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die gleiche Eintheilung beibehalten , da indeß die Kreiſe der niederen
Thierwelt zunächſt ein Knochengerüſte nicht haben, ſo verſteht es fich,
daß für ſie eine Knochen- und Bänderlehre nicht eriftirt, während
in den andern genannten Abſchnitten gelehrt wird, wie die betreffen-
den Organe bei den verſchiedenen Thieren in verſchiedenem Grade
der Vollkommenheit vorkommen und ſcließli< nur no< ſpurweiſe
zu finden find. (Das Nähere j. bei den betreffenden Artikeln.)
Einen hohen Grad von Jutereſſe nimmt für den Zootomen die Haut
(im weiteſten Sinne) in Anſpruch.
Nicht um jest einen Abriß der einzelnen anatomiſchen Dis8zipli-
nen zu bieten, über welche vielmehr an den angeführten Orten Aus-
führliches beigebracht wird, geben wir in den Figuren Nr. 508—560
(S. 587—590) nur einige Beiſpiele vergleichend -anatomiſcher Zu-
ſammenſtellung und knüpfen hieran einige erläuternde Worte.
Eine Hauptgruppe des Thierreiches , die Wirbelthiere, zu denen
auch der Menſch gehört , ſind <arakteriſirt durch ein nöchernes Ge-
rüſte oder Gerippe (Skelet), welches dem Nervenſyſteme und anderen
wichtigen Organen eine ſhüßende Hülle abgiebt, dem ganzen Körper
eine feſte Stütze, den die Bewegung vermittelnden Muskeln aber
Anheftungspunkte gewährt und ſomit zugleich Hebelapparate bildet.
Die Skelete zeigen bei den verſchiedenen Thieren eine große Mannich-
faltigkeit, von welcher die erſte Bilderſeite eine Andeutung giebt.
Während es nun die Aufgabe der Zootomie, bezüglich Anthropotomie,
im Allgemeinen und der Knochenlehre (Oſteologie) im Beſondern
iſt, die verſchiedenen Skelete in allen ihren Theilen zu betrachten
und ein jedes für ſich zu beſchreiben , hat die vergleichende Anatomie
die Formverſchiedenheiten und Formverwandtſchaſten dieſer Skelete
und Skelettheile (einzelnen Knochen) vergleichend zuſammenzu-
ſtellen, das Gleiche an ihnen nachzuweiſen, das, was dem einen
fehlt, an dem andern hervorzuheben, zu erörtern, ob e3 vielleicht nur
ſcheinbar fehlt, etwa dur Verſchmelzung mit einem andern Theile
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“unkenntlich wurde, u. dergl. m. Werfen wir einen Bli auf unſere
Abbildungen. Eine Reihe von Knochenringen oder Wirbeln bildet die
Wirbelſäule, als die eigentliche Grundlage des Skelets, die hüßende
Hülle für das Rückenmark; am Vorderende ſind Wirbel zu einer
Kapſel für das Gehirn umgewandelt, zum Schädel. Paarig den
Wirbeln anſißende Rippen bilden den Bruſtkorb, der nah unten
(beim Menſchen na< vorn, wegen der aufrechten Stellung) durch
das Bruſtbein geſchloſſen iſt, wenn ein ſolches niht fehlt. Die Ex-
tremitätenpaare find an Knochengürteln eingefenft, die mit der
Wirbelſäule in mehr oder weniger feſter Verbindung ſtehen: die
vordern Extremitäten am Schultergürtel, die hintern am Be>en.
Hier tritt, und zwar ſchon bei den Säugethieren, eine große Mannich-
faltigkeit auf, ſtets Hand in Hand mit der Lebensweiſe derſelben.
Die Zufammenfebung des Schultergürtels wird nämlich um ſo voll-
ſtändiger ſein, je mehr von ihm verlangt, d. h. je mehr Thätigkeit und
Kraft von den an ihm eingelenkten Vorderextremitäten beanſprucht
wird. Daher beſteht er beim Ochſen (Nx. 513), der ſeine Füße nur
zum Gehen braucht, nur aus den Schufterblättern, während beim
Löwen Nr. 512), der das Veutethier niederſchlagen ſoll, no< ein
Paar, wenn auch rudimentäre, Schlüſſelbeine hinzukommen, die dann
bei kletternden Thieren, wie den Affen (Tſchimpanſe, Nr. 508), und
no mehr bei fliegenden, wie der Fledermaus (Nr. 510), dem Vogel
(Möve, Nr. 518), noh weit entwi>elter ſind. Die Vorderextremität
ſelbſt ift dem Gebrauch entſprechend verſchieden ausgebildet (Vorder-
bein, Arm, Flügel) ; bei der Fledermaus zum Flugorgan, desgleichen,
aber in wieder ganz anderer Weiſe, beim Vogel. Beim Delphin
(Nr. 516), wie beim Seehund (Nx. 515) iſt ſie zum floſſenartigen
Nuderorgane verfürzt, da3 dem leßteren auf dem Lande nur ein uns
geſhi>tes Umherrutſchen geſtattet; wie denn auh die Brujtfloffen
des Fiſches (Nx. 522) nichts Anderes ſind als ſeine Vorderextremi-
täten. Der Schlange endlich Nr. 521) fehlen ſie ganz, eben ſo die
hinteren Gliedmaßen, welche unter den Säugethieren den Delphinen
(Nr. 516) und Cetaceen überhaupt abgehen, beim Seehund (Nx. 515)
an einander gerü>t, ganz nah hinterwärts gerichtet ſind. Den zum
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Springen geeigneten, kräftigen Hinterextremitäten des Känguru
(Nr. 514b) tommt noch ein außerordentlich entwidelter Schwanz zu
Hülfe. Als hintere Gliedmaßen haben wir die Bauchfloſſen der Fiſche
anzuſehen, die ſich jedoch niht mehr an die Wirbelſäule ſelbſt anheften.
