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621 Androphag — aneantiren
zeichnung im Kriege gegen Perſien; ſo nahm er 1827 bei Abbas-
Abad den Serdar Nadhab-Khan eigenhändig gefangen. Auf ſeinen
Wunſch zur kaukaſiſhen Armee verſeßt, iſt ſeitdem ſein Name vielfach
genannt worden. Seit 1842 Generalmajor, übernahm er 1850 das
Militärgouvernement von Tiflis und ward 1851 Generalleutnant.
Mit gleichem Glüce kimpfte er gegen die Türken in dem Kriege von
1853 und 1854, wo er unter Anderm bei Djurgeti am 16. Juni
1854 mit weit geringerer Macht die 30,000 Mann ſtarke türkiſche
Armee faſt gänzlich aufrieb und dergeſtalt Transkaukaſien von den
Türken ſäuberte. Doch ſah er ſih genöthigt, Krankheit halber ſchon
im nächſten Jahre die Armee zu verlaſſen.
Androphag oder Anthropophag, Menſchenfreſſer.
Andros, eine der Cyfladiſhen Jnſeln im Griechiſchen Archipel,
ſüdöſtl. von Euböa, iſt ſehr gebirgig und zählt 16,000 E. Haupt:
ſtadt iſt Andros oder Caſtro mit 5000 E., die Fiſchfang, Schiffahrt u.
Handel mit den Produkten der Jnſel : Wein, Seide u. Getreide, treiben.
y Androsace, Gattung der An-
droſaceen-Gruppe unter der Fami-
lie der Primelgewächſe, deutſch:
Mannsſchild. Niedliche Kräuter,
gleichſam Diminutive der Primeln,
erſte Frühlings8gewächſe im Hügel-
lande, in den Alpen bedeutſame
Zierde dex Felſenmauern, wo ſie oft
moosartige Raſen, mit Blumen
überjäet, bilden (vergl. Nr. 576
Androsace Hausmanni aus dem
Schneegebirge ).
Andıjar, Stadt in der ſpan.
Prov. Jaën am Guadalquivir mit
10,000 E. ; liefert Alcarazes.
Anduben, das, auch Kugelſchießen oder Kugelſchnellen, ein mit
thônernen, marmornen od. gläſernen Kugeln von zwei oder mehr Kna-
ben ausgeführtes Spiel. Von einem beſtimmten Stand
aus wirft der erſte Spieler ſeine Kugel auf einer ebe-
nen Fläche ſo weit es ihm beliebt ; der zweite Spieler
wirft die ſeinige jener nach; trifft er dieſelbe, ſo ge-
hört ſie ihm und er ſeßt nun die ſeinige aus; trifft
er fie aber nicht, jo nimmt der erite Spieler jeine
N Kugel auf und wirft ſie nah der des zweiten Spie-
Y lers. Bei mehrern Spielern wirft einer nad dem
Nr. 577, Kugel- andern und jeder Spieler, der die Kugel feines Vor-
ae jpiefevs trifft, gewinnt diefe.
Andıwari, nad) der nordiihen Mythe ein Zwerg, der Goldihäte
hütete. Als die Aſen Odin, Loke und Hönir einſt mit einander wars
derten, tödtete Loke eine Fiſchotter; aber der Bauer Hreidmar, bei
dem ſie einkehrten, erkannte in der Otter ſeinen Sohn und verlangte
Mordbuße. Sie ſollten das Otterfell mit Gold füllen. Da zog Loke
aus und fing im Waſſer Andwari, das Gezwerg. Für ſeine Löſung
gab derſelbe ſeine Goldſchäte, behielt aber einen Ring, womit er ſie
allezeit wiedergewinnen konnte. Als Loke auch den an ſich riß, ſprach
der Zwerg den Fluch, daß der Hort jedem, der ihn beſit, Verderben
bringen folle. Das mußte fih erfüllen. Neigin und Faſnir, die
Söhne Hreidmar’s, erihlugen um de3 Goldes willen ihren Vater;
Fafnir lag über dem Hort in Wurmgeſtalt. Jhn durchbohrte der
kühne Siegfried. Als auch er, der ſtrahlende Nibelungenheld, dur
Mörderhand gefallen war, wurde das Gold wieder den Unterirdiſchen
übergeben. Denn es ſtiftet Mord und Greuel, wenn es den dunklen
Klüften entnommen wird; nur das Aehrengold, das die Unterirdiſchen
freiwillig ſpenden, iſt den ſterblichen Menſchen zur Wonne. Vergleicht
man heute die Zuſtände in den Goldländern mit dem Segen des
Aterbaues, ſo möchte man den alten Mythus für eine prophetiſche
Stimme halten. (Siehe weiter „Nibelungenhort“.)
aneantiren (franz.), etwas für nichtig erklären, vernichten, tilgen,
für ungiltig erklären, verneinen.
