675 anliegen — Anna (die Heilige)
der Einweiſung betraute Beamte. i
anliegen (Seew.), ſo viel als auf Etwas zufegeln.
anluven, aufluven (Seew.), das ſhräg ſegelnde Schiff näher an
den Wind bringen, d. h. einen ſpißeren Winkel gegen die Wind-
richtung nehmen.
Anımamt, bei den Turnern der nächfte nach dem Vorturner, der
zweite Führer der Riege, und dann beim Zufammentreten der Vor:
der=, Dinter- und Nebenmann.
Anmelderollen, beim Theater die den Schauſpielern untergeord-
neten Ranges zufallenden Rollen, in welchen nur einige Worte zu
ſprechen find.
Anmeldeftellen, j. „Zollverein“.
Anmuth, die Eigenſchaft einer Perſon oder Sache, durch welche
ſie auf unſere Sinne einen angenehmen Eindru>k macht, unſer Wohl-
gefallen erregt. Jt dieſe Eigenſchaft bei einer Perſon in höherem
Grade vorhanden, ſo ſteigert ſich die A. zum Liebreiz und zur Grazie,
die ebenſowol bei Perſonen vorhanden ſein, die auf Schönheit
feinen Anspruch machen dürfen, als ſelbſt bei denen fehlen kann,
deren Schönheit unbeſtritten iſt. Auch eine Gegend, eine Ausficht,
ein Thier kann dieſen Eindru> hervorbringen, wenn z. B. bei dem
leßtern die Formen u. die Bewegungen dem entſprehend find.
Bei Perſonen weiblichen Geſchle<hts ift A. vorherrſchend vorhanden
und kann in Betreff der Bewegungen natürlich oder angelernt fein,
wie bei dramatiſchen Künſtlerinnen und Tänzerinnen. Dieſe ange:
lernte A. oder Grazie kommt jedo< nie angeborener oder natürlicher
gleich, denn es fehlt ihr gewöhnlich jene Harmonie der Bewegungen,
die fich bei der natürlichen ganz unbewußt zeigt. Auch in einem
Tonſtück kann A. ſein, wenn es durch ſeinen Wohlklang unſere Em-
pfindung angenehm erregt.
Aung , die Heilige, wird in der kathol. Kirche als Mutter der
Jungfrau Maria verehrt, die ſie na< zwanzigjähriger unfruchtbarer
Ehe gebar. Sie war die Tochter des Priefters Matthäus zu Bethle-
hem und die Gattin des heil. Joachim. Jn der Bibel geſchieht ihrer
nirgends Erwähnung und erſt
im 4. Jahrhundert unſerer
Zeitrechnung wird ihr Name
MR genannt; fobald man fie jedoch
N kennen gelernt hatte, fing man
DA auch an, ſie als Heilige zu ver-
1 ehren, u. im J. 710 wurde ihr
MY aufgefundener Körper ſogar
na< Konſtantinopel überge-
führt. Der der Verehrung die-
ſer Shußpatronin der Tiſchler
gewidmete Annatag iſt der 26.
Juli. Ihre mit frommen
Sprüchen u. Figuren bede>te
Hand wird als Reliquie in
der kaiſerl. Hofburg zu Wien
aufbewahrt. — Nach ihr be-
A nannte fich jene Brüderichaft,
we die Annenbrüder, die ſih vor
Nr. 614. Hand der heiligen Anna. ſehs Jahrhunderten über ganz
Mitteldeutſhland ausgebreitet u. fich die Erhaltung der Fathofijchen
Religion zum Hauptziel gefebt hatten. Sie nahmen nur den in ihre
Verbindung auf, der ſi bereits als e<ten u. frommen Katholiken be-
- wieſen u. das vom Tridentiniſchen Konzil vorgeſchriebene Glaubens-
bekenntniß abgelegt hatte. Dreimal jährli<h mußte jeder Bruder
vor einem rein erkannten katholiſchen Prieſter beihten und kommu-
niziren. Wer es öfter that, wurde belobt. Bei den Prozeſſionen
trugen die Annenbrüder grüne Kerzen; die Vrüderſchaft begleitete
einen geſtorbenen Bruder zu Grabe und ihre Mitglieder enthielten
ſih des Fluchens, Gottesläſterns, Spielens, Trinkens, Wuchers und
der Unzucht. Die Brüderſchaft ging im 14. Jahrhundert faſt gänz-
die A., der Anleitsbrief. Der Ankleiter war der mit Vollſtre>ung
Anna Komnena — Anna v. Bretagne 676
lich ein, ermannte ſi jedo< in den Kämpfen der Reformation wie-
der und erhielt eine neue Organiſation dur< die Jeſuiten. Nach
dieſer Zeit indeß hat die Theilnahme an derſelben fortwährend ah-
genommenz erſt in neuerer Zeit hat fie in der Schweiz u. in Bayern
wieder Zeichen ihres Beſtehens gegeben.
Anna Komnena , geb. 1. Dez. 1083, die durd) Scharffinn u. Ge-
lehrſamkeit ausgezeichnete Tochter des byzantin. Kaiſers Alexios T.
