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bededen große Streden, laſſen aber dem Thier- und Pflanzenleben
noch bedeutenden Spielraum übrig. Die Schneeregion der Hoch-
alpen reiht von 2200 Meter bis zu den höchſten Gipfeln und um-
faßt dieſe nebſt ihren nächſten Kämmen, Armen und Trümmerthälern.
Sie zerfällt wiederum in zwei Unterregionen; die niedrigere, von
2200 bis höchſtens 3000 Meter reichend, kennt no< einen Sommer
während der Auguſttage. Sie iſt das eigentliche Revier der Glet-
[her (]. d.), die einſt einen weit größeren Verbreitungsbezirk hatten
und, wie geologiſche Forſchungen dargethan haben, bis in das Thal
des Po reichten. Von der unteren Grenze dieſer Region donnern
die Lawinen (\. d.), Millionen Centner Schnee mit fic führend,
Verheerung verbreitend, in das Thal hinab. In der höheren Schnee:
region, die von 3000Meter bis zu den äußerſten Gipfeln reicht, ver-
liert die Sonne ihre Gewalt über den Schnee, der hier nicht in
Sloden, jondern ſtaubartig oder feinkörnig niederfällt und durch die
Wärme de3 Tages und den darauf folgenden nächtlichen Froft all-
mählig zu einer feſt zuſammengeba>enen Maſſe mit eisartigem Binde-
mittel, dem Firn, umgeſtaltet wird. Er iſt es, der dort oben in
jener ſtarren Welt herrſcht, die nur noch von wenigen Pflanzen und
niederen Thieren belebt wird. Wenn aber die Sonne, kurz vor
ihrem Untergang, ihre Strahlen auf dieſen Firn und die tiefer ge-
lagerten Schneefelder fallen läßt, dann glänzen ſie, an Farbenpracht
alles hier in Betracht Kommende übertreffend, in jenem goldigen
Roth, das man mit Alpenglühen bezeichnet. Dieſe prachtvolle
Erſcheinung hängt damit zuſammen, daß die Strahlen der Sonne
die mit Waſſerdampf durchdrungene Luft durchlaufen und hierdurch
jenes Phänomen hervorbringen. — Weit weniger einfa erſcheint
die Eintheilung der Alpen nah Gruppen, über deren Aus-
dehnung und Zuſammenhang verſchiedene Anſichten herrſchen.
I. Als Weſtalpen faßt man den 40 Meilen langen Zug zuſam-
men, der zwiſchen Frankreih und Italien vom Mittelmeere bis zum
Montblanc in der Richtung von Süden nah Norden hinzieht, all-
mählig an Höhe gewinnend. Zu thnen gehören
1. die Seealpen, beginnend am Col di Tenda (1400 Meter),
wo ſie mit den Apenninen zuſammenſtoßen. Jhr höchſter Berg
iſt die Cima dei Gelas (3180 Meter). 2, Die Cottiſchen Al-
pen, von der Quelle des Po bis zu jener der Dora Riparia, ſich
vom Monte Viſo bis zum Mont Cenis ausdehnend und Piemont
von dex Dauphiné ſcheidend. Das gewaltigſte, dieſe Alpen beherr-
ſchende Schneehaupt iſt der Monte Viſo (3840 Meter), über den
ein Saumpfad führt, welcher theilweiſe ſhon im 15. Jahrhundert
durch den Felſen gehauen wurde. Das iſt dex berühmte Trou
de la Traverſette. Beſtiegen wurde der Monte Viſo zuerſt 1861
von dem Engländer Matthews. Berühmter aber noch iſt der Mont
Geni3 (f.d.) und in neuerer Zeit vielgenannt infolge des Tunnels,
der durd) fein Inneres gebrochen wird, ſowie wegen der über den
3575 Meter hohen Berg führenden Eiſenbahn. 3. Die Alpen von
Oiſans, ſind im Weſten den Cottiſchen Alpen vorgelagert und
gipfeln in der Pointe des Ecrins (4103 Meter). 4. Die Graji-
ihen oder Grauen Alpen mit dem Mont Jſéran (4045 Meter)
an den Quellen der Jſère und dem Kleinen St. Bernhard, bekannt
durch den Alpenübergang aus Savoyen in das Thal von Aoſta, der
den älteſten Weg zwiſchen Jtalien und Gallien bildete. 5. Die
Savoyiſchen Alpen, getrennt durch eine große Mulde von den
vorigen. Sie reichen bis an den Genferſee und umfaſſen zugleich
die ifolirte, für fich beſtehende Gruppe des Montblanc (\. d.,
und Taf. VI, 3), des Königs der Alpen, der, von Gletſchern um-
lagert, ſeine eisgekrönte Spiße bis zu 4810 Meter erhebt. Hier
endigt der Zug der Weſtalpen und es beginnen
TT. die Centralalpen, die ſih 50 Meilen lang und 20 bis 40 Mei-
len breit bis zum Dreiherrenſpiß in Tirol erſtre>en. Jhre Glie-
derung iſt keineswegs jo einfach wie jene der Weſtalpen, da nament-
lich in ihrem öſtlichen Verlaufe viele Parallelketten und Gruppen
bemerkbar werden.
