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mern (den Alciopen) aber find die Sehorgane höher entwidelt, fie haben
außer dem lichtbrechenden Körper im Augapfel no< eine Art Stäbchen-
ſchicht, auch eine Jris haben ſie. Die Seeſterne haben zuſammengeſeßte
Augen, indem auf einem éugeligen Augenpolſter zahlreiche fugelige Körper-
chen, jedes von Pigment umhüllt, vereinigt ſind. Die Pigmentfle>e an
der Baſis der Tentakeln der Meduſen enthalten bisweilen einen liht-
brechenden Körper, nach Art der Kryſtallſtäbchen.
Es giebt aber auch zahlreiche Thiere, welche der Augen ganz entbehren,
die ſomit blind ſind. Es ſind dies zunächſt die niederſten Thierformen
(Protozoen), bei denen Nerven: u. Sinnesorgane überhaupt noh nicht zu
bemerken geweſen ſind. Kaum daß man hier u. da farbige Flecke antrifſt,
die irriger Weiſe Augen (Augenfle>e) genannt worden ſind. Auch höher
organiſirte Thiere haben dergl. Pigmentſle>e, jo Meduſen, Stachelhäuter,
viele Weichthiere, u. ſelbſt beim Lanzettfiſh (Amphioxus), dem am tiefiten
ſtehenden Wirbelthiere, ſind die Augen nur durch Pigmentfle>e angedeutet.
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Viele Würmer haben dergl. Pigmentfle>e an der Stelle, wo bei höheren
Formen Augen liegen; obſchon ſie mit Nerven in Verbindung ſtehen, iſt
es doh ungewiß, ob man ſie als Sehorgane deuten darf. Andere Würmer,
wie das Corps der Eingeweidewürmer u. die Röhrenwürmer, ſind ganz
ohne Augen, ihre verborgene Lebensweiſe macht ihnen auch dieſe Organe
ganz entbehrlich. Etwas Aehnliches ſehen wir bei Fnſekten, es giebt viele
blinde Höhlenbewohner unter ihnen, u. mehrere Wirbelthiere haben zwar
Augäpfel, doch liegen dieſe tief unter der Haut verborgen, können ſomit
niht als Sehorgane dienen. Dies ſind abermals Thiere, die nach ihrer
Lebens1weiſe des Geſichtsſinnes nicht bedürfen, ein paar verborgen lebende
Fiſche: der Jnger (Myxine), die Prieenfarven (Ammocoetes) U. dev
Blindfiſch ( Amblyopsis), der in den unterirdiſchen Gewäſſern der Mam-
muthshöhle von Kentucky lebt, ſodann von Amphibien dex Olm (Proteus)
unterirdiſcher Gewäſſer Krains, u. die in feuchter Erde lebenden juris
namiſchen Blindwühlen (Coecilia), endlich von Säugethieren die nah
Maulwurfsart lebende Blindmaus (Spalax) Rußlands u. der fapiſche
Goldmaulwurf ( Chrysochloris).
Auge, künſtlihes. Die Einſezung künſtlicher Augen bei krankhafter
Verkleinerung des Augapfel war {hon den Alten bekannt, iſt jedoch jeßt
erſt in unſerer Zeit auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht
worden, ſeitdem namentlich franzöſiſche Künſtler wie Harard, Mirault,
insbeſondere Boiſſonneau zu Paris theils aus Email, theils aus Glas u.
Schmelzwerk die künſtlichen Augen ſehr ſchön angefertigt haben. Das fünſt-
liche Auge iſt nicht blos Schönheitsmittel, inſofern es die durch das ent-
artete Auge herbeigeführte Entſtellung dur den Erſaÿ des täuſchend nach-
geahmten Organs beſeitigt, es iſt vielmehr auch gleichzeitig von heil-
ſamem Einfluß, inſofern es die regelmäßige Bewegung U. Stellung der
Augenlider, welche über dem geſhrumpſten Stumpfe des kranken Auges
ohne Stützpunkt waren, wieder ermöglicht. Um ein Kunſtauge zu wählen,
das dem geſunden möglichſt ähnlich iſt, muß man ſih beim Fabrikanten
perſönlich einfinden; eine genaue Abbildung des geſunden u. Beſchreibung
des kranken Auges genügt nur in ſeltenen Fällen. Das Einlegen U. Her-
ausnehmen des Kunſtauges erlernt man bald von einem Sachverſtändigen.
Augenachat, j. „Kabenauge”.
