Full text: A (1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1299 Auguſtusbad — Auktion 
Letzteres betrieb ex ſehr vorſichtig u. nur allmählig. Den verhaßten 
Diktatortitel ausfchlagend, ließ ex ſi<h na< u. nah die konſulariſche, 
die tribuniciſche, die prokonſulariſhe Gewalt nebſt der Jmperator- 
würde übertragen, wie er auch von 120. Chr. an Oberprieſter war. 
Aus 20 Senatoren bildete er ſih einen geheimen Staatsrath; das 
Volk behielt ſeine Verſammlungen, aber ohne die früher damit ver- 
bundenen Rechte. Zu ſeinem Schube errichtete A. eine Leibgarde 
von zehn prätorianiſhen Kohorten. Die Verwaltung der Provinzen 
theilte er freiwillig mit dem Senate, infolge deſſen au< die Ein- 
künfte theils in die Staatskfaſſe (aerarium), theils in die Privatkaſſe 
des Kaiſers (fiscus) floſſen. Für die Sicherheit, Ruhe u. Bevölke- 
rung des Staates ſorgte A. durch Gefebe, Strafen u. Belohnungen ; 
beſonders ſuchte er der Sittenloſigkeit zu ſteuern, we>te die Jnduſtrie, 
legte Straßen, große Heerſtraßen u. andere öffentliche Werke an. 
Nach außen gelang die Unterwerfung der kriegeriſchen Cantabrer u. 
Aſturier in Spanien, der Saleſſer in den Alpen u. der ſüdl. von der 
Donau liegenden Landſchaſten Noricum, Rhätien u. Vindelicien. 
Jn der Eroberung des weſtl. Germaniens hatte ſein Stiefſohn Dru- 
ſus, der bis zur Elbe vordrang, große Fortſchritte gemacht; doh 
ſcheiterte die Unterjohung des Landes dur< den Aufſtand der Che- 
rusker unter Arminius u. die Niederlage des Quintilius Varus im 
Teutoburger Walde 9 v. Chr. Jn ſeinem häuslichen Leben hatte 
A. viel Unglück; namentlich bereiteten die Ränke feiner herrjchfüch- 
tigen zweiten Frau, Livia Druſilla, mehreren Gliedern ſeines Hauſes 
Verderben. Er mußte ſeinen hof\fnungsvollen Neffen Marcellus u. 
ſeine beiden Enkel ſterben ſehen u. ſeine Tochter Julia mit Ver- 
bannung ſtrafen. Er ſtarb zu Nola in Campanien 14 n. Chr. mit 
dem Ruhme eines vortrefflichen Regenten. 
Auguſtusbad, ein bei Rodeberg, drei Stunden von Dresden lie- 
gendes Bad mit ſe<s erdig- ſaliniſhen Eiſenquellen, von denen die 
ſog. Stollenquelle die waſſerreichſte, die Stallquelle die eiſenreicſte iſt. 
Auguſtusburg, ein vom Kurfürſt Auguſt von Sachſen 1572 auf 
dem 486 Mtr. (1550 rhein. Fuß) hohen Schellenberge erbautes 
Sagdihloß, jeßt der Siß eines Juſtiz - u. Rentamtes, ſowie auch 
einer Oberförſterei. Das Schloß wurde an Stelle der alten Burg 
Schellenberg erbaut, an welche noch die im Schloßgarten befindliche 
über 500 Jahr alte Linde u. der 190 Meter tiefe Brunnen im 
Schloßhofe erinnern. 
Auktion. Schon im Alterthum führte das Bedürfniß, eine un- 
theilbare Sache, wie ein Hausgrundſtü>k od. eine Anzahl zuſammen- 
gehöriger Gegenſtände (z. B. eines Nachlaſſes, einer Konkursmaſſe 
u. ſt. w.), behufs re<tli<her Auseinanderfeßung {nell zu verwerthen. 
zu dem Gebrauch, dergleichen Werthgegenſtände im öffentlichen Aus- 
gebot an den Meiſtbietenden zu veräußern. Am Gerihtzftil jener 
Zeit nannte man dieſe Art Veräußerung au<h Subhaſtation 
(\.d.) (Zwangsverſteigerung) u. unterſchied davon durch den Namen 
der Lizitation (\. d.) die Verfteigerung öffentlicher Nubungen an 
den Meiſtbietenden. Hier handelte es ſi< darum, die Begünſti- 
gung einzelner Bewerber zu vermeiden, ebenſo wie in dem Falle, 
wenn gewiſſe Leiſtungen, z. B. die Uebernahme öffentlicher Arbeiten 
an den Mindeſtfordernden, vergeben wurden, was man auch mit 
dem Ausdru> Submiſſion (\. d.) bezeichnete. Der beträchtliche 
Antheil, welchen in manchen Ländern die produktive Staatswirth- 
ſchaft an der Befriedigung des Geſammtbedarfs bei gewiſſen Gütern 
z. B. bei Erzeugniſſen des Wald - u. Bergbaues nimmt, giebt folchen 
Auktionen dadur< eine höhere Wichtigkeit für den entſprechenden 
Handel3verkehr. Eine ähnliche Bedeutung hatte die Umfatmeife ge 
wiffer jtaatzähnlicher Erwerbögefellihaften, 3. B. der großen Han- 
delsfompagnien in Holland u. England, welche ehemals hauptſächlich 
die europätfchen Länder mit überfeeifchen Rohſtoffen verſorgten. Noch 
heute wirken die Auktionen der holländiſch-oſtindiſhen Maatſchappy 
auf die Preisverhältniſſe der Kolonialmaaren, insbeſondere der Ge- 
würze, beſtimmend ein. Jn gleicher Weiſe vermitteln die Londoner 
Waarenauktionen einen großen Theil des europäiſchen Handels. Es 
fommt bei dieſer Umſaßweiſe unter andern für den Importeur der 
  
Aul — Aulularia 1300 
weſentliche Vortheil in Betracht, ſein Kapital {nell u. ſicher aus 
den bezogenen Vorräthen wieder herauszuziehen u. ſomit aufs Neue 
arbeiten zu laſſen. Begünſtigt wird dieſes Verfahren dur die Ver- 
mittelung einer Klaſſe von Mäklern, welche z. B. in England das 
ganze Geſchäft dieſer Art in Händen haben u. Alles beſorgen, was 
vom Eintreffen der Waare bis zum Eingehen des Geldes nöthig iſt, 
mitunter auch beträchtliche Poſten ſelbſt übernehmen u. für die rich- 
tige Zahlung Sorge tragen. Es iſt zu ſolchen Verhältniſſen aller- 
dings eine Arbeitstheilung nothwendig, wie ſie bei uns in Deutſch- 
land zu ähnlichen Zwe>en no< nicht beſteht. Jnfolge dieſes Man- 
gels hat ſi< denn au< in deutſchen Häfen, wo eine glei<h wohl: 
habende Vermittlerklaſſe nicht beſteht, in gleihem Grade noh nicht 
entwi>eln können. So haben ſelbſt beim Binnenhandel die Verſuche 
jene Waarenauktionen rü>ſihtli< gewiſſer Artikel einzubürgern, 
z. B. die Wollauktionen der allgemeinen deutſchen Creditanſtalt, noh 
nicht recht gelingen wollen. 
Aul, au< Aoul, Benennung kleiner, dorſähnlicher Ortſchaften 
im Kaukaſus; auch eine Radſhahſchaſt in Oriſſa, einer im britiſchen 
Vorderindien belegenen Provinz, führt denſelben Namen. 
Aula (lat.), Vorhof, Halle. Die Griehen u. Römer pflegter 
ſi daſelbſt zu verſammeln, um gemeinſchaftliche Arbeiten zu ver: 
richten od. fih zu unterhalten. In den palaftähnlichen Gebäuden 
der Großen diente die mit Säulengängen u. Hallen verzierte A. zum 
Aufenthalte der Dienerſchaft , der Bittſteller u. Anderer, Die fi) in 
den Strahlen der fürſtl. Gnade ſonnen wollten, u. dies gab die Ver- 
anlaſſung, den Aufenthalt u. die Haushaltung eines Fürſten od. 
ſonſtigen Großen A. zu nennen (aula regia, der königliche Palaſt 
mit allen Nebengebäuden), was in unſerer Sprache noh heute durch 
Hof wiedergegeben wird. Auch in den früheren Kirchen hieß der 
für die Laien beſtimmte Raum, im Gegenſatze zu dem für die Prieſter 
beſtimmten , ebenfalls A. Sebt bezeichnet dieſes Wort bei uns 
Deutſchen einen großen Saal in öffentlichen, beſonders in Univerſi- 
tät3- od. Schulgebäuden, in welchem Disputationen, Reden u. an- 
dere derartige feierliche Akte abgehalten werden. Jm J. 1848 ver- 
ſtand man unter A. auch vorzugsweiſe die an der Wiener Revolution 
ſich betheiligenden Studenten von der akademiſchen Legion, weil 
ſich dieſe in der Univerſitätsaula zu verſammeln pflegten. 
Aulich , Ludwig, öſterr. Oberſtleutnant u. ungar. Patriot , geb. 
zu Preßburg 1792. Nach dem Ausbruch der ungar. Revolution im 
J. 1848 \{loß er ſich derſelben an, übernahm 1849 das Kommando 
des 2. Armeecorps, das er mit abwechſelndem Glücke führte, bis er 
zulebt, gedrängt durd) die Nebermacht der ruff. Hülfsheere mit Gör- 
gei bei Vilagos die Waffen jtredien mußte. Bon dem Kriegsgericht 
zum Tode verurtheilt, wurde er fammt mehreren anderen Öeneralen 
u. vornehmen Ungarn am 6. Okt. 1849 zu Arad gehängt. 
Aulis (heutzutage Bathi od. Rarababa), eine Stadt in Büotien 
mit dem berühmten Seehafen, wo die nad) Troja ausziehende Grie- 
henflotte fich verfammelte, aber durch widrige Winde am Auslaufen 
verhindert wurde u. in große Noth gerieth. Ihr Ohberbefehl- 
haber Agamemnon ſah ſi<h daher gezwungen, auf dem Altar der Ar- 
temis (Diana) in Aulis ſeine älteſte Tochter Jphigeneia (Jphige- 
nie, ſt. d.) zu opfern, um den Zorn dieſer Göttin zu verſöhnen. 
Aeſhylos u. Euripides malen dieſe tragiſhe Begebenheit trefflich 
aus. — Die Stadt ſoll ihren Namen von Aulis, einer Tochter 
des Königs Ogyges u. der Thebe, erhalten haben. 
Aulodie, (grie<.), Geſang mit Flötenſpiel begleitet. 
Aulos nannten die alten Griechen jedes Blasinſtrument aus 
Rohr, Holz, Knochen od. Blech; befonder3 aber die nicht quer an 
den Mund geſetzte, ſondern nah Art der Klarinette dur ein Mund- 
jftüd geblajene Flöte. Man unterſchied Baß- u. Diskantflöten , die 
beide meiſt von einem Spieler zugleich geblaſen wurden, u. feierte 
unter ihren Klängen alle Feſte. Die Erfindung der Flöte fehrieb 
mant der Göttin Athene zu. — Auletes, der Flötenſpieler. 
Aulularia (Iat.), „der Geldtopf“, bekannt als Titel eines Luſt- 
ſpiels des lat. Dichters Plautus. 
  
 
	        
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