Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
627 Anfersgang — angeboren 
Angebot und Nachfrage 628 
  
  
Anfersgang oder Anferslauf, eine turneriſhe Gang- oder 
Laufart, bei welcher die Unterſchenkel abwechſelnd hinten weit nach 
oben gezogen werden. 
anfeuchtende Mittel, Heilmittel, deren Wirkung in Zuführung 
von Flüſſigkeiten für den Körper beſteht. S. „Badekur“, „Waſſer- 
fur”, „Irinfkur”. 
Anflug, in derForſtwiſſen- 
Ihaft die jungen Holzpflanzen, 
die niht auf dem Wege der Forſt- 
fultur entſtanden ſind, ſondern 
aus dem vom Wind auf günſtigen 
Boden verwehten Samen. — Jn 
te<hnologiſ<-<emiſ<er 
Bedeutung bezeichnet U. den in 
den Salpeterhütten anſchießen- 
den Salpeter. — Inder Mine: 
ralogie eine äußerſt dünne 
Deke, in der ein Mineral ſtellen- 
weiſe auf einem fremden Mine- 
ralkörper aufgelagert vorkommt. 
Anfoſſi, Pasquale, geb. zu 
Neapel 1729, namhafter Opern- 
fomponiſt, Schüler Sacchini's u. 
Piceint’3. Erſt Kapellmeiſter in 
Venedig, lebte er von 1775 als 
Komponiſt in Nom und Paris, dirigirte dann von 1782 an mehrere 
Jahre lang die Jtalieniſhe Oper zu London und kehrte 1787 nach 
Rom zurü>, wo er 1795 ſtarb. Seine zahlreichen Opern, von denen 
viele in Deutjchland Eingang gefunden, zeugen won reicher Gr: 
findung, einſhmeichelnden Melodien und dramatiſchen Effekten. 
„WAvaro“, „Il curioso indisereto‘“ und „I viaggiatori feliei “ 
ſind die bekannteſten derſelben. 
Anfraetus (Iat.), eigentl. Krümmung, bedeutet in der Nede- 
kunſt die zu große Weitſhweifigkeit der Rede; in der Anatomie 
die Windungen auf der Oberfläche des Gehirns; in der Botanik 
den Umlauf eines ſhne>enförmigen Pflanzentheils; in der Zoo- 
logie die Windungen der Schnedengehäufe und im Allgemeinen 
eine Windung, einen krummen Weg, auch einen Umweg. 
Anführungszeichen, auch Gänſefüßchen oder Haſenöhrchen ge- 
nannt, ſind zwei kleine hinter einander ſtehende Striche (,), welche in 
einer Erzählung, einem Berichte oder einem Gedichte vor und hinter 
gewiſſen Worten geſeßt werden, die man dadurch als von einem An- 
dern herrührende oder als beſonders hervorgehobene Worte bezeihnen 
will. Werden zwei Perſonen als ſprechend aufgeführt, ſo werden die 
Worte der zweiten durch doppelte Anführungszeichen (,„„) hervor- 
gehoben. Vor der angeführten Stelle ſeßt man fie etwas unter die 
Linie und am Schluſſe derſelben über ſelbige (,„—“ auh, —): 
Angangueo, kleine Stadt in. Mexiko, im Departem. Mechoacan, 
in gebirgiger Gegend, mit ungefähr 2000 E. Jun ihrer Nähe be- 
finden ſih viele Bergwerke, Amalgamix- und Hüttenwerke. 
Angara, Nebenfluß des Jeniſſei in Sibirien, bildet den Abfluß 
des Baikalſees, aus deſſen ſüdweſtl. Ende er austritt; fließt bei Jr- 
  
Nr. 583, 
Der Anfersgang. 
d. M. Länge, und nahdem er den Namen Werchnaja (obere) Tun- 
gusfa angenommen, bei Jeniſſeisk. 
Angaren, altperfiſche Poſt- und Eilboten (\. „Poſten“). 
Angarten, \. „Brachfeld“. 
Ange, Angelus (franz. noh gebräuchliher Ange d’or, Angelot), 
eine alte franzöſiſche Goldmünze aus dem 14. Jahrhundert, mit dem 
Bildniß des heiligen Michael, im Werthe von etwa ſes Thalern. 
Es gab auch halbe und Doppel-Ange d'or. 
angeben, f. „denunciren”. 
angeboren, das, was dem Menſchen durch Natur, Geburt, und 
Herkommen verliehen iſ, im Gegenfak zu dem, was er ſih durch 
Fleiß, Uebung und Beharrlichkeit anzueignen vermag. A. erſcheinen - 
  
