Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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finnes, die Zapfen al3 die des Farbenfinnes anzusprechen u. findet in der 
Mehrzähligkeit derſelben einen Vermittler des Raumſinnes. 
Betrachten wir nun die lihtbrehenden Mittel. 
Die Linſe (Kryſtalllinſe) iſt ein durchſichtiger, bei Fiſchen, Amphibien, 
Waſſerſäugethieren mehr od. weniger fugeliger, bei Reptilien, Vögeln 
(Nr. 1024, 3) u. Landſäugethieren ſowie beim Menſchen (Nr. 1023) mehr 
od. weniger linſenförmiger, der Vorderſeite des Glasfkörpers aufliegender, 
in eine durchſichtige Kapſel, die Linſenkapſel, eingehüllter Körper. Sie 
beſteht aus Faſern od. vielmehr Röhren (Linſenfaſern, Linſenröhren), die 
als verlängerte Zellen anzuſehen find; ihre Anordnung ijt derart, daß die 
Linſe nach Erhärtung dur Reagentien ein blätteriges Gefüge erhält. Die 
krankhafte Trübung der Linſe verurſacht die als grauer Staar (Katarakt) 
benannte Art des Erblindens. Die Staarbrille des Operirten ſoll die Linſe 
fünftlich erjegen. — Jndem ſich der Ciliartheil der Chorioidea an die Linſe 
heftet, wird der Jnnenraum des Auges in einen vorderen kleineren, zwi- 
ſchen Hornhaut u. Linſe gelegenen Abſchnitt u. einen hinteren größeren 
Abſchnitt getheilt, welchen der Glaskörper erfüllt. Den vorderen Abſchnitt 
theilt die Jris in eine vordere u. eine hintereAugenkammer (Nr. 1024, 2), 
beide fommuniziren mit einander dur< das Sehloch (die Pupille) u. ſind 
mit dex wäſſerigen Flüſſigkeit (dem Humor aqueus) erfüllt. Das 
Auge kann fi) dur) Musfelwirfung auf die Linſe für ferneres u. nahes 
Sehen akkommodiren, worüber der Artikel „Sehen“ nachzuleſen tft. 
Der Glasförper (Corpus vitreum) wird von. der Ölashaut od. Hya- 
Ioidea umhülft, welche vorn fich al3 Zonula Zinnii an die Linjenfapjel 
anſetzt. Die gallertartige, durchſichtige Subſtanz des Glaskörpers ſollte 
nach Brücke von in einander geſchachtelten Blättern durchſeßt ſein, was 
indeß nur inſofern ſeine Richtigkeit hat, als ſich ſolhe Scheidewände nach 
Behandlung mit Chromſäure bilden. Urſprünglich beſit der Glaskörper 
zelligen Bau, wovon aber ſpäterhin jede Spur verloren geht, indem nur 
eine mehr od. weniger dichte ſchleimige Subſtanz übrig bleibt. 
Von den Nebenorganen des Auges nennen wir zuerſt die Augenlider 
(Nr. 1023, 0, u), ſie beſißen als knorpelige Stüße den Augenlidknorpel 
(Tarſus), enthalten den Kreismuskel der Lider u. ſind außen von der 
äußeren Haut, innen von der Bindehaut (Conjunctiva) überzogen, am 
Rande mit den Augenwimpern (Cilien) bejegt u. den Talgdrüſen ähn- 
lihen Meibom’ ſchen Drüſen, welche die Augenbutter abſondern. 
Lettere ſoll den Lidrand einfetten u. das Ueberfließen der Thränen verhin- 
dern. Krankhaft verändert veranlaßt ſie (oft bei Kindern) das (nächtliche) 
Zuſammenba>en der Augenlidſpalte, dem ſih dur< Beſtreichen des Lid- 
randes mit reinem Schweinefett, wie man es in der Apotheke erhält, leicht 
abhelfen läßt. Beim Schlafen od. zum Schutze gegen zu grelles Licht ſchließen 
fich die Augenlider. An dem der Naſe zu gelegenen innern Augenwinkel 
bildet die Bindehaut der Sklera eine halbmondförmige Falte, als Andeu- 
tung eines dritten Augenlides, einer Ni>haut, das ſih vorne hügelartig 
erhebt als Thränenkarunkel. Während nun beim Menſchen u. den 
übrigen Säugethieren das obere Lid das größere, iſt bei Vögeln u. Rep- 
tilien das untere das entwi>eltere, u. die bei jenen nur angedeutete Ni>- 
haut als drittes Augenlid ſehr ausgebildet. Manche Reptilien haben ftatt 
der Lider eine Ringfalte, die unter Umſtänden ganz zur geſchloſſenen, das 
Auge überkleidenden Membran verwächſt. Viele Amphibien haben ein 
oberes u. ein unteres Lid, das lettere iſt das bewegliche. Bei Fiſchen end- 
lich ſtellen die Lidex nur unbewegliche obere u. untere od. vordere uU. hin- 
tere Falten vor, zu denen bei Haiſiſchen no< eine Nickhaut kommt, welche 
über die Außenfläche des Auges gezogen werden fann. 
