Full text: A (1. Band)

  
  
    
   
   
  
     
  
   
    
  
    
  
    
  
    
  
945 Arioviſt — Ariſtaos 
Die beſten deutſchen Ueberſezungen haben wir von J. D. Gries 
(Leipzig 1851, 5 Bde., 4. Aufl.) u. die von A. F. K. Stre>fuß 
(Halle 1841, 6 Bde., neue Ausg.). — Ob das im J. 1845 von 
dem Bibliothekar Giampieri entde>te u. 1846 in Florenz heraus- 
gegebene, angeblich won Arioſt's eigener Hand niedergeſchriebene 
Epos, betitelt „Rinaldo ardito“ (der wilde Ninald), wirklich von 
A. herrühre, hat die Kritik, welche Geiſt u. Form zu unvollendet 
fand, noch niht endgiltig entſchieden. 
Arioviſt, vom Stamme der Markomannen, einer der älteſten 
germaniſchen Heerführer. Die von den Aeduern in Gallien bedräng- 
ten Sequaner riefen A. im J. 72 v. Chr. zu Hülfez derſelbe überſchritt 
den Rhein, warf die Aeduer nieder Uu. erhielt, als Entſchädigung für 
ſeine geleiſteten Dienſte, den dritten Theil des Landes. Als aber auf 
US Aufforderung hin feine Landsleute in zu ſtarker Anzahl ihm 
nad Gallien nachfolgten, gerieth er mit ſeinen früheren Bundes- 
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Ariſtar<h — Ariſtivpos 944 
deſſelben Theil genommen haben. Sein Weſen erinnert an den leßt- 
genannten Gott ſelbſt, ſeine Geburt an Apollon, wie denn der alte 
Heros als eine der mächtigſten Segensgottheiten angeſehen wurde. 
Ariſtarh v. Sa mos, ein bedeutender Aſtronom des griechiſchen 
Alterthums im 3. Jahrh. v. Chr. (Er berechnete im J. 281 v. Chr. 
eine Sommerſonnenwende.) Vitruv nennt ihn einen geiſtreichen 
u. gejchickten Beobachter. Humboldt bezeichnet ihn u. den Seleukos 
als die einzigen Kopernikaner des Alterthums. Wenn auch alle 
Schriften A.s bis auf eine einzige „Von der Größe u. den Ent- 
fernungen der Sonne u. des Mondes “ verloren gegangen ſind, fo 
wiſſen wir doch, daß er mit den altpythagoriſchen Anſichten vertraut 
war u. vielleicht unter allen Griechen allein die Behauptung wagte: 
Die Erde drehe fih um die Sonne. X. nennt die Sonne einen 
Stern unter zahlloſen Sternen u. erkannte den unermeßlichen Ab- 
ſtand des Fixſternhimmels von unſerm Planetenſyſtem. Ju der uns 
  
  
    
  
   
  
    
   
   
   
   
   
   
    
  
    
  
    
     
   
     
