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Chaos einzudringen wagt, in dem kurzen Zeitraume eines n
Sommers vielleicht nur wenige Meilen vorwärts fommt, um dann für
immer od. doch bis zum nächſten Sommer feſtzuſizen, ſo läßt ſich ſogleich
ermeſſen, daß von Cook's Zeiten an noch unendliche Anſtrengungen ge-
macht worden ſein müſſen, ehe die Lage der Dinge ſo weit aufgeklärt
werden konnte, wie wir ſie jezt überſehen. Zunächſt iſt zu bemerken,
daß ſih zu den Entde>ungsreiſen zur See mit der Zeit au<h Unter-
nehmungen zu Lande geſellten. Der Traum eines Goldlandes im
Norden war allerdings bald zerronnen; dagegen ſollten nun irgendwo
weſtlich von der Hudſonsbai ungeheure Kupferlager vorkommen. Hearne
erbot ſih zur Aufſuchung des Fluſſes, an dem die Kupfergruben liegen
ſollten, und erreichte ihn nah halbjähriger Reije im Zuli 1771. Bon
Kupfer fand fich aber Hier nur wenig vor; dagegen brachte dieſe Reiſe die
Gewißheit, daß das Feſtland Amerika's hier ſeine Nordgrenze habe u.
ſich niht, wie man bisher angenommen, in einem großen Ganzen nach
dem Nordpole hin erſtre>e. Zwanzig Jahre ſpäter durchkreuzte ein
anderer kühner Reiſender, Alex. Mackenzie, abermals Amerika von
Meer zu Meer, kam an den Fluß, der nun ſeinen Namen führt, u.
traf unter dem 69. Breitengrade an das Eismeer. Eine zweite Reiſe
(1793) mündete unter dem 50. Grade im Golf von Georgien aus.
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vom Gife eingefchloffen.
Kriege, welche England mit Frankreich u. feinen ehemaligen Kolonien
in Nordamerika zu beſtehen hatte, brachten die nordiſch - geographiſche
Frage auf länger als 40 Jahre in Vergeſſenheit; erſt als der allgemeine
Friede wieder hergeſtellt war, kam man auf jene Angelegenheit zurüd.
Ein geift= u. fenntnigreicher Mann in England, Sohn Barrom, Sefre-
tär der Admiralität, machte es ich zur Lebenzaufgabe, das Vorhanden-
ſein einer nordweſtlichen DurWhfahrt plauſibel zu machen u. ſeine Lands3-
leute anzufeuern, daß ſie die Ehre der Entdeckung keiner andern Nation
überlaſſen möchten. Einen bequemern Seehandelsweg noch aufzufinden,
daran fonnte nad) den bisherigen Erfahrungen freilich Niemand mehr
denfen; aber die wifjenfchaftliche Frage zu löſen, blieb na<h Barrow's
Anſicht immer noch eine Ehrenſache für England. Und zu löſen gab es
allerdings noch viel. Auf einem Raume, wo noch ein ganzer Welttheil
liegen fonnte, waren troß 200jähriger Anſtrengungen erſt wenige Punkte
genau gekannt.
In den Fahren 1815—1817 berichteten die Walſiſchfahrer, das Eis im
hohen Norden ſei infolge mehrerer milder Winter in allgemeine Be-
wegung gerathen; u. dieſen Zeitpunkt hielt Barrow für günſtig, die ge-
lehrte Welt u. die Seefahrer aufs Neue für die Sache der Durchfahrt
zu intereſſiren. Es gelang, denn ſhon im April 1818 verließen, während
die Regierungsprämie von 20,000 Pfd. Sterling erneuert wurde, zwei
Expeditionen gleichzeitig die Themſe. Die erſte, geführt von John Roß,
war nach der Baffinsbai beſtimmt, die ſeit Baffin's Zeiten nicht wieder
erreicht worden war; die andere ging unter Buchan nordweſtlih nach
den Gewäfjern von Spibbergen. Beide jedoch kehrten im Herbſt ohne
erhebliche Ergebniſſe zurü>; ſie erregten indeß immerhin ſo viel Jutereſſe,
daß fich an ihnen in untergeordneten Stellungen Männer betheiligten,
die fi ſpäter unſterblichen Ruhm erwerben ſollten; bei Roß befand fich
Jdhn Parry, bei Buchan John Franklin, Ba u. Beechey.
sm folgenden Jahre erhielt Parry den Befehl, das von Roß Ver-
N Arktiſhe
ordiſchen
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ſäumte nachzuholen u. zuvörderſt den weſtwärts laufenden Lancaſterſund
gründlich zu unterſuchen. Schon am 1. Auguſt ſuhren die Schiffe
„Hella“ u. „Griper“ in dieſe Straße ein; kein Eis hemmte die Fahrt
u. ſtündlich wuchs die Zuverſicht, man ſei auf dem rechten Wege nad)
der Südſee. Die Schiffe befuhren anfänglich die Prinz-Regents-Ein-
fahrt, kehrten, als ſie vor Eis nicht weiter konnten, wieder um und
drangen weſtlih durch die Barrowſtraße vor. Am 4. September hatte
mean den 110. Grad weſtlicher Länge erreicht, für welchen Fall ein
Heiner Preis von 5000 Pfd. Sterling ausgeſeßt war. Man war an
der Südküſte der Melville-Juſel (u. mußte hier Winterquartier nehmen,
da der Winter plölich eintrat und die Schiffe bald feftfroren. Dieſe
Heberwinterung von 94 Europäern in einem der ödeften ı. ſchauerlichſten
Winkel der Erde, bei einer 84 Tage langen Nacht, gehört zu den inter-
efjanteften Epiſoden in der Geſchichte der Seefahrten. Erſt nach zehn-
monatlicher Gefangenſchaft im Eiſe (1. Auguſt 1820) wurden die Schiffe
wieder frei. Doch furchtbare Eismafjen ringsum u. Land im Weſten
(Vanksland) hinderten jedes weitere Vordringen, u. die Expedition fehrte
mit dem Nuhme zurü>, wenigſtens die Hälfte des Weges nach der
DBeringsitraße befahren zu Haben.
