Full text: A (1. Band)

  
   
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Armee 
die ſo ſtraff geſpannt iſt, daß ſie, um dieſelbe aufzuziehen, Hände 
u. Füße gu Hülfe nehmen müſſen (Nr. 799). — Jm 14. und 
15, Jahrh. zeichneten ſi beſonders die genueſiſchen u. venetianiſchen 
Armbruſtſhüßen aus, welche, ihrer Geſchicklichkeit wegen , häufig in 
fremden Sold genommen wurden (Nr. 798). 
Armee, im Sinne von Heer, umfaßt die geſammte, hauptſächlich 
für den Kriegsdienſt zu Lande geſchulte Truppenmacht eines Staates 
u. ſteht zunächſt im Gegenſaß zur Seemacht od. Kriegsflotte eines 
Landes. Bei Einführung der ſtehenden Heere wurden die Soldaten 
geworben; Napoleon beſchenkte Europa mit der Konſkription (\. d.), 
bei welcher ſi< die Reichen dabei dur<h Arme , die ſi< freigelooſt 
hatten, vertreten laſſen konnten. Ju neueſter Zeit iſt in vielen Ar- 
meen die Wehrpflicht eine allgemeine, d. h. alle waſſenfähigen Bür- 
ger u. Staatsangehörigen werden zum Dienſte herangezogen u. mili- 
täriſh ausgebildet od. ſind wenigſtens verpflichtet, ſi< im Kriege 
verwenden zu laſſen. Das Looſen entſcheidet hier nur über die 
Reihenfolge der Einberufung zum Waffendienſte. Die lange Präſenz- 
zeit, je nah den Waffengattungen von ein bis drei Jahren, geſtattet 
wegen des Geldpunktes das Einexerziren aller Pflichtigen nicht, ſo 
daß die allgemeine Wehrpflicht praktifh, namentlich in Friedens- 
zeiten, nicht durchgeführt werden fan. Diez ift jedoch, freilich auf 
Koſten der militäriihen Durhbildung, bei den Miliziyitemen od. 
der allgemeinen Volksbewaffnung der Fall, indem alle felddienſttaug- 
lichen Männer einer Nation eine kurze Zeit lang wirklich zu Kriegs- 
übungen eingezogen u. ererzirt werden. Das Miliziyitem ift in der 
Schweiz zur Geltung gelangt u. für dieſes Gebirgsland vollkommen 
ausreihend, welches dur ſeine geographiſhe Beſchafſenheit ſowol 
als durch die Eiferſucht der Großmächte vor Eroberung geſüßt iſt. 
Die auf Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht organiſirten Ar- 
meen zerfallen in der Regel in drei Abtheilungen, nämlich in das 
ſtehende Heer, welchem der Pflichtige drei Jahrelang angehört, wonach 
er auf eben ſo lange Zeit in die Reſerve tritt u. dann fünf bis ſe<s 
Jahre lang Landwehrmann bleibt. Nach elf bis zwölf Jahren hört die 
Verpflichtung zum Kriegsdienſt im Auslande auf (j. „Landwehr“); 
im Vaterlande jedo< muß ſich jeder Bürger bis zum 40. Lebensjahre 
u. in manchen Staaten no< länger (\. „Landſturm“) zur Abwehr 
gegen feindliche Einfälle verwenden laſſen. — Jn dem bisher ent- 
wi>elten allgemeinen Sinne umfaßt der Begriff Armee demnach die 
ganze gefehlich bewaffnete Macht eines Staates mit allen dazu ge- 
hörigen Zweigen u. Stellen, wie das Kriegäminifterium, die Dis 
litärſhulen, die Juſtiz, Geſundheitspflege, endlich die geſammte Ver- 
waltung im weiteſten Maßſtabe überhaupt. Ju einem anderen Sinne 
verſteht man darunter jeden größeren Truppenkörper, der einen ſelbſtän- 
digen Zwe> verfolgt u. aus den drei Waffengattungen Jnfanterie, 
Kavallerie u. Artillerie beſteht, nebſt dem nöthigen Fuhrweſen, Mu- 
nitionsfolonnen, Brückentrain u. eventuell dem Belagerungsparke. 
