Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
623 Aeneas — Anemo - 
  
deren Nahkommen Romulus und Remus die Stadt Rom gründeten. 
Der von Troja mitgebrachte Sohn, Julius Ascanius (1. d.), fol 
der Ahnnherr des Gejchlecht3 der Julier fein (f. „Julius Cäſar“). 
Aneas, ein Chriſt zu Lydda , einer Stadt zwiſchen Jeruſalem 
und Joppe, wo jebi das Dorf Loddo ſteht. Es wird erzählt, daß der 
Apoſtel Petrus au dieſem A., einem ſeit aht Jahren giehtbrüchigen, 
nicht von ſeinem Lager aufgeſtandenen Manne, eine ſeiner Wunder- 
kuren verrichtet und zu ihm geſagt habe: „A.! Jeſus Chriſtus machet 
dich geſund; ſtehe auf und bette dir ſelber!“ Und alſobald ſtand der 
Kranke auf und verrichtete die ihm gebotene Arbeit, welche bisher An- 
dere für ihn hatten thun müſſen. 
Aneas, Sylvius Bartholomäus Piccolomini. Siehe „Pius.“ 
Anensratte, oder Bhilander, j. „Beutelthiere”. 
Anegertik, auch Anergetif, umfaßt den Theil der Heilkunde, der 
die Behandlung und Mittel zur Wiederbelebung Scheintodter lehrt. 
an Eides Statt, j. „Eid“. 
aneignen, appropriiren , diejenige Nechtshandlung, dur welche 
man eine fremde Sache in Beſiß nimmt und ſie, re<tmäßiger oder 
unvechtmäßiger Weije, fich zu eigen macht (j. „anneftiren“). 
Aneilemn, aud Aneilefis (gried.), die durch Anhäufung und 
Verhalten der Blähungen verurſachten kolikartigen Leibſhmerzen. 
Anekdota (griec.), eine bei den Alten gebräuchliche Bezeichnung 
für ſolche Schriften, die der Oeffentlichkeit noh niht übergeben waren; 
auch nannte man A. die wenig bekannten Geſchichten und geheimen 
Thatſachen aus einer intereſſanten Zeitperiode oder aus dem Leben 
merkwürdiger Perſonen. Später, als die Buchdruckerkunſt erfunden 
war, wurden alle die vollſtändigen oder fragmentariſchen Schriften 
A. genannt, die zum erſten Male zum Dru gelangten. 
Anekdoten, aus dem Leben gegriffene oder erfundene wißige 
und kurze Geſchichten, Begebenheiten oder Aeußerungen, wie ſie 
3. B. aus dem Leben Friedrih's d. Gr. in Menge erzählt werden. — 
Anekdotenkrämer nennt man ſcherzweiſe ſolche Perſonen, die jede Ge- 
legenheit benußen, um eine ihrer A., deren ſie immer etliche bereit 
haben, anzubringen , und Anekdotenjäger ſolche, die fich bemühen, 
ihren Anekdotenſchaß dur neue, ihnen no fremde A. zu bereichern. 
anelektriſh, ſo werden diejenigen Körper genannt, welche durch 
Neiben nict elektriſh werden, d.h. die Elektrizität ni<t anſammeln. 
Es ſind dies die Metalle und die übrigen zu den guten Leitern 
gehörenden Stoffe. Den Gegenſaß bilden die idiveleftrifchen 
(ſelbſtelektriſchen) Körper oder Nichtleiter, wie Harz, Glas, Schwefel 2c. 
il) 
  
  
  
  
  
  
Nr. 579. Dr. Preftel’s Pendelanemomster, 
Anemo- (vom griech. &veuog, Luft, Wind), zeigt in zuſammen- 
geſeßten Worten, wie die nachfolgenden, eine Beziehung zu Luft oder 
Wind an, und wird durch Luft- oder Wind- verdeutſ<t, Anemo- 
barometer (der erſte von Wilke 1782), ein Winddru>- oder Wind- 
ſtärkemeſſer, Windwage. Die verſchiedenen Inſtrumente, die zur 
Bemeſſung der Windſtärke oder, was daſſelbe iſt, der Geſchwindigkeit 
des Windes dienen, heißen jetzt gewöhnlicher Anemometer, und wenn 
  
