Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
775 Aphonie — Aphrodite 
ausgelöſcht, ſo glüht der Draht noch fort bis zur vollſtändigen Ver: 
dunſtung des Spiritus u. verbreitet dabei einen {wachen Lichtſchein. 
Aphonie (grie<.), Tonloſigkeit, Stimmloſigkeit. Sie iſt ‘ver- 
ſchieden von Alalie (Sprachloſigkeit), die in Bildungsfehlern der 
Sprachorgane, in Lähmungen, Krämpfen, heftigen Gemüthserſchüt- 
terungen u. |. w. ihre Urſachen findet. A. dagegen kann durch den 
höchſten Grad von Heiſerkeit, dur< Entzündung und Anſchwellung 
der Stimmbänder, durch Zerſtörung derſelben dur<h Geſchwüre u. 
Berwundungen , ſowie dur<h krankhafte Affektion des Kehlkopfes 
veranlaßt werden. Auch heftige Anſtrengungen des Sprachorgans, 
zu ſtarkes Singen, epileptiſche Zufälle und Gemüthsbewegungen 
fönnen ſie zur Fölge haben. 
Aphorismen, kurze, abgeriſſene Säße, beſouders wenn fie den 
Hauptinhalt einer Wiſſenſchaft angeben u. daher in innerem Zu- 
ſammenhange ſtehen; aphoriſtiſ<he Schreibart, die Schreibart 
in dergl. Säßen, die niht grammatiſch mit einander verbunden find, 
aber häufig in innerem, logiſchem Zuſammenhange ſtehen. 
Anhrid, ein jchieferfpathartiges, zu den kohlenſauren Kalken ge- 
hörendes Mineral, auch Schaumfalk und Schaumerde genannt, im 
Dolomit oder Gips vorkommend, von ſilberweißer, ins Gelbliche 
ſpielender Farbe, glänzend wie Perlmutter und von loſe zuſammen- 
hängender, ſhuppiger Struktur. Es iſt undurchſichtig wie Kreide u. 
hinterläßt wie dieſe einen, wenn auh weit ſ{<wächeren Strih. Man 
benußt es, um Edelſteine, Glaswaaren, Spiegel u. dergl. zu poli- 
ren, Gipspaſten damit zu überziehen u. durch Anreiben mit Gummi 
dem Papiere einen Silberglanz zu geben. 
Aphritis, Gattung Moderſliege (\. d.). 
Aphrodiſia, Feſte zu Ehren der Göttin Aphrodite od. Venus. 
Sie wurden überall in Griechenland, beſonders aber auf der jener 
Göttin geweihten Infel Eypern, nach welcher fie auch den Namen 
Kypria erhielt, gefeiert. Hier befand ſi< in Paphos der älteſte, von 
Kinyras3 erbaute Tempel der Göttin, zu welchem alljährlich von der 
Stadt Mupaphas aus unter Anführung eines Agetor, eines Ober: 
priefterö der Göttin, ein großer Feſtzug unternommen wurde. — Jn 
der Heilkunde bezeichnet U. den Gefchlechtstrieb. Daher aphrodi- 
ſiſ<, Das auf die gefchlechtliche Vereinigung Bezügliche, den Ge- 
ichlechtstrieß Erregende. Aphrodififhe Krankheit, fo viel 
wie Zuftfeuche; aphrodififche Mittel od. Aphrodiſiaka, den Ge- 
ihlechtstrieb ſteigernde Mittel. Dahin re<hnet man theils gewiſſe, 
gut nährende Stoffe (Kaviar, Trüffeln, Eier u. f. w.), von welchen 
man annimmt, daß ſie die Samenabſonderung vermehren, theils 
gewärzhafte Stoffe (Zimmt, Vanille, Pfeffer u. \. w.), theils ſcharfe, 
den Urin treibende Stoffe (Maikäfer, Kantharidentinktur), welche 
einen Reiz auf die Öefchlecht3- und Harnorgane ausüben. Jm Orient 
ſind dergleichen Mittel häufiger in Anwendung als bei uns. 
Aphrodiſius, der ägyptiſche Gaſtfreund, bei welchem die heilige 
Familie auf ihrer Flucht nach Aegypten Aufnahme u. zweijährigen 
Aufenthalt fand. j 
Aphrodit, ein dem Meerſchaum verwandtes Mineral. Jn phy- 
ſiologiſher Bedeutung bezeichnet A. einen Menſchen, deſſen Ge- 
ſ{le{<t fich wegen mangelhafter oder abnormer (\. d.) Ausbildung 
ſeiner Geſchlechtstheile niht mit Gewißheit beſtimmen läßt. 
Aphrodite (grie<.) od. Venus (römiſch); die Göttin der 
Liebe, der Schönheit und Huld überhaupt, eine der zwölf großen 
olympiſchen Gottheiten, nah Homer eine Tochter des Zeus (Jupi- 
ter) u. der Titanin Dione, nah Heſiod jedoch aus dem ſilbernen 
Wogenſchaume des Meeres entſproſſen. Die leßtere Mythe unter- 
ſtükt ihr Namez dieſer bedeutet nämlich die „Schaumerzeugte “, 
wie ein zweiter Name, Anadyomente (j. d.), die „Auftaucherin“ vo. 
Meerentitiegene. Weiter heißt e3, daß fie nach ihrer Geburt aus dem 
Meere über das Waſſer auf die Juſel Kythera geflogen ſei, wovon 
ſie den Namen Kythera od. Kythereia erhielt. Nachher ſei ſie nach 
der Jnſel Kypros hingeſhwebt, weshalb ſie auch Kypris u. Kypria 
genannt wurde; endlich habe fie fich nach dem Olympos aufgeſhwun- 
gen und ihr göttliches Amt übernommen, welches ihr die Macht 
  
