Full text: A (1. Band)

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661 Anilotinſäure — ee eis & 
algſaüzem Anilin bis auf 2400 ©: erhalten, iſt in Waſſét ſo ſowie in 
Alkohol lösli<h und kann unmittelbar zum Färben benußt werden. 
— Das Anilinfhwarz hat man früher aus den Nücftänden der 
Bereitung des Anilinvioletts als Nebenprodukt gewonnen; gegen- 
wärtig wird es auf den Zeugen ſelbſt hervorgeruſen, indem man 
<lorſaures Kali und Kupferchlorid auf ſalzſaures Anilin einwirken 
läßt. Ju neueſter Zeit hat man auh Anilingrau dargeſtellt. — 
Was \<ließli< die Ausbeute an Anilinprodukten anlangt, ſo mögen 
hier folgende Andeutungen genügen. Nad Chateau geben 100 Pfund 
Steintohlentheer 3 Pfd. käufliches und 11/, Pd. reines DOUE aus 
welchem 3 Pfd. Nitrobenzol hergeſtellt werden können. Dieſe 3 Pfd. 
Nitrobenzol liefern 2!/, Pfd. Rohanilin und dieſes 3,37 Pfd. rohes 
Anilinroth, aus welchem letzteren ſi< 1,12 Pfd. reines Fuchſin ge- 
winnen laſſen. , Da alſo 100 Pfd. Theer nur 1,12 Pfd. reines 
Fuchſin, 100 Pfd. Steinkohlen aber nur 3 Pfd. Theer liefern, ſo 
ſind zur Darſtellung von 1 Pfd. reinem Fuchſin etwa 3000 Pfd. 
Steinkohlen nöthig. Nun verarbeiten aber die geſammten Ga3- 
fabrifen Europa’s jährlich an 160 Mill. Ctr. Steinkohlen, und es 
würden daher aus dem hierbei gewonnenen Theer etwa 53,000 Ctr. 
Fuchſin hergeſtellt werden können. Wer ſih genauer über die Anilin-. 
farben unterrichten will, den müſſen wir auf die außerordentlich zahl: 
reiche Literatux in den verſchiedenen tehniſhen und <hemiſchen Zeit- 
ſchriften verweiſen; von Spezialwerken empfehlen wir M. Vogel, 
„Die Entwi>elung der Anilininduſtrie“, in zweiter Auflage Leipzig 
1870 erſchienenz ferner M. Reimann „Die Technologie des Anilins“ 
(Berlin), und Th. Oppler „Theorie und praktiſche Anwendung von 
Anilin in der Färberei und Druckerei“ (Berlin). 
Anilotinſäure, Anilſäure, Nitroſalicylſäure, eine in farbloſen 
Nadeln kryſtalliſirende, ſublimirbare Subſtanz, die bei der Behand- 
lung von Jndigo mit konzentrirter Salpeterſäure gewonnen wird. 
Anima (Iat.), Seele, Leben, Athem, Luft, Prinzip des Lebens 
in allen organiſchen Körpern, im Gegenfab zu „todt“. 
Animal (Iat.), im Allgemeinen: jedes lebende, nicht ins Pflan- 
zenxeih gehörende, organiſche Weſen, auh der Menſch; in engerer 
Bedeutung: ein vernunftloſes Thier. Zuweilen bezeichnet man mit 
a. auh wol einen Menſchen, welcher zwar einige Eigenſchaften beſibt, 
die ihn bedeutend über das Thier erheben, aber zugleih wieder an- 
dere, die ihn dem Thiere gleicſtellen, wie z. B. a. doctum, „ein ge- 
lehrtes Thier“, einen Menſchen bezeichnet, der zwar viel weiß, aber 
von guten Sitten u. Höflichkeit ſich ſo viel wie nihts angeeignet hat. 