Das Bruſtbein , das den Schlangen (Nr. 521) und den Fiſchen
(Nr. 522) fehlt, trägt beim Vogel (Nr. 518) einen längs verlaufen-
den Kamm, um kräftigen Muskeln, welche die Flügel zu bewegen
haben, Anſaßfläche zu bieten. Laufvögeln (Nr. 519) fehlt dieſer Kamm.
Bei der Fledermaus (Nr. 510), die für ihr Flugorgan ebenfalls der
ſtarken Bruſtmuskeln bedarf, fehkt auch der Bruſtbeinkamm nicht; auh
der Maulwurf hat ihn, deſſen vordere Gliedmaßen der zum Graben
nöthigen Kraft bedürfen. Während die Rippen, die bei der Schlange
die fehlenden Beine mit zu erjeßen haben, dem Froſche (Nr. 511)
fehlen, — denn was man ‚dafür halten könnte, ſind die langen
Querfortſäße der Wirbel —, ſind Rippen und ein Theil der Wirbel
bei dèr Schildkröte zu einem Rü>kenpanzer verſ<hmolzen, den wir (Nr.
520) von innen jehen, nachdem dgs dur Verbreiterung des Bruſt-
beins gebildete Bruſtſchild entfernt wurde (daß hier no< Hautknochen-
bildungen hinzukommen, kann nur angedeutet werden). Schulter:
gürtel und Been liegen innerhalb des Panzers, in welchen bekanntlich
die Gliedmaßen zum Theil oder ganz hineingezogen werden können.
Die zweite Bilderſeite zeigt uns (Mr. 547—554) eine Anzahl
Vogelfüße. Jhve Unterſcheidung in Bezug auf Zahl und Stellung der
Zehen und das Vorhandenſein einer dieſe ganz oder zum Theil verbin-
denden Haut (S<hwimmhauk) iſt für die zoologiſche Betrachtung der
Vögel von Wichtigkeit. Durch wenige Faktoren iſt, je nah dem beſtimm-
ten Zwe>e, eine große Mannichfaltigkeit erreicht. Der Kletterfuß (Nr.
547) iſt geeignet, mit ſeinen zu zwei einander gegenüber geſtellten Zehen
den Papagei auf dem Baumaſte nicht allein zu erhalten, ſondern auch
am Baumftamm feftzuheften, wodurch eben das Klettern erreicht wind.
Der Wandelfuß (Nr. 548) dagegen , mit ſeinen drei kräftigen, ge:
ſpreizten Zehen und-der vierten nach hinten geſtellten, macht die Krähe
wohlgeſchi>t zum Umhergehen auf ebener Erde, während die ſtarken
Krallen des Raubfußes (Nr. 550) den Raubvogel befähigen, das er:
ſpähte Beutethier zu faffen und mit fich in die Luft zu entführen. Dem
Lauffuß- (Nr. 549) des Käſuar-fehlt die vierte Zehe. Die Shwimm-
haut zwiſchen den drei Zehen macht durch Herſtellung einer ruderarti-
gen Fläche den Shwimmfuß der Gans (Nr. 551) wohlgeeignet zum
Ruder beim Schwimmen, wie den Ruderſuß des Pelikan (Nr. 552),
bei dem auch die vierte Zehe mit in die Shwimmhaut aufgenommen
iſt. Ein Hautfaum der Zehen charakteriſirt den Spaltſhwimmſuß
(Nx. 554) der Waſſerhühner und den Lappenfuß (Nr. 553) des Tau-
chers, wo dieſer Saum ausgeza>t iſt. — Vergleichen wir mit den Vogel-
füßen die Füße von Säugethieren (Nr. 555—0560). Statt des am
die Zehen eingelenkt find, und den man als den Lauf (Tarsus) des
Vogelbeins bezeichnet, ſchen wir beim Säugethiere (den Menſchen mit
eingeſchloſſen) eine Anzahl einzelner Knochen eine Fußwurzel (heißt
ebenfall3 Tarsus) zufammenjegen, der an dem Vorderfuß (bezüglich
der Hand bei Menſch und Affen) ein ähnlicher Kompler, die Hand:
wurzel (Carpus), entjpricht. An den Fußwurzelknohen (Tarſal-
knochen), von denen meiſt zwei, da3 Sprungbein und das Ferſen-
bein, beſonders vorwiegend entwielt find, ſißt der Metatarsus, die
Mittelfußknochen (oder die Metatarſalknochen), bei unſern Figuren
mit m bezeichnet (wie an den vordern Gliedmaßen die Mittelhand
oder der Metacarpus, die Metakarpalknochen), welche, wie die an
ihm eingelenkten Zehen, zu Fünf bis nur Einem vorhanden ſein kön-
nen; die Zehen beſtehen (wie die „Finger“ der vordern Gliedmaßen)
aus einzelnen Gliedern oder Phalangen (p der Figuren). Die Zu-
ſammenfaſſung gewiſſer Ordnungen der Säugethiere als Zehenſäuge-
thiere, gegenüber den Hufſäugethieren, die als Viel-, Zwei- und
Einhufer unterſchieden werden, beruht auf der verſchiedenen Ausbildung
ihrer Füße. In Nr. 515 u. 516 ſehen wir ſhließli< Floſſenſäugethiere.
tehmen wir als ein ferneres Beiſpiel (Nr. 539—546) dié unter
den Hautgebilden ein beſonderes Jutereſſe beanſpruchenden Haare.
Unterſchenkel eingelenkten Röhrenknochens, an welchem hinwiederum
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