Nr, 576, Androsace Hausmanni.
È
Aeneas 622
Aneas (griech. Alveiag), ein ausgezeichneter Held des Alterthums,
von Homer gefeiert und von Virgil in der Aeneide beſungen; nah
der Sage der Gründer des römiſchen Reichs. Ex war ein Sohn des
in Dardanos herrſchenden trojaniſhen Fürſten Anchiſes und der
Göttin Aphrodite (Venus). Dur<h Achilleus in ſeiner Herrſchaft
beleidigt, nahm au<h er an dem Troerkriege Theil und focht unter
dem Schuße ſeiner göttlichen Mutter ſo tapfer gegen die Griechen,
daß ihn nur Hektor übertraf. Als Troja durch die Liſt des Odyſſeus
(Ulyſſes) gefallen war, vertheidigte Aeneas die Stadt bis zum lebten
Augenblide, obgleich Schon die Brandfadel wüthete, worauf er ſich
aus dem nächtlichen Mordgetiimmel zurüdzog, ſeinen gelähmten
Bater auf den Nücen, feinen Sohn Ascanius an der Hand nahm
und fich nach dem benachbarten Sdagebirge rettete. Seine Gattin
Kreufa (1.d.), die hinter ihm herging, verlor fich unglüclicher Weife
in den brennenden und rauchenden Straßen der Stadt. Wohin der
Held alsdann gewandert ſei, darüber ſind die Sagen verſchieden.
Nach der Hauptſage indeſſen, welche ſpäter durch die Römer allge-
meine Geltung erlangt hat, jtach er mit den Seinen und einer Anzahl
Landsleute auf zwanzig Schiffen in See, irrte an den Küſten des
griechiſchen Feſtlandes, im Archipelagos und um Sizilien geraume
Zeit hin und her, ohne einen ſicheren Wohnplaßt zu finden; ja, er wurde
endlich durch einen Sturm nach Karthago verſchlagen , wo die jchöne
Phönizierin Dido (f. d.) herrſchte. Dieſe nahm den Fremdling
und ſeinen Gefährten Bitias gaftfreundlich auf, entbrannte in Liebe
für ihn und wünſchte, daß er Thron und Scepter mit thr theilen
möge. Unſere Abb. Nr. 578 ſtellt Aeneas auf einem koſtbaren Pol-
ſter ruhend vor, in eine lange, weite Tunika gekleidet. Die Königin
trägt ein Stirnbandz der Trinkende auf demſelben Polſter, zur Linken
der Königin, und wie Aeneas gekleidet, iſt Bitias, dem Dido eben das
goldene Trinkgeſchirr des Belus überreicht hat. Allein da des Schid-
ſals Wille ein anderer war, ſandte Zeus den Hermes (Mercurius)
ab, mit dem Befehle, Aeneas ſolle ungeſäumt na<h Italien auf-
bredhen. Er gehorchte und entfernte fich heimlich, worauf Dido, aus
Gram iiver den Verluft des Geliebten, einen Scheiterhaufen errichten
ließ, ihn beſtieg und anzuzünden gebot, dann aber mit dem zurü>ge-
laſſenen Schwerte des Aeneas eigenhändig ihre Bruſt durhbohrte.
Aeneas und Bitins bei Dido. Nach Bartoli, Virg. Cod. Picturae,
Nr. 578.
Der Held dagegen erreichte nach einem lebten Sturme die Küſte
Unteritalieng, den Strand von Cumä, wo er die berühmte Sibylle
aufſuchte, welche ihm ſeine Zukunft prophezeite und ihm eine Höhle wies,
durch die er in die Unterwelt hinabſtieg. Als dieſes Abenteuer glück:
lich beſtanden war, ſchiſte er weiter und landete bei der Mündung
des Tiber im Gebiete des Königs Latinus, der ihn gütig zu ſich lud, ihn
mit ſeiner Tochter Lavinia vermählte und zum Erben ſeines Reiches
einſeßte. Ein Krieg mit Turnus, dem benachbarten Könige der
Nutuler, welchem Lavinia früher verlobt gewejen war, endigte nad)
harten Kämpfen fiegreich; Neneas vereinigte jeine trojanijchen Be-
gleiter mit den Eingeborenen zu einem Volke, welches künftig den
Namen Latiner führte. Von Lavinia erhielt er einen Sohn, Aeneas
Sylvius: dieſer wurde der Stammvater der Könige von Albalonga,