Animalien , organiſche, niht ins Pflanzen- und ins Mineral- 
rei gehörende Körper, ſowie au<h Nahrungsmittel, die, im Gegen- 
fat zu den vegetabiliſchen, aus dem Thierreiche hervorgehen. 
animaliſch, wörtlich: „thieriſh“ u. die Eigenſchaften bezeichnend, 
die man nur an den Körpern findet, die weder zum Pflanzen- no< 
zum Mineralreiche zu rechnen find. Von jenen gewiſſen Eigenthüm- 
lichkeiten iſt jedoch die Elektrizität auszunehmen, die fich nicht blos 
in thierifhen Körpern, z.B. im Zitteraal, in den Bälgen mehrerer 
Thierarten, ſondern au< im Glaſe und in andern mineraliſchen und 
vegetabiliſchen Körpern vorfindet. So heißt z. B. die in lebenden thie- 
rifhen (und aud) menjhlichen) Körpern enthaltene Wärme „anima- 
liſhe Wärme“, das Gift der Schlangen und anderer. giftführenden 
Thiere „animaliſches Gift“, und die Verrichtungen, die nur in thie- 
riſhen Körpern vor ſi gehen, wie z. B. Nahrungsſtoffe zu ſi< neh- 
men, dieſelben verdauen und ihre Ueberreſte ausſcheiden, jchmwißen, 
ſhlafen u. dergl. „animaliſhe Verrichtungen“. 
animaliſches Wachs, ein aus den Ausſhwißungen der in Süd- 
europa vorkommenden, dem Geſchlecht der „Coccus“ angehörenden 
Schildläuſe gewonnenes wachsähnliches Material. Der Körper dieſer 
kleinen, ſi< meiſt in Gruppen auf ihren Nahrungspflanzen, wie 
Kaktus, Feigenbäume, Myrica, feſtſeßenden Jnſekten bede>t fich nad) 
u. na< durch Ausſhwibung mit kleinen Täfelchen eines Stoffes, der 
dur Löſung in heißem Waſſer u. mittels Reinigung dur<h Weingeiſt 
eine dem Bienenwachſe ganz gleiche Maſſe liefert. Die italieniſchen 
Profeſſoren Targioni und Seſtini haben ſi< mit dex Unterfuhung 
  
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animalifiren — animoso 662 
der Beroenbbare diefer Shirfäufe behufs ei einer x Broduftion jener 
Maſſe: in größerem Mafftabe vielfach beihäftigt. Der Lettere hakt 
aus 170 Gramm jener Infekten, die er in einem dichten Leinwand: 
lappen in ſiedendes. Waſſer hielt und dann auspreßte, 102 Gramm 
Wachs erhalten, das allerdings noch der wiederholten Schmelzung 
und Reinigung mittels Weingeiſtes bedurfte, um dem Bienenwachſe 
vollkommen glei zu werden, nach dieſer Bearbeitung aber 44—45 */, 
gutes, rein brennendes, vom Bienenwachs nicht zu unterſcheidendes 
Wachs zurüließ, das von der Sonne leiht gebleiht werden konnte. 
animaliſixenz hierunter verſteht man in der Färberei eine vor- 
gängige Behandlung von Zeugen aus Pſlanzenfaſern, alſo Baum- 
wolle, Leinen 2c., vermöge welcher ſie dann die Farben ebensſo gut 
annehmen wie Wolle und Seide. Die Umwandlung des Pflanzen- 
harakters in einen quasìï thieriſchen bewirkt der Käſeſtoff (Quark), 
der, in Kalk gelöſt, fich den Zeugen einverleibt und beim Aushängen 
an die Luft feſt mit der Faſer verbindet. 
Animalismus, au< Animalität, der alle Lebensthätigkeit der 
thieriſhen Organe in ihren Verrichtungen umfaſſende Geſammt- 
ausdru>. 
animato (ital.), belebt, munter; als Vortragsbezeihnung eines 
Muſikſtückes: mit Leben, friſchem und kräftigem Ausdru> und in 
raſher Bewegung, faſt wie im allegro (\. d.) vorzutragen. 
