891 Arca — Arcanum
am 30. Mai 1431 den Shelakakn u. . behauptete Angeſichts des
Todes die volle Wahrheit ihrer Offenbarungen. Der undankbare
König Karl, welcher die Rettung ſeines Thrones durch ein {li<tes
Landmädchen wahrſcheinlich niht anerkennen wollte, that nichts zu
ihrer Befreiung od. Ehrenerklärung. Auf ſpäteres Anſuchen ſeitens
der Familie des unglücklichen Mädchens Fam e3 jedoch zu einer Ne-
viſion des Prozeffes, welche auf eine nachträgliche Feltjtellung ihrer
Unſchuld hinauslief. Infolge deffen wurde Peter V’A., ihr Bruder
u. getreuer Waſſengefährte, dur< Verleihung des Adels für ſich ſelbſt
wie für feine Familie geehrt, welche fich fortan Dare dy Lys nannte
u. ein Wappen mit der königlichen Lilie führte. Noch jezt find meh:
rere dieſer Familie angehörige Perſonen bekannt, unter Andern der
in dem famoſen Prozeſſe des Mörders Traupmann oft genannte
E Drouet Darcq. Doch bleibt zu bemerken , daß
die Eltern J.'s ihren Namen niht D'Arc ſondern Daxc ſchrieben
daß einige ſpätere Mitglieder der Familie das bürger-
lice Darc in das adlige D'Arc umänderten, andere jedoch
das Darc ganz ausfallen ließen u. ſi< nur no< du Lys
nannten. Die von Jeanne getragene, aus Eiſenblech ge-
fertigte, mit goldenen Sternen verzierte Rüſtung befand
ſich früher in Chantilly, kam von da in den Waffenſaal des
Muſeums der Artillerie nah Paris u. wird jet im Zeug-
hauſe zu Berlin aufbewahrt. Der unglücklichen Märtyrin >=
ſelbſt wurden zu Nouen u. zu Orleans Denkmäler errichtet, —
u. an der Stelle ihres Geburt3hauſes zu Domrémy unter
Ludwig XVIIT. eine Kapelle erbaut. Auch Louis Philipp -
ließ an leßterem Orte im J. 1843 ein Denkmal auſſtellen
u. ſchenkte zu dieſem Zwecke eine von ſeiner fchönen u. geiſt-
reichen Tochter Prinzeſſin Marie modellirte Bronzeſtatue.
Area; foſſil ift ſie ein ſeltener Gaſt in jüngſter Grau-
wade, in der Steinfohlenformation, im Plänerkalk, häu-
figer Schon im Grobfalt von Paris; am reichjten mik ihren
zterlichen Formen A. striata, A. Zerrenneri 2c. iſt ſie im
Zechiteindolomit von Pösneck entwickelt.
Arcaceae, Archenmufheln, \. „Muſcheln“.
Arcadins, Sohn des römischen Ratfers Theodofius, wurde 377
in Spanien geboren. Nach der Theilung des gewaltigen Nömer-
reiches dur< Theodoſius erhielt nach deflen Tode 395 WU. das oit-
römiſche od. morgenländifche, ſein Bruder Honorius das weſt-
römiſche od. abendländiſhe Reih. Durch klöſterlihe Erziehung ver-
weichlicht u. träge geworden, überließ er die Zügel der Herrſchaft
anſängli<h dem Gallier Nufinus, ſpäter dem Eunuchen Eutropius.
Sitte Regierung war eine ſchr unglückliche, u. unbetrauert ſtarb er
im J. 408; er war ein ſo {hwacher Regent, daß Gibbon von ihm
ſagt: „Man kann nicht eine Handlung während ſeiner 13jährigen
Regierung auffinden, welche ihm ſelber angehört“; ſeine ſ{höne u.
fluge Gemahlin Eudoxia beherrſchte ihn vollkommen. — A., um
200 v. Chr., ein griehiſ<her Grammatiker aus Antiochia; gab meh-
rere vortreffliche grammatiſche Schriften heraus, von welchen ſeine
Abhandlung über „die Accente® die bedeutendſte iſt. — A., St., ſtarb
im dritten Jahrh. zu Cäſarea in Mauritanien den Märtyrertod.
Man findet denſelben mit brennenden Kerzen in den Händen ſowie
mit Schwert u. Keule zur Seite abgebildet.
Arcani diseiplina (lat.), Geheimlehre, der Inbegriff aller
Lehren der chriſtl. Kirche, welche nur die Tradition kennt u. die Heil.
Schrift nicht beweiſt (z. B. die Lehre von der Transſubſtantiation).
Arcauiſt, \. „Arkaniſt“.
