Full text: A (1. Band)

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1385 Aymara — Ayr 
Napf u. ein Löffel. Dem Manne gab man auch eine Schleuder u. 
Keule, Jagd- u. Fiſchereigeräthe mit; neben eine Frau ſtellte man 
ein Körbchen, Lamawolle, Weberſchiffhen u. Nadeln aus Kaktus- 
ſtacheln. Sobald eine Grabkammer die beſtimmte Anzahl von 
Mumien hatte, wurde die Thür vermauert , aber ein Fenſter blieb 
offen. Solche Chulpas ſind no< im Gebirge vorhanden, die Mumien 
ſind aber meiſtens in Muſeen geſchafft worden. Die Maiskörner 
fand man dunkel mahagonibraun; ſie hatten aber meiſt ihren Glanz 
bewahrt. Die Ueberbleibſel von Chicha (Maisbier) in den Can- 
taros (Töpfen) von gebranntem Thon, welche hermetiſch verſchloſſen 
waren, glichen an Farbe u. Konſiſtenz dem Sirup. — Obſchon die A. 
zum Chriſtenthum bekehrt ſind, iſt daſſelbe doh bei ihnen eine leere 
Formſache. Die Geiſtlichen , öfters nur bedacht, ſich auf Koſten der 
Bekehrten zu bereichern , u. aus den religiöſen Feſten Gewinn zu 
ziehen, haben ihnen fo viel als möglich ihre alten Ceremonien be: 
laſſen. Namentlich find die feierlichen Prozeſſionen nur luſtige 
Maskenzüge, bei denen die trunkenen als Europäer, als Thiere, 
als wilde Indianer u. |. w. verkleideten Eingebornen das tollſte Zeug 
treiben. Unſere Abbild. Nx. 1078 zeigt uns eine ſolche von einem 
indianiſhen Künſtler mit außerordentli<h lebhaften Waſſerfarben 
gemalte Prozeſſion. 
  
  
  
  
Nr. 1078, Prozeſſion der hriſtlihen Aymara - Indianer. Nach einer Zeichnung eines 
indianiſchen Künſtlers, im Beſiße von v. Tſchudi. 
Die Aymaraſpraqhe hat eine große Verwandtſchaft mit dem Kehua 
u. gehört mit dieſem zu einem Stamme. Der grammatiſche Mecha- 
nismus iſt in beiden derſelbe, beide bilden nah denſelben Geſetzen 
ihre Kompoſita , beide haben gleiche Agglutinationsnormen für die 
Deflinationen u. Konjugationen, beide deriviren auf gleiche Weife 
Nedetheile von andern, 3. B. Adjeftiva u. Adverbia von Haupt- 
u. Zeitwörtern. Die A. iſt etwas weniger guttural als die Kechua, 
aber ihre rihtige Ausſprache für Europäer bei beiden ſo ziemlich 
gleich ſ<hwer. Probe u. Beſchreibung einer neu erfundenen Aymara- 
ſprache \. S. 389. Nr. 301. Vergl. I. I. v. Tſchudi „Reiſen durch 
Südamerika“. Fünfter Band. Leipzig 1869. 
Ayr, Hauptſtadt der ſchottiſchen Grafſchaft Ayrſhire (\. d.) an 
  
  
Ayrenhaff — Ayrfhire 
der Südweſtküſte des Landes uU. an der Mündung des Ayrfluſſes, iſt 
ein alterthümliches Städtchen, das mit der Vorſtadt Newton zu- 
ſammen 19000 E. zählt. Der Hafen wird von der Mündung des 
Fluſſes gebildet, vor dem eine Barre liegt, die in der Flutzeit von 
4 Mtr. tief gehenden Schiffen paſſirt werden kann. Die Bewohner 
treiben Handel; fie führen Kohlen nad Jrland aus u. Holz von 
Rußland ein, die Fiſcherei iſt ſtark im Schwunge; auh giebt es 
Salzpfannen an der Küſte. Unter den Fabriken ſind die Baumwoll-, 
Woll- u. Teppichwebereien hervorzuheben. 
Ayrenhoff, Cornelius von, Militär u. Poet, geh. zu Wien am 
28. Mai 1733, trat nach vollendeten Studien in den Soldatenſtand, 
wurde 1794 zum Feldmarſchall - Leutnant ernannt u. ſtarb, ſeit 
1814 verabſchiedet , in ſeiner Vaterſtadt am 15. Aug. 1819. Ein 
Mann von Talent, aber merkwürdig wegen ſeiner beharrlichen Ab- 
neigung gegen Shakeſpeare ſowol als gegen die großen Meiſter der 
in ſeinen Tagen erblühenden erſten deutſchen literariſchen Glanzepoche. 
Abgeſehen von einer Sammlung „Kleiner Gedichte“ (Wien 1816), 
verfaßte er ſehