803 Apotheke
dann das eigentliche wiſſenſchaſtlihe Studium, welches anderthalb
bis zwei Jahre an einer Univerfität, namentlich in den Fächern der
Pharmazie, Chemie, Phyſik, Botanik, Mineralogie zu betreiben ift,
um auf Grund der erworbenen Kenntniſſe das ſog. Staats8examen
zu beſtehen, welches jowol zum Kauf als auch zur Pacht od. Ver-
waltung (Proviſorat) einer Apotheke bere<tigt. Der Gehülfe
(Pharmazeut) führt, wenn ihm die Zubereitung der Arzueien nach
den Rezeptformeln der Aerzte obliegt, den Namen Rezeptariusz iſt
er jedoch mit Herjtellung der Borräthe von Arzneien in dem Labo-
ratorium betraut, jo wird er Defectarius genannt. — Jun den A.
war bis vor Kurzem noch ein beſonderes Gewicht, das Apotheker:
gewicht, gebräuchlich, deſſen ſich auch die Aerzte bei Verordnung
ihrer Nezepte bedienten. Nach dieſem Gewichte enthält das medizi-
niſche Pfund (1b) 12 Unzen (das bürgerliche Pfund hat 16 Unzen);
die Unze ( 5 )-hat 8. Drachmen, die Drachme (5) = 3 Skrupel,
ein Skrupel (5) = 20 Gran (gr.). Die Zahl der Unzen, Drach-
men u. |. w._ wird auf folgende Weiſe ausgedrückt, z. B. Zj) =
3 Ungen, 3jv = 4 Ungen, 3jjß = 2, Dradme; grßP—=!/, Öran.
In neueſter Zeit jedoch iſ in den meiſten deutſchen Ländern dieſes
Gewicht abgeſchafft u. das bequemere franzöſiſhe Grammengewicht
(\. d.) als Medizinalgewicht eingeführt worden. Früher gebrauchte
man in A. noch gewiſſe andere Zeichen, von denen jedoch nur wenige
jeßt no< angewendet werden, ſo z. B.:
477 Waſſer, Aqua. 2 Quedjilber, Hydrargyrum.
N. Alkohol. — Sâure, Acidum.
a Schwefel, Sulphur. aa gleichviel, ana.
S Salz, Sal. Pr nimm, recipe.
5 Bulver,, Pulvis.
© Gold, Aurum.
2 Kupfer, Cuprum, cem 1. f. w.
Die in den A. vorräthig zu baltenden Heilmittel müfjen nach
genau beſtimmten, im ganzen Lande fich gleichbleibenden Vorſchrif-
ten zubereitet werden; das Buch, welches hierüber Aufſ{luß giebt,
heißt die Pharmakopdöa und iſt in lateiniſcher Sprache geſchrieben.
Leider haben bis jet noch die meiſten Länder ihre beſonderen Phar-
makopôden u. erſt in neuerer Zeit hat ſih das Beſtreben geltend ge-
macht, wenigſtens in Deutſchland eine einzige gemeinſame Pharma-
topôa einzuführen. Infolge deffen haben auch mehrere deutjche
Staaten die von einer Anzahl Gelehrten verfaßte Pharmacopoea
Germaniae anerfannt u. geſeßlih eingeführt. Jn neueſter Zeit wird
wiedex an einer neuen norddeutſchen Pharmakopöa gearbeitet, während
Oeſterreich erſt vox Kurzem eine neue Pharmakopdöa eingeführt hat.
Die Ausübung der Apothekerkunſt, Ars pharmaceutica, oder
Pharmazie, iſt ſchon ſehr alt, hat aber erſt in dieſem Jahrhundert
einen e<t wiſſenſchaftl. Charakter angenommen. Schon die alten
Aegypter fertigten Abkochungen von Arzneipflanzen u. kannten die
Pflaſter. Chineſen, Jſraeliten u. Brahmanen waren früh mit der
Anfertigung verſchiedener Arznkimittel vertraut, während bei den
Griechen vor Hippokrates nur wenig von pharmazeutiſcher Kunſt zu
finden iſt. Erſt in den Schriſten dieſes alten Arztes (5. Jahrh. v.
