Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1119 Aſper — Aſphalt $ 
  
Aſphalt 
  
  
Aſper, Hans, Porträtmaler, geb. 1499 zu Zürich, malte in der 
Manier Holbein'3, wurde Mitglied des großen Raths ſeiner Vater- 
ſtadt, ſtarb aber in dürftigen Umſtänden daſelbſt 1571. Auch ſeine 
zwei Söhne, Hans u. Rudolph, wirkten als Maler. Beſonders be- 
rühmt iſt ſein Porträt Zwinglis auf der Stadtbibliothek in Zürich. 
Aspera nee terrent (ſat.), au< Widerwärtiges ſhre>t nict 
ab; Wahlſpruch der Welfen u. des ehemal. hannöv. Königshauſes. 
Aspergill od. Aspersorium (lat.), der Sprengwedel, deſſen ſich 
die katholiſchen Geiſtlichen bei verſchiedenen Gelegenheiten, beſonders 
aber bei Leichenbegängniſſen bedienen, um die Anweſenden mit ge- 
weihtem Waſſer zu beſprengen (\. „Weihwaſſer“). 
Aspergillum, f. „Gießfannenmufchel“. 
Asperität (Iat.), Raubeit. 
Aſpermen , Samenloſe, Pflanzen ohne Samen. 
Aſpern, Dorf auf dem Marhhfelde bei Wien, unweit von Eß- 
lingen, wo Napoleon am 21. u. 22. Mai 1809 von den Oeſter- 
reichern unter Erzherzog Karl beſiegt ward. Napoleon's Verſuch, das 
öſterreich. Centrum zu ſprengen u. ſi< in den Befiß von A. zu feben, 
mißlang, nur Eßlingen verblieb den Franzoſen. Die erbitterte 
Schlacht, die den Franzoſen den Marſchall Lannes koſtete, ward dur 
die feſte Standhaftigkeit der öſterreih. Truppen gewonnen, während 
der eigentlihe Plan des Erzherzogs, die franz. Truppen über die 
Donau zu loden u. in den Fluß zu treiben, mißlang. 
Asperula (odorata), Waldmeifter; frautartige Pflanze aus der 
Familie der Rubiaceen, welkend den bekannten Sumarin= Geruch, 
welchen das tro>nende Heu beſit, aushauchend, darum von jeher 
ein Gegenſtand der Aufmerkſamkeit, 
vielfach zu Maitränken gebraucht, 
die wiederum auf alte Opfergebräuche 
der Germanen fchließen laſſen. Noch 
heute giebt es an manchen Orten 
(z.B. zu Rheinsberg in der Mark, wie 
im nahen Me>lenburgiſchen) eigene 
geſte, des Sonntags in den Wald zu 
gehen u. Waldmeiſter zu pflü>en, um 
"2, Kränze aus ihm zu bereiten, die, von 
den Mädchen als „Möſchkränze“ an 
ihre Geliebten verſchenkt , in den Kof- 
fern wie Heiligthümer bewahrt wer- 
den, während Andere ſie das ganze 
Jahr über in den Wohnungen hängen 
laſſen. Möſch heißt übrigens die 
Pflanze in den genannten Gegenden 
allgemein; nurdaß fich das in Mähſch, 
Mähsk, Meuſch, Möſch, Mööſchen, 
Möüſeke, Meeſke, Meiſerih, Meeſe- 
Nr. 902. Waldmeiſter (A. odorata). ri 2c. umgeſtaltet. Man leitet es 
imal actatôhert 8 BIL von Moſchus áb, da ‘das-Kraut auh 
natürl, Größe. 4 Blüte, dreimal im Spaniſchen moscatela heiße. 
I Dagegen iſ das Wort Waldmeiſter 
(matrisylva) no< nict klar; vielleicht daß es mit Meier zuſammen- 
hängt, wie die Aſperula-Arten im Allgemeinen heißen , woher auch 
der Name Waldmeier ſtammt. Die Pflanze an fich ift eine echte 
Schattenpflanze, welche auf lichten Schlägen auf ein unterirdiſches 
Stengelleben zurüſinkt. (Abb. Nr. 902. S. au< „Waldmeiſter “.) 
Aſphalt ift eins der wenigen Mineralien, welche in flüſſigem 
Zuſtande vorkommen — ſo lautet die gangbare Charakteriſtik. Sie 
iſt aber nur dann wahr, wenn wir den A. mit den ihm <hemiſ{<h faſt 
gleihſtehenden u. mit ihm ganz gleichzeitig in der Natur entwickelten, 
wirklich tropfbar flüſſigen Mineralien Naphtha u. Erdöl in Eins 
zuſammenfaſſen. Es giebt zahlreiche Stellen auf der Erde, wo man 
die Uebergänge aus Naphtha in Erdöl u. aus dieſen beiden infolge 
von Eintro>nung, Verdidung u. jehließlicher Erhärtung in Berg: 
theer u. Ü. od. Erdpech beobachten Fan. Der reinfte, vollfom- 
men klare, durchſichtige, ſehr ſelten etwas gelb od. grün gefärbte 
  
  
  
