Full text: A (1. Band)

   
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1143 Aſt A 
Aſt. Die Aeſte bilden die erſte Gliederung des Stammes u. mit 
den Zweigen die Krone der Bäume u. Sträucher. Bei vielen Sträu- 
chern, wo der Stamm fehlt, entſpringen fie unmittelbar aus dem 
Wurzelſto>. Ju der Geſammtheit heißt man die Aeſte mit den Zwei- 
gen Geäſte od. Gezweige u. das ganze Syſtem Verzweigung. 
Manche nennen At nur das unmittelbar aus dem Stamme ent- 
ſpringende Glied, alle daraus hervorgehenden Gliederungen aber 
Zweige. Dieſe Unterſcheidung iſt jedo< niht im Gebrauch, u. es iſt 
richtiger, Hauptaft u. Nebenaft zu ſagen, Zweige aber nur die Blätter 
tragenden jüngeren Holztheile (Aſtſpißen od. Triebe) zu nennen. 
Botaniſch betrachtet, haben alle Pflanzen, welche Stengel bilden, Aeſte; 
wir wollen jedoch, dem Sprachgebrauche folgend, nur die Verzweigung 
der Holzgewächſe ſo nennen. — Der Aſt iſt von drei verſchiedenen 
Seiten ins Auge zu faſſen: 1. von der äſthetiſhen, als die Form 
der Baumkrone beſtimmend u. dadur<h auf den Charakter der Land- 
[haſt wirkend; 2. von ſeiner lebenden Benußzung bei dex Boden- 
kultur; 3. nah ſeiner Trennung vom Baume als Abnußung. 
Die Stellung, Richtung, Länge u. Stärke der Aeſte giebt den 
Baum- u. Strauchkronen die Form. Der faſt wagere<t ſtehende 
ſtarke Aſt, wie z. B. der Eiche (Nr. 937), bildet, wenn dieſelbe frei 
ſtehend aufgewachſen iſt, breite, verhältnißmäßig niedrige Kronen 
mit ſtarken Ausdehnungen U. tiefen Einſchnitten, wodurch jene kräf- 
tige Beſchattung im Gegenſaß zu ganz hellen Partien erzeugt wird, 
welche Maler jo hoh ſhägen. Der normale Aſtſtand der meiſten 
Bäume iſt ſpibwinklig, zwiſchen 30 u. 45 Grad, wie derjenige der 
Linde (Nr. 932) u. der meiſten anderen Holzarten, welchen auch ge- 
drängt aufwachſende Eichen annehmen. Mit der Zeit ſenken ſich je- 
doch bei vielen, beſonders weihholzigen Bäumen die unteren Aſt- 
partien theil3 durd) eigene Schwere, theil3 durch Herabdrängen der 
oberen nachwachjenden Nefte, wie wir dies beſonders {<ön an alten 
Linden, unter den Nadelhölzern bei Fichten ſchen. Sind die Aeſte 
lang u. dabei {<wach, ſo neigen fie fich frühzeitig abwärts, wie wir 
bei Birken (Nr. 931) u. Weiden, am ſ{önſten bei den Trauerweiden 
(Nr. 930) beobachten können. Hierher ſind jedo< nict die unnatür- 
lic) abwärts gerichteten Aeſte der ſogenannten Trauerbäume der 
Gärten (Trauereſchen, Buchen, Eichen, Ebereſchen 2c.) zu zählen. 
Das Gegentheil bilden Laubholzbäume mit ſtark aufwärts gerich- 
teten Xeften, wodurd, entweder eine ſ{hlanke Pyramidenkrone , wie 
bei der italieniſhen Pappel (Nr. 933), od. eine beſenförmige Krone, 
wie bei der Pinie, entſteht. — Eine weitere Verſchiedenheit wird 
durch die Aſtſtellung hervorgebraht. Dieſelbe zeigt ſi< ſhon in den 
Knospen an, zum Theil ſogar in der Blattſtellung. Stehen die 
Knospen u. Blätter rings um den Zweig, ſo bilden ſi< nach allen 
Seiten Zweige, die zu Nebenäſten werden, jedo< an älteren Bäumen 
nah unten ſhwa< entwi>elt find od. ſi< aufwärts richten. Sole 
Bäume haben dichte Kronen u. von außen ſelten ſihtbare Aeſte. 
Jeder Hauptaſt bildet dann gleichſam für ſi< eine beſondere Krone. 
Hierher gehört die Mehrzahl der einheimiſchen u. naturaliſirten 
Bäume, die Eichen, Linden, Ahorn, Eſchen, Pappeln, Weiden (Nr. 
934), Kaſtanien, Akazien, Walnüſſe, Obſtbäume u. a. m. Gegen- 
überſtehende Seitenäſte dagegen verzweigen ſi< nur nah beiden Sei- 
ten ziemlich wagrecht, nehmen daher annähernd die Form einer Feder 
od. des Fähhers an. Solche ſind Roth- u. Hainbuchen, Rüſtern [Ul- 
men] (Nr. 938) u. einige andere. Hierdurch entſtehen eigenthümlich 
eingeſchnittene, unterbrochene Kronen, deren Aeſte weit im ſanften 
Bogen aufwärts ſtreben, u. die man von außen, beſonders von oben, 
bis zum Stamme frei ſtehen ſieht. Selten fteht ein Aft auf- od. ab: 
wärts, u. in gleicher Weiſe breiten ſi die Blätter fla< aus. Eine 
Ausnahmsſtellung nehmen die meiſten Nadelhölzer ein. Die Aeſte 
ſtehen hier in der Jugend ſämmtlich faſt regelmäßig in Quirlen, u. 
es behalten die Tannen u. Fichten (Nr. 936), weniger die Lärchen, 
dieſeStellung au im Alter bei, während ſie bei Kiefern, am früheſten 
bei der gemeinen Kiefer (Föhre) u. der Legföhre der Alpen, verloren 
geht u. die Unregelmäßigkeit der Laubholzkronen annimmt. Die 
  