Der Thränenapparat beſteht aus den über den Augen gelagerten 
Thränendrüſen, die mit ihren Ausführungsgängen zwiſchen dem oberen 
Augenlide u. dem Augapfel die Bindehaut durhbohren. Die von den 
Thränendrüſen abgeſonderte wäſſerige Flüſſigkeit, die Thränen, haben 
die Aufgabe, das Auge feucht zu erhalten u. Staubtheilchen von feiner 
Oberfläche wegzuwaſchen, ſie ſammeln jich im inneren Augenwinfel in 
einer Vertiefung, dem Thränenjee, von wo fie beim Schließen der 
Augen (dem Blinken) von den zwei Thränenpunfkten aufgenommen werden, 
deren an jedem Lide am inneren Theile des freien Randes einer liegt, u. 
von da, in die Thränenkanälchen geleitet, durc dieſe in den Thränen- 
jad gelangen, der nach unten als Thränengang in die Naſenhöhle aus- 
geht. Die Thränen nehmen ihren Weg in die Naſe, nur wenn ſie reichlich 
fließen, überfluten ſie die Augenränder! Außer den Säugethieren haben 
Reptilien u. Vögel Thränendrüſen, den Fiſchen fehlen ſie ganz. 
Von dem eben beſchriebenen Verhalten der Augen beim Menſchen u. 
den anderen Wirbelthieren überhaupt, worüber die Arbeiten eines Brücke, 
Bowman, Heinr. Müller, Henle, Max Schulze namentlich zu erwähnen ſind, 
weichen die Augen der niederen (wirbelloſen) Thiere vielfach ab in 
Bezug auf Lage, Zahl u. Bau. Zunächſt haben ſie nicht etwa in allen Fäl- 
len ihre Lage am Kopfe, ſie können es ſchon nicht, da niht überall ein Kopf 
vorhanden iſt. Bei den Muſcheln ſigen ſie am Mantelrxand, bei gewiſſen 
Meduſen an der Bajis der Tentafeln, bei den Seefternen an der Spike der 
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Arme, bei Würmern ſind ſie oft an die Seiten des Körpers vertheilt. Der 
Zahl nach giebt es ebenfalls mancherlei Unterſchiede. Nur ein Auge haben 
gewiſſe Kruſter u. Würmer; vier bis acht die Tauſendfüße; ſehs bis acht 
die Spinnen, ihre Stellung iſ zur Unterſcheidung der Gattungen von 
Wichtigkeit ; zwei große Augen u. zwei Häufchen kleinerer haben die Skor- 
pione; bei Würmern treffen wir zwei, vier, viele Augen; bei Seeſternen 
entſpricht die Zahl der der Arme; u. die Muſchelthiere haben an die 90 am 
Mantelſaume ſigen. Mehr noh indeß als Lage u. Zahl intereſſirt uns 
der Bau der Augen. Hier treffen wir auf verſchiedene Grade vom Voll- 
fommneren bis zum Einfachſten. Am meiſten ſcheint das Auge der Weich- 
thiere (Mollusken) dem der Wirbelthiere nahe zu kommen, doch iſt es bei 
näherer Unterſuchung nur ſcheinbar. Es hat der Augapfel der kopf- 
tragenden Weichthiere (Schne>en, Cephalopoden) eine äußere Hülle, welche 
nach vorn in eine Cornea übergeht, der Sehnerv bildet eine Anſchwellung 
am hinteren Umfange des Bulbus, man unterſcheidet eine Neßhaut mit 
einer beſonderen Stäbchenſchicht, eine Linſe, einen Glaskörper, mitunter 
(bei Cephalopoden) kommen auch Augenlider vor. Die Augen ſigen zu zwei 
am Kopfe, unter Umſtänden auf beſonderen Augenträgern (Schne>en). 
