Full text: A (1. Band)

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677 Anna v. Oefterreid) $ Anna (Königin v. Großbritannien) 678 
  
Sie reichte jedoch 1491 dem König Karl VIII. v. Frankreich die Hand | ſeinem Beiſtand den Widerſtand des franzöſiſchen Adels niederzu- 
u. regierte während der Abweſenheit ihres Gemahls in Italien das | ſchlagen. (Die Unruhen und Kämpfe des Königthums mit den von 
Königreich. Nach dem Tode ihres Gatten warf auch der Nachfolger | Spanien unterſtüßten franzöſiſchen Großen wolle man unter dem 
deſſelben, Ludwig XIL., der die jhöne U. ion längſt geliebt hatte, | Art. „Fronde“ nachleſen.) Mit ihrem vormaligen Gegner Mazarin 
ſeine Augen auf die reizende Wittwe und heirathete dieſelbe, nah- | vertrug ſi A. ſpäter re<t wohl. Nach dem Tode des allmächtigen 
dem er ſi< von ſeiner Gemahlin Jeanne, der Tochter Ludwig's XkI., | Miniſters (1661) zog ſi die Königin -Mutter in die Einſamkeit 
hatte ſcheiden laſſen. A. übte in Verbindung mit dem Premiermini- | eines Kloſters zurü>, wo ſie im J. 1666" ſtarb. 
ſter George von Amboiſe, Erzbiſchof von Rouen, über den König Aung, Königin von Großbritannien u. Irland (1702—1714), 
eine unbeſchränkte Herrſchaft aus, die indeß wohlthätiger Natur war. | geb. 6. Febr. 1663, ein Sprößling Königs Jakob II. u. Anna Hyde, 
_ Sie gelangte dur< ihren Wohlthätigkeitsſinn bei ihrem Volke zu | des berühmten Earl of Clarendon Tochter, war ſeit 1683 mit dem 
größter Beliebtheit ; ſie war es, welche die ſchwarze Farbe als Trauer- Prinzen Georg von Dänemark vermählt, welchem fie 19 Kinder 
farbe einführte, während man bis dahin weiß getrauert hatte; von | ſchenkte, die fie jedoch ſämmtli<h verlor. Als Lieblingstochter des 
ihr endlich ftamımt auch das Inftitut dev Hofdamen in Frankreich. vertriebenen Königs wäre fie gern bet ihrem Vater geblieben, hätten 
nicht die Churchills u. andere einflußreiche 
Perſonen ihrer Umgebung allen Einfluß 
aufgeboten, ja, keinen Dru>k geſcheut, ſie 
zurüd zu halten. Nachdem ihre Schweſter 
Maria (1694), wie au< deren Gemahl, 
Wilhelm III. vy. Oranien, kinderlos geſtor- 
ben waren, gelangte fie zur Regierung als 
leßte der Stuarts, welche den engliſchen 
Thron beſtiegen , wobei der Umſtand nicht 
wenig ins Gewicht fiel, daß man ſie in den 
Grundfägen der engl. Kirche erzogen hatte. 
Die Bedeutung, welche dieſe Fürſtin ge- 
wann, verlieh ihr die Zeit, in der ſie lebte. 
Obwol die „gute Königin Anne“ ſelbſt 
“wenig regierte, im Gegentheil ſi< als 
Werkzeug ihrer Umgebung , vorzüglich der 
Marlborough, Godolphin, Sunderland, 
Walpole, Camper u. A., gebrauchen ließ 
(erſt gegen Ende ihrer Regierung erxlang- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
       
    
       
          
        
    
  
  
   
    
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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| i ii N ten die Tories und deren Führer Harley, 
| u 5 se Bolingbroke, Budingham u. Rocheſter die 
BN ) [8 Oberhand), ſo iſt doc) ihre Regierung 
M 8 merkwürdig dur< weittragende, entſchei: 
dende Ereigniſſe. Jm Verlaufe des Spani- 
{hen Erbfolgekriegs ſah die Nation den 
britiſ<hen Ruhm u. den Einfluß ſowie-die 
Macht Englands ſtetig wachſen, dagegen 
: rf E REEE das Uebergewicht Frankreichs auf ein er- 
Pe —— trägliches Maß zurücfgeführt u. dergeftalt 
die Erbſchaft Wilhelm?s TI. im Sinne 
dieſes großen Fürſten verwaltet. Zwar 
ward nur Gibraltar gewonnen, aber im 
— Jnnern ließ ſih 1707 die lange angeſtrebte 
e Union zwiſchen den Kronen England u. 
Nr. 615. Grabmal Ludwig’s XII. und Anna’s von Bretagne. Schottland bewerkſtelligen. Wichtig er: 
Anna von Oeſterreih , 1601 als die älteſte Tochter des Erz- | ſcheint weiterhin, daß die Tories und Whigs, die beiden großen 
herzogs Philipp TIT. geboren, ward dur ihre Verheirathung mit | Parteien des Landes, ſi< während der Zeit der Regierung A.s 
Ludwig XIII. Königin und nach deſſen Tode Regentin von Frank: | ihres Gegenjates ſowie ihrer Stellung erjt recht bewußt wurden. 
veich. Ihre getrübten Beziehungen zu ihrem Gatten, zu den Adels- | Nicht ohne Einfluß darauf war die eigenthümliche Verbindung der 
parteiungen, nicht minder zu Kardinal Mazarin, dem allmächtigen Politik mit der Literatur - Entwi>klung , was jene Epoche, das Zeit- 
Premierminiſter, gaben zu vielerlei Hofintriguen ſowie zu politiſchen | alter der Königin Anna, weſentlich mit kennzeihnete. Jn erſter 
Zwiſchenfällen Veranlaſſung und lieferten Romanſchreibern dank Linie drehte ſich noch: zu ihren Lebzeiten der Kampf der erbitterten Par- 
baren Stoff zur Verbindung dieſer Epiſoden der franzöſiſchen Ge- | teien um die Entſcheidung in der Thronfolge, da auch der Gemahl 
hihte. Von ihrem Gatten lebte die geiſtvolle und leidenſchaſtliche | A.s (1708) geſtorben und ſie ohne Leibeserben daſtand. Wiewol 
Frau ſo gut wie getrennt und gebar ihm erſt ſpät zwei Söhne, Lud- | die Nation es gern geſehen hätte, wenn die erſt 44 Jahre alte Köni- 
wig XIV. u. Philipp, den Ahnherrn des Hauſes Orleans. Nach dem | gin noc einmal geheirathet, ſo gab ſie doch allen dahin gerichteten 
Tode Ludiwig’3 NIE. begann für deffen Wittwe eine Zeit großer | Bitten kein Gehör. Nun wurden keinerlei Anſtrengungen Seitens 
Virren. Urſprünglich zur Uebernahme der Regierung wenig geneigt, | der Anhänger der vertriebenen Stuarts geſcheut, um die Königin zu 
ließ ſie doh das Teſtament des Königs, welches die Regentſchaft dem | vermögen, daß ſie ihren Bruder Jakob zur Nahhfolge berief. Schließ- 
ſhlauen Mazarin zugewieſen hatte, durh einen Parlamentsipruch | lich ſiegten indeſſen die Feinde der vertriebenen Königsfamilie und 
umſtoßen und ſi ſelbſt zur Regentin erklären. Wohl oder übel | die Thronfolge wurde dem Hauſe Hannover zugeſichert; ja A. ſah 
mußte fie jedoch mit Mazarin Frieden machen, als es galt, unter | ſich in die traurige Nothwendigkeit verjeit, einen Preis auf den Kopf 
  
  
  
   
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