auch manche 3. B. perſönliche Eigenſchaften, Talente, Geſchi>lichkeit 
zur Ausübung der Künſte, nicht minder das Genie zur Erſchaffung 
von Kunſtwerken aller Art, ebenſo Seelengröße, Leidenſchaften und 
Charakter. Leider ſind dieſe Geſchenke der Natur jedoch nicht immer 
dankenswerthe, denn auch eine fehlerhafte Ausſtattung des Körpers 
und ſeiner einzelnen Organe, ſowie auh eine große Neigung zu ge- 
wiſſen Krankheiten, wie z. B. Gicht, Hämorrhoiden, Krämpfe, Lungen- 
ſucht u. dergl. , gehören zu den angeborenen Naturgaben. — Auch 
gewiſſe herkömmliche Rechte können angeborne ſein, ſo z. B. die Rechte 
eines erſtgeborenen Fürſtenſohnes; es giebt aber au<h einem Jeden 
natürlich angeborene Nechte, z.B. das Necht eines jeden Menſchen, 
zu leben und frei zu leben, nicht ala Sklave; das Recht eines Kindes 
auf die Verlaſſenſchaft ſeiner Eltern u. |. m. 
Angebot und Uachfrage, Ausdrüce der Volkswirthſchaftslehre, 
welche ſih auf den Austauſh von Gütern, d. i. brauchbaren Gegen- 
ſtänden, beziehen. Das Verhältniß zwiſchen A. und N. iſt von dem 
größten Einfluß auf den Preis einer Waare oder eines Werthgegen- 
ſtandes. Wer einer Sache re<t nothwendig bedarf, wird fich in deren 
Beſitz zu ſehen juchen. Sind nun Viele in gleicher Lage, fo wird der 
Artikel viel begehrt, und Diejenigen, welche denfelben befiten, werden 
nicht geneigt fein, ſi< zu niedrigen Preiſen davon zu trennen. Ins 
folge davon ſteigt der Preis und dies wird um ſo raſcher und nach- 
haltiger eintreten, wenn der begehrte Gegenſtand nicht in ausrei- 
chender Weiſe beſchafft werden kann. Sind dagegen von einem Ar- 
tikel größere Mengen vorhanden, als für die nächſte Zeit verbraucht 
werden können, ſo iſt das A. größer als die N. Die im Beſitz des 
Ueberfluſſes Befindlichen könnten zwar abwarten, ob der Preis nicht 
wiederum ſteigen werde, und jederzeit iſt auh das Beſtreben vorhan: 
den, die angeſammelten Güter zu dem höchſten Preiſe loszuſchlagen. 
Indeſſen ſehen ſich die Beſißenden nur ſelten in der Lage, dies abzu- 
warten, theils weil ſie andere Waaren umtauſchen wollen, theils 
weil bei längerem Liegen die aufgeſpeicherten Güter verderben würden, 
theils weil in vielen Fällen ſich. niht vorausſehen läßt, wie ſi der 
Preis in ſpäterer Zeit ſtellen werde. Der Artikel wird daher verkauft, 
und da bei vorhandenen größeren Mengen Viele in der gleichen Lage 
ſein werden, ſinkt der Preis. Zu überſehen iſt dabei niht, daß Jeder, 
welcher etwas Fauft, zugleich auch eiges Gut verkauft, wenn dies 
auch bei vorgeſchrittenen wirthſchaftlichen Verhältniſſen in der Form 
des Geldes geſchieht. Wer ein Pfund Zuer kauft, verkauft an den 
Materialiſten ſein Geld in ſo viel Stücken, als wofür der Kaufmann 
eben geneigt iſt, fich von feinem Zucker zu trennen. Kauf und 
Verkauf iſt daher nihts Anderes, als ein Tauſch nach freier Ver: 
einbarung, bei dem jedo< der Werth des einen Tauſchobjekts durch 
einen allgemein anerkannten Werthmeſſer, d. h. durch Geld, feſtgeſtellt 
wird. — Bei gewöhnlichen wirthichaftlichen Verhältniſſen ſtellen ſich 
N. u. A. von ſelbſt in das rechte Gleichgewicht. Wird eine Waare 
beträchtlich theurer, ſo vermindert fich die Zahl der Käufer, die N. 
läßt nach, in den meiſten Fällen wächſt dagegen das U., da der mehr 
lohnenden Produktion ſolcher zeitweilig theurern Güter größere Auf- 
merkſamkeit zugewendet worden iſt. Die Nachfrage richtet ſich bei 
ihren Geboten meift nach dent Gebrauchsmerth, den irgend ein be 
gehrter Artikel zu bieten verſpricht; überſteigt der Preis einer Waare 
den davon zu erwartenden Nuben, ſo ftoct die N., der Preis hört 
auf zu ſteigen und geht ſo lange zurück, bis der Öebrauchswerth in 
das richtige Verhältniß zu dem Taufchwerth tritt: Der Verkäufer 
dagegen betrachtet denjenigen Werth, der für den Ankauf oder die 
Herſtellung einer Waare erforderlich war, als den niedrigſten Sab der 
Preisforderung. Erzielt der Tauſhwerth keinen Gewinn, ſo wird 
der Artikel, wenn dies irgend möglich tjt, nicht mehr erzeugt oder 
beſchafſt, das Angebot vermindert ſich , bis endlich die ungeſhmälert 
gebliebene, nicht felten gefteigerte Nachfrage eine Preiserhöhung herz 
beiführt. So zeigen A. und N. beide das Beſtreben , ſi< möglichſt 
ins Gleichgewicht zu jegen. Hört die Nachfrage ganz auf, jo pflegt 
ſ{ließli<h auch das U. zu verfchwinden; erwacht aber die N. von 
neuen, jo ruft ſie au< das A. wieder hervor. Bei neu erfindenen 
 
	        
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