Augenblick , im Allgemeinen die Benennung eines Zeitraumes von
faum fafjenswerther Kürze, bezeichnet phyſiologiſch die Furze Zeit, wäh-
rend welcher das Auge durch die nah der Forderung der Natur ſchnell
ſich ſchließenden uU. ſogleich wieder öffnenden Augenlider bede>t iſt.
Augenbli>sbilder, . „Photographie“.
Augenblinken, Augenbrauen, Augenbutter, j. „Auge“.
Augenfell, j. „Augenheiftunde”.
Augenflerken, 5. „Auge“.
Augenheilkunde (Ophthalmiatrik, Ophthalmologie) ift derjenige
Theil der praktiſchen Medizin, welcher die Erkennung U. Heilung der
Augenkrankheiten lehrt. Das Auge ift jo vielen Erfranfungsformen aus-
gejeßt, wie kaum ein anderes Organ des Körpers. Denn einestheils finden
ſich die mannichfa<ſten Gewebe, deren jedes an fi) Erankhaften Erſchein-
ungen ausgeſeßt iſ u. die übrigen Gewebe wiederum in Mitleidenſchaft
ziehen fann; anderntheils ſteht das Auge mit dem Gejammtorganismus
in einem ſo innigen Wechſelverhältniß, daß krankhafte Störungen des leß-
teren in mannichfacher Weije auf das Auge wirken. Ferner iſt das Auge
unter unſeren Kulturverhältniſſen einer Menge ſtörender Einflüſſe aus-
geſezt. So kommt es, daß ſchon bei der Schuljugend eine große Zahl
Augenleiden gefunden wird.
Unter den Erkrankungen der Augenlider ſind die häufigſten: Mißbil-
dungen, z. B. Mangel des Lides (Ablepharon) u. Spaltung deſſelben (Co-
loboma), Entzündungen, 3. B. diejenige der Meibom’ichen Drüfen (Gerften-
forn, Hagelforn), der Haarzwiebeln (Blepharadenitis), Verwadjjung der
Lidränder unter einander (Ankyloblepharon) od. mit dem Augapfel
Ange — Augenheilkunde E
Augenheilkunde
(Symblepharon), das Einwärtskrümmen der Wimpern ( Trichiasis },
das Einmwärtsfehren des Lides ( Entropium) und dag Auswärtsfehren
deſſelben (Ektropium ), Die Bildung einer Hautfalte im innern Augen:
winkel (Epikanthus) u. die Unfähigkeit, das Lid zu ſchließen (Haſen-
auge, Lagophthalmus). Die Bindehaut erkrankt zumeiſt an Katarrh
u. mehr od. weniger heftiger Entzündung (Conjunctivitis ), insbeſon-
dere auh an der ſogenannten „ägyptiſchen Augenentzündung“, die ſich
nicht ſelten dur<h Uebertragung verbreitet; ferner kommen Wucherungen
(Granulationen u. Trachoma), Blutergüſſe u. Verleßungen, Aufſchwellun-
gen (Chemosis) u. faltenartige Neubildungen (Flügelfell od. Pterygium)
an der Bindehaut vor. Die Hornhaut wird infolge einer Entzündung
(Keratitis) bisweilen der Siß einer Abſchilferung, eines Abſceſſes od. Ge-
<hwüres, einer Ausſhwizung (Augenfell, Pannus), eines Hornhaut-
bruches, einer Fiſtel, einer Trübung od. Formveränderung, 5- B. der ke-
gelförmigen Vorwölbung (Keratoconus). Die Lederhaut iſt der Ent-
zündung (Seleritis) u. eben ſo häuſig, wie die Hornhaut, den Verlezun-
gen u. dem Eindringen fremder Körper ausgeſeßt. Die Regenbogen-
haut wird nicht ſelten ſhon bei Neugeborenen verbildet gefunden, 3. B.