Komnenos, hat fich ala Gefchichtichreiberin einen Namen gemacht.
Gemahlin des jüngeren Nikephoros Bryennios, eines von Alexios
zum Kaiſer erklärten Sohnes des Katfer3 Bryennios, 309 fie ſich
nach dem Tode ihres Gemahls 1137 in ein Kloſter zurü>k, wo fie
1148 ſtarb. Die von ihr unter dem Titel „ Alexias “ geſchriebene
Geſchichte ihres Vaters iſ in Augsburg 1610, in Paris 1651, in
Bonn 1839 erjchienen und aud) von Tr. Schiller in deſſen „Hiſto-
riihen Memoiren” Band 1 u. 2 überjebt worden.
Anna Iwanowna, Tochter Jwan?s, des älteren Bruders (alſo
Nichte) Peter's d. Gr., geb. 25. Jan. 1693, vermählt mit dem lebten
Herzog von Kurland u. Wittwe deſſelben, regierte als Zarin während
zehn Jahren (1730—1740) über Rußland, nachdem Peter II. , des
unglü>lichen Zarewitſh Alexis Sohn, 16 Jahre alt, geſtorben war.
Sie gelangte auf den Thron infolge einer Palaſtintrigue, welche von
dem ehrgeizigen Staatskanzler Oſtermann u. Jwan u. Waſilij Dol:
goruki, die während der Minderjährigkeit des Zaren die Staatsgeſchäfte
zu leiten hatten, eingefädelt worden war. DerErſtgenannte erwartete
nämlich mit Sicherheit, daß fich ſein Einfluß erhalten, ja noh erhöhen
werde, wenn er der von ihm erzogenen Zarewna zur höchſten Macht
verhelfe, und ſo wußte er für ſeine Pläne ſowol den Senat wie die
in Moskau verſammelten Großen des Reiches zu gewinnen. A. ver-
kündigte fi ihrem Volke als Selbſtherrſcherin; jedo<h weder Oſter-
mann noch ſeine Helfershelfer ernteten den erwarteten Dank. Sie
mußten vielmehr gar bald dem Günſtling der Zarin, Ernſt Johann
von Biron, Sohn eines Gutsbeſißers aus Kurland (im J. 1737 zum
Herzog dieſes urſprünglich deutſchen Herzogthums erhoben), weichen,
jenem glücdlichen Abenteurer, der, geſtüßt auf die Gunſt ſeiner Ge-
bieterin, in gleicher Weiſe den Hof wie ganz Nußland beherrſchte.
Ihn ernannte vor ihrem Tode, der am 28. Dft. 1740 erfolgte, Die
wol ehrgeizige, aber ſonſt unfähige A. zum Neichiverwefer während
der Minderjährigkeit des von ihr auf Veranlaſſung Biron's zum
Thronfolger auserforenen Prinzen Iwan (geb. 20. Aug. 1740),
des Neffen der Katferin. Infolge deffen gelangte jedoch deſſen Mutter
Anna Karxlowng, Tochter des Herzogs Karl (Leopold) von
Me>lenburg u. Katharinas, Schweſter der Zarin Anna Jwanowna,
zu zeitweiligér Herrſchaft über Rußland. — Die Prinzeſſin liebte
Ruhe und Gemächlichkeit über Alles. Nachdem ſie ſi< mit Anton,
Herzog von Braunſchweig -Wolfenbüttel, vermählt u. demſelben den
oben erwähnten Prinzen Jwan geboren hatte, erbli>te Biron in
dieſem Umſtande die Möglichkeit, ſi<h die Gewalt zu ſichern, wenn
der nur wenig Monate alte Knabe zum künftigen Zaren beſtimmt
würde und er an deſſen Statt die Regierung führe. Doch nur drei
Wochen vermochte ſih der ehrgeizige Herzog nah dem Tode ſeiner
kaiſerlichen Freundin am Ruder zu erhalten. Anna Karlowna , des
Prinzen Mutter, erklärte fi) am 18. Nov. 1740 zur Großfürſtin
und Regentin von Rußland. Jndeſſen auh ih x Schalten und Wal-
ten währte niht länger als ein. Jahr. Am 6. Dezbr. 1741 mußte
die unfähige Regentin, infolge einer Verſchwörung des unzufriede-
nen Hoſadels, ihren Plaß der Tochter Peter's d. Gr., Zarewna Eliſa-
beth, einräumen, welche ihre Vorgängerin ſammt deren Gemahl zu-
Cholmogory auf einer Dwinainſel unfern des Weißen Meeres in
Vebenslänglichem Gewahrſam, deren Sohn Jwan aber in der Feſtung
_Shlüſſelburg gefangen halten ließ. A. ſtarb 1746 an den Folgen
ihrer dritten Niederkunft, ihr Gemahl na< 39jähriger Gefangen-
ſchaft erſt 1780.
Anna von Bretagne, Königin von Frankreich, geb. 1476 zu
Nantes, geſt. 1514, Tochter des Herzogs Franz IT. v. Bretagne, ward
in früher Jugend ſhon mit dem deutſchen Kaiſer Maximilian verlobt.
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