Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
987 
Armatolen, die kriegeriſhen Bewohner der Armatolien, wie man 
jene Gebirg8gebiete Griechenlands nannte, in welche ſi, als Sultan 
Muhamed IL. um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts das 
Land eroberte, die freiheitliebenden Griehen unter muthigen Anz 
führern (Kapitanis) ſi< zurüdzogen u. daſelbſt, geſhüßt dur 
Felſengebirge, im fortgeſeßten Guerillakriege ihre Unabhängigkeit 
zu behaupten wußten. Die türkiſhen Paſchas jener Provinzen, in 
denen die A. od. au< Klephten, wie ſie ebenfalls genannt wurden, 
die türkiſhe Regierung dur< ihre Ausfälle aus ihren Gebirgs: 
Nj Ihluchten jehr befäftigten, in Epiz 
rus, Akarnanien, Makedonien u. 
Aetolien, ſ{loſſen gewöhnlich mit 
ihnen Vereinbarungen ab, nad) 
welchen die A. gegen Gewährung 
von Sold u. Lebensmitteln fich 
der Feindſeligkeiten enthalten u. 
eine Art von Gensdarmerie bilden 
mußten. Die Kraft u. Macht die- 
ſer A. gewann dadur<h an Aus- 
breitung, daß die Hetärie (ein ge- 
heimer Bund zur Befreiung Grie- 
chenlands vom türkiſchen Joche) 
vor Allem die Unterſtüßung der 
A. zu gewinnen ſuchte. Dieſe, da- 
mals etwa 12,000 Mann ſtark, 
ergriffen begierig eine ſolche Ge- 
legenheit u. kämpften in dem 1821 
ausbrechenden Unabhängigkeits- 
friege Griechenlands tapfer unter 
ihren kühnen Kapitanis für die 
Freiheit ihres Vaterlandes. Beſon- 
deres hervorragende Führer der A. 
waren Euſtrates, Gogo, Zongas, 
Saphakas, Makri, Karaiskakis, 
Kondojannis, Panuyras, Kalßo- 
demos, Odyſſeus Karataſſo, Chri- 
jto8 Meftenopulos u. Bobaris. 
Armatur , die Bewaffnung, be 
deutet in der Kriegsfprache die voll- 
ſtändige Ausrüftung eines Solda- 
ten. Hierher gehören alſo, außer 
den eigentlichen Waſſen, das Leder- 
zeug (Kuppeln, Patrontaſchen, 
Bandeliere), fernerhin die Werk: 
zeuge zum Auseinandernehmen u. 
Reinigen der Waffen (Kräker, 
Schraubenzieher 2c.), ja man red) 
net u. A. bisweilen au< die Koch- 
geſchirre, Torniſter, Brotbeutel, 
das Schanzzeug u. ſw. (Ueber 
Geſchichte, Entſtehung u. Verän- 
derungen der A. bis auf die neueſte 
Zeit . „Waffen”). — Jn der Bau- 
kunſt, der Malerei u. Bildhauerei 
verſteht man unter A. die an Zeug- 
häuſern, Stadtthoren, Schlöſſern, 
Feftungsbauten 2c. angebrachten Trophäen aus Waſſen zuſammen- 
gefegt, die ſogenannten Siegesgehenke. Unſere Abbild. Nr. 795 
enthält unter anderen auf dem Lechfelde bei Augsburg aufgefunde- 
nen Waffen, auch die A. eines ungariſchen Oberſten, welchen die 
Weber der Stadt Augsburg bei Gelegenheit der Hunnenſchlacht auf 
dem Lechfelde (am 9. Aug. 955) in die Stadt loten u. tödteten. Noch 
heutigen Tages bewahrt die Weberzunft genannter Stadt dieſe Tro- 
phäe u. führt dieſes Schildzeichen als Wappen. Den Namen A. trägt 
auch der Eiſenbeſhlag des Magnetſteins, ſowie die Bewaſſnung, 
  
Nr. 795, Waffen aus dem 10. Jahrhundert. 
Armatolen — Armatur 4 
  
Armband — Armbruſt 988 
Ausrüftung u. Bemannung eines Schiffes u. ift derſelbe in leßterer 
Beziehung gleichbedeutend mit Armement. 
Armband, ein ringförmiger, ſhon im Alterthum 
gebräuchliher Armſhmu>. Die alten Römer ent- 
lehnten die Sitte, Armbänder zu tragen, von den 
morgenländ. Völkern. Nicht blos die röm. Frauen, 
auch die Männer trugen am Unter - wie am Oberarm | 
dieſen Shmu>, den auch in beſonderer Form der 
tapfere Krieger von dem Feldherrn als Ehrengeſchenk 
empfing. Dem Wilden genügen bis auf den heutigen SER 
Tag Schnüre von Knochen, Muſcheln, Glasperlen, Nr. 796. Km. Arm- 
Zähnen getödteter Thiere u. dergl., die Kulturvölkex """ (us Pompeji). 
wählen dagegen zur Anfertigung dieſer u. ähnl. Zierrathen Gold u. 
Silber, denen der Luxus noc Edelſteine, Per- 
len u. Korallen hinzufügt. Bei den Römern 
galt das A. u. gilt noch heute zum Theil bei 
den Orientalen als Sinnbild der Vermäh- | 
lung, wie bei uns der Fingerring. — Ein A., T 
mit Granatäpfeln verziert, wird als Attribut 4, „97. yenet; 
der Göttin Proſerpina (\. d.) genannt. 
Armbruſt, nicht abzuleiten aus Arm u. Bruſt, ſondern wahr: 
ſcheinli< Forrumpirt aus dem Yat. arbalista, arcubalista, Dänijch 
armbosse, nieder: Z 
\ächſiſ<h armbost, 
eine im Anfang des 
12. Jahrh. durch die 
Kreuzfahrer nad 
Europa gekommene, 
bis in die Mitte des 
16. Jahrhundert in 
Gebrau<hß geblie- 
bene Waſſe zum Ab 
ſchießen befiederter 
  
    
anifhes Armband 
aus dem 16. Jahrhundert. 
     
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
     
7, 
rei mit Elfenbein 
ausgelegten Schaft 
mit Kolben, auß ei: 
nem durch ein vier- .. 
ediges Loh des = 
Schaftes gehenden - 
Bügel od. Bogen, - © 
der Anfangs aus “= 
Holz od. Fiſchbein, 
ſpäter aus Stahl 
war, u. aus einer 
Sehne, die, wenn ſie geſpannt ift, durch eine Nuß, d. h. eine mit zwei 
Kerben verſehene Scheibe gehalten wird. — Nach dem zum Spannen 
der Sehne dienen- N 
den Werkzeuge gab —— ( 
es verſchiedene Ar- 
ten der A., als Geis- 
fußarmbruſt, Win- 
denarmbrujt u.f.w. 
Außerdem war eine 
eine Stein= oder 
Kugelarmbruſt für N 
die Jagd im Ge: N 
brauch, Die einfach | : 
mit der Hand zu 
ſpannen, Kieſel: 
jteine od. Dleifugeln 
ihoß. Du Chaillu 
  
N 
Nx. 799. Armbruſlſhühe der Fans. 
(\. d.) berichtet ung, daß die Fans im äquatorialen Weſtafrika 
fi) auf der Jagd u. im Kriege einer kräftigen Armbruſt bedienen, 
    
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.