Chr. ) treffen wir vielfache Andeutungen, daß jene Kunſt dort aus-
geübt wurde, das erſte Werk über Arzneimittel ſelbſt iſ von Hera-
flit; Mithridat Eupator juchte in der nach ihm benannten Arznei
ein Univerjalmittel gegen alle Gifte, und Nifander von Kolophon
{rieb in Verſen unter dem Namen Theriafa u. Meripharmaka
über Gifte u. Gegengifte. Die Römer gelangten erſt ſpäter zu phar-
mazeutiſchen Kenntniſſen u. die bei ihnen vorkommenden Unguen-
tarii, Seplasiarii, Pharmacopoli u. fw. können nicht als Apotheker
angeſehen werden, da ſie kaum etwas Anderes als Marktſchreier,
Giftmiſcher u. Spezereihändler waren. Nachrichten über die phar-
mazeutiſchen Kenntniſſe der Römer finden wir -in den Schriften von
Dioſkorides u. Plinius; Scribonius Largus hat unter dem Namen
Compositiones medicae ein Werk hinterfafien, welches als die ältejte
Pharmakopda anzufehen iſ. Namentlich waren ‘es die Araber,
welche viele <emiſhe Subſtanzen als Heilmittel einführten u. im
M. miſche, misce.
gtt. x zehn Tropfen, guttas de-
;
+
Apothekergewiht — Apothekerinſel 804
8. Jahrh. n. Chr. die erſte Apotheke in Bagdad errichteten; nach
dem Eindringen der Araber in Spanien entſtanden dort ebenfalls
Apotheken... Bekannt iſt es, daß die Japaneſen auch hierin nicht zu-
rüd>geblieben ſind. Wie bei ihnen eine Apotheke ausfieht, zeigt ung
Abb. Nx. 686. Ju Deutſchland wurden im 14. Jahrh. in Nürnberg
u. Prag wirkliche Un errichtet, im folgenden Jahrh. mehrten ſich
dieſelben, ſo daß in Baſel 1440 eine Apothekerordnung erſchien; in
Leipzig wurde ſhon 1409 die Löwenapotheke gegründet, in Frank-
fuxt a. M. 1478, in Altenburg 1480, in Berlin 1488 u. |. w. —
Nr. 686, Eine Apotheke in Ieddo.
Die Apotheker bilden in faſt allen Lndern Vereine zur Förderung
ihrer Wiſſenſchaft u. ihrer Standesintereſſen ; ſo beſteht in Deutſch-
land der „Allgemeine deutſche Apothekerverein“, der aus einer Ab:
theilung für Nord - u. einer für Süddeutſchland beſteht, ferner der
„Dejterreichtiche Apothefewyerein® 2c. — Seit einigen Jahren wird
jährlich ein allgemeiner internationaler Apothekerkougreß abgehal-
ten, der im J. 1869 in Wien, 1868 in Paris ſtattfand. Die das
Fach behandelnden Zeitſchriften ſind ſehr zahlreich, es ſind namentlich
zu erwähnen: das „Archiv der Pharmazie“, das „Neue Repertorium
für Pharmazie“, das „Neue Jahrbuch für Pharmazie“, das „Phar-
mazeutijche Gentrafblatt”, Wittitein’s „Biertefjabrsichrift für prat:
tiihe Pharmazie”, die „Leipziger Apothekerzeitung“ u. |. w.; von
rein pharmazeutiſchen Lehrbüchern mögen hervorgehoben werden:
Duflos „ Chemiſches Apothekerbuch “, Döbereiner. „ Handbuch der
praktiſhen Pharmazie“, Hagen „Unterricht in d. Pharmazie“ (Berlin
1869), Mohr „Pharmazeutiſche Technik“.
Apothekergewiht, \. „Apotheken“, dann „Gewicht“.
Anothekerinfel, eine Infel der Newa, im Nuſſiſchen Apothekers-
£ot-Ditrom genannt. Ein Theil der Stadt St. Petersburg ift auf
derſelben erbaut und von Zar Peter d. Gr. daſelbſt der mehr als
50 Morgen große botaniſche Garten ſowie eine Apotheferichule für
m a es
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