Full text: A (1. Band)

     
   
    
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
       
  
  
  
399 Altdorf — Alte vom Berge 
400 
al tempo — Altenberga 
  
Altdorf odex Altoxf, bei Nürnberg im bayerſchen Kreiſe 
Mittelfranken, Stadt mit 3300 Einwohnern, die vorzugsweiſe 
Hopfenbau treiben. Sie iſt der Sit eines Landgerichts, bekannter 
aber wegen der Univerſität, welche von 1623 bis 1809 hier beſtand 
und auf der u. A. au<h Wallenſtein ſtudirte. „Denn zu Altorf im 
Studentenkragen trieb er es — mit Permiß zu ſagen — ein wenig 
lo>er und burſchikos.“ (Schiller, Wallenſtein's Lager.) 
Altdorfer, Albrecht, der kleine Dürer genannt, berühmter Maler 
in Dürer's Manier ; auh Kupferſtecher, Formſchneider und Bau- 
meiſter zu Regensburg, wurde zu Altdorf in Bayern 1488 geboren. 
Seine Holzſchnitte und Kupferſtiche find eben ſo vortrefflich, wie 
ſeine, allerdings von den Mängeln ſeiner Zeit nicht freien Gemälde, 
von denen die Galerien zu München und Schleißheim mehrere ſehr 
geſchäßte beſißen. Er ſtarb als Stadtbaumeiſter zu Regensburg 1538. 
Alte, der; im deutſchen Soloſpiel und im ſog. „Schafkopf“ der 
Eichelober, im Skatſpiel der Eichelunter, der höchſte Matador, der 
auch in mehreren anderen Kartenſpielen unter dem Namen „der alte 
Wenzel“ den höchſten Trumpf vertritt. — Jm ſog. großen Schachſpiel 
oder Kurierſpiel, das im 12. und 13. Jahrhundert ſehr gewöhnlich 
war und nod) jebt in dem Dorfe Ströbe> bei Halberſtadt von allen 
feinen Bewohnern geſpielt wird, führt auh eine Schachfigur den 
Namen der A., nämlich der Nath oder der Mann des Königs. Bei 
dieſem Spiele hat jeder Spieler außer den gewöhnlichen 16 Figuren 
noch 2 Kuriere, einen Rath für den König, einen Narren für die 
Königin und no< 4 Bauern. Das dazu benußte Schachbret hat 
nicht 64, ſondern 96 (12 in der Breite, 8 in der Höhe) Felder. 
alte Brüche, alte Gewerke. Siehe Bergbau. 
Alte Mann, dex, ſo heißt die Kuppe des Altſteins im Kanton Ap- 
penzell. Er liegt dem Säntis gegenüber und iſt 2436 Meter hoch. 
Alte vom Berge, der (arabiſ< Scheik -: el: Dſchebel), der Bei- 
name des Haſſan - ben- Saba, Sohnes eines Perſers aus Choraſan 
und Stifters der muhamedaniſchen Sekte der Aſſaſſinen. Dieſer 
mit außergewöhnlichen Eigenſchaften, namentlich mit großem Redner- 
talente und mächtiger Phantaſie begabte Mann, deſſen hauptſächliche 
Wirkſamkeit in das Ende des elften Jahrhunderts fällt, gelangte 
dur den Niſam al Mulk am Hofe des Schahs von Perſien zu einer 
einflußreichen Stellung, die er zum Sturze ſeines Wohlthäters, des 
Niſam, zu mißbrauchen verſuchte. Indeſſen ſein Plan wurde ver- 
eitelt, und von ſeinem ehemaligen Gönner verfolgt, durhwanderte 
ex nun ruhelos den Orient - von Ort zu Ort, Anhänger ſammelnd, 
welche ex zu einem fanatiſchen Orden, den Aſſaſſinen oder Haſchiſchim 
(Hanfrauchern), vereinigte. Jm Jahre 1108 überrumpelte er mit 
ihrer Hülfe das auf hohem Bergesgipfel gelegene Schloß Alalut in 
Dilam (im alten Parthien), welches fortan ſeine Reſidenz wurde, 
nach dem er den Beinamen der „Alte vom Berge“ erhielt, was man 
zur Zeit der Kreuzzüge mit Vetulus de montanis ins Lateiniſche 
überfebte. Die fi duch gänzlihe Entäußerung alles eigenen 
Willens auszeihnenden Anhänger Haſſans, die den Befehlen ihres 
Großmeiſters mit dem blindeſten Gehorſam und der größten Todes- 
verachtung nachfamen, verübten mit Kühnheit und Liſt jeden ihnen 
aufgetragenen Mord und ſpotteten aller Strafen und Martern, wenn 
fie ergriffen wurden. Neiche Beute im Leben und die Hoffnung auf 
die Seligkeiten eines finnlih ausgemalten Paradieſes nah dem 
Tode waren die mächtigen Triebfedern ihrer verwegenen Thaten. 
Geraume Zeit ſprach man von ihnen al3 den Schreden der Chriſten 
und Sarazenen, mit denen ſie in ewiger Fehde lebten und die ihnen 
auf ihren unzugänglichen Felſenſchlöſſern in Syrien nicht beizu= 
fommen vermochten. — Wie der Name der Aſſaſſinen in vielen 
abendländiſchen Sprachen, namentlich dur heimkehrende Kreuzfahrer, 
zux Bezeichnung für den Meuchelmord wurde, ſo übertrug fich auch) 
die Benennung ihres Oberhauptes, des „Alten vom Berge“, nach 
Europa, ohne daß damit ein beſtimmter Begriff verbunden wurde. 
— Die deutſche Poeſie kennt ebenfalls einen, jedo< mit viel beſſeren 
Eigenſchaften , als Haſſan-ben-Saba, ausgeſtatteten und uicht grau- 
  