Anemone — Anemonen 624 
ſie ihre Angaben ſelbſt regiſtriren , Anemometrographen, einfacher: 
Anemographen. Ju neuerer Zeit hat De. Preſtel einen ſehr prakti- 
hen Windſtärkemeſſer hergeſtellt, welcher in Verbindung mit einem 
Pendel zugleich die Richtung wie die Stärke des Windes angiebt. 
Den Haupttheil dieſes Pendelanemometers bildet zunächſt eine 
Windfahne (Nr. 579 CDF) in Form eines Kreisausſcnittes, 
welche aus ſtarkem Zinkble< angefertigt und mit zwei Bügeln aus 
Meſſingdraht (HG und 16), die das Gegengewicht G tragen, ver- 
ſchen iſt. Durch die beiden Ringe H und T geht die Fahnenſtange 
AB, und das Pendel CDE dreht fich bei C um einen dort befindlichen 
Stift. Daſſelbe hängt bei Windſtille genau ſenkrecht (vgl. die Fig.), 
folgt aber bei fich erhebendem Winde genau der Windfahne, indem 
die Platte DE um ſo mehr aus ihrer ſenkrechten Lage aufwärts ge- 
trieben wird, je ſtärker die Kraft des Windes zunimmt. Um die 
Grade der Skala auf der Platte bequem ableſen zu können , iſt die 
Fahne, wie unſere Abbildung zeigt, in mehrere Spißen ausge- 
Ihnitten. Von den zehn Graden, in welche die Skala getheilt ift, 
zeigt u. A. 1 nur ein leiſes Lüftchen, 4 und 5 ſchon einen ſtarken, 
harten Wind, 8 heftigen Sturm und 10 den Orkan an. — Anemo- 
<ord, Windklavier, ein von Joh. Jak. Schnell 1789 in Paris ex- 
fundenes, längſt vergeſſenes Taſtinſtrument von 5 Oktaven mit 
Saitenbezug und Orgelgebläſe, deſſen Windkanäle, je einer auf 
eine Saite gerichtet, dur die beim Niederdrücken der Taſten aug- 
ſtrömende Luft die Saiten in Schwingung ſeßten. Es konnten 
darauf nur getragene, orgelmäßige Sachen geſpielt werden. — Ane- 
mographie kann bedeuten Beſchreibung oder Kartirung der Winde 
oder auh die mechaniſche Regiſtrirung derſelben dur< den Anemo- 
graphen. — Anemologie, Windkunde, Lehre von den in den ver- 
ſchiedenen Gegenden vorherrſchenden Winden und die Einwirkung 
der einzelnen auf die Geſundheit. — Anemoſkop, ein Windzeiger, 
an welchem die Richtung des Windes erſehen werden kann. Die 
Benennung paßt alſo ſhon auf die gewöhnliche Wetterfahne; man 
verſteht aber in der Regel nur ſolche Windfahnen darunter, deren 
Stab ins Junere des Beobachtungsgebäudes reiht und am untern 
dur) die Zimmerdede gehenden Ende einen Zeiger trägt, der ſih 
unter einer Windroſe bewegt. 
Anemone, Windröschen ; 
Gattung der Ranunculaceen 
mit wahrhaften Zierblumen, 
meiſt Vorläufer des Frühlings 
bis zu den Alpen hinauf, dar- WY 
um echte Kinder des Windes. _ I 
Bei uns zuerſt A. hepatica U 
Kr. 581, A.nemorosa nd | 
ranunculoides; jpäter andere 
Arten, deren wir in Deutfhe 
land noch 13 beſißen. Jhre U 
Verwandten wachſen fümmt- 
lih in der gemäßigten Zone. 
Unſere {önſte Form iſt die 
der Küchenſchelle mit glo>en- 
förmiger Blume (A. Pulsa- 
tilla Nr. 580, und A. praten- 
sis), deren Wurzeln als- giftig 
und heilkräftig noch heute an- 
gewendet werden: 
Anemonen oder rihtiger 
Seeanemonen(Actinien); 
ſo nennt man wegen ihrer 
Aehnlichkeit mit Blumen, wie Anemonen, Aſtern u. dgl. , gewiſſe 
Strahlthiere aus der Gruppe der Cölenteraten, die zum Theil die 
ſchönſten Farbenkontraſte zeigen. Jhr mehr oder weniger walzenför- 
miger Körper ſißt mit der Fußſcheibe dem felſigen Boden des Meeres 
auf und iſt einer langſam rutjchenden Fortbewegung fähigz er trägt 
um den Mund einen Kranz von verſchieden geſtalteten Tentakeln. 
   
  
Nr. 580, Anemone (Pulsatilla vulgaris). 
  
  
  
 
	        
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