Aphrodite — Aphrometer TT6 
verlieh, Unſterbliche wie Sterbliche mit der Wonne der Liebe zu 
erfüllen. Bei dieſer Aufgabe half ihr Amor (\. d.) mit feinem 
Gefolge, mächtiger als ſie ſelbſt, obwol er nach einer Sage ihr mit 
dem Mars (Ares) erzeugter Sohn war. Den lahmen Gott Hephä- 
ſtos (Vulcanus ) erhielt ſie zum re<tmäßigen Gemahl, dem fie 
jedoch niht getreu blieb, denn ſie hatte eine Menge Söhne u. Töch- 
ter von anderen Göttern ſowol als“ von ſterblichen Männern. Sie 
war die ſhönſte unter allen olympiſchen 2 
Göttinnen; denn als einſtmals durch die 
Zwietracht (Eris) die Streitfrage angeregt / | 
worden war, welche Göttin die fchönfte zu (9 
fein fi) rühmen dürfe, hatte fie nur zwei N 
Mitbewerberinnen um den Kranz zu fürd)- 
ten, die Hera (Juno) u. die Athene (Mi- 
nerva). Allein dur den Königsſohn Paris 
(1. d.) wurde ihr auf dem Jda der Preis 
zugeſprochen, der ausgeworfene Zankapfel 
der Eris, u. ſeitdem blieben ihre Reize un- 
beſtritten. Auch beſaß ſie den Gürtel der 
Anmuth, ein Wunderkleinod, das ihre 
körperlihen Bollkommenheiten unwider- 
ſtehlih machte, ſobald ſie daſſelbe anlegte. 
Deshalb durfte denn auch fie allein unter 
den DObergöttinnen von Künftlerhand nackt 
abgebildet werden; berühmt iſt die Statue 
derſelben, die ſogenannte Medizeiſche Venus 
zu Florenz, ein Werk, wie man glaubt, 
des Kleomenes aus Athen, alſo um das 
J. 200 v. Chr. geſchaffen. Uebrigens 
wurde jie vielfach dargeftellt, wie fie im F> 
Bade filt, wie ſie im Rücken ſich zeigt, wie Gafa ] mm 
ihren Leib eine dur<ſihtige Tunika umflat: — 
x e ir ; ; Nr. 663. Aphrodite, die Mleer- 
tert, wie fie vor dem Schönheitsrichter eutftiegene. Nach einer antiken 
Paris ſteht, kurz, in irgend einer Stellung, ER 
die thre Neize nach dieſer od. jener Seite hin günſtig entfaltete. Die 
Griechen dachten ſi< ihre Aphrodite als die Vertreterin der ſinnlichen, 
obwol nicht der gemeinen Liebe; fie galt ihnen für die erzeugende 
Göttin (Venus Genitrix), für die Vereinigerin liebender Paare, 
für die BVollbringerin der Hochzeit, für die Ehebeſhüßerin u. für 
eine ſegnende Mutter. Doch wurde ſie auch als die Vertreterin der 
bloßen Sinnenluſt betrachtet u. von den Griehen mit den Bei- 
namen Pandemos bezeichnet, von den Römern Venus Vul- 
givaga geheißen, alſo für die Venus des großen Haufens ange- 
ſehen, welche üppige Genüſſe ausſpendet. Eine geiſtigere Richtung 
der Griechen ſtellte daun dieſem niedrigen Weſen ein höheres gegen: 
über, die Venus Urania oder die himmliſhe Venus, die keine 
irdiſche Sinnlichkeit befördert, ſondern ſich mit der reinen geiſtigen 
Liebe begnügt, der ſogenannten platoniſhen Liebe. Denn der Phi: 
loſoph Platon war e3 vorzugsweife, der diejes Jdeal erhabener u. 
überirdiſher Neigung pries u. anempfahl. Eine zu Florenz befind: 
liche Bildſäule führt uns die Venus Urania vor; ſie ſoll die Kopie 
eines von Praxiteles um das J. 400 v. Chr. verfertigten Meiſter- 
jtüdes fein. Zu Florenz giebt es au< von Titian ein herrliches 
Gemälde der Venus und eine Bildſäule derſelben von Canova. — 
In der phöniziſchen Aſtarte (ſ. d.) erkannten die Hellenen ihre 
Aphrodite wieder, wenigſtens nah einem Theile der Eigenſchaften, 
die man dieſer uralten kleinaſiatiſhen Gottheit beilegte. 
Aphrodite, die Seeraupe oderder Filzwurm, eine Gattung 
der Borſtenwürmer, A. aculeata (Abb. Nx. 665), die ſi< in den 
europäiſchen Meeren findet; erreicht eine Länge von 5—6 Zoll, bei 
1% Zoll Breite, u. iſt ausgezeihnet dur das herrliche Farbenſpiel 
ihrer Borſten. Sie riecht auf dem Meeresboden umher u. nährt ſich 
von andern Würmern u. von Weichthieren. 
Aphrometex (franz. mesure-mousse), ein Jnſtrument, welches 
bei der Champagnerfabrifation gebraucht wird, um die Größe des 
  
  
  
CAD RATEN 
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