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ein um ſo ſtolzeres Wort, wenn man bedenkt, daß die damalige
Weltanſchauung ſi< no< die Erde als feſtſtehendes Centrum des
Univerſums vorſtellte. — Der innere Ausbau des Rieſenſchiffes er-
folgte im Waſſer, u. hierbei gab wieder A. die ſinnreihſten Jdeen
an die Hand. Das Ganze ward in drei Abtheilungen geſchieden,
um welche verde>te u. mit Treppen verbundene Galerien führten.
Der Unterraum des urſprüngli<h zur Getreidefuhr beſtimmten
Schiffes barg die Ladung, welche außer dem gewöhnlichen Schiffs-
vorrath auf 60,000 Scheffel Weizen u. 30,000 Ctr. andere Waa-
ren, wie Wolle u. dergl., berechnet war. Jn den Mittelraum
legte man zahlreiche Kajüten, zwei große Salons u. die umfang-
reihe Schiffsküche, ferner einen großen Behälter für Seefiſche Uu.
ein fkoloſſales Trinkwaſſerfaß. Das Oberded endlich enthielt ein
warmes Bad, eine Bibliothek, ein Gymnaſium, Lauben u. Alleen
von Bäumen in großen Töpfen, ferner Paſſagierkajüten, Abtheilun-
gen für die Schiff8smannſchaſt, Sklaven, Soldaten u. f. w. Die
beſſeren Räume waren mit Moſaikarbeit ausgelegt, deren Motive
man der Sliade entnommen. Um den Raum möglichjt auszunußen,
ließ A. jtatt der üblichen zahlreichen Nuderbänfe nur zwanzig Nuder,
dafür aber drei große Maſten anbringen. So war in dem großen
Bau Alles vereinigt, was man an zwedmäßiger Einrichtung, Ele
ganz u. Bequemlichkeit nur verlangen konnte. Ganz beſonders aber
waren es zwei ſinnreihe Neuerungen, dur< welche A. den Werth
dieſes Muſterſchifſes noch geſteigert hatte, nämlich die Schiffspumpen
u. die Vertheidigung8maſchinen. Erſtere dienten zur Entfernung
des im Kielraum ſi<h ſammelnden Waſſers u. beruhten auf der von
A. erfundenen u. nach ihm benannten Wafferfhnede, d. i. einem
Apparate, welcher aus einem Cylinder u. einem ſ{hraubenförmig
um denſelben geführten Kanal beſteht. Die Schraube ift drehbar u.
hebt, wenn der Apparat in ſchiefer Richtung ins Waſſer geſtellt
wird, infolge ihrer Drehung das Waſſer von dex unterſten Spiral-
windung bis zur oberſten empor (Nr. 743).
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II NUUAANAANAAIAN nn |
Nr. 743. Archimediſhe Waſſerſhne>e.
Die erſten Jdeen zu dieſer hwingenden Schraube, welche ſo un-
endliche Wichtigkeit für die Schiffahrt (vgl. die Art. „Schiffahrt“ u.
„Schiffsbau“ ) gewonnen hat, hängen mit den Unterſuchungen zuſam-
men, welche A. über die Spirallinien angeſtellt u. in einer beſon-
deren Schrift entwicelt hatte. — Nicht minder finnreic) war die Ar:
mirung des ſyrakuſaniſchen Rieſenfahrzeuges dur eine Art fchwe-
rer Schiffsartillerie von A. ausgeführt worden. Jn der Mitte des
Dberdedes hatte er vier u. zu beiden Enden des Schiffes je zwei
hölzerne Thürme aufgeſtellt, die mit Kriegern beſetzt u. im Innern
mit Steinen u. anderen {weren Geſchoſſen angefüllt waren. Auf
hohen Gerüſten überragten den eiſernen Palliſadenzaun des Schiffs-
bordes zwei große Gefhübe, die an 200 Mtr. (über 600 F.) weit
centnerjchwere Steine u. ungewöhnlich Tange Pfeile fchleuderten.
Außerdem waren die Maſtkörbe mit Geſhüßen befeßt u. an den
Naaen {were Steine u. Bleimaſſen ſo angebracht, daß man fie auf
nahende feindliche Schiffe fallen laſſen konnte. So war im Sinne
der Mechanik jener Zeit, welche die Treibkraft der Gaſe, insbeſon-
dere des Pulvers, noch nicht kannte, gewiß Alles aufgeboten, um
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das werthvolle Rieſenſchiſf mit den denkbar ſtärkſten Vertheidigungs-
mitteln auszurüſten. Durch die Erfindung derartiger Kriegsappa-
rate, ſowol Katapulten als Horizontalgeſhüße u. |. w., hat übrigens
A. ſeinem Monarchen no< bei vielen anderen Gelegenheiten gute
Dienſte geleiſtet. Aber au< in anderer Richtung nüßte ex dem
kfönigl. Freunde durch ſeine wiſſenſhaftlihen Erfahrungen, vermöge
deren er u. a. den Betrug eines Goldichmiedes bei Fertigung einer
goldenen Krone aufde>te. Jm Bade war einſt A. auf die ſpezifiſchen
Gewichtsverhältniſſe der Körper aufmerkſam geworden u. hatte dann
mit Hülfe des hieraus gewonnenen hydroſtatiſchen Geſees (über
den Gewichtsverluſt der Körper im Waſſer u. über das Verhältniß
der verdrängten Waſſermenge) die betrügliche Miſchung des zur
Krone verwendeten Goldes mit einem leihteren Stoffe nachgewieſen.
