Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
787 
Apolda — Ei aan 
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Apollinarisberg — Apollo 788 
  
Die A. des Veen Teftaments würden zu Ende des 4 4. Jabıh. e eins 
müthig als untergefchoben von dem Kanon ausgeſchieden. Sie enthal: 
ten viel Fabelhaftes, 3. B. von der Kindheit Jeſu, von ſeinen Briefen 
u. \. w. Das Evangelium des Barnabas berichtet gar, Judas ſei 
ſtatt Jeſu gekreuzigt, er ſelbſt aber von Engeln in den Himmel ge- 
tragen worden. Eine Sammlung der A. des N. T. gab Fabricius 
(Hamb. 1719) heraus, Thilo den I. Band eines „Codex Apoery- 
phicus“ (Leipzig 1832). 
Apolda (früher Apelde), der bedeutendſte Fabrikort des Groß- 
herzogthums Sachſen-Weimar, durch ſeine ausgedehnte Strumpf- 
waaren-Manufaktur allgemein bekannt geworden, liegt am Zuſam- 
menfluß des Schötener u. Herreſſerbaches (Zuflüſſe der Ilm) u. iſt 
die nächfte, von Weimar nordöftl. gelegene Station der Thüringiſchen 
Eiſenbahn. Die Stadt zählt jebt etwa 8800 Einmw., hat ein Jujtize 
amt ſowie eine Superintendentur, auch Neal- u. Bürgerſchulen, u. iſt 
ſeit neuerer Zeit der Sit für die Direktion des zweiten ſachſen-wei- 
marifchen VBerwaltungsbezirks. Weiterhin befinden fich hier mehrere 
Glo>engießereien von Ruf, Leder- u. Tuchfabriken. Jn A. iſt die 
erſte deutſhe Hundeausſtellung (1863), ſpäter au<h eine Tauben- 
ausſtellung veranſtaltet worden. — Das im Süden der Stadt etwas 
höher gelegene Schloß, welches ſammt der zugehörigen Herrſchaſt 
urſprünglih den Schenken v. Tautenburg u. im 17. Jahrh. eine 
Zeitlang den Grafen v. Vibßthum gehörte, bildet ſeit d. J. 1633 mit 
allen ſeinen Gere<tſamen ein Vermögensſtü> der Univerſität Jena. 
Apslepfie (grieh.), bezeichnet in der Heilkunde das Aufhalten, 
die Unterbrehung der Thätigkeit eines Organs im menſchlichen 
Körper, wie z. B. des Pulſes, der Sprachorgane, u. iſt demnach im 
weiteren Sinne gleichbedeutend mit Schlagfluß, Stimmlofigfeit, 
Sprachloſigkeit u. Lähmung. 
  
Nr. 670. Apollinarisberg und die nene Rirde bei Remagen am Rhein. 
Apollinaris der Jüngere, Sohn des Grammatikers u. Presby- 
ters A. des Aelteren aus Alexandrien, erlangte als Redner, Dichter, 
Philoſoph u. Gegner des Ariani3mus (\. d.) großen Ruf u. lebte ſeit 
d. J. 362 als Biſchof v. Laodikea in Syrien. Er verfaßte gleich feinem 
Vater, als Kaiſer Julian den Chriſten den Zutritt zu den Schulen 
der alten Literatur verweigerte, VEO Dramen u. Geſpräche 
neuteſtamentlihen Jnhalts. Seine nad) ihm genannte Lehre, Apol- 
linarismus, ſtellte die Meinung auf, daß Shriftus bei ſeiner Menſch- 
werdung einen materiellen Körper u. eine ſinnliche Seele von der 
Jungfrau Maria angenommen, an Stelle der vernünftigen Seele 
aber ſi des göttlichen Logos bedient habez beide Seelen aber ſeien 
ſo innig vereint geweſen, daß man ſie niht habe unterſcheiden kön- 
nen, jo daß er daher eigentlich nur eine Natur gehabt u. bei ihm eine 
wechſelſeitige Mittheilung der Eigenſchaften ſtattgefunden habe. Oh- 
wol ſeine Lehre auf einigen Synoden, zuerſt i. J. 375, dann auf der 
Kirchenverſammlung zu Konſtantinopel 381, verdammt wurde , bil- 
dete ſih aus ſeinen Anhängern eine beſondere Gemeinde, die Apolli- 
nariften, welche ſich raſ< über Syrien nu. deſſen Nachbarländer ver- 
  
