiſenbahnlinie und am re<ten Ufer der
Alne nahe an deren Mündung in die Nordſee, liegt in einer öden
Heidegegend. A. iſt freundlich gebaut, beſißt ein prachtvolles Rath-
haus und mehrere gothiſche Kirchen. Vor Allem iſt aber das alte
Schloß, der Stammſiß der Familie Percy (Herzöge von Northumber-
land), zu erwähnen, das im gothiſchen Style reſtaurirt iſt und für
eins der \{önſten Schlöſſer Englands überhaupt gilt. Jn den Zeiten
der Grenzkriege gegen Schottland eine der ſtärkſten Feſten , hatte es
vielfache Belagerungen zu beſtehen, ſo 1093, 1174 und 1328.
Aloë, eine Gattung der Aloinen aus der großen Familie der
Uliaceen , die eben ſo viele niedrige wie baumartige Formen in ſich
vereinigt. Die zahlreichen Arten beſchränken ſi, mit nur wenigen
Aloëholz — Aloger 346
Ausnahmen, durchaus auf Afrika, beſonders auf das Kaplandz die
übrigen gehören Arabien an; nux eine Art (A. vulgaris) ſcheint in
Weſtindien vorzukommen und wird au< auf Malta, Sizilien, in
Griechenland wie in den Nachbarländern kultivirt. Am bekannteſten
iſt die Aloë der Jnſel Soccotora an der Nordküſte Afrika'3 geworden;
ſie liefert als A. soccotrina einen Saft unter gleichem Namen, der,
ERS
wie alle eingedickten Aloëſäfte, ein heftiges Abführmittel iſt.
Nr. 272. Die Form der baumartigen Aloe (A. soccotrina).
Aloëholz, au< Paradiesholz, Agallocheholz oder Calombak; mit
Holzſubſtanz vermengte Harzklumpen, die im Orient, beſonders
aber bei den Chineſen, an Stelle des Weihrauchs hoh geſhäßt und
theuer bezahlt werden. Daher die verſchiedenſten Namen: im
Sanskrit aguru, im Bengalifhen und Hindu aggur und agor, im
Perſiſchen ondhindi, im Chineſiſchen chin-hiam. Den Mutterbaum
(Aloöxylon Agallochum Lour.) fand Lourreiro auf den höchſten
Bergen Cochinchina's und ſchildert ihn als einen ſtattlichen Baum
(der Cäſalpiniaceen) mit ſehr hohen, geraden Aeſten und einer Faſer:
rinde, auf welche die Cochinchineſen ſchreiben. Als belebendes Arznei-
mittel ſteht das Aloëholz in großem Anſehen, ſo daß man in Japan
das Pfund mit 210 Dukaten bezahlen ſoll.
Aloger (Unvernünftige), auch Alogiaver, wurden die Anhänger
einer im zweiten Jahrhundert von Theodatus von Byzanz geſtiſte-
ten chriſtlichen Sekte genannt, welche den Logos, d. h. die Lehre
vom ewigen perſönlichen Worte Gottes und deſſen Offenbarung durch
Chriſtus, nicht anerkannten, demnächſt auch das Evangelium und die
Offenbarung des Johannes verwarfen, deren Echtheit leugneten
und fie dem Korinthus zuſchrieben. Auch traten fie gegen die Un:
fichten von einem bevorſtehenden tauſendjährigen Reiche auf. Sie
wurden, da ſie Melchiſedek für erhabener hielten als Chriſtus , zu-
weilen auh Melchiſedekaner, nah ihrem: Stifter Theodo-
tianer und nach einem ihrer rüſtigſten Vorkämpfer, dem Biſchof
Beryllus in Arabien, Beryllianer genannt und verloren fid
ſpäter in anderen Sekten, beſonders ‘in der der Artemoniten. Die
in verſchiedenen Ländern Europa's im 17. Jahrhundert verbreitete,
— dur< Lilius Socinus geſtiftete — Sekte der die Göttlichkeit
Chriſti niht anerkennenden Socinianer wurden vielfach auh
Aloger genannt.