Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Artillerie 
ZZIIIIIS 
Nr. 845, 
Keilverſhluß der preußiſhen Feldgeſhüße (Konſtruktion 
1367) mit hohler Stahlplatte b und Kupferliderung. ce Viſir bei a. 
  
Nr. 846. Shrapnel der gezogenen Nr. 847, Whitworth?s Stahlgeſhoß 
nad dem Schuß. 
Gefhüte. Durhfänitt. 
      
     
    
    
   
    
         
  
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Nr, 848—850, Granate für die fran- 
zöſiſche gezogene Kanone. 
      
     
  
  
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Nr. 851. Granate des gezoge- 
nen preuß. Serhspfünders 
(mit Perkuſſionszünder). 
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Nr, 852. Neue öſterreichiſche 
Granate der gezogenen Ge- 
ſhüße, Aeußere Geſtalt, 
& Artillerie 1060 
  
  
nur nach einer Seite hin, weshalb fie jich durch Korrektur der Vifirvorrichtung, der jogenann- 
ten Seitenverjchiebung, zur Steigerung der Trefffähigfeit benügen lafjen. — 2. Syſtem 
Wahrendorf. Jn Preußen iſt der 6 -Pfünder der Feldartillerie, der 12- u. 24-Pfünder für 
Feſtungen mit dem verbeſſerten Wahrendorf ſchen Kolbenverſchluß eingeführt. Ein Cylinder 
ſchiebt ſich in der Richtung der Achſe, in einer Verſchlußthüre beweglich, in das Bodenſtück des 
Rohres; horizontal dur< den erſten Cylinder u. das Rohr wird ein zweiter kleinerer, der 
ſogenannte Quercylinder, geſte>t. Der Laderaum iſt etwas weiter als der gezogene Theil des 
Rohres, ſo daß das Geſchoß mit ſeinem Bleimantel in die Züge eingepreßt wird. Die Rohre 
ſind aus Krupp'ſchem Gußſtahl mit 12—18 Zügen verſehen. — 3. Syſtem mit Keilverihluß 
(Nr. 845). Für den preußiſchen 4-Pfünder u. viele Feitungsgejchüge beſtimmt, beſteht es aus 
zwei Keilen, d u. e, die ſich über einander ſchieben laſſen, wodurch ſi der Breitedurchmeſſer des 
Parallelopipeds, das fie vereinigt bilden, vergrößern od. verringern läßt. Will man das Rohr 
öffnen, ſo ſchiebt eine Schraube einen Keil über den andern zurü>, es entſteht zwiſchen dem 
Ausſchnitt im Rohr u. dem Verſchluß ein Spielraum, welcher die beiden Keile aus dem Rohre 
zu ziehen geſtattet, bis ihre Kreisdurhbohrung, durch welche Geſchoß u. Ladung in das Rohr 
gebracht wird, mit der Rohrbohrung korreſpondiren. Nach der Ladung ſchiebt man beide Keile 
in den Rohrausſchnitt u. zieht mit der Schraube einen Keil über den andern, wodurch das Rohr 
ſicher u. feſt geſchloſſen wird. Die Geſchoſſe für die Syſteme 2 u. 3 beſtehen aus dem Eiſenkern 
u. dem Bleimantel. Der Perkuſſionszünder der Granate (Nr. 851) iſt ſehr ſinnreih. Jn die 
Mundlochſchraube 1 iſt die mit einer Kapſel od. einem Sprenghütchen 2 verjehene Zündjchraube 
eingelaſſen. Jm Mundlochkanal iſt ein Bolzen 3, an deſſen Kopf jic) eine Nadel befindet, frei 
beweglich, im Rohre aber durch den Vorſte>er 4 in ſeiner feſten Lage gehalten. Bei der 
Rotation des Geſchoſſes außerhalb des Rohres fällt der Vorſte>er heraus, U. bei der Berührung 
des Geſchoſſes mit dem Boden oder irgend einem feſten Körper fliegt der Nadelbolzen 3, welcher 
infolge des Trägheitsgeſezes an der Verzögerung der Geſchoßbewegung feinen Antheil nimmt, 
auf das Zündhütchen 2 los, deſſen Flamme durch die Bolzenbohrung U. den Mundlochboden 
hindurchſtrömt u. die Sprengladung entzündet. — Außer der Granate iſt die Granatkartätſche, 
die Brandgranate u. Kartätſchenbüchſe mit Zinkkugeln für die Syſteme 2 u. 3 gebräuchlich. 
Ganz Deutſchland, Belgien u. Rußland haben dieſe Syſteme angenommen. — 4. Syſtem 
Armſtrong (\. „Armſtrong“). — 5. Syſtem Eaſtmann. Der Nordamerikaner Eaſtmann 
brachte 1853 ein Kammerladungsgeſhüß mit gezogener Seele in Vorlage; der Verſchluß be- 
ſteht aus einex Schwanzſchraube, deren Gewinde durch glatte Einſchnitte unterbrochen iſt. 
Die mit fünf Zügen verſehenen Geſchüße ſchoſſen ſphäriſche und cylinderkoniſche Geſchoſſe. — 
