1307 A. u. s. — ausbauthen
A. u. S., Abkürzung für das lateiniſche „actum ut supra“, d.h.
geſchehen wie oben (nämlich angegeben): die Schlugbemerfung unter
den Protokollen, dur<h welche die Wiederholung der Angabe des
Ortes u. der Zeit der Protokoll-Verhandlung vermieden werden ſoll.
a usance (franz., fpr: a üfangs), nad Gebrauch, nämlich nach
den im Handelöverkehr angenommenen Gewohnheiten, welche durch,
die Gefebgebung zwar nicht angeordnet, aber von dem Faufmänni-
{hen Publikum einer größeren Stadt od. eines Landes als gültig
angenommen worden ſind u. gleichſam als Geſeß gelten. Jn Deutſch-
Yand ift durch die neuere Handelögejeßgebung die usance außer
Geltung gebracht.
Ausarbeiten, irgend eine Sache aus dem Zuſtande der Unvoll-
kommenheit ſowol mit mechaniſchen als auh mit geiſtigen Mitteln
in den der Vollkommenheit verſehen, wie z. B. cine Rede od. ein
Gedicht, einen Entwurf zu einem Gemälde, zu einer Statue 2c.
Ausaxten nennt man bei Pflanzen u. Thieren das Abweichen
ihrer Geſtalt von dem ihnen urſprünglich zukommenden Artcharak:-
ter, wodurch dieſer mehr od. weniger verwiſcht u. umgeändert wird.
Obſchon der Art (Spezies) überhaupt keine abſolute Beſtändigkeit
zuzuſprechen iſt, alſo alle Arten, wie ſie im Laufe der Zeit entſtan-
den, gewiſſen Wandlungen unterworfen ſind, bis ſie jchlieglich ein-
mal untergehen, ſo tritt doch nur bei manchen Arten eine leichte
Wandelbarkeit ohne Weiteres zu Tage. Sie bilden unter beſonderen
Verhältniſſen Abarten (od. Varietäten), Unterarten, Raſſen (vergl.
Art. „Art “). Die Umwandlung beſtimmter Arten in andre eben
ſo beſtimmte, wie fie, hauptjächlich von Landwirthen, vielfach für
Gräſer u. namentli<h Gerealien angeblich beobachtet worden ijt, be=
ruht jedenfalls auf einem Jrrthum. Daß fich, wie behauptet wor:
den iſt, Hafer, Weizen, Treſpe unter gewiſſen Umſtänden in Roggen
verwandelt, u. Lolch in Weizen, iſt keinesfalls richtig. Dagegen wird
dur fortgeſeßte Züchtung, durch Entziehung des natürlichen Bo:
dens u. Standortes, durch klimatiſche Veränderung die eigenthüm-
liche Konſtitution verändertz. die Pflanze, das Thier, „artet aus“,
es variirt. Von beſonders hierzu geneigten Pflanzen ſind die Ce-
realien, die Nofen, die Obftarten zu nennen. Jm Grunde gehört
die Bildung der Abart (Varietät), der Raſſe, die Baftardbildung
(\. d.) unter den Begriff der Ausartung, doch verjteht man gemöhn-
Yid) die Abänderung im ſ{le<ten, d. h. unerwünſchten Sinne dar:
unter; man fagt Kulturvarietäten, z. B. Gemüſe-, Obſtſorten,
Hausthierrafien „arten aus”, wenn fie infolge irgend welcher Um:
ſtände die fie werthvoll machenden Eigenthümlichkeiten verlieren.
ausbaggexn heißt aus Häfen, Flüſſen, Kanälen 2c. Sand,
Schlamm u. dgl. herausfchaffen, um ſol<he Gewäſſer bei einer ge-
wiſſen erforderlichen Tiefe u. Reinheit zu erhalten. Zuweilen han-
delt es fich beim Baggern lediglih od. Hauptfächlich um die gehobe-
nen Maſſen, z. B. wenn Bauſand geſammelt od. Meergrund em-
porgebracht wird, um ihn auf Bernſtein zu dur<ſuchen. Die zum
Baggern dienenden Gerächſchaften ſind für ganz beſchränkte Fälle
Handbagger, breite Blehſchaufeln mit aufrechten Seitenrändern, die
ein Arbeiter von einem Kahne aus handhabt; die große Arbeit aber
beſorgen ſtets Baggermaſchinen (f. d.) die auf beſondern Fahr-
zeugen (Prahmen) ſtehen u. dur die Kraſt mehrerer Menſchen od.
beſſer dur<h Dampf getrieben werden.
Ausbau bezeichnet zunächſt das Ganze aller zur Vollendung eines
neuen Gebäudes nothwendigen, namentli<h im Innern erforderlichen
Vorrichtungen an Tiſchler-, Schloſſer-, Glaſer-, Tapezier-Arbeit 2c. ;
derſelbe koſtet in der Regel weit mehr als der eigentliche äußere
Aufhau. — Weiterhin verſteht man im Bauweſen unter A. den her-
vorſtehenden Theil einer Façade, ſodann die Dekoration eines Schau-
fenſters, Verkaufsladens u. f. m. — A. nennt man auh den Holz-
bau, die Ausſchalung in Bergwerken.