Auf je tauſend Mann Infanterie re<net man hierbei dur<ſchnittli<h 
hundert bis hundertundfünfzig Mann Reiterei u. zwei bis fünf Ge- 
hüße. Ju dieſem Sinne führen die Armeen je nad) dent Zwede od. 
auch nach dem Drte ihres Auftretens nähere Bezeichnungen. ©o 
ſpricht man von einer Feld - A. , Belagerungs- A., Obſervations-A., 
ferner von einer Nord- A. , Süd -A. u. |. w., weiterhin von einer 
Elb-A., Rhein-A., A. von Paris 2c. Jede A. zerfällt in einige od. 
mehrere Armeecorps, Diviſionen, Brigaden, Regimenter, Bataillone. 
Nähere Angaben über die Armeen od. Heere der Hauptſtaaten wird. 
man theils unter den betreffenden Ländern ſelbſt, theils unter dem 
Artikel „Heer“ finden. Nimmt man die Kriegsſtärke Frankreichs u. 
des Norddeutſchen Bundes in runder Summe mit je einer Million 
Streiter als Einheit an, ſo iſ die numeriſche Militärmacht nach- 
folgender Staten annähernd: Baden !/,;, Bayern !/,,, Belgien "io, 
China ‘/;, Dänemark !/,,, Geſammtdeutſchland 1!/;, Großbritan- 
nien '/7, die Freiwilligen eingere<hnet 2/,, Italien !/,, Oeſterreich ‘/z, 
Portugal Yı4, Preußen /,, Rußland ‘/;, Schweden u. Norwegen 
‘/3, Schweiz !/;, Spanien !/;, Türkei 1/2, Würtemberg !/4. Die 
A. des Norddeutſchen Bundes wird eingetheilt in das Garde- 
  
FS 
Armenanſtalten — Armenbibel 990 
  
Corps u. in die zwölf Provinzial-Armeecorps, deren leßtes (Nr. XIT) 
die fönigl. ſäc<ſiſhe A. umfaßt. Je zwei u. zwei dieſer Corps ſollen 
in ihrer Reihenfolge eine A.-Abtheilung bilden, ſo daß deren ſe<s 
vorhanden ſein werden. Jm Ganzen zählt die A. des Norddeutſchen 
Bundes alſo 13 A.-Corps od. 27 Diviſionen von zuſammen 54 
Infanterie -, 28 Kavallerie: u. 13 Artillerie-Brigaden. An Mann- 
ichaften erreicht die Geſammtſtärke der A. eine Anzahl von 977,262 
Mann, von welchen 511,826 Mann auf die Feldarmee in der Kriegs- 
ſtärke, nebſt 1272 beſpannten Geſchüßen, ferner 180,672 Mann auf 
die Erſaßtruppen u. 265,082 Mann auf die Beſaßungstruppen kom- 
men, während d'e Friedensſtärke fi auf 287,599 Mann mit 804 
beſpannten Geſchützen beziffert. Die Erſaßtruppen werden bei einer 
Mobilmachung des Heeres formirt. Die Dienſtzeit währt in Linie 
u. Landwehr zuſammen zwölf Jahrez dur<ſ<hnittli< werden jährlich 
100,000 Mann ausgehoben, was für neun Jahre im Beurlaubten- 
ſtande 900,000 beträgt; davon 15 Prozent Abgang gerechnet, blei- 
ben für den Krieg ausgebildete Mannſchaft 765,000 Mann, ſo daß 
auch na< Stellung auf den Kriegsfuß no< etwa 116,000 Mann 
innerhalb der zwölf Dienſtjahre zur Verfügung ſtechen. Das Weſent- 
liche dieſer Einrichtungen hängt mit der in Preußen durchgeführten 
Militär-Reorganiſation zuſammen, worüber man die Artikel „Heer- 
weſen“ u. „Preußen“ vergleichen möge. — Die A. Frankreichs 
beſteht aus der ſog. aktiven A. u. der Reſerve, welche je 400,000 
Mann betragen; außerdem fol eine mobile Nationalgarde, in wel- 
her alle Losgefaufte dienen müffen, in einer Stärke von 550,000 
zur Vertheidigung der feſten Pläße u. Landesgrenzen verwendet mer: 
den. Die Dienſtzeit in der aktiven A. iſ auf fünf, in der Reſerve 
auf vier Jahre feſtgeſekt. — Die A. der ö ſterreihiſ<-ungaris 
\<hen Monarchie, in einer Kriegsſtärke von 700,000 Mann Feld- 
truppen, ruht auf der allgemeinen Wehrpflicht u. hat eine dreijährige 
Dienſtzeit in der Linie, 7 Jahre in der Reſerve, 2 in der Landwehr. 