Später iſt die ganze Nordküſte, auf Veranlaſſung der Hudſonshai-
z geſellſchaft, ſorgfältig aufgenommen u. dadurch feſtgeſtellt wor-
dei, daß von der Beringsftraße bis in das Beden, in welches
der Große Fiſchfluß ſi< ergießt, eine zuſammenhängende
Waſſerverbindung beſteht, ſo daß alſo jede Waſſerſtraße, welche
dieſe Linie mit der weiter oben von Parry befahrenen ver-
bände, eine nordweſtliche Durchfahrt herſtellen würde. Auch
Parry hatte die Jdee gefaßt, die Durchfahrt in niederen
Breiten zu ſuchen; bald lief er wieder aus, diesmal mit den
Schiffen „Hella“ u. „Fury“, drang in die Hudjonzitraße u.
bis nach der Repulfebai vor, die fich aber als eine Sackgaſſe
7 erwies. Nachdem er no< Lyons-Jnlet auf der Halbinſel Mel-
| ville durchſucht, mußte er auf der Südſpitze derſelben, der
Winterinſel, Winterquartier nehmen. Nachdem man im Juli
die Schiſſe aus dem Eiſe losgeſägt u. einige Wochen fortwäh-
rend mit Eis gekämpft, nahm man ein zweites Mal Winter-
quartier oberhalb der Melvillehalbinſel zu Jglulik, u. fuhr im
Sommer 1823 wieder nach Haufe. Man Hatte mehrmals Ka:
\ näle für die Schiffe von der Länge einer halben Wegftunde ing
Eis hauen u. ſägen müſſen, aber den vielgeſuhten Weg hatte
man nicht gefunden. Parry war jedoch noch nicht abgejchredt;
1824 ſ<wammen „Hekla““ u. „Fury“ bereits wieder der Baf-
ſin3bai zu. Diesmal ſollte beſonders die Prinz-Regents-Ein-
fahrt genau dur<hforſht werden. Sie zeigte fich ſehr ungaſt-
lih; man mußte in Port Bowen überwintern, verlor im fol:
genden Sommer die „Fury“, die vom Eis zerquetſcht wurde,
u. kam abermals mit einein negativen Reſultate heim.
In die Jahre 1825 u. 1826 fällt eine Expedition Franklin's, welche
den Matenzieſtrom hinabging u. ſih dann theilte, um nah Oſt u. Weſt
die Küſte zu befahren. Die weſtliche Abtheilung unter Franklin hatte
die Hälfte des Weges bis zum Eiskap zurückgelegt, als ſie vor Eis u.
Nebel umkehren mußte, ohne daß ein die Beringsſtraße Herauffonmen-
des Schiff unter Beechey ihr die Hand reichen konnte.
Noch einmal ſehen wir den unverwüſtlichen Parry, u. zwar diesmal
auf einem neuen Schauplab, auftreten. “ Die Stimmung in England
war natürlich nach jo vielfachen Fehlſchlagen gegen die nordweſtlichen
Pläne etwas erkaltet; dagegen warf man fich mit neuem Eifer auf die
alte Jdee, den Nordpol zu erreichen u. wo möglich zu überfahren. Parry
iar ſofort bereit, den Befehl zu übernehmen. Man wollte in einem
Schiffe bis an das Polareis heranfahren u. dann mittels Booten u.
Schlitten weiter vordringen. Die Boote waren für dieſen Zwe> beſon-
ders gebaut u. eigenthümlich feſt u. leicht eingerichtet. Zu jedem Boote
gehörten vier Schlitten, zwölf Mann uU. zwei Offiziere. Man konnte
ſich alſo ſowol zwiſchen als auf dem Eiſe vorwärts bewegen. Am
22. Funi 1827 verließen die Boote jenſeit Spißbergen das Transport-
Gift „Hella“ u. gelangten nach 40ſtündiger Fahrt auf glattem Waſſer
an den Rand des Eiſes. Der Aufenthalt in der Eiswüſte hatte gegen
ſieben Wochen gedauert, u. man hatte die zu dieſer Zeit immerhin an-
jehnliche Höhe von 82° 45 erreicht, wax alſo dem Pole näher gekommen
als irgend eine frühere Expedition.
Alle bisherigen Erfahrungen mußten zu dem Reſultate führen, daß,
wenn e3 auch einmal no< gelingen ſollte, irgendwo im Norden von
Amerika einen verſte>ten Kanal zu- treffen u. durch denſelben aus einem
Weltmeere ins andere zu dringen, doch die gefundene Straße für die
Schiffahrt feinen praktiſchen Werth haben könne; auch zog die britiſche
Regierung 1828 in dieſem Sinne die ausgeſeßte Nationalbelohnung zurüc.
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— Son jeßt an waren die Nordpol-Erpeditionen rein wiljenschaftlicher
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