Tannen, Fichten u. Lärchen zeichnen fich zugleich dur kurze, unge- 
Aſt — Aſtaroth 1144 
theilte Aeſte aus, welche nur bei der Lärche in der Jugend mit eben- 
falls quirlförmig geſtellten Seitenäſten verſehen ſind. Die natürliche 
Folge davon iſt eine bis auf den Stamm dur{hſichtige, \pibgipfelige, 
faſt ſpindel: od. kegelförmige Krone, welche bei der Fichte zum Jdeal 
einer jchlanfen Pyramide wird. Die Kiefern od. Föhren behalten 
den quirlförmigen Aſtſtand meiſt nur bis zum Alter der Tragbarkeit, 
wo fie ſi< theilen u. infolge des Verluſtes der Spißen durch die 
Frucht u. Beſchädigung dur Jnſekten allſeitig unregelmäßig ent- 
wiceln. Die fruchttragende Spite bleibt im Höhenmwuchfe zurüd u. 
wird nicht ſelten von den Heften eingeholt, wodurch eine ſhirmför- 
mige Krone entſteht, welche bei der Pinie am fchönften ausgebildet 
iſt. Die Schwarzkiefer aus Dejterreii (Pinus austriaca) u. die 
Zirbelkiefer od. Arve (P. Cembra) aus den Hochalpen behalten frei 
ſtehend mehr eiförmige Kronen, indem die Aeſte kürzer bleiben, ſi 
weniger in Nebenäſte theilen u. im Bogen aufwärts gerichtet ſind. 
Eine beſondere Stellung nimmt die Krummholzkiefer od. Legföhre 
(P. Pumilio) der Alpen ein, welche keinen Stamm, ſondern nur am 
Boden geſtre>te Aeſte bildet. — Der Aſt hat genau dieſelben Beſtand- 
theile wie der Stamm : Mark, Holz, Splintholz, Baſt, Ninde mit 
Oberhaut. Eine eigenthümliche, no< wenig bekannte Erſcheinung 
iſt, daß bei wagrecht u. abwärts ſtehenden Aeſten die Markröhre ſelten 
in der Mitte liegt, ſondern beim Laubholz mehr nach unten, beim 
Nadelholz nac oben, weil bei erſterem die Jahresringe auf der obe- 
ren Seite, bei leßterem auf dex unteren Seite ſtärker ſind. Die Be- 
nußung des lebenden Aſtes erſtre>t fich, unmejentlihe Ausnahmen 
(z. B. zu Lauben, Baumfhirmen) abgerechnet, nur auf die Obſt- 
bäume (ſ. „Baumſchnitt “), bei denen Aeſte künſtlich erzeugt, geformt 
od. unterdrückt werden. Wie weit ſi< die künſtlichen Veränderungen 
erjtredfen, mögen beijtehende Abbildungen von fünftlihen Wand- 
bäumen (Nr. 935) zeigen. Die Biegung unter die Horizontallinie 
wirkt ſtets auf die Fruchtbildung. — Die Benußung des Aſtes nah 