— Jn Rußland beläuft fi die reguläre A., welche durch Aus: 
hebung rekrutirt wird, auf 700,000 Mann, von denen 500,000 zum 
Kriege nad) Außen verwendbar find; die irregulären Truppen (z.B. 
Koſaken) vom Don, Ural, Amur 2c. zählen etwa 180,000 M. — 
Näheres \. unter dem Art. „Heer“ u. unter den einzelnen Ländern. 
Armenanſtalten, |. „Armuth“. 
Armenbibel (Biblia pauperum), eine Sammlung neuteſtament- 
licher Vorſtellungen in 40—50 Bildern, welche die Geburt der heil. 
Jungfrau, das Leben u. Leiden Jeſu Chriſti bis zum jüngſten Ge- 
rit (alſo die Hauptbegebenheiten der Erlöſung) unter beſtändiger 
Hinweiſung auf das Alte Teſtament behandeln. Der Name Armen- 
bibel entſtand, weil die geringeren OrdenZgeiſtlichen, wie Franzis- 
faner, Kapuziner u. Karthäuſer, die ſi< ſelbſt häufig Pauperes 
Christi (die Armen Chriſti) nannten , dieſes Buches bei ihren 
Kanzelvorträgen als homiletiſchen Hülfsmittels ſich bedienten, um 
die- Geſchichten des Alten Bundes auf die des Neuen anzuwenden 
u. letzteren dur< ſymboliſhe Deutung des erſteren zu bekräftigen. 
Die erſte Ausgabe der A. iſt niederländiſchen Urſprungs u. ſoll aus 
Zeichnungen Johann's van Ey> beſtehen, welche in den Jahren 1420 
bis 1430 dur< Lorenz Koſter von Harlem. geſchnitten u. gedru>t 
wurdez Andere verlegen ihre Entſtehung in die Jahre 1460—1475. 
Von ſe<s bis jet vorgekommenen Ausgaben beſteht eine aus 50, 
die übrigen fünf aus je 40 Blättern. Zwei dieſer ganz in Holz- 
ſhnittdru> hergeſtellten Ausgaben in deutſcher Sprache ſind {hon 
mit der Preſſe u. auf beiden Seiten des Papiers gedru>t; die eine 
dieſer beiden vom Jahre 1470 trägt die Briefdru>er Frdr. Walther 
u. Hans Hurning zu Nördlingen als Verfaſſer, die andere mit dem 
Monogramm von Hans Sporer giebt als Zeitpunkt ihrer Entſtehung 
das Jahr 1477 an. Wenige Jahre ſpäter ſtellte Albert Pfiſter in 
Bamberg zwei typographiſche Ausgaben her. Ein unvollſtändiges 
Exemplar der Originalausgabe war früher auf der Bibliothek in 
Wolfenbüttel zu Leſſing's Zeit, wurde aber nah Paris entführt. 
Die Anordnung der Bilder iſt Handſchriften entnommen, von denen 
einige bis in das elfte Jahrhundert zurü>kreichen. 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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