een “Nas A. »8 Tode erfielen ine Anfänger in in t wd ci Pubkeien, 
die Vitalianer u. Polemianer, die 428 theils mit den Orthodoxen, 
theils mit den Monophyſiten verſhmolzen. Jndeß bildeten die Lehren 
des A. no< während des ganzen 5. Jahrh. einen Gegenſtand hefti- 
gen kir<li<hen Streites. 
Apollinarisberg, ein befuchter Wallfahrtsort unterhalb Nema- 
gen am Nhein. Graf Fürftenberg- Stammheim ließ hier vom Kölner 
Dombaumeiſter Geh. Rath Zwirner eine neue Kirche in rein gothi- 
{hem Stile erbauen. Das Junere derſelben iſt mit treſſlichen Fresko- 
malereien geſ<hmüd>t. (Abb. Nr. 670.) 
Apollo (grie<. Apollon), au< Helios, Titan, Sol, nach der 
Myth. der Griechen u. Römer Sohn des Zeus u. der Leto (Latona), 
gilt als Gott der Dichter , des Geſanges u. der Weiſſagung, iſt der 
Lenker des ſtrahlenden Sonnenwagens u. Spanner des weithin tref- 
fenden ſilbernen Bogens; er ward auf der Jnſel Delos geboren. Als 
er am Fuße des Berges Kynthos (daher heißt er „der Kynthier“) 
zur Welt kam, jubelten Himmel und Erde. Kaum hat aber der 
junge Gott aus der Themis Hand Nektar u. Ambroſia gekoſtet, als 
er ſeine Windeln zerreißt u. fich vafch zu voller Stärke u. Schönheit 
entwicelt. Er verlangt nach dem Bogen u. der Kithara u. tritt ſein 
prophetiſches Amt an. Doch Delos eignet fich nicht zu der Stätte, 
wo man ihn verehren ſoll, u. ſo durchzieht er ſuchend Land für Land. 
In der bergigen Gegend am Parnaſſos u. an der Quelle, wo ex ſih 
endlich niederläßt, hauft der fürchterlihe Lindwurm Python, der 
alles Lebendige würgt, die Felder verheert, die Bäche ausſ{<lürft. Ihn 
erlegte der Gott mit ſeinen Pfeilen, u. von dieſer That ſtammt ſein 
anderer Beiname, „der Pythier“. Jn der Umgebung des Parnaſſos, 
wie überhaupt im Lande der Dorier, wo ſpäter Delphi fich erhob, 
wurde A. auch vornehmlich verehrt. Als Zwillingsbruder der ewig 
jungfräulichen Artemis od. Diana, die, wenn A. in ſeinem Sonnen- 
wagen ſi< zum Okeanos hinabſenkt, mit dem ſanft ſ{himmernden 
Mondwagen ihren Weg am ſternenbeſäeten Nachthimmel beginnt, 
verſteht er gleich feiner Schwefter mit Kunſt den Bogen zu führen. 
Ex tödtet mit ſanften Pfeilen das hinſterbende männliche Alter, Dias 
nen das weibliche überlaſſend. Er iſt der Erfinder der ſiebenſaitigen 
Lyra. Im Geſang u. Saitenſpiel iſt A. Meiſter u. eiferſüchtig auf 
ſeinen Ruhm, denn er ſtraft den armen König Midas, der im Streite 
des Gottes mit Marſyas als Schiedsrichter über ihre Leiſtungen u. 
die Vorzüge ihrer Inftrumente (der Flöte u. der Lyra) dem erſteren 
den Preis zuſprach, mit Eſelsohren ; dem fre<hen Marſyas ſelbſt aber, 
der es wagte, den Meiſter der Kithara übertreffen zu wollen, zieht er 
mit eigenen Händen die Haut ab. Als rächender Bogenſchüße er- 
legte Apoll im Verein mit ſeiner Shweſter Artemis die Kinder der 
Niobe (\. „Niobiten“); ferner den Rieſen Tityos, der ſeine Mutter 
Leto beleidigt hatte. Mit ſeinem Vater lebte er oft auf geſpanntem 
Fuße, denn als Jupiter Apollo's Sohn, den Aesculap (Asklepios), 
erſchlagen hatte, tödtete dieſer mit ſeinen Pfeilen die Kyklopen, die 
jenem die Donnerkeile ſ<hmiedeten, wofür er jedoch aus dem Olymp 
verſtoßen wurde. Mit Neptun zu Jupiter's Sturz vereint, trifft 
ſie beide die Strafe, dem Laomedon die Mauern um Troja erbauen 
zu müſſen. Ausgejöhnt mit Zeus, kehrt er in den Olymp zurüd, 
welchen er fortan nur verläßt, um den Menſchen ihre Schikſale zu 
verkünden od. einer {önen Sterblichen ſeine Liebe zuzuwenden, wobei 
er jedoch troy ſeiner Schönheit niht immer glü>lih erſcheint, denn 
die ſpröde Daphne ließ ſich lieber in einen Lorberbaum verwandeln, 
al3 zur Gegenliebe bewegen. Hierauf wurde der Lorberbaum ihm 
theuer, er {<müd>te ſein Haupt mit deſſen Blättern u. erkor ihn zu 
ſeinem Attribute. A. {hüßt Hirten u. Herden u. we>t das Leben in 
der Natur. Als Gott des Lichtes erleuchtet er die Seelen der Menſchen, 
um den Nebel, der auf der Zukunft lagert, zu lüften u. ihnen, wie 
der Kaſſandra, die Gabe der Prophezeiung zu leihen. Den ihn um 
Rath fragenden Sterblichen ſpendet er ‘in Delphi, Abä, Klaros, 
Didyma u. Patara ſeine dunklen Sprüche. Die berühmteſte Orakel: 
ſtätte befand fich zu Delphi, wo die auf goldnem Dreifuß ſißende 
Pythia ſeine Verkündigungen offenbarte. — Der finſtern Blutrache 
  
 
	        
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