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
genoſſen u. anderen galliſhen Stämmen in Streit u. {lug dieſelben | erhaltenen Schrift finden fi die Angaben u. Berechnungen über die 
bei Amagetobria. Die Geſchlagenen baten hierauf Julius Cäſar | Entfernung der Himmelskörper u. über die Größe des Durhmeſſers 
um Schuß, welcher denn auch nach reſultatloſen Unterhandlungen | der Sonne u. des Mondes im Verhältniß zu dem der Erde. Er er: 
A. in der Nähe des heutigen Beſançon beſiegte; A. zog ſi<h nun | fand auch das Skaphium, eine Halbkugel mit fenkrechter Nadel darin, 
wieder über den Rhein zurü>. Sein Ende iſ unbekannt. zur Beobachtung der Sonnenhöhe. — Ariſtar< v. Samothratke, 
Arîſh, Arich, perſiſhes Längenmaß, 971,6 Millimeter = | ein berühmter Grammatiker in Alexandria ums J. 150 v. Chr., 
3 F. 0,56 Zoll ſächſiſ{. geſtorben 72 J. alt auf der Injel Eypern. Er war der Erzieher der 
Ariſh, au< El Arî\<, eine ſtark befeſtigte, ägyptiſhe Stadt, | Kinder des Ptolemäos Philometor u. Kritiker u. Erklärer der griech. 
am Mittelmeer u. an der ſyriſchen Grenze, mit ungefähr 1000 E. | Dichter, insbeſondere des Homer, deſſen Werke durch ihn ihre jeßige 
Vormals lag hier das alte Rhinokorura, zur Zeit der Römer- | Geſtalt erhielten. Wegen der Strenge ſeiner Kritik nennt man 
herrſchaft der Hauptſtapelplaß für die arabiſchen, na< Europa be- | einen ſtrengen Kritiker u. Kunſtrichter einen Ariſtarch. 
ſtimmten Waaren. Jm Mittelalter hieß der Ort Laris od. La- Ariſtides, des Lyſimachos Sohn aus Athen, befehligte unter 
riſſa. König Balduin von Jeruſalem fand hier am 22. März | Miltiades die Athener in der Schlacht bei Marathon, wurde im 
1118 ſeinen Tod. Am 20. Feb. 1799 ward die Feſtung von den | Jahre darauf (489 v. Chr.) erſter Archon u. erwarb ſih.dur<h ſeine 
Franzoſen unter Kleber genommen; am 29. Dez. deſſelben Jahres | Gewiſſenhafſtigkeit u. Unparteilichkeit den Namen des „Gerechten“. 
aber von den Engländern u. Türken zurück erobert. Seines Anſehens wegen durch das Scher- 
Ariſta, Don Mariano, mexikaniſcher Staatsmann. Ju J. 1803 | bengericht (\. d.) verbannt, kehrte er kurz 
von ſpaniſchen Eltern geb., trat er {hon frühzeitig in die Armee u. | vor der Schlacht bei Salamis zurü> u. 
ſtieg bis zur Würde eines Generalmajors. Beſonders zeichnete er | trug dur ſeiuen Nath viel zum Siege 
fi im Kriege gegen die Ver. Staaten von Nordamerika aus, wes- | bei, worauf ſein Verbannungsurtheil 
halb er nah Beendigung deſſelben, im J. 1848 zum Kriegsminiſter F widerrufen wurde. Jm weiteren Kriege 
ernannt u. 1851 zum Präſidenten erwählt ward. Durch Hebung | machte er ſi beſonders dur<h Förderung 
der Gewerbe u. des A>erbaues, ſowie dur<h zwe>mäßige Organi- | der Einigkeit unter den Griechen ver- 
ſation der Staat3verwaltung ſuchte er geordnete Zuſtände u. Wohl- | dient; er ordnete die Verhältniſſe des 
ſtand herbeizuführen; die fortwährenden Parteiaufſtände im Lande | Atheniſchen Bundes, u. ſeinen Beſteue- 
vereitelten jedoch faſt alle ſeine Beſtrebungen. Ebenſo ſcheiterte auh | rungsvorſchlägen unterwarfen fich die 
ſein Verſuch, das reſtriktive (\. d.) Zollſyſtem in ein gemäßigtes | einzelnen Staaten ohne Murren, ſowie 
Schußſyſtem zu verwandeln, an dem Widerſtande der reihen Mono- | auch die Wahl der Jnſel Delos, als Vor- 
poliſten, der Majorität im Kongreß zu Mexiko. Seine ſtrengen, | orts, ſein Werk war. A. ſtarb im Y. 467 v. Chr. Seine Uneigennübig- 
aber nothiwendigen Preßgefege erregten faſt allgemeine Erbitterung, | keit erkannte Athen dur Ausſtattung u. Beſchenkung ſeiner Kinder. 
u. als am 6. Jan. 1853 der Kongreß fich weigerte, ihm außer- | — Ariſtides, aus Milet, im 1. u. 2. Jahrh. v. Chr., Verfaſſer der ſog. 
ordentliche Vollmacht zu ertheilen, ſo legte A. die Präſidentenſtelle | Mileſiſhen Geſchichten, einer Art von Novellen, deren Schau: 
nieder u. trat als General ins Heer zurü>. Der am 17. März | play das üppige Milet war u. die wegen ihres zweideutigen Jnhalts 
1853 von der Nation mit diktatoriſcher Gewalt bekleidete Präſident | bei Griechen u. Römern viele Leſer fanden. Sie ſind ſämmtlich ver- 
Santana, ſein politiſcher Gegner, entfernte ihn jedoch auch aus | foren gegangen. — Ariſtides, Publius Aelius, mit dem Beinamen 
dieſer Stellung, u. A. zog es nun vor, das Land zu verlaſſen u. nah | Theodoros, aus Adriani in Myſien,, ein ſehr berühmter Rhetor 
Curopa zu gehen, wo er Anfangs Auguſt 1855 auf einer Reiſe von | des 2. Jahrh. n. Chr. Zu Athen u. Pergamum gebildet u. von 
Cadiz na<h Southampton ſtarb. Natur mit Nednergabe ausgeſtattet, unternahm er ſehr ausgedehnte 
Ariſtäos, ein Sohn des Apollon und der Kyrene, einer | Reiſen u. fand überall hohe Anerkennung u. Bewunderung. Durch 
Enkelin des theſſaliſhen Flußgottes Peneios, von den Nymphen | ſeine Verwendung bei Mark Aurel ward es den Bewohnern von 
Meliſſä (Vienen) mit Nektar u. Ambroſia genährt u. dann dem | Smyrna möglich, ihre von Erdbeben zerſtörte Stadt wieder herzu- 
Kentauren Cheiron (Chiron) zur Erziehung übergeben. Sein | ſtellen; ſonſt {lug er alle ihm angetragenen Ehrenämter aus u. ſtarb 
Charakter als Gott iſt dunkel. Er wurde der Eidam des Kadmos | 189 als Prieſter des Heilgottes Asklepios, deſſen wundergläubiger 
(Cadmus) in Theben, indem er ſi< mit deſſen Tochter Autonoë | Patient er während einer 13jährigen Krankheit geweſen war. Von 
vermählte, die ihm den Aktäon (Actäon) gebar. Nach dem unglüd- | ihm ſind no<h 55 Reden u. Deklamationen vorhanden. 
lichen Ende des Lebteren durhzog er als Wohlthäter die griechiſchen Ariſtippos aus Kyrene (Nordafrika), lernte auf einer Reiſe 
Inſeln, Sizilien, Sardinien u. Unteritalienz er war der Hort der | nad Athen Sokrates kennen u. wurde ſein Schüler. Später trat er 
Bienenzucht (als ſolcher unter dem Namen Meliſſeus verehrt), des | ſelbſt als Lehrer der Philoſophie auf u. war der erſte Sokratiker, 
Oelbaums, der Hirten u. Jäger, auch ſoll er mit Bakchos (Diony- | der ſi bezahlen ließ. Auch ſonſt wih er u. ſeine Schule (die Kyre- 
ſos) in Thrazien zuſammengetroffen ſein u, an dem Geheimdienſte | naiker) von der Lehre des Sokrates ab. Er nahm Luſt u. Genuß 
      
Nr. 765, Ariſtides von Athen. 
  
  
  
  
    
  
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