Daß einem Genie, welches in ſo praktiſcher Weiſe ſeine wiſſenſchaft-
lihen Erfahrungen auf das Leben zu übertragen wußte, auch die
Herſtellung mechaniſcher Kunſtwerke niht {wer fallen konnte, iſt
einleuchtend. Unter ſolchen Leiſtungen würde, nächſt der Konſtruktion
eines Planetarium, auch die Erfindung der Wa ſſerorgel mit obenan
ſtehen, wenn die betreffende Angabe des Kirchenvaters Tertullian
verbürgt. wäre; man nimmt jedoch hierbei an, Daß eine andere Ueber:
lieferung glaubwürdiger ſei, nah welcher nämlich diefes Inftrument
den alexandriniſhen Mechaniker Kteſibios zum Erfinder haben ſoll.
Von dem kunſtvollen Planetarium aber, einem die Bewegungen
der Geſtirne veranſchaulichenden Apparat, ſteht die Urheberſchaft des
A. außer Zweifel. Alle uns no< aus dem Alterthum erhaltenen
Andeuzungen proſaiſher wie poetiſher Schriftſteller ſtimmen in
überfchwenglichen Lobe jenes Wunderwerkes des Syrakuſaners, das
ein ſinureiches Abbild des Univerſum vorſtellte, überein. Ju einer
hohlen Glaskugel bildete nach damaliger Weltanſhauung die Erde
das Centrum, in deren nächſter Nachbarſchaft fich der Mond bewegte,
während die Sonne mit den Planeten, durch eine Kurbel bewegt, an
der inneren Wand des Glaſes rotirte. Das Bewundernswerthe
der Mechanik lag aber, wie {hon Cicero in ſeiner eingehenden Bes
ſchreibung des Planetarium hervorhebt, in der ſinnreichen Einrich-
tung, daß eine u. dieſelbe Umdrehung die ungleichen u. mannichfal-
tigen Bewegungen der Himmelskörper in Ordnung hielt u. auch die
Sonnen- u. Mondfinſterniſſe u. \. w. hervortreten ließ. „Hiernach
habe A. etwas Größeres geleiſtet, indem er die Umdrehungen der
Himmelskörper na<hahmte, als die Natur ſelbſt, welche dieſelben
hervorbrachte.“ — Die Beſchäftigung des A. mit dergleichen
mechaniſchen Kunſtwerken traf übrigens mit ſehr verdienſtvollen
theoretiſhen Studien zuſammen, wie er ſie u. a. über die Natur der
Kreislinie, der Kugel u. |. w. angeſtellt hat. Er war es, welcher
zuerſt das Verhältniß zwiſchen dem Umfang u. dem Durchmeſſer des
Kreiſes genauer beſtimmte, wobei er die entſprehenden Näherungs-
werthe dur< Vergleichung von Viele>en außerhalb u. innerhalb der
Kreislinie zu finden ſuchte. Hierbei erreichte er auch das für prak:
tiſhe Zwecke völlig ausreichende Ergebniß, daß die geſuchte Zahl,
welche angiebt, wie viel Mal der Durchmeſſer in der Peripherie
enthalten, zwiſchen 3!/7 u. 31%/,, etwa in der Mitte Tiegen müffe.
Von ſeinen Arbeiten über derartige Unterſuchungen ſind einzelne, wie
die Behandlung über die Kegelſchnitte, verloren gegangen, andere
dagegen, wie ſeine Schrift über die Spirallinien , über die ſ<hwim-
menden Körper, über die Sphäroiden 2c. no< auf uns gekommen.
Allgemeiner bekannt ſind die Ergebniſſe ſeiner mathematiſchen Ar-
beiten über Kugel u. Cylinder geworden, z. B. der Saß, daß die
Oberfläche der Kugel viermal ſo groß wie ihr größter Kreis tft; fer-
ner, daß der um eine Kugel beſchriebene Cylinder ſi< zur Kugel
ſelbſt, ſowol in Bezug auf Juhalt als auf Oberfläche, wie 3 zu 2 ver-
hält u. ſt. w. A. ſelbſt legte auf dieſe u. ähnliche Entde>ungen im Ge
biete der Geometrie ein ſo großes Gewicht, daß er ausdrü>lich den
Wunſch ausſprach,, auf ſeinem Grabſtein möchte dereinſt ein Cylin-
der, der eine Kugel unſchließt, angebraht werden. Ju der That
hat dieſes merkwürdige Symbol faſt anderthalb Jahrhunderte ſpäter
einem der treueſten Bewunderer des A., dem großen Römer Cicero,