  
ſam, ſondern nur warnend auftretenden Alten vom Berge, einen 
Beherrſcher der Bergez denn bei Schiller tritt „der Bergesalte“ 
aus einer Spalte des Gebirges plößlich hervor, den frehen Jäger 
von der Verfolgung ſeiner harmloſen Gemſen mit den Worten zurüd: 
weiſend: „Raum für Alle hat die Erde, was verfolgſt du meine 
Herde ?“ — Auch Alexander von Humboldt, der unermüdliche For- 
cher und Wanderer in den Bergen, nannte ſi<h ſcherzweiſe in ſeinen 
Briefen „il vecchio del monte“, der Alte vom Berge. 
al tempo, auc a tempo oder in tempo, eine Bezeichnung in 
der Muſik, welche vorſchreibt, beim Vortrag eines Stü>kes nach einer 
Verzögerung oder Beſchleunigung des Tempo's wieder zu dem urſprüng: 
lichen zurücfzukehren ; ſonſt auch: in demſelben Augenbli>e, zugleich. 
Alten, Sechafen am Einfluß des Alten in den Altenfjord in 
Norwegen unter 70° n. Br., zählt mit den dazu gehörigen Dörfern 
1000 Einww., die von Fiſcherei und Schiffahrt leben. Jm November 
wird hier eine Meſſe abgehalten, auf der die nomadiſirenden Lapplän- 
der thre Bedürfniſſe einkaufen. Jn der Nähe liegen reiche Kupferiverfe, 
Alten, Karl Auguſt Graf von, hannover’fcher General der In: 
fanterie, Kriegsminifter und Generalinfpefteur, geb. am 20. Dftober 
1764 zu Burgwedel, trat 1781 in das hannover’fche Heer und ftieg 
{nell zum Adjutanten der Feldmarſchälle von Reden und von Freitag 
empor. Als Hauptmann ſlug er ſi<h 1794 mit der Beſabßung von 
Menin durch das feindliche Heer, avancirte 1795 zum Major, 1800 
zum Oberſtleutnant,” nahm dann nach der Kapitulation des hanno- 
ver’schen Heeres zu Lauenburg Dienſte in England und führte 1803 
den Befehl über eine Abtheilung der deutſchen Legion. Jm Jahre 
1805 zum Oberſt und 1808 zum General einer leichten Brigade 
ernannt, that ex ſi< im Pyrenäiſchen Halbinſelkriege beſonders her- 
vor, zuerſt in Portugal, wo er auf ſehr umſichtige Weife den Rüd: 
zug des General Moore nah Coruña zu de>en wußte. Hierauf be: 
theiligte er ſi< 1809 mit ſeiner Brigade an den Expeditionen auf 
Walcheren und Vlieſſingen; im Jahre 1811 befand er ſich wieder 
in Portugal und kämpfte von da ab unter Wellington ay der Spike 
einer Diviſion 1812 alle Schlachten des ſpaniſchen Befreiungskrieges 
mit. Ju J. 1814 befehligte er die hannoverſchen Truppen in den 
Niederlanden und trug durd) feine Tapferkeit viel zur Erkämpfung 
des Sieges bei Waterloo bei. Wiederhergeftellt von den bei leßterem 
großen Kampfe erhaltenen {weren Wunden, ſtand er bis 1818 an 
der Spiße des hannover’ ſchen Kontingentes, welches zu den Beſaßungsd- 
truppen in Frankreich gehörte. Schon 1815 in den Grafenſtand er- 
hoben, fungirte er na<hmals3 als Miniſter des Krieges ſowie des 
Aeußeren im hannöver' ſchen Königreich. Nach dem Regierungsantritt 
des Königs Ernſt Auguſt behielt ex nur das Miniſterium des Krieges 
und ſtarb auf einex Reiſe nah Boßen am 20. April 1840. 
Altena, Stadt im Regierungsbezirk Arnsberg in der preußiſchen 
Provinz Weſtfalen an der Lenne mit 6300 Einwohnern und dem 
Stammſchloſſe der Grafen von Altenaz iſt bekannt wegen der hier 
fabrizirten Eiſenkurzwaaren , Nadeln, Drahtſtifte, Nägel, Ahlen. 
Altenberg, Stadt in der Amtshauptmannichaft Freiberg des 
Königreichs Sachſen, mit 2500 Einwohnern, beſit das bedeutendſte 
Zinnbergwerk Deutſchlands. — Altenberg, Städtchen an der Dhün, 
im Regierungsbezirk Düſſeldorf der preußiſchen Rheinprovinz, ge- 
gründet 1118 dur< Graf Adolf III. vom Berge, mit großartiger 
gothiſcher Kirche, nächſt dem Kölner Dom der ſchönſten im ganzen 
Rheinlande und reſtaurirt dur< Friedrih Wilhelm IV. — Altenberg, 
berühmte alte Abtei im Kreife Weblar an der Lahn bei dem Dorfe 
Oberbiel; Grabſtätte der heiligen Gertrud, der Mutter der heiligen 
Eliſabeth. Von den Fürſten von Solms-Braunfels reſtaurirt und 
dem evangeliſchen Gottesdienſt geweiht. Vgl. Goethe's „Lahnreiſe“. 
Altenberga, Dorf im Landrathsamte Ohrdruf des Herzogthum® 
Sachſen-Koburg-Gotha; liegt unterhalb eines Hügels, auf welchem der 
heilige Bonifacius die Johanniskirche erbaut haben ſoll, die aber, wie 
Urkunden nachweiſen, erſt weit ſpäter entſtanden iſt. An ihrer Stelle 
erhebt fich ein 10 Meter hohes Sandſteindenkmal, der ſog. Kandelaber. 
  
  
  
 
	        
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