ausbguchen (te<n.), einer Sache die Geſtalt eines Bauches
geben, wie es von Metallarbeitern an größern Gefäßen mit dem
Daumeneiſen geſchieht. — (Fuhrw.) die Seiten eines Wagens, be-
ſonders die Bauchketten,, beladen. — (Bauf.) fich a. von alten Ge:
ausbefjern — Nufchwit 1308
bäuden, deren Mauern infolge eines innen wirkenden ſtarken Hori-
zontalfchubes in der Mitte vortreten. — (Schiffsw.) ein Schiff auf
beiden Seiten in der Mitte mit Planken beſchlagen, damit es breiter
werde u. ſicherer abgehe.
ausbeſſexn, eine verdorbene od. ſhadhaft gewordene Sache zur
weiteren Benubung wieder herſtellen, im gewöhnlichen Leben ein
hauptſächli<h in Bezug auf Wäſche u. Kleidungsſtü>ke gebrauchter
Ausdru>. Diefe namentlid) in das Bereich ſorgſamer Hausfrauen
fallende Thätigkeit iſt, zur rechten Zeit geübt, eines der beiten Mittel,
um einen Wirthſchaftsſtand zu pflegen u. zu fördern.
Ausbeute (te<n.), Ausdru> für die Menge eines Fabrikates,
welche man bei der Verarbeitung von Rohſtoffen erhält, in der
Regel von hüttenmänniſchen u. <hemiſchen Produkten gebraucht.
ausbilden, im Sinne von entwiceln, vervollkommnen, wird fo-
wol in natürlicher wie in geiſtiger Bedeutung gebraucht; man ver-
gleiche in leßterem Sinne die Artikel „Bildung u. Erziehung”.
ausblaſen (te<n.), den Betrieb eines Hochofens (\. „Eiſen“)
behufs Reparatur deſſelben aufhören laſſen. Jn Bezug auf Muſik:
inſtrumente heißt a. neuen u. no< wenig benußten Blasinſtrumen-
ten dur< längere Benußung einen reinern u. geſhmeidigern Ton
abgewinnen.
ausblatten, das Ausbrechen u. Entfernen der am Wein, Hopfen,
Tabak u. anderen Kulturgewächſen hervorbrechenden Nebentriebe u.
überflüſſigen Blätter, welche den Haupttrieben die erforderliche
Nahrung entziehen.
ausbre>hen, mit der natürlihen Bedeutung des plößlichen bez.
gewaltſamen Hervortretens aus einem geſchloſſenen Raume , ferner
des gewaltſamen Herausnehmens od. Entfernens einer Sache, wird
in den verſchiedenſten Verbindungen, namentli<h auch von Elemen-
ten u. Naturkräften, ſodann in te<hniſhem Sinne als Kunſtausdru>
bei zahlreichen Gewerben u. Beſchäftigungen gebraudht. So bricht
eine Feuers3brunſt aus, ein Fluß, der ſein Bett überſchreitet, ein
Vulkan, deſſen Krater Lava od. Aſchenregen auswirft; ſo bricht
ferner eine Krankheit, ein Krieg aus, ein Truppencorps aus einem
Walde u. f. w. Anderſeits bricht z. B. der Forſtmann, der Gärtner
die Triebe des jungen od. fchlecht gewachjenen Holzes aus, der Bier-
brauer das Bier od. deſſen Würze, wenn er Pfanne od. Bottich
davon entleert. Der Weinbauer (namentli< in Ungarn, neuerdings
auch am Rhein) bricht die beſten Trauben aus u. keltert ſie geſon-
dert, um den fogenannten Ausbruch (|. d.), eine vorzügliche Wein-
forte zu gewinnen; der Bergmann bricht aus, wenn er auf einem
überfahrenen Gange fortarbeitet; endlich jagt man von Pferden,
Rindern u. Schafen, fie brechen aus, wenn ſie die lezten Saug-
zähne verlieren.
ausbringen, ein mehrdeutiger technifcher Ausdrud, gebraucht
3. B. vom Bergmann, wenn ex nußzbare Rohſtoffe (z. B. gehaltreiche
Erze) zu Tage fördert; ſodann vom Lootſen , der ein Schiff aus der
Rhede in See führt; ferner im Münzweſen bei der Herſtellung einer
gewiſſen Zahl Geldſtücke aus einer beſtimmten Metallmenge, z. B.
bringt man die Mark fein Silber zu 14 Thaler, das Münzpfund
fein Gold zu 82—83 preuß. Friedrihsd'or aus. — Jm Buchdru>
bringt der Schriftſeßer eine od. mehrere Zeilen aus, wenn er die
Zwiſchenräume zwiſchen den einzelnen Worten abſichtlih weiter hält,
um einen größern Raum zu füllen. (Vgl. das Gegentheil unter
„einbringen”).
Ausbruch, Ausdrud für eine beffere Weinforte, |. „ausbrechen”.
— N. eines Bulfanz (Eruption) f. „Vulkan“.
ausbríten, |. „Brüten”.
Auſtha, Bezirk des Leitmerißer Kreiſes im Königreid) Böhmen,
von 31/, OM., mit 20,000 rein deutſhen Bewohnern. Die gleich-
namige Hauptſtadt zählt 2000 E., welche ſi<h worzugsmeife mit
Hopfenbau beſchäftigen.
Auſchwiß, der deutſche Name für das polniſche Städtchen Oswiet-
{hin (Oswieczym). Es zählt 3000 E. u. liegt an der Sola, einem
Nebenflüßchen der Weichſel im Krakauer Kreiſe des Königreichs