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786
785 Apokataſtaſe
Schar der vier Gottesgeißeln über zertretene Völker u. Länder dahin-
ſtürmt, wie die beiden Frauengeſtalten zur Linken, welche in ſym-
holiſchem Sinne zwei Länder repräſentiren, vergebli<h um Erbarmen
flehen u. ihre Kinder zu bergen juchen. Durch dieſen draſtiſchen
Gegenſaß gewinnt nur die ergreifende Wirkung des Ganzen , deſſen
vollendete künſtleriſ<he Ausführung ſi< bis ins kleinſte Detail ver-
folgen läßt. Unter anderen apokalyptiſchen Figuren, welche gern u.
häufig von der Kunſt dargeſtellt werden, iſt vorzüglich die alte
Schlange, ſodann der Zug der Heuſchre>ken hervorzuheben. Seltener,
weil ſ{wieriger in der Ausführung, findet man den reifigen Zug
ftrafender Engel mit feurigen, gelben u. jehwefeligen Panzern, die
Pferde mit Löwenköpfen,
welche Feuer, Rauch u.
Schwefel ſpeien. Häuſi-
ger ſieht man Dagegen deit
aus dem zehnten Kapitel
hekannten großen Engel
in einer Wolke u. mit
einem Regenbogen über
dem Haupte, in der Hand
einBuch tragend; auch das
aus dem Meere ſteigende
Thier ijt mitunter in den
Kreis der apokalyptiſchen
Darſtellungen gezogen,
ebenſo wie das Ausfah-
ren unſauberer Geiſter
aus dem Munde in Ge-
ſtalt eines Froſches, was
man 3. DB. in älteren
Darſtellungen des Todes
eines Verbrechers ange-
bracht ſieht. Die auf das
jüngſte Gericht ſelbſt be-
züglichen Figuren ver-
einigen fich endlich meiſt
zu einer großen Gruppe,
welche dann als jelbit-
ſtändiges Bild vereinzelt
ſteht u. niht wie die oben
genannten Figuren. als
der Architektur erſcheint;
doh würde es hier zu
weit führen, auf die verſchiedenen Darſtellungsweiſen auch dieſer Ge-
ſtalten einzugehen. — Apokalyptiſ<he Zahlen ſind die in der „Apo-
talypſe “ häufig wiederkehrenden Zahlen 7, 10, 12, 24; in3beſon-
dere aber gilt als folche die im 18. Verſe des 13. Kap. genannte
Zahl 666, deren Erklärung ſeit alten Zeiten auf mannichfaltige
Weiſe - verſucht worden iſt. Nach einigen Auslegern ſoll darunter
im Allgemeinen der dreifache Gegenſaß der heiligen Zahl 7 zu
verſtehen ſein; andere Erklärer gehen aber weiter u. nehmen an,
daß mit jener Zahl der Antichriſt bezeichnet ſei. Hiermit ſcheinen
übrigens die Worte des Textes felbſt („Wer Verſtand hat, der
überlege die Zahl des Thieres , denn es iſt eines Menſchen Zahl u.
ſeine Zahl iſt 666 “) übereinzuſtimmenz jedenfalls iſt es bemer-
kenswerth , daß die Buchſtaben des grie<h. Wortes „Lateinos“ (d. i.
der Lateiner od. Römer, wahrſcheinlich Nero ſelbſt), nac ihrem griech.
Zahlenwerth addirt (L als Zahlzeihen = 30, a=1, t= 300,
e=5, i=10, n=50, 0o=170, s=200), in gleicher Weiſe, wie
die Buchſtaben des hebrätichen Wortes „Nomijith “, d. i. römiſch,
diefelbe Summe, nämlich-666, ergeben, eine Auslegung, welche
Jrenäus (Biſchof von Lyon, + 202) aufgeſtellt hat.
Apokataſtaſe (grie<.), wörtl. die Wiederherſtellung eines frühe-
ren Zuſtandes, bezeichnet nah der Apoſtelgeſchichte (Kap. 3, V. 21)
Orbis pictus. I,
Äpokope — Apokryphen
die Wiederzurückführung der Dinge in die urſprünglichen Verhält-
niſſe, was na<h Meinung der Juden u. dann auch der erſten Chriſten
durch den Meſſias erfolgen ſollte. Nach Eintritt der A. werden, wie
no<h Origenes (\. d.) annimmt, die Strafen für die zur Hölle Ver-
urtheilten aufhören u. die böfen Geifter fich der Bekehrung zuwen-
den. Erſt ſeit dem 3. Jahrh. erlangte der Glaube an die Ewigkeit
der Höllenſtrafen die Oberhand über die frühere mildere Anſchauung.
Die Unverſöhnlichkeit Gottes, welche durch die neue Glaubenslehre
ausgeſprochen iſt, widerſtrebt dem Gefühl u. dieſem folgte au<h Klop-
ſto>, als ex in ſeinem „Meſſias “ den gefallenen Engel Abadonna
wieder zur Seligkeit gelangen läßt. a
Apokope (gr.), in der Gramm. die Weglaſſung eines od. mehrerer
Buchſtaben am Ende eines Wortes, z. B.: „Es gilt uns heut’, zu
rühren des Königs ſteinern (ſtatt ſteinernes) Herz.“ Vergl. Aphäreſis.
Apokriſe (griech. ), die Vertreibung od. Abſonderung über-
flüſſiger Feuchtigkeit (Speichel, Schweiß aus dem Körper )z daher
apofritifch, zur Abfonderung, z. B. zum Auswurf geneigt.
Apokryphen, Bücher, die man verborgen od. auch für unecht
hielt. Bibliſche A. ſind Schriften, die niht kanoniſches Anſehen,
nicht als göttliche Offenbarung Geltung erlangten. Sie waren als
Beigabe zu dem A. T. durch die alerandrinifche Weberjebung auch
unter den Chriften vielfach verbreitet worden. Die grie<h. Kirche
\{loß ſie infolge des Konzils von Laodikea (um 360) aus, die
lateiniſche dagegen behielt ſie bei u. erkannte ſie als kanoniſche an.
Der Kanon des Alten Teſtaments wurde jedo<h {hon 150 v. Chr.
abgeſchloſſen; alle ſpätern Schriften find daher als nicht kanoniſch zu
betrachten. Unter ihnen haben das Bud, der Weisheit, Tobia , Ba-
ru, Jeſus Sirach hohen ſittlichen, do< mit der hriftl. Moral nicht
ſelten kollidirenden, die Bücher der Makkabäer hingegen poetiſchen u.
hiſtoriſhen Werth. Sie wurden auf dem Tridentiner Konzil aus:
drü>li<h anerkannt, was jedoch proteſtantiſcherſeits nicht geſchehen iſt;
wiewol Luther an der Beigabe der A. feſthielt.
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