Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
579 Anaſtomoſe — Anatas 
Ernährung des befallenen Körpertheils. Das Verfahren des Arztes zur 
Heilung muß nach den Urſachen des Uebels entweder ein entzündungs- 
widriges fein, wenn ein entzündlicher Prozeß zu Grunde liegt, oder 
ein zertheilendes, wenn beiſpiel8weiſe Geſchwülſte auf die Nerven 
drücken, oder endlich ein die Reizbarkeit der Nerven wieder herſtellen- 
des, d. h. dur Elektrizität, Friktionen, Bähungen , Dämpfe, ſptri- 
tuöſe Flüſſigkeiten, heiße Bäder (Thermen von Gaſtein) u. |. w. — 
A. erzeugt der Arzt nicht ſelten Fünftlich zur Beſeitigung und Ver- 
hütung des Schmerzes, namentlich bei Operationen. 
Das Anäſtheſiren beſteht in der Anwendung von Mitteln, welche 
gegen Schmerzeindrü>ke unempfindli<h machen. Von jeher hat man 
ſolche Mittel angewendet, theils bei ſ<hmerzhaſten Krankheiten, theils 
bei Operationen; man gab innerlih Opium, hielt Shwämme mit 
narkotiſhen Wäſſern getränkt unter die Naſe, man übte einen Drud 
auf die Empſindungsnerven aus oder wendete den thieriſhen Magne- 
tismus an. Doch alle dieſe Mittel waren theils gefährlich, theils 
unzureichend. Erſt der neueren Zeit war die EntdeEung von Mitteln 
vorbehalten, welche ſelbſt bei langwierigen Operationen den Kranken 
völlig empfindungslos machen und bei der gehörigen Borſicht gefahr- 
los ſind. Der Chemiker E. F. Jaſon in Boſton war ſo glü>lich, 
die eigenthümliche Wirkung der Einathmung von Schwefeläther- 
dünſten zu entde>en, und übergab dies Mittel ſeinem Freunde, dem 
Zahnarzte Morton, welcher daſſelbe Anfangs geheim hielt; nachdem 
jedo< der Boſtoner Chirurg Warren ebenfalls mit dem Mittel be- 
fannt geworden war, veröffentlichte leßterer im Oktober 1846 dieſe 
höchſt wichtige Neuigkeit. Ueber die Wirkung und Anwendung von 
„Schwefeläther“ j. dieſen Artikel. Allein ſhon im J. 1847 wurde 
ein anderes Mittel, das Chloroform, dur<h den Edinburger 
Prof. Simpfon als anäfthefirendes Mittel eingeführt, welches in der 
That rafcher und leichter den Zuftand der Empfindungslofigfeit herz 
beiführt, als Schwefeläther (vergl. „Chloroform“). Bald kamen 
zwar noch andere ähnliche Mittel in Vorſchlag und zur Anwendung 
für gleiche Zmede, 3. B. das Amylen, das Keroſolen , das Luſtgas, 
in neurer Zeit das Chloralz; allein fie waren nicht im Stande, das 
Chloroform zu erſehen und aus der ärztlichen Praxis zu verdrängen. 
— Während man durch Einathmung dieſer Mittel den ganzen Körper 
empfindungslos macht, indem die Dünſte derſelben in das Blut ge- 
langen und durch ihre Einwirkung auf die Empfindungsnerven leßtere 
außer Thätigkeit feen, giebt es no< Methoden, um eine örtliche, 
nux auf gewiſſe Theile des Körpers beſchränkte A. zu erzeugen ; hier- 
hin gehören theils Einreibungen mit dergleichen anäſtheſirenden 
Mitteln, wie Schwefeläther, Chloroform, theils das Anſpriben und 
BDeneben des Körpertheils mit fcehnell werdunftenden und Kälte er- 
zeugenden Mitteln, jo die Anwendung von Kohlenſäure, das Be- 
ſpriben mit Schwefeläther oder Chloroform, theils auch das Auf: 
legen von Eis und ſogenannten Kältemiſhungen. Eine beſondere, 
freilich ſehr unzuverläſſige Art, einen Menſchen in einen empfindungs3- 
loſen Zuſtand zu verſeßen, iſt der ſogenannte Hypnotismus , das iſt 
eine Einjchläferung, bewirkt durch das Nahebringen eines glänzen- 
den Gegenſtandes an das Auge des Menſchen; nah längerem Fixiren 
des Gegenſtandes gelingt es allerdings bisweilen, den Menſchen in 
Bewußtloſigkeit zu verfeßen, doch haben die Verſuche, Operationen 
in diefem Zuftande fchmerzlos auszuführen, nicht befriedigt. 