Theil des Erdöls heißt Naphtha; das Erdöl (Petroleum, Bergöl, 
Steinöl) ſelbſt verflüchtigt ſich au< noch an der Luft mit aromatiſch- 
bituminöſem Geruche, iſt aber wenig od. gar nicht durchfichtig, dic 
u. zähflüſſig, gelb od. braun. Infolge langer Berührung mit der 
Luft ſeßt das Erdöl in ganz natürlicher Weiſe an Rändern von 
Erdölquellen u. Seen Maſſen von A. ab. Der großartigſte bekannte 
Erdölſee iſt der auf der Infel Trinidad mit einem Umfange von 
1'/, engl. Meile. An der Landſpitze derſelben, Cape la Brea, erheben 
ſich A.-Maſſen u. treten wie ſhwarze Felſen ins Meer hervor. Die 
Höhe des Oelſees über dem Meere beträgt 26 Mtr. Man ſteigt zu- 
nächſt auf Erdpech ſtufenweiſe bis zu demſelben auf; gegen die Mitte 
des Weges nimmt die Bodenwärme mehr u. mehr zu bis an die 
Stelle, wo das Pech in flüſſigem Zuſtande förmlich aufwallt u. auf- 
koht. Die Tiefe dieſes A.-Sees hat man bis jeßt nicht ergründen 
können. Der ehemalige Erguß des flüſſigen Oels weit über die heuti- 
gen A. -Ränder od. Ufer muß ein ganz außerordentlicher geweſen 
ſein, da ſämmtliche Niederungen umher damit überwallt wurden. 
Dagegen ſind die ſhon von Herodot geſchilderten Erdölquellen auf 
der Inſel Zante noh heute im nämlichen Zuſtande. Reich an folhen 
Oelquellen ſind Pegu, Sumatra, Nordamerika u. Galizien; auch 
am Tegernſee in Bayern iſt eine ſolche ſeit 1430 bekannt. Sie ſind 
wol alle durch vulkaniſche Kräfte entſtanden. Mit erdigen Theilen 
vermengt tritt der A. z, B. im Val de Travers bei Neufchatel auf. 
Auch im feſten Geſtein findet man ihn, z. B. im Sandſtein von 
Baſtennes im Depart. des Landes in derben Trümmern u. Adern, 
auch in getropften u. gefloſſenen Geſtalten, desgl. an mehreren Orten 
Tirols im Kalkſtein. — Derſelbe beſteht aus Kohlenſtoff , Sauerſtoff 
u. Wafjerftoff, ijt pechichwarz, fettglängend, mild u. hat mufchligen 
Bruch, iſt leicht entzündlih u. verbrennt mit heller Flamme u. 
didem Nauche. Der erdige od. unreine A. wird mit Sand u. kleinen 
Steinchen gemengt u. dient ſo als De>material für Dächer, Platt- 
formen u. Balkone, wie zu Trottoirs u. Straßenpflaſter , ferner 
mit Minerals od. Steinkohlentheer gemengt zu waſſerdihtem Kitt. 
Der reine A. wird mit Terpentin u. Leinöl zu Firniſſen auf Metall: 
u. Lederwaaren, auf Holz (z. B. als Schiffstheer) verwendet, 
welchen Gegenſtänden er einen glänzendſhwarzen, dauerhaften, 
ſhüßenden Ueberzug gewährt; auch dient er zu Fackeln, zur Berei- 
tung einer unauslöſhlihen Dinte u. macht einen Hauptbeſtandtheil 
des Kupferſtecherfirniſſes u. des ſhwarzen Siegella>s aus. — Der 
in Nova Scotia vorkommende tief {warze Albertit ift etwas 
ihwerer [öslich, als der gewöhnliche A. 
Aſphalt, ſog. künſtlicher A., findet gleiche Verwendung, wie 
der natürlihe. Er wird aus dem in Gasfabriken als Nebenprodukt 
abfallenden Steinkohlentheer gewonnen, indem man die leichtflü<h- 
tigen Theile des lebteren, namentli<h Benzin, Xylol, Toluol u. 
dergl., ſowie Anilin, Naphthalin 2c., abdeſtillirt. Je länger man 
dieſe Deſtillation fortſebt, deſto härter, ſpröder u. {<werer \{<melz-. 
bar wird der A. , u. umgekehrt erhält man ein weicheres u. leichter 
{<melzbares Produkt, wenn man die Deſtillation früher unterbricht, 
weil dann noch ölige Theile beigemengt ſind. Der hierbei zurück- 
bleibende A. hat eine rein ſ{<warze Farbe, fettartigen Glanz, muſch- 
ligen Bruch, iſ bei gewöhnlicher Temperatur beinahe geruchlos u, 
mehr od. weniger ſpröde; beim Erwärmen ſ{<milzt ex u. entwi>elt 
noch reihli<he Dämpfe von gelblicher Farbe, die den bekannten 
Theergeruch zeigen. Jn Waſſer iſt der A. unlöslich , dagegen löſt er 
ſich ſehr leiht in Benzin, Petroleum u. ähnlichen Flüſſigkeiten, in 
Alkohol u. Aether nur theilweiſe. Eine Löſung von A. in Benzol 
kann mit Vortheil zum De>ken beim Aeßen von Kupferſtichplatten 
angewendet werden ; dieſelbe Löſung kann auch als lihtempfindliches 
Mittel, nah Nièpce's Vorſchlag, in der Photographie Verwendung 
finden. Außerdem benußt man A. zur Fabrikation der harten, 
ſhwarzen Gummiwaaren (Kämme u. dergl.), zum Ueberziehen der 
Röhren für Waſſer- u. Gasleitungen, der Telegraphendrähte, da wo 
Guttapercha nicht gut anwendbar iſt (bei Erdleitungen). Die ſog. 
Aſphaltfirniſſe od. Aſphaltla>e werden je nah dem Zwecke, 
nn. nn er EET TG E ÄR = <L 
  
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