Anime, Tlußharz, Gummi oder richtiger Resina Anime. Unter 
diefem Namen wird in England fälfchlich der Kopal verſtanden. Das 
eigentliche Anime kommt in zwei Arten vor : als weſtindiſches oder 
occidentaliſ<hes und als oſtindiſches oder orientaliſches. Beide ſtam- 
men von dent Rofuftbaume (Hymenaea courbaril) und dienen zu 
Pflaſtern, Räucherungen und Firniſſen. Der eigentliche Kopal ſtammt 
dagegen von U. stilpocarpa in Braſilien. 
animirt, begeiſtert, lebhaft, munter, in Beziehung zum Börſen- 
verkehr : viel Kaufluſt zeigend und mit Tebhaften Umjabe. 
Animismus , das von Georg Ernſt Sta hl, Prof. der Medizin 
und königl. Leibarzt zu Berlin (1716), auſgeſtellte Syſtem der 
Lebensthätigkeil der Seele, nah wel<hem behauptet wird, daß der 
menschliche Körper, als ſolcher, gar keine Kraft habe, ſich zu bewegen, 
ſondern immer von immateriellen Subſtanzen (der Seele) in Be- 
wegung geſeßt werde. Als Grundurſache dieſer Bewegung nahm 
Stahl die Seele (anima) an, weshalb ſein Syſtem Animismus und 
ſeine Anhänger Animiſten genannt wurden. Nach ſeiner Anſicht 
werden die unwillkürlihen Bewegungen im Körper ebenfalls von der 
Seele, abex ohne klares Bewußtſein, hervorgebracht; es iſt demnach 
nicht das eigene Vermögen des Körpers, ſondern die Seele, die ſich 
den Körper von Anfang an erſchaſſt , alle verloren gehenden Theile 
wieder erzeugt, die Abſonderung bewirkt u. zum Erſaß der verbrauch- 
ten Theile durd) Aufnahme von Nahrung drängt. Der Grund der 
Krankheiten iſt demnach nicht im Körper, ſondern in einer Verſtimmung 
der Seele aufzuſuchen. Stahl's Anſicht, die in ähnlicher Weiſe ſhon 
von Hippokrates, van Helmont und Bahrt ausgeſprochen, faßt doch 
zuerſt unter einem allgemeinen Geſichtspunkte das organiſche Leben 
von ſeiner ideellen Seite auf u. bekämpft die Suprematie des Syſtems 
der Jäthrochemiker , welches die geſanimte Thätigkeit des thieriſchen 
Organismus auf einen <emiſhen Prozeß zurü>führt, u. des Syſtems 
der Jäthromathematiker, welches den Einwirkungen der Temperatur, 
der Elektrizität alle Veränderungen des thieriſchen Körpers zuſchreibt. 
Animo (ital.), der Muth, die Fähigkeit, Leidenſchaft; ſodann als 
Ausruf ſo viel wie „auf! komm! “; endlich in kaufm. Bedeutung ſo 
viel wie lebhafte Nachfrage, Kaufluſt. 
animos (lat.), leidenſchaftlich, aufgeregt, aufbrauſend, hißig. 
Animoſität (lat.), Jähzorn, Leidenjchaftlichkeit, Anfgeregtheit. 
animoso (ital.), leidenſchaftlih, muthigz; als Vortragsbezeich- 
nung eines Muſikſtü>kes: mit Leidenſchaſtlichkeit, Feuer und erhöhter 
Lebhafti gkeit vorzutragen; beſhränkt fi<h gewöhnlich nur auf einige 
wenige Takte. — Ein aus Torfftaub, Gyps und Kochſalz beſtehendes, 
mit den bei Deſtillation animaliſcher Subſtanzen gewonnenen flüſz 
ſigen Produkten vermiſchtes Düngemittel heißt ebenfalls animoso. 
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