Bei anderen Weichthieren hinwiederum ſehen 
wir das Auge auf einen mit lihthrehendem 
Körper ausgeitatteten Pigmentfle> herab- 
geſunken, ja ſhließli< fehlt der Fichtbrechende 
Körper, u. der bloße gefärbte Fle> bleibt als 
eine Andeutung eines Sehorganes, aber ſicher 
ohne deſſen Funktion, übrig. Dies lebtere zeigen 
z. B. die freien Brachiopodenlarven, bei den 
ausgebildeten feitfigenden Thieren fehlen die 
Augen ganz. Am Auge der Arthropoden od. 
Gliederthiere (der Jnſekten, Krebſe, Spinnen) 
unterſcheiden wir den theilweis von Pigment umhüllten lihtperzipirenden 
Apparat, Kryſtallſtäbchen od. - Kegel, die mit den Faſern des Sehnerven in 
Verbindung ſtehen, u. eine äußere Hülle, die in vielen Fällen zugleich die 
lichtbrechenden Organe vertritt, ein beſonderes lihtbrehendes Organ, eine 
Linſe fehlt ihnen ſtets, obſchon man früher das ſtark lichtbrechende, ge- 
wölbte Vorderende der Kryſtallſtäbchen dafür nahm. Die durchſcheinig U. 
pigmentfrei ſich über das Auge legende chitiniſirte Körperhaut vertritt die 
Hornhaut u. iſt oft nah innen konvex, in vielen Fällen zugleich auch nad) 
außen, ſo daß ſie dann in der That als Linſe dient; Muskelfaſern machen 
die Kryſtallſtäbchen der Fnſekten ü. Kruſter aklommodationsfähig. Man 
unterſcheidet nun A : 
die Arthropoden- EN 
augen als einfache 
und zujammenge- 
jete, je nachdem 
nur ein od. meh- 
rere Kryſtallſtäb- 
chen das Auge bil- 
den, weiter ſind 
die Augen, u. zwar 
die einfachen wie 
die zuſammenge- 
ſezten, entweder 
ohne eine lihtbre= _ 
chende „Cornea“, N 
wie bei verſchiede: _- 
nen Kruſtern — ALL 
ganz Aehnliches ES IE 
fommt bet vielen "N. 1028. Augen der Neiterkrabbe (vergrößert). 
Würmern dor — a Augen. b Augenftiel- e Haarbüſchel. 
od. ſie ſind mit einer ſolchen ausgeſtattet, u. dann ſehen wir bei zuſammen- 
geſeßten Augen dieſe Cornea ſih entweder glatt über das ganze Bündel 
der Einzelaugen hinweglegen (Spinnen, Skorpione), od. aber über jedem 
Kryſtallſtäbchen eine Facette bilden (Jnſekten, Krebſe; Nr. 1027). Die Zahl 
der Facetten eines ſolchen Auges giebt alſo die Zahl der Einzelaugen, man 
trifft zwei bi8 zu mehreren Tauſenden: das Maikäferauge hat 6300, das 
der Stubenfliege 4900, das des Todtenkopfſhwärmers 12,400 Facetten. 
Die fac. Augen der Krebſe ſißen auf bewegl. Stielen. Koloſſal ſind ſie bei der 
Reiterkrabbe, Ocypode (Nr.1028, a), die Augenſtiele enden mit Haarbüſcheln. 
Einfache Augen mit Cornea treffen wir bei vielen Kruftern, auch ge- 
hören die Nebenaugen, Aeugel od. Ocellen der Fnſekten hierher, wie ſie 
theils in deren Larvenzuſtande (bei Raupen), theils beim entwi>elten Fn- 
ſekte (Läuſe) u. hier zum Theil mit zufammengejesten Augen zugleich 
(Stirnäugel der Bienen) auſtreten. 
Dei Würmern treffen wir oft Augen, die an die einfacheren Formen der 
Arthropodenaugen erinnern: ein von Pigment umhüllter Tichtbrechender 
Körper ſteht mit einem Nerven in Verbindung; bei gewiſſen Ringelwür- 
  
Nr. 1027. Inſekteuangen (vergr.). 
11, BBA 
41A 
    
  
 
	        
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