Anaſtomoſe, die Verbindung zweier Blut- oder Lymphgefäße, 
durch welche es möglich wird, daß Blut oder Lymphe aus einem Ge- 
fäß (Pulsader, Blutader oder Lymphgefäß) in ein anderes gelangt. 
Durch zahlreiche Anaſtomoſen wird ein Gefäßneß oder Geflecht 
(Plexus) dargeſtellt. Ebenſo giebt es Nervenanaſtomoſen. 
Anaſtrophe (griec.), eigentli<h: Umwendung, Umdrehung und 
Umkehrung; in der Rhetorik die Redeform, in welcher die Präpoſition, 
des Nachdrucks wegen , ihrem Subſtantiv nachgeſeßt wird, z.B. wegen 
des Wetters — des Wetters wegen; ohne Zweifel — Ziveifels ohne. 
Anatas, ein ſeltenes Mineral, kryſtalliſirt in vierſeitigen, gewöhn- 
li etwas abgeftumpften Pyramiden von meiſt brauner Farbe, beſibt 
ſtarken, metallartigen Diamantglanz und beſteht aus Titanſäure 
+ 
  
und etwas Jluortitan; Fundorte find: St. Gotthard, Maderaner 
Anathema — Anatolien 580 
Thal, Tavetſh, Hof in Bayern, am Ural, Slidre in Norwegen, 
Minas Geraes in Braſilien. — Hautefeuille iſt es gelungen, den 
A. ebenſo wie den Brookit und Rutil, welche im Weſentlichen 
auh aus Titanſäure beſtehen, künſtlich darzuſtellen. 
Anathema, eigentlich ein den Göttern aufgeſtelltes Weihegeſchenk, 
Statue u. dgl., dann ein ausgeſtellter Menſch zur Schau und Schande, 
daher au< Ausſchließung aus der Firchlichen Gemeinfchaft, bei den 
Siraeliten Cherem, bei den Katholiken Bann oder Exkommunikation. 
Schon früh begriff man darunter in der chriſtl. Kirche ein Ausſtoßen 
aus der Gemeinſchaft, Entziehung der Sakramente und ihrer Gnaden- 
wirkungen, ein Uebergeben an den Satan. Auf den Kirchenverſamm- 
lungen wurden Die, welche man für Kebßer erklärte, mit dem A. bes 
legt, ſo namentlich zu Nikäa 325 v. Chr. die Arianer. Ueber die 
ſpätere Anwendung des Banns gegen gekrönte Häupter |. „Bann“, 
Anathymiaſe, als mediziniſcher Ausdru>: Ausdünſtung, fehnell 
entſtehende und vergehende Geſchwulſt bei hyſteriſchen Perſonen; 
Auſſtoßen bei dieſen; ebenſo aufſteigende Blähungen, auch ein 
Dampfbad. An der naturphilofophiihen Theorie des Heraklit be- 
zeichnet A. das Licht der Himmelskörper, gleichſam als eine auf: 
ſteigende Ausdünſtung zahlloſer kleiner Feuertheilchen , die auch zus 
gleich das Leben aller Geſchöpfe hervorbringen. 
