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Armatolen, die kriegeriſhen Bewohner der Armatolien, wie man
jene Gebirg8gebiete Griechenlands nannte, in welche ſi, als Sultan
Muhamed IL. um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts das
Land eroberte, die freiheitliebenden Griehen unter muthigen Anz
führern (Kapitanis) ſi< zurüdzogen u. daſelbſt, geſhüßt dur
Felſengebirge, im fortgeſeßten Guerillakriege ihre Unabhängigkeit
zu behaupten wußten. Die türkiſhen Paſchas jener Provinzen, in
denen die A. od. au< Klephten, wie ſie ebenfalls genannt wurden,
die türkiſhe Regierung dur< ihre Ausfälle aus ihren Gebirgs:
Nj Ihluchten jehr befäftigten, in Epiz
rus, Akarnanien, Makedonien u.
Aetolien, ſ{loſſen gewöhnlich mit
ihnen Vereinbarungen ab, nad)
welchen die A. gegen Gewährung
von Sold u. Lebensmitteln fich
der Feindſeligkeiten enthalten u.
eine Art von Gensdarmerie bilden
mußten. Die Kraft u. Macht die-
ſer A. gewann dadur<h an Aus-
breitung, daß die Hetärie (ein ge-
heimer Bund zur Befreiung Grie-
chenlands vom türkiſchen Joche)
vor Allem die Unterſtüßung der
A. zu gewinnen ſuchte. Dieſe, da-
mals etwa 12,000 Mann ſtark,
ergriffen begierig eine ſolche Ge-
legenheit u. kämpften in dem 1821
ausbrechenden Unabhängigkeits-
friege Griechenlands tapfer unter
ihren kühnen Kapitanis für die
Freiheit ihres Vaterlandes. Beſon-
deres hervorragende Führer der A.
waren Euſtrates, Gogo, Zongas,
Saphakas, Makri, Karaiskakis,
Kondojannis, Panuyras, Kalßo-
demos, Odyſſeus Karataſſo, Chri-
jto8 Meftenopulos u. Bobaris.
Armatur , die Bewaffnung, be
deutet in der Kriegsfprache die voll-
ſtändige Ausrüftung eines Solda-
ten. Hierher gehören alſo, außer
den eigentlichen Waſſen, das Leder-
zeug (Kuppeln, Patrontaſchen,
Bandeliere), fernerhin die Werk:
zeuge zum Auseinandernehmen u.
Reinigen der Waffen (Kräker,
Schraubenzieher 2c.), ja man red)
net u. A. bisweilen au< die Koch-
geſchirre, Torniſter, Brotbeutel,
das Schanzzeug u. ſw. (Ueber
Geſchichte, Entſtehung u. Verän-
derungen der A. bis auf die neueſte
Zeit . „Waffen”). — Jn der Bau-
kunſt, der Malerei u. Bildhauerei
verſteht man unter A. die an Zeug-
häuſern, Stadtthoren, Schlöſſern,
Feftungsbauten 2c. angebrachten Trophäen aus Waſſen zuſammen-
gefegt, die ſogenannten Siegesgehenke. Unſere Abbild. Nr. 795
enthält unter anderen auf dem Lechfelde bei Augsburg aufgefunde-
nen Waffen, auch die A. eines ungariſchen Oberſten, welchen die
Weber der Stadt Augsburg bei Gelegenheit der Hunnenſchlacht auf
dem Lechfelde (am 9. Aug. 955) in die Stadt loten u. tödteten. Noch
heutigen Tages bewahrt die Weberzunft genannter Stadt dieſe Tro-
phäe u. führt dieſes Schildzeichen als Wappen. Den Namen A. trägt
auch der Eiſenbeſhlag des Magnetſteins, ſowie die Bewaſſnung,
Nr. 795, Waffen aus dem 10. Jahrhundert.
Armatolen — Armatur 4
Armband — Armbruſt 988
Ausrüftung u. Bemannung eines Schiffes u. ift derſelbe in leßterer
Beziehung gleichbedeutend mit Armement.
Armband, ein ringförmiger, ſhon im Alterthum
gebräuchliher Armſhmu>. Die alten Römer ent-
lehnten die Sitte, Armbänder zu tragen, von den
morgenländ. Völkern. Nicht blos die röm. Frauen,
auch die Männer trugen am Unter - wie am Oberarm |
dieſen Shmu>, den auch in beſonderer Form der
tapfere Krieger von dem Feldherrn als Ehrengeſchenk
empfing. Dem Wilden genügen bis auf den heutigen SER
Tag Schnüre von Knochen, Muſcheln, Glasperlen, Nr. 796. Km. Arm-
Zähnen getödteter Thiere u. dergl., die Kulturvölkex """ (us Pompeji).
wählen dagegen zur Anfertigung dieſer u. ähnl. Zierrathen Gold u.
Silber, denen der Luxus noc Edelſteine, Per-
len u. Korallen hinzufügt. Bei den Römern
galt das A. u. gilt noch heute zum Theil bei
den Orientalen als Sinnbild der Vermäh- |
lung, wie bei uns der Fingerring. — Ein A., T
mit Granatäpfeln verziert, wird als Attribut 4, „97. yenet;
der Göttin Proſerpina (\. d.) genannt.
Armbruſt, nicht abzuleiten aus Arm u. Bruſt, ſondern wahr:
ſcheinli< Forrumpirt aus dem Yat. arbalista, arcubalista, Dänijch
armbosse, nieder: Z
\ächſiſ<h armbost,
eine im Anfang des
12. Jahrh. durch die
Kreuzfahrer nad
Europa gekommene,
bis in die Mitte des
16. Jahrhundert in
Gebrau<hß geblie-
bene Waſſe zum Ab
ſchießen befiederter
anifhes Armband
aus dem 16. Jahrhundert.
7,
rei mit Elfenbein
ausgelegten Schaft
mit Kolben, auß ei:
nem durch ein vier- ..
ediges Loh des =
Schaftes gehenden -
Bügel od. Bogen, - ©
der Anfangs aus “=
Holz od. Fiſchbein,
ſpäter aus Stahl
war, u. aus einer
Sehne, die, wenn ſie geſpannt ift, durch eine Nuß, d. h. eine mit zwei
Kerben verſehene Scheibe gehalten wird. — Nach dem zum Spannen
der Sehne dienen- N
den Werkzeuge gab —— (
es verſchiedene Ar-
ten der A., als Geis-
fußarmbruſt, Win-
denarmbrujt u.f.w.
Außerdem war eine
eine Stein= oder
Kugelarmbruſt für N
die Jagd im Ge: N
brauch, Die einfach | :
mit der Hand zu
ſpannen, Kieſel:
jteine od. Dleifugeln
ihoß. Du Chaillu
N
Nx. 799. Armbruſlſhühe der Fans.
(\. d.) berichtet ung, daß die Fans im äquatorialen Weſtafrika
fi) auf der Jagd u. im Kriege einer kräftigen Armbruſt bedienen,