winkelförmig geſpalten, d. i. Coloboma, od. völlig fehlend, d. i. Trideremia,
oder mit mangelndem Farbſtoff, d. i. Albino - Auge, wobei die Regen-
bogenhaut röthlich - weiß erſcheint. Die Entzündung der Regenbogenhaut
(Tritis), welche nicht blos bei Verletzungen des Auges, ſondern auch na-
mentlich häufig bei ſekundärer Syphilis, bisweilen au< infolge von
Sfropheln, Gicht u. Erkältung auftritt, hinterläßt nicht ſelten bei <ro-
niſchem Verlauf ein Jriszittern (Iridodonesis), eine Erweiterung der Pu-
pilfe (Mydriasis), eine Verengerung derſelben (Myosis) od. einen ſchnell
auf einander folgenden Wechſel von Zuſammenziehung u. Erweiterung der
Pupille (Hippus). Die Krankheiten der Linſe beſtehen bei onders in Trü-
bungen derſelben (grauer Staar, Cataracta lenticularis) od. ihrer Kapjel
(Cataracta capsularis), vergl. den Art. „Staar’; auch kommen Ver-
legungen u. Lagenveränderungen der Linſe vor. Durch krankhafte Ver-
änderungen im Glastörper entſtehen die ſogenannten Mouches volantes
(fliegende Müten, Mückenſehen), Verdunkelungen, Blutungen, Verflüſſi-
gungen (Synchisis), aud) findet man in einzelnen Fällen den Finnentwurm
(Cysticercus cellulosae) im Glasförper. Die Aderhaut wird Siß einer
Kongeſtion, einer Entzündung (Chorioiditis), einer Blutung (Apoplexie),
u. ihre Entzündung kann zur Entſtehung des ſogen. „grünen Staars“
(Glaucoma) Veranlaſſung geben. Als häufigſte Neyhaut- (Sehnerven-)
Erkrankungen nennen wir die erhöhte Empfindlichkeit, die Tag- u. Nachk-
blindheit (Hemeralopiau. Nyktalopia), die verminderte Reizempfänglich-
feit u. die Entzündung der Neshaut (Retinitis), die fich nicht ſelten bei
Nierenkranken u. Syphilitiſchen einſtellt. Die Farbenblindheit beruht
wahrjcheinfich auch in einem franfhaften Zujtande der Nebhaut. Der
Augapfel kann dur< angeborene Mißbildungen verunſtaltet ſein, von
Krebs, Wafjerfucht u. |. w. befallen, auch eine veränderte Form 1. Geſtalt
annehmen, durch welche die Kurzſichtigkeit (Myopia) u. die Ueberſichtigkeit
(Hypermetropia) bedingt werden. Als Muskelerkrankungen treten auf:
der Lidkrampf (Blepharospasmus), der anhaltende Krampf der Muskeln
(Nystagmus), die Lähmung derſelben u. das Schielen (Strabismus).
Die Weitſichtigkeit iſt eine, meiſt im Alter auftretende Unfähigkeit, nahe
gelegene feinere Gegenſtände zu erkennen (Presbyopia), bedingt durch eine
Störung des ſog. Akkommodationsapparates (ſ. „Sehnerv“). Durch Krank-
heiten der Thränenorgane entſteht das Thränenträufeln (Epiphora)
infolge einer vermehrten Abj onderung aus den Thränendrüjen od. einer Ber:
ſchließung der Thränenpunfte u. Thränenröhrchen, bei Katarrh der Thrä-
nenwege; auch Tann Die Thränendrüſe ſich entzünden (Dakryadenitis).
Schließlich bemerken wir, daß man als „ſchwarzer Staar“ (Amaurosis)
zum Unterſchiede vom „grauen“ u. „grünen“ Staar (j. den Art. „Staar“)
diejenige Erblindung bezeichnet, deren Urſache unerkannt iſt, während
man „Stumpffichtigteit‘‘ (Amblyopia) jede und ollitändige Sehfähig-
feit aus unerkannter Urſache nennt. Die hier zum Theil berührten Stö-
rungen des Sehvermögens werden im Art. „Sehen“ weiter beſprochen, wie
auch das „Halbſehen““ (Memiopia), das „Doppelſehen““ (Diplopia)u. a. —
Lange Zeit befand ſi dieſer Zweig der ärztlichen Kunſt durch arge Ver-
nachläſſigung auf ſehr niedriger Stufe; man betrachtete ihn ledigli<h als
einen Theil der von ungebildeten „Wundärzten “ auszuübenden Praxis,
hielt das Auge nicht für das ſo außerordentlich kompligirt gebaute Organ,
wie wix es nunmehr kennen, U. wandte jich namentlich noh zu jener Zeit,
in welcher das Wiſſen u. Können früherer Jahrh. auf allen Gebieten der
Heilkunde unter dem Einfluſſe finſtern Mönchsthums der Vergeſſenheit über-
geben wurde, d. h. im Mittelalter, an fahrende „Okuliſten“. So vertraute
man den größten Jgnoranten die ärztliche Behandlung des edelſten Or-
gans unſeres Körpers an. Zwar hatten {hon zur Zeit des Hippokrates
manche Augenkrankheiten ernſte Beobachtung gefunden, u. die mediziniſche
Schule zu Alexandrien unter den ägyptiſchen Ptolemäern hatte Einiges
in der operativen Behandlung gewiſſer Augenkrankheiten geleiſtet, ſo daß
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