Zu ihnen gehören die Schweizer und Tiroler Alpen ſammt deren
Ausläufern nach Italien und Bayern hin. Diefe Ketten oder Gruppen
ſind: 6. Die Walliſer oder Benninifhen Alpen, vom Mont:
blanc bis zum Simplon reichend und zu einer durchjchnittlichen
Kammhöhe von 3250 Meter, der höchſten der Alpen überhaupt,
emporſteigend. Zu dieſer Kette zählen viele der berühmteſten Berge
und Päffe, fo der Große St. Bernhard (f. d.) mit dem 2472
Meter hoch gelegenen Bernhardiner Hoſpiz, dem höchſten Wohnort
der Alpen. Dieſes Hoſpiz (Taf. VII, Nr. 2), welches ſhon im Jahre
962 gegründet wurde, iſt ein drei Stockwerk hohes Gebäude, das
von zwölf Auguſtiner Chorherren und einer Anzahl dienender Brü-
der, den Marroniers, bewohnt wird. Dieſen liegt es ob, bei jhled)-
tem Wetter nach beiden Thalfeiten mit den berühmten Bernhards:
hunden vorzudringen und etwaige Verunglückte zu retten. Das
Hoſpiz enthält 80 Betten, und ein jeder Neifende wird hier unent:
geltlih dur<h Speiſe und Trank erqui>t und beherbergt. Zwiſchen
16/000 und 20,000 Fremde werden jährlich hier verpflegt, für welche
gegen 80,000 Franken ausgegeben werden. Außer dem Großen St.
Bernhard ſind in den Walliſer Alpen zu erwähnen das Matterhorn
(Taf. VIL, Nr. 5), die Gruppe des Monte Roſa ([\. d.] Nr. 295),
die, wiewol etwas niedriger (4638 Meter), dennoch großartiger als
ſelbſt der Montblanc erſcheint und am weſtlichen Ende plöblich auf
2020 Meter zur Einſenkung des Simplon (ſ. d.) mit der Ga-
lerie von Gondo (Taf. VIL, Nr. 3) herabſinkt und dergeſtalt den Bau
der von Napoleon I. hergeftellten herrlichen Simplonftraße ermög:
lichte. 7. Die Berner Alpen (Taf. VI, Wir. 2), 14 Meilen lang,
im Süden begrenzt dur das Rhonethal, durch die Gemmi in zwei
Theile geſchieden, weit berühmt durch die Erhabenheit ihres land:
ſchaftlichen Charakters, durch den gewaltigſten Alpengletſcher, den
fünf Stunden langen Aletſ<hgletſ<er und die mit einer großen
Anzahl riefenhafter Spiben gefrönte Gruppe des Sinfterarhorns
(\. d.), den höchſten Berg dieſer Kette (4274 Meter), in der nad
das Wetterhorn, die Schredhörner, die 4182 Meter hohe Jungfrau
(Nr. 282, |. d.), das Faulhorn und der Örimjelpaß (j.d.) liegen.
8. Die Lepontifhen Alpen, an die Penninifchen Alpen an
ichliegend und vom Simplon bis zum Splügen reichend, mit vielen,
aus der Schweiz nah Jtalien führenden Päſſen. In ihnen Liegt der
St. Gotthard (f. d.) mit ſeiner berühmten Verkehrsſtraße, die
durch das Urnex Loch (Taf. VIT, Nx. 4) über die Alpen führt, der
Lukmanierpaß, der niedrigſte aller Alpenübergänge der Schweiz
(1932 Meter); weiter öſtli<h die Adulagruppe, die als ein
Alpenſto> für ſich aufgefaßt werden kann und eine Stre>e von 24
[Meilen einnimmt. Jn dieſem wilden, von Gletſchern bede>ten
Gebirgsfknoten iſt das Rheinwaldhorn mit 3400 Metern der höchſte
Gipfel. Mit dem Splügenpaß (\. d.) und ſeiner vortrefflichen,
über eine Höhe von 1138 Meter führenden Straße finden dieſe Al-
pen ihren Abſchluß, 9. Die Teſſiner Alpen, zwiſchen dem Sk.
Gotthard und dem Lago Maggiore im Schweizerkanton Teſſin,
gipfeln im Monte Baſadino (3280 Meter). 10. Die Vierwald-
ſtätter Alpen, zwiſchen dem Vierwaldſtätterſee (Nr. 294) im
Norden und dem St. Gotthard im Süden, ſchließen na<h Weſten zu
ſich den Berner Alpen an. Jun ihnen liegt das Suſtenhorn (3510
Meter), der Titlis (3250 Meter) und der 2192 Meter hohe Pila-
tus, von dem der Volksſage nach der Richter Chriſti, Pontius Pi-
latus, fi in den Vierwaldſtätterſee geſtürzt haben ſoll. 11. Die
Glarner Alpen, als deren Voralpen die Schwyzer Alpen
gelten, zwiſchen dem Vierwaldſtätter-, dem Züricher-, Wallenſee und
dem oberen Rhein, deren höchſte Erhebung der Tödi (3623 Meter)
iſt; nördlich von ihm liegt der hohe Berggrat der Klariden (3299
Meter) mit mächtigen Gletſchern, no< weiter nördlich bei Glarus
der Glärniſ<h (2890 Meter). Bei Schwyz finden wir den Axen-
berg mit den beiden Mythenſtö>en (1904 und 1815 Meter),
die durch ihre jäh abfallenden Felswände bekannt ſind, und als [eß-
ten Ausläufer nad) Nordweften hin den Nigi (. d.).
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