ſeiner Trennung vom Baume iſt ledigli< Abnußung im forſtlichen 
Sinne auf die Verwerthung als Brenn- u. Nußholz. Es hat als 
ſolches bei Laubholzbäumen faſt denſelben Werth wie das Stamm- 
holz, während das Aſtholz von Tannen, Fichten u. Lärchen niht nur 
quantitativ, ſondern auch qualitativ ſehr untergeordnet iſt , ja kaum 
in Betracht kommt, dagegen bei Kiefern quantitativ günſtiger iſt. 
Bei Laubholz liefern zuweilen , beſonders an freiſtehenden Bäumen, 
die Aeſte ſo viel u. mehr Holz als die Stämme. Von den härteſten 
Laubholzbäumen werden die ſtärkſten Aeſte gleich dem Stammholz 
zu Nußholz verwendet, u. es giebt Dinge, wozu man nur krumm 
gewachſene Aeſte gebrauchen kann, z. B. beim Schifſ8sbau Eichenäſte 
zu Rippen u. Kiel, bei Wagnerarbeiten u. f. w. Eine ſelten vor: 
kommende, aber beliebte Verwendung finden die knorrigen, gebogenen 
Aeſte von Eichen, Birken, Akazien u. a. m. zu Geländern u. Bänken 
(ſog. Natur- od. Gartenbänke) in Parkanlagen. Dieſelben ſehen 
ſehr hübſch aus, eignen fich aber doch nur für ländliche od. waldige 
Partien, nicht aber für Prunkgärten, ſind wenig haltbar u. an Bänken 
ganz unzwe>mäßig. 
Aſt, Georg Anton Friedrich, geachteter deutſcher Philolog u. Phi- 
Iofoph, geb. am 29. Dez. 1776 zu Gotha, ſeit 1826 Profeſſor zu 
München, woſelbſt er am 31. Dez. 1841 ſtarb. Sein größtes u. 
vorzüglichſtes Werk, über Plato's Leben u. Schriften, erſchien zu 
Leipzig 1819—1832 in 11 Bänden. Der Biederkeit ſeines Cha- 
rakters u. ſeiner vielſeitigen Bildung wegen war A. allgemein be: 
liebt u. geehrt. 
Aſtabene, im Alterthum eine Landſchaft in Aſien, zwiſchen Hyr- 
fanien u. dem Kaſpiſhen Meere. 
Aſtaboras, Fluß in Abeſſinien, jezt Takazzie genannt. 
A stacus (Aſtr.), das Sternbild des Krebſes. 
Aſtaroth oder Aſtarte, eine Göttin der Syrer u. Phönizier, 
die urjprüngli neben Baal, dem Sonnengotte, als Göttin 
des Mondes. galt; ſpäter wurde ſie als Göttin des Glückes, der 
Liebe u. der Zeugung betrachtet, weshalb ihr Dienſt allmählig in 
mancherlei Ausſhweifungen gusaxrtete, So beſonders in Hierapolis. 
   
        
   
  
    
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
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