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E — Appert 812
appellicen, | © aka! (ation:
appelliven nadz Speier, eine feherzhafte Benennung für „er
brechen“, „fich übergeben“, dadurch entſtanden , daß man früher in
Nechtsfachen mit feiner Appellation ſi<h nach Speier zu wenden
hatte, wo das Neichsfammergericht ſeinen Sih hatte.
Appendage (ipr. —dahich’) od. Appendix, au<h Appendicula
(lat.), ein Anhang, Anhängjel, namentlich cin am Schluſſe eines
Buches od. einer Schrift noh angefügter Zuſaß von beliebigem Um-
fange. — Appendix in dex Anat. nennt man die kleinern beweg-
[ichen Hervorragungen an den Knochen, z. B. am Bruſtbein, kleinere
od. größere Ausſtülpungen am Darm, wie der wurmförmige App.
am Dünndarm u. dgl. m.
Nr. 688.
“ Auſigt von Appenzell.
Appenzell, ein fſeiner Zwillingsfanton der Schweiz, liegt ganz
eingeſchloſſen in den Kanton St. Gallen, deſſen Abte der Kanton
vormals unterthänig war, wie der Name Appenzell, d. h. Abbatis
cella (Abtszelle), andeutet. Jn noch früherer Zeit gehörte A. zu den
Kammergütern der fränk. Könige, gelangte zu Anfang des 15. Jahrh.
nach heißen Kämpfen zur Selbſtändigkeit u. trat im J. 1452 dem
Bunde der Eidgenoſſen bei, hat ſih aber infolge religiöſer Streitig-
keiten 1597 in zwei Cinto geſchieden, in A. Außer-Rhoden u.
A. Jnner-Rhoden. Beide Theile haben einen weſentlich verſchiede-
nen Charakter. A. Außer-NRhoden, der größere, weſtl. Theil mit
43/, TIM., 48,000 Ew., ijt weniger Gebirgsland, mehr ein von
tiefen Waldbäch en zerriſſenes Hügelland, das mit den Wohnungen
einer fleißigen Bevölkerung gleichſam überſäet iſt. Die Einwohner
find durchweg proteftantiich, wohlhabend u. ſehr induſtriell, nament:
lich blüht die Muſſelinſti>kerei. Viehwirthſhaft wird nux für den
eignen Bedarf getrieben. — A. Jnner-Rhoden, der on öſt:
liche Theil (2°/, M. mit
12,000 E.), iſt ein GE
intereſſantes, maleriſches Al-
penland, deſſen ſtreng katho-
ſiſche Bevölkerung nux Alpen-
wirthſchaft betreibt. Viel ge-
ſucht ſind die trefflichen Käſe
der erfahrenen Biehzüchter.
Der Hauptort von A. Außer:
Rhoden iſt Heriſau (|. d.),
von A. Jnner- Rhoden das
Dorf Appenzell mit-3300
>. Der Appenzeller iſ ein
Freund körperlicher Uebungen,
ſeine kernhaften Wiße ſind in
der Schweiz allbefannt; eine
maleriſche Volkstracht hat jedoch ſi< nur beim Gebirgsvolk erhalten.
Wenn auch religiös geſchieden, ſind doch die politiſchen Einrichtungen
beider Landestheile rein demokratiſch. A. wird von Touriſten no< niht
in dem Grade überſhwemmt, wie andere Shweizerkantone, es bietet
darum noch viel Urwüchfig- Frifhes. Nur eine Anzahl Molfen-
Kurorte ziehen Sommergäſte herbeiz die bekannteſten ſind Gais,
Gonten, Weißbad in A. Inner-Nhoden u. Heiden u. Heinrich3bad
Nr. 689, Volkstrachten in Appenzell Inner-Rhoden.
bei Ba in A. e — Das Wagen iſt ein E
gerichteter Schwarzer Bär mit rothen Taßen in e
Die Appenzeller Alpen E Tafel -VI, Nr. 1) bilden
einen Theil der Sentisgruppe , der nordöſtlichen e Alpen-
gruppe, welche den Raum zwiſchen Wallen - u. Bodenſee einnimmt.
