Aſtronomie
Die meiſten Namen dieſer ſogenannten Sternbilder ſind aus dem
Bereiche des Ackerbaues, der Jagd u. Fiſcherei entnommen. Das
Dedürfniß, die Bewegungen des Hauptgeſtirns — der Sonne —
etwas genauer zu verfolgen, wurde ſhon in früheſter Zeit empfun-
denz es ſind daher die älteſten Sternbilder die des ſog. Thierkreiſes
od. Zodiacus, eines etwa 10° zu beiden Seiten der Ekliptik (der
ſcheinbaren Sonnenbahn) ſi<h ausbreitenden Bandes (\. Nr. 966).
Die Sternbilder des Thierkreiſes werden jchon von Aratus (270
v. Chr.) in ſeinem aſtronom. Lehrgedicht „ Phaenomena‘ erwähnt.
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Nr. 966. Zeichen des Thierkreiſes.
Man bezeichnet dieſe zwölf Sternbilder gleihſam als Häuſer, in
welche die Sonne nach u. nach eintritt, u. die dafür angenommenen
Zeichen der Alten haben ſi<h noh bis auf den heutigen Tag erhalten.
So lag zur Zeit der alten Griechen der Frühlingspunkt no< im
Sternbild des Widders, der Herbſtpunkt im denjenigen der Wage,
indem erſteres Bild auf das Austreiben der Herden im Frühling,
leßteres auf die Gleichheit von Tag u. Nacht hindeutete. Dieſer
Ueberlieferung getreu läßt man noch heute, obſhon ſeine Zeichen
keine8wegs mehr mit den alten Sternbildern zuſammenfallen, den
aſtronomiſchen Frühling mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen
des Widders, u. den Herbſt mit dem Eintritt in das Zeichen der
Wage beginnen; in der That aber liegt jet der Frühlingspunkt im
Sternbild der Fiſche, der Herbſtpunkt in dem der Jungfrau. So
verändert ſih der Frühlingspunkt im Laufe von 2000 Jahren all:
mählig um ein ganzes Zeichen, d. i. um 30 Grade von Oft nach
Weſt in der Ekliptik (ſogen. Präzeſſion oder Vorrücken der Nacht-
gleichen). Jn ihrer Aufeinanderfolge, wie die Sonne ſie dur<hwan-
dert, nennt uns die Sternbilder folgendes lateiniſches Hexameterpaar :
Sunt aries, taurus, gemini, cancer, leo, virgo,
Libraque, scorpius, arcitenens, caper, amphora, pisces.
Später erſt wurden auch die übrigen Theile des Himmels in Stern-
bilder eingetheilt, doh war im Alterthum kaum die nördliche Hälfte
des Himmels, von der ſüdlichen Halbkugel aber nur ein kleiner
Theil bekanut. Es gehören daher die meiſten ſüdlichen Sternbilder
einer neueren Zeit an, wie auch ihre Namen bekunden. Die Alten
kannten 48 Sternbilder, zu denen kommen 62 neuere, ſo daß alſo
der Himmel zuſammengenommen in 110 Sternbilder eingetheilt
wird. Die Sternbilder des nördl. geſtirnten Himmels u. die einzel-
nen ſie bildenden Sterne, inſoweit ſie ein gutes Auge wahrzuneh-
men im Stande iſt, finden wir auf Nx. 959 verzeichnet. Auf Nr. 964
iſt die ſternreichſte Gegend des ſüdl. Himmels abgebildet. Wollte
man früher den Ort irgend eines Wandelſterns od. eines Kometen
am Himmel bezeichnen, ſo ſagte man, er ſtehe in dieſem od. jenem
+ Aſironomie
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Sternbild. Daß diefe Bezeichnungsweife noch eine fehr ungenügende
war, wird einleuchten u. bald mußte man darauf bedacht fein, ge=
nauere Beſtimmungsmittel für die Ortsangabe irgend eines Ge-
ſtirns zu erſinnen. Das gelang denn auch, indem man Kreiſe am Him-
mel annahm u. ebenſo, wie die Lage eines Ortes auf der Erde durch
Länge u. Breite, ſo auch am Himmel durch ähnliche Kreisbogen den
Ort eines Sternes zu beſtimmen ſuchte. Man hat nun verſchiedene
Syſteme von Kreiſen erdaht, um dieſen Zweck zu erreichen. Vergl.