Anatocismus, die Benennung einer der zahlreichen Zinsbe- 
Ihränfungen, welche aus dem römischen und Fanonifchen Necht in 
das gemeine Recht Deutſchlands und in das Recht ſeiner einzelnen 
Länder übergegangen waren, des Verbotes nämlich, Zinſeszinſen, d.i. 
Zinſen von Zinſen, zu nehmen. Man unterſcheidet den A. conjune- 
tus, bei welchem die rijtändigen Zinfen zum Kapital geſchlagen 
und mit dieſem verzinft werden, und den A. separatus, wobei die 
rüſtändigen Zinſen als beſonderes Kapital konſtituirt und als 
ſolches verzinſt werden. Dieſes Zinsverbot hat das Schickſal der 
meiſten übrigen nicht getheilt; zwar ift der A. separatus partifular- 
rechtlich unter gewiſſen Beſchränkungen geſtattet worden , hingegen 
iſt es im Uebrigen bei dem Verbot des A. geblieben, und auch das 
norddeutſche Bundesgefet über die Aufhebung der Zinsbeichräntungen 
hat die landesrechtlihen Beſtimmungen über die Zinſeszinſen aus: 
drü>lih aufre<t erhalten. 
Anatole, Oſten, Sonnenaufgang, auch die Sonnenwendepunkte. 
— anatoliſ<, gegen Sonnenaufgang gelegen, morgenländiſch. 
Anatolia, <riſtlihe Märtyrerin, die zu Rom während der 
Chriſtenverfolgungen unter Decius hingerichtet und ſpäter heilig 
geſprochen wurde. Jhr Gedächtnißtag iſt der 9. Juli. 
Anatolien, (türkiſ<h- Anadoli), der türkiſhe Antheil Klein- 
afiend, der im Norden vom Schwarzen Meer, im Weſten vom 
Aegäiſchen Meer, im Süden vom Mittelmeer und im Oſten von 
Armenien, Meſopotamien und Syrien begrenzt iſt. 
in die Ejalets Kaſtemuni (Paphlagonien), Chudavendigiar (BVithy- 
nien mit Bruſſa), Aidin (Lydien mit Smyrna), Karaman (Phrygien 
und Pamphylien mit Konia), Adana (Cilicien), Boſok (mit Angora) 
und Siwas (beide aus demalten Kappadozien entſtanden), Tharabaſun 
(Pontus und Kolchis mit Trapezunt), dann das Ejalet Dſcheſari 
oder die Inſeln des Aegäiſchen und Weißen Meeres nebſt Cypern. 
Jn dieſer Begrenzung umfaßt A. 9930 M. mit 10,790,000 E. 
Das noch nicht genügend dur<hforſchte Junere bildet eine Reihe von 
Plateaus mit einer Erhebung von durchſchnittlich 800 bis 1650 Meter 
(2400 bis 5000 F.), über denen einzelne Berge, wie der Ardſchiſh, 
bis zu 3575 Meter (11,000 Fuß) anſteigen. Die Landſ chaftsbilder, 
welche zumal in dem Cilicien durchziehenden Taurusgebirge dem Rei: 
ſenden aufſtoßen, wetteifern an Großartigkeit und Erhabenheit der 
Szenerie oft mit den [hönften Alpenanſichten, wie unſere Abbildung der 
Schluchten bei Annachakaleſi (Nr. 507) beweiſt. Von den zahlreichen, 
jedoch keineswegs ſehr bedeutenden Flüſſen find zu erwähnen: der 
Jrſchil, Kiſil-Jrmak (Halys) und Sakkariah, die ins Schwarze Meer, 
der Minder (Mäander) und Sarahat (Hermus), welche ins Aegäiſche 
Meer fließen. Das Klima iſt namentlich in den weſtlichen Strichen 
Es zerfällt . 
  
RERE ET ET 
ET RT ng I 
Alapphrgter 
  
  
  
gen 
ha 
iſt 
zu 
der 
Hi 
Er
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.