Der hohe Sentis, über 2400 M., nördlich von den Thurquellen,
ſteht am Südende von A. Jnner-Nhoden. Die äußerſte Spitze der
Kalkfelspyramide des Sentis bildet eine wenige C] Klafter große
Felſenebene, von wo dié Ausſicht über den Bodenſee nah Süddeutſch-
(and u. ins Gebirge bis zu den Berner, Graubündner u. Tiroler
Alpen reicht. Von faſt gleicher Höhe iſt der nah gelegene Alte Mann,
während der hohe Koſten über dem Rheinthal nur no< 1770 Mtr.
hoh iſ. Nach N. verpflanzt ſih das Gebirge bis zu den Hügelland-
haften am Bodenſee.
apperripiren (ſat. ), wahrnehmen, bemerken , auffaſſen. Apper-
ception demna< eine Wahrnehmung, Auffaſſung. — In der Phi:
loſophie unterſcheidet man empiriſche, au< einfahe A., nehmlich
unmittelbare Wahrnehmungen u. Auffaſſungen, aus denen die Er-
fahrung hervorgeht, u. die transſcendentale, reine od. auch vielfache,
durch welche das empiriſ<h Wahrgenommene, Exkannte u. Aufgefaßte
zum eigenen Vewußtſein wird.
Appert, François (franz., ſpr. Appär, Frangßoa), geboren zu
Paris zu Ende des vorigen Jahrh. ; der von der franzöſiſchen Regie-
rung mit einer Prämie belohnte Erfinder einer eigenthümlichen
Methode, Nahrungsmittel längere Zeit im genießbaren Zuſtande zu
erhalten. Er hat dieſe Methode in ſeinem Werke: „L'arb de conser-
ver, pendant plusieurs années, toutes les substances animales et
végétales“, „Die Kunſt, alle animaliſchen u. vegetabiliſhen Sub-
ſtanzen, z. B. Gemüſe, Eier u. Fleiſch, mehrere Jahre lang genießbar
zu erhalten“ (Paris 1813, deutſch Koblenz u. Wien 1822) bekannt
gemacht. Das Anpert'fde Konſervirungs - Verfahren beſteht in
Folgendem: Die ſtark eingefochten SE iſen werden in cylin-
driſhe Blechgefäße gefüllt, auf welche man Dedel mit einer Deff
nung in der Mitte auflöthen kann. Durch Nachfüllen von Brühe
treibt man alle Luft aus dem Innern heraus u. verlöthet dann Die
Oeffnung luftdicht. Hierauf fest man das Gefäß noch etwa eine
halbe Stunde im Salzwafferbade einer Temperatur aus, die etwas
höher iſt als der Siedepunkt des gewöhnlichen Waſſers; dabei er-
fennt man die ſchadhaften Stellen des Verſchluſſes an hervorbrechen-
den Bläschen u. verſchließt ſie mit Hülfe des Löthkolbens. Das Er-
hißen hat aber noch den wichtigen Erfolg, daß die Eiweißkörper da:
durch vollſtändig zum Gerinnen gebracht werden u. die im Innern
etwa noch enthaltene Luft ihre oxydirende Kraft verliert. Ob alle
Bedingungen zur Verhütung der Gährung erfüllt ſind, davon kann
man fich überzeugen, wenn man die Gefäße einer Temperatur von
30 Graden ausſeßt. Tritt Gährung ein, ſo treiben die ſih ent:
wicelnden Gaſe den Deckel bauchartig auf, im andern Falle ſinkt
derſelbe durch den Druck der Luft muldenförmig ein. Jn dieſen auf
vorſtehende Weiſe verſchloſſenen Büchſen erhalten ſih die Speiſen
u. Getränke, wie Milch, mehrere Jahre lang in vollkommen genieß-
a Zuſtande. — Appert, Benj. Nicolas Maria, der Bruder des
Vorigen, bekannt als Philanthrop, geb. am 10. September 1797 zu
Paris, hatte ſich die Verbeſſerung des Gefängnißwefens zum Leben3-
zwecke geſeßt u. unternahm zur Verfolgung deſſelben Reiſen durch
die meiſten europäiſchen Staaten. Ueber die Ergebniſſe ſeiner auf
dieſen Reiſen gemachten Beobachtungen u. über ſeine Jdeen u. An-
ſichten zur Beſſerung der von den Strafanftalten entlaffenen Ver-
brechex hat ex mehrere Werke geſchrieben, von denen beſonders exr-
wähnenswerth e „Voyage en Prusse“, „ Reiſe in Preußen“
(Berlin 1847); e Gef amie, Spitäler, Schulen, Civil - U.
Militäranſtalten in Defterreih, Bayern, Preußen u. ſ. w.“ (Wien
1851 — 1852); „ Ueber Wohlthätigkeits - u. Strafanftalten x
(Leipzig 1853). Im SI. 1841 gründete er im Remelſing in Loth-
ringen eine Kolonie für freigelaſſene Sträflinge, in welcher dieſelben
Arbeit , Unterricht u. Verpflegung erhielten u. dur religiöſen Zu-