Nr. 958 u. 960. Die Lage eiues Sterns, auf den Horizont bezogen,
wird Durch Azimuth u. Höhe, auf den Nequator bezogen, durd) Nett:
aſcenſion (gerade Aufſteigung) u. Deklination (Abweichung), auf die
Ekliptik endlich dur< Länge u. Breite beſtimmt. (Näheres darüber
findet man in den einzelnen Artikeln.) Da aber dieſe Kreiſe nur ge-
dacht werden konnten, mußte man Jnſtrumente konſtruiren, durch
welche man, da an ihnen wirkliche, in Grade u. Unterabtheilungen von
Graden eingetheilte Kreife angebracht waren, die Lage der Sterne zu
finden im Stande war. Diefe Inftrumente wurden mehr u. mehr
vervollkommnet, mit Röhren verſehen, in welchen Fäden ausgefpannt
waren, um eine genauere Sirirung des betreffenden Sterns zu ermög-
lichen, bi8 endlich nach der aud) in anderer Beziehung für die A. jo
wichtigen Erfindung des Fernrohres, an Stelle diefer mit Fäden
verſehenen Röhren, Fernröhre gefetst werden konnten u. dadurch, mit
fortſchreitender Verbeſſerung des mechaniſchen u. optiſchen Theiles,
jene großartigen aſtronom. Juſtrumente der Neuzeit hervorgingen.
— Zwei der wichtigſten neueren Juſtrumente ſind in Nr. 968 u.
970 dargeſtellt. Erſteres zeigt einen Theodoliten, wie er zu feineren
geodätiſchen Meſſungen angewandt wird. Das Inſtrument beſteht
im Weſentlichen aus zwei fein getheilten Kreiſen Q“ u. C, von denen
der erſte mittels der Fußſhrauben VV horizontal geſtellt wird. Es
ſteht der Kreis C genau ſenkre<t auf der Ebene des Kreiſes Q“ u.
läßt ſih das Fernrohr LL, da es ſowol um die Achſe x als au< um
die Achſe y drehbar iſt, nach allen Punkten des Himmels richten.
Der Winkel, um welchen man das Fernrohr gedreht hat, läßt ſich
aber mit Hülſe ſog. Nonien, mittels der Lupen od. Mikroſkope m‘ m“,
(am Horizontalkreiſe) u. m (am Vertikalkreiſe) ableſen u. fo eines:
theils das Azimuth, anderntheils die Höhe des Sterns beſtimmen.
Ein anderes Fernrohr L“ dient dazu, die unveränderte Stellung des
ganzen Apparats zu kontroliren, indem man es auf irgend einen
ferner liegenden Gegenſtand richtet. Bleibt während der oben au-
gedeuteten Operation der ferne Gegenſtand ſtets im Sehfelde dieſes
ſogenannten Verſicherungsfernrohrs L‘, ſo kann man ſi< von der
unveränderten Aufſtellung des Jnſtruments verſichert halten (|.
„Theodolit“). Der oben erwähnte Nonius iſt in vergrößertem Maß-
jtabe Ir. 969 abgebildet; ex beſteht aus einem kleinen Kreisbogen,
welcher in feſter Verbindung mit dem Fernrohre ſteht und. bei Be-
wegung des leßteren längs der Theilung des Vollkreiſes hingleitet.
Die Theilſtriche dieſes Nonius ſtimmen jedo< nicht genau mit denen
des Vollkreiſes überein u. ift hierin ein Mittel gegeben, noch Unter:
abtheilungen der Theile des Vollkreiſes abzuleſen (\. „Nontus”).
Jn Nx. 971 ſehen wir eine treue Abbildung des großen Aequatoreals
in einer größeren Sternwarte. Die Achſe AA“, um welche das Jnſtru-
ment drehbar iſt, fällt mit der Richtung der Erdachſe zuſammen. Der
Stundenkreis, ſenkrecht an dieſer Achſe befeſtigt, iſt am unteren Ende
derfelben angebracht. Senfrecht auf der Ebene des letzteren ſteht der
Deklinationskrei3, um deſſen Mittelpunkt das Fernrohr drehbar iſt.
Auch bei dieſem Inſtrumente läßt ſich das Fernrohr nach allen Punk-
ten de3 Himmels richten u. durch Ableſung der Kreiſe ſowol die
Rektaſcenſion als die Deklination eines Sterns beſtimmen. Am
unteren, dem Auge des Beobachters zugekehrten Theile des Fern-
vohr3 befindet fich no< ein Mikrometerapparat, mit Hülfe deſſen
man die Entfernung zweier nahe ſtehender Sterne od. die Größe des
Durchmeſſers von Planetenſcheiben meſſen kann. Wir finden dieſen
Mepapparat, der fich aun jedem größeren aſtr. Fernrohr befindet,
Nr. 970 abgebildet, eine Erläuterung über ſeine ſpezielle Einrichtung
iſt dagegen im Ark, „Mikrometer“ gegeben,