SG n Ah 47 
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Nr. 853. Preußiſches Vierpſünderrohr. 
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Vorderlader. 1. Syſtem La Hitte, richtiger Syſtem Tamifier u. Treuille genannt, 
iſt in Frankreich für die nach der lehten Organiſation aus 954 Kanonen (4-Pfünder) beſtehende 
Feldartillerie angenommen. Die Rohre ſind aus Bronze, mit 6 Zügen verſehen. Die eiſerne 
Granate (Nr. 848—850) greift mit 6 angegoſſenen Zinkwarzen (3.8. bei au. b), welche je drei u. 
drei in zwei Reihen zwiſchen u. über einander liegen, in die Züge. Dieſe Granate wird entweder 
mit Sprengladung od. als Granatfartätſche mit Piſtolenkugeln gefüllt. Der Zünder iſt ein geit- 
zünder nach dem Armfteong’ichen Prinzip, erlaubt jedoch feine beliebige, ſondern nur eine Tempi- 
rung auf 6 beſtimmte Diſtanzen. Jn dem ſechse>igen Kopf des Zünders ſind nämlich 6 Kanäle 
gebohrt, welche ſich öffnen laſſen, wodurch die brennende Mehlpulverſäule des Zünders 6 verſchie- 
dene Längen annehmen kann. Dänemark, Norwegen u. Schweden haben dieſes Syſtem ganz, Die 
Schweiz modifizirt angenommen. An Genauigkeit des Treffens u. Sicherheit der Sprengwirkung 
ſtehen dieſe gezogenen Geſchütze den preußiſchen weit nach. Jn Ftalien 1859 beſtanden zum 
erſten Mal die gezogenen Kanonen dieſes Syſtems die Feuerprobe. Napoleon III. trat mit 15 
gezogenen Batterien u. 6 Geſchühen auf den Kriegsſchauplaz. Die Beweglichkeit u. Manövrirx- 
fähigkeit der leihten Geſchüße bei verminderter Beſpannung (4 ſtatt 6 Pferde) rief allgemein- 
ſten Beifall hervor. Ein Korreſpondent der „Times“ bezeugt, daß in der Schlacht von Solferino 
(24. Juni 1859) ſich die Ueberlegenheit der neuen franzöſiſchen Kanonen gegen die glatten öſter- 
reichiichen glänzend bewährte. Die leichte gezogene franz. Kanone gewann Napoleon III. die 
Siege von Montebello u. Magenta. Die franz. Artilleriſten befanden ſich meiſtens außer der 
Tragweite der glatten, öſterreichiſchen Geſhüße; die dadurch vermehrte Sicherheit des Zielens 
ſteigerte die Trefffähigkeit. Auf 2000 Meter Entfernung wurde die öſterreichiſche Kavallerie 
beſchoſſen; auf 2500 Meter wurden die Oeſterreicher, welche ſich bei Valenza am Po verſchanzen 
wollten, vertrieben. Die Reſerven litten furchtbar unter den weittragenden gezogenen Ge- 
\hüzen. Jn der Krim gegen die ruſſiſchen Erdwerke richteten die gezogenen Kanonen weniger 
aus, weil die Erde immer wieder den von den explodirten Geſchoſſen erzeugten Trichter aus- 
füllt. Jm Krieg 1866 waren alle kriegführenden Mächte bereits mit gezogenen Kanonen aus- 
gerüſtet. Dex meiſt aus durchſchnittenem Terrain beſtehende Kriegsſchauplay machte vielfach 
eine vortheilhafte Verwendung der gezogenen Gejchüge unmöglich — jo daß es voreilig wäre, 
wie Arcolay vorſchlug, deshalb zu den glatten Kanonen u. dem A.-Nahgefecht zurückzukehren. 
— 2, Syſtem Whitworth (Nr. 854). Das Rohr iſt ſo ausgebohrt, daß der Querſchnitt der 
Bohrung ein regelmäßiges Sechse> bildet. Die ganze Ausbohrung iſt ſtark gewunden u. das 
Geſchoß hat die Form eines ſechsſeitigen Prisma mit paraboliſcher Spie, wobei die Kanten 
des Prisma der Windung der Seele entſprechend ſchief laufen. Die Leichtigkeit der Herſtellung, 
die Billigkeit der Geſchoſſe, welche des koſtbaren Bleimantels nicht bedürfen u. doh wegen der 
Führung von Fläche auf Fläche in den die Züge vertretenden Polygonſeiten ſehr genau 
ſchießen — haben dieſem Syſtem in England neben dem Armſtrong'ſchen hohe Anexkennung ver- 
ſchafft. — 3. Syſtem der Bogenzüge, in Oeſterreich eingeführt, hat ji) 1866 ziemlich gut 
bewährt. Die Züge ſind exzentriſch, das Geſchoß (Nr. 852) hat einen Bleimantel mit Keilanjäßen 
 
	        
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