Arcanum, ein Geheimmittel, dem man in der Regel wunder-
bare Kräfte u. Wirkungen zuſchreibt. Der Aberglaube, namentlich
im Mittelalter, kennt unzählige ſolcher Mittel, welche theils. Krank:
heiten heilen, theils zu gewiſſen induſtriellen Zwe>en dienen ſollten.
Es waren meiſt Betrüger, welche dergleichen Geheimmittel für hohe
Summen ausboten u. an Leichtgläubige verkauften. Da ſich die ge-
bildete Welt jezt minder leichtgläubig zeigt, ſo haben die Arcana
gar ſehr an Vertrauen u. Werth verloren.
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Arcet’ſhes Metall Arhôologie 892
Arcet’ſches Metall, aus 1 Theil Zinn, 1 Theil Blei, 2 Theilen
Wismuth u. zuweilen etwas Queſilber zufammengefett, dient zum
Plombiren der Zähne, zum Abdruck von Modellen 2c.
Archaismus, ein veralteter Ausdru>, eine veraltete ſprachliche
Konſtruktion, daher archaiſtiſh, veraltet, altväterlih. Der archaiſti-
jche Stil in der Plaſtik iſt der in Griechenland vor der Blütezeit
dieſer Kunſt, in3beſondere vor Phidias herrſchende Stil.
Archangel, das nördlichſte E en im europäiſchen
Rußland, am Eis- u. Weißen Meere, enthält 13,925 IM. Darunter
243 JM. Gewäſſer) u. zählt auf dieſem Ramme nur 284,300 E.
(1864), d. h. 20 Menſchen auf 1 [JM., während in Sachſen auf
demſelben Raume beinahe 9000 leben. — Ein e des Gou-
vernements it Wald, mehr als die Hälfte Unland, arktijches Steppen-
land od. ſogen. Tundra. Außer den angeſiedelten Nuſſen wohnen
an den waldloſen Küſten des Eis8meeres die Polarvölker, Lappländer
u. Samojeden, und im Walde als Jagdnomaden die Syrjänen.
“Anſiht von Ar hongel
ML. 736.
Das Weiße Meer iſt außerordentlich reih an Fiſchen, der Strand an
Waſſerobgeln, die Wälder an Pelzthieren, namentlich an Polarfüchſen
u. Wölfen, dann an Hermelinen, Mardern u. Eichhörnchen. Jagd u.
Fiſchfang iſt deshalb die Hauptbeſchäſtigung. Die Hauptſtadt A.,
au< Archangelsk, d. h. die Stadt des Erzengels, nah dem Kloſter
Michael's benannt, zählt 20,000 E. (1864). Sie liegt an der Dwina,
6—8 Meilen vor deren Mündung in das Weiße Meer, iſt Sit des
Erzbiſchofs u. der erſten Beamten des Gouvernements u. der Haupt:
handelsplaß des Nordens. Jm J. 1553 entde>ten die Engländer
den Seeweg ums Nordkap nach A., u. im 16. u. 17. Jahrh. war ſie
die einzige ruſſ. Seeſtadt. Erſt nah der Gründung St. Petersburgs
nahm der Verkehr ab, hat ſich. aber, jeit Katharina die durch Peter I.
erhöhten Zölle wieder aufhob, von neuem gehoben. Die Ausfuhr
ſtieg 1865 auf 6 Mill. S.-N. u. umfaßte als Hauptartikel : Holz,
Thee, Thran, Leinſaat , Flachs u. Baſtmatten. Die Einfuhr belief
ſi< in demſelben Jahre nur auf 600,000 S.-NR. -Außer A. giebt es
im ganzen Gouv. keine Stadt, welche auch nux 2000 Einw. zählte.
Im Eismeere Liegen zwei größere Jnſeln: Kaljujew (\. d.) u. No-
waja-Sembla (\. d.), welche zu dem Gouv. A. gerechnet werden.
Arüologié, wörtli<h u. im weiteren Sinne die Kunde vom
Alterthum, d. h. der Vorzeit eines Volkes, bedeutet im engeren, jebt
allgemein gebräuchlichen Sinne des Wortes denjenigen Theil der
Alterthumskunde, welcher nicht aus den Schriftwerken u. Injchriften,
ſondern vornehmlich aus den hinterlaſſenen Denkmälern der Kunſt
u. Kunſtinduſtrie das Alterthum erkennen lehrt. Gleichwie man nun
unter Alterthum im Allgemeinen die Periode der alten Geſchichte
bis zur Völkerwanderung begreift, ſo verſteht man auch unter Ar-
chäologie im engeren Sinne die Kenntniß der Schöpfungen von
Kunſt u. Kunſtinduſtrie bei den Völkern der alten Geſchichte , insbe-
ſondere bei den Griechen u. Römern. Jene Schöpfungen zerſallen
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