andamento _- _Aenderling
iva 10, 000 Einw. Der Grund; jener zahlreichen Inſeln beſteht aus
feſten, zu wild zerklüfteten Bergformen geſtalteten Quaderſandſtein-
felſen; ringsum ziehen fich gefährliche Korallenklippen hin. Die be-
trächtlichften Infeln ſind: Großandaman, mit dem 730 Meter
hohen Sattelpik, Port Blair auf der ſüdlichen und Port Cornwal-
lis auf der nördlichen Abtheilung der dreifah getheilten Jnſel. Zu
Großandaman ſind die beſten Häfen des produktenreichen Archipels,
deſſen Natur eine weſentlich hinterindiſche iſt. Das tropiſche Klima
gilt fire überaus ungefund, namentlich in den Gegenden der Manz
grovefümpfe längs der Ufer. Die Waldvegetation tft üppig; Nub-
hölzer und Kokospalmen kommen in großer Menge vor und die
Sulanganichmwalbe (I. d.) liefert eßbare Neſter in den Handel. Die
Eingebornen ſind Wilde der urſprünglichſten Art und erſt ſeit 1858
uns näher bekannt. Feindlich gegen die Europäer geſinnt, Die ihre
Inſel betraten, galten ſie bisher fälfchlich für Menſchenfreſſer. Sie
gehören wahrſcheinlich mit den Negritos der Philippinen und den
Papuas auf Neuguinea zu einem großen Stamme, haben faſt
ihwarze Hautfarbe und eine Körperlänge von höchſtens fünf Fuß.
Mit außerordentlicher Wildheit verbinden ſie in hohem Grade Muth
und Kraft. Sie gehen völlig na>t, reiben ſi< den Leib mit Ocher-
farbe ein, verfertigen ſehr gute Bogen und Pfeife, ſind gute Schiffer
und leben von Jagd und Fiſhfang. — Schon gegen Ende des vori-
gen Jahrhunderts hatten die Briten auf den A. vorübergehend eine
Niederlaſſung begründet, aber erjt nach Unterdrückung des großen
Sipoy-Aufftandes in Indien (1858) dachte man wieder an die Kos
loniſirung der A., auf denen nun bei Port Blair und auf der Roß-
inſel Verbrecherſtationen für verurtheilte Meuterer angelegt wurden.
Indeſſen ging dieſes niht ohne vorherige Kämpfe mit den Einge-
bornen vor ſi, die dem Vorhaben der Engländer , wenn auh ver-
geblich, lebhaften Widerſtand entgegenſeßten.
andamento, ſo viel wie andante (ital), Zeitmaß der Bewe-
gung beim Vortrag eines Muſikſtü>es, wörtl. ruhig fortgehend,
demnach in gleichmäßig fortſchreitender Bewegung zwiſchen adagio
und allegro. — Andantino, etwas Yangjam, bei engl. Mufitern
etwas langſamer als a. — Andantamente, ununterbrochen.
Andgsl, ein geruch- und geſhma>loſes fettes Del, welches in
Braſilien aus den Samen der dort heimiſchen Anda Czomesii ge-
wonnen und wegen ſeiner gelind purgirenden Wirkung daſelbſt ſeit
alten Zeiten au 20—50 Tropfen genommen wird.
Andechs, Bergſhloß am Ammerſee in Oberbayern, der Stamm-
fi der Grafen von A., eines alten bayeriſchen Dynaſtengeſchlechtes.
Die Burg A. iſt von Rathold, Sohn des Kaiſers Arnulf, i. J. 889
erbaut worden. Von den Befibungen Heriogs Heinrich des Löwen
erhielt Berthold-I. v. A. im Jahre 1180 Tirol und wurde Herzog
von Meran. Er ftarb 1192. Sein Sohn Berthold II. fügte zu
Tirol no< große Gebiete in Jſtrien und Dalmatien. Ihm folgte
1204 Otto L., dieſem 1234 Otto IL, mit dem das Gejchlecht im
Mannesftanıme 1248 erlofh; feine Güter gingen auf Albert I.,
Graf von Tirol, über. Das Schloß wurde ein Benediktinerkloſter
und fpäter ein belebter Wallfahrtsort.
Amdegaft, auch Antogajt, Dorf im Mittefrheinfreife in Baden,
bekannt wegen feiner Eiſenſäuerlingsquellen.
Andelys (Les), eine durch die Seine in zwei Theile getheilte
Stadt mit 6000 E. ; Hauptort des franz. Arondiſſ. gleichen Namens,
mit Baumwollen-, Seiden-, Leinen-, Tuch-, Kaſimir: u. Lederfabriken.
Anden, fiehe „Cordilleren“.
Andentanne (Araucaria imbricata), dev „Behuen“” der chileſiſchen
Indianer, die „Palme der Pehuenches und Huilliches der Europäer“;
ein 50—100 Fuß hoher Nadelbaum der chileſiſhen Andenkette, von
ſtolzem Wuchs, mit eßbaren Nüſſen, von denen ein Zapfen gegen
200 — 300 beſitzt. Sie ſind gleichſam das Brot jener Indianer:
ſtämme, vergleichbar unſern Zirbelnüſſen. S. „Araucarien“.
Andexrleht , Fle>en oder Vorſtadt bei Brüſſel, mit über 7000 E.
Kattunfabrikation, Wachsbleichen- und Eiſeninduſtrie.
Anderling, \. „Amöhben“.
E
Anderloni — Anderſen 604
“ Anderloni, 1. Taufe italieniſ@Ger Kupfer] ſteher, geb. 1770 hei
Brescia, ftach einige hübſche Blätter nah Correggio, Pouſſin und
Saſſoferrato, ferner die Porträts Herder's u. Schillers. — 2. Pietro
Anderloni, geb. zu Sta. Sa bei Brescia am 12. Dft. 1784,
Bruder und Schüler des Vorigen, trat 1804 in Longhi's Schule,
blieb dort bis 1813, wurde 1831 nach Longhi Profeſſor der Kupfer-
ſteherkunſt in Mailand, wo er 1849 ftarb. Er gilt für einen vor-
züglichen Künſtler ſeines Fachesz zu ſeinen. beſten Arbeiten zählen:
Moſes am Brunnen, na< Pouſſin z die Ehebrecherin, nah Tizian,
und verſchiedene Blätter nach Raphael.
Andermatt, Dorf im Schweizerkanton Uri, mit 1300 E.
Anderna, Stadt am linken Rheinufer des Reg.-Bez. Koblenz
in der preuß. Rheinprovinz, an der Köln-Koblenzer Eiſenbahn, mit
4500 Einw. A. zeigt mit ſeinen maſſiven Stadtmauern und Thür-
men, die aus dem dunklen vulkaniſchen Geftein der benachbarten
Eifel erbaut find, ein durchaus alterthümliches Anſehen, wozu na-
mentlich noch die vierthürmige, im 13. Jahrhundert erbaute Haupt-
kirhe (St. Martini), die Ueberreſte des erzbiſchöflichen Schloſſes, der
ſog. runde Thurm am Rhein und das im gothiſchen Stil erbaute
Koblenzer Thor beitragen. - Die Stadt treibt ſtarken Weinhandel;
aus den Steinbrüchen von Ober- und Niedermendig erhält fie die
vortrefflichen Mühlſteine aus baſaltiſcher Lava, die einen bedeutenden
Exportartikel bilden; ebenſo den Traß, pulveriſirtes vulkaniſches
Geſtein, das in Holland zu Deichen und anderen Waſſerbauten benugßt
wird. Der Rhein fließt bei A. durch eine herrliche, von Touriſten viel -
beſuchte Landſchaft, wie überhaupt die ganze Umgebung reich an
Naturſchönheiten iſt. — A. ſteht, wie einzelne römiſche Ruinen noch
beweiſen, an der Stelle der Niederlaſſung Antunnacum, welche die Rö-
mer hier im Lande der Ubier errichteten. Es ward dann ſpäter ein Siß
der fränkiſchen Könige, kaiſerliche u. ſeit 1496 erzbiſch. kölniſche Stadt.
Nach der Säkulariſirung des Erzſtifts im Lüneviller Frieden (1801)
fam A. an Frankreich, der Wiener Kongreß theilte es 1815 Preußen zu.
Andexſen, Hans Chriſtian, berühmt geworden als däniſcher
Märchendichter, geb. am 2. April 1805 zu Odenſe auf der Jnſel
Fünen, der- Sohn eines armen Schuhmacher, gelangte nach dem
frühzeitigen Tode ſeines Vaters im vierzehnten Lebensjahre nah
Kopenhagen. Dort fand ex Gönner, die ihm die Mittel verſchafften,
1828 die Univerſität zu beziehen ; man exkannte die poetiſche Gabe,
die er ſhon als Gymnaſiaſt entfaltete und als Student weiter gel-
tend machte, ein Werk nah dem andern au3arbeitend, bis er nach:
mals einer der fruchtbarften Autoren wurde. Denn er trat ſowol
im Gebiete der Erzählung und Epik, als in der Lyrik und im Drama
auf. Während vieler Reiſen , die er ſeit 1833 na< dem Auslande,
zuerſt nah Deutſchland und Italien, unternahm, vermochte er troß
eines bewegten Lebens ſeine literariſhe Thätigkeit ohne Unter-
bre<hung fortzuſeßen ; überall bemühte er ſich, neue Anſchauungen
zu gewinnen , ging ſelbſt nah Kleinaſien , beſuhte 1861 Rom zum
vierten Male, wandte ſich darauf nah Spanien und machte von dort
einen Ausflug nah Afrika. Ein Dichter dreier Welttheile (wenn
man ſo ſagen darf), brachte er die Früchte ſeiner Erlebniſſe und ſeiner
reihen Phantafte nad Kopenhagen zurück, mo er feine eigentliche
Heimat hat. Den vorzüglichſten Ruhm gewann ex fi) durch Die
„Märchen“, von welchen die erſte Ausgabe bereits 1835, ausge:
ſtattet mit 125 vortrefflichen Jlluſtrationen , erſchien. Auch in das
Deutſche wurden Anderſens Werke vielfach überſeßt. Die Ausgabe
der „Sämmtlichen Märchen“ ſowol als die der „Ausgewählten
Märchen für die Jugend“ erlebte in Deutſchland eine Menge von
Auflagen. Eine gleiche Theilnahme erwarb ſi ſein „Bilderbuch
ohne Bilder“. Von größeren Romanen iſt zu nennen „Der Jmpro:
viſator“ (1835), dann „Nux ein Geiger“ 1837 und „Sein oder
Nichtſein“ (1857). Eine epiſche Dichtung „Ahasverus“ hat ev
1848 herausgegebèn. Von ſeinen dramatiſchen Stücken erhält ſich
„Die neue Wohnſtube" no jeht auf der Bühne. Endlich haben
wir von ihm eine Schilderung ſeines eigenen Lebens, eine lürzere
deutſche (1847) und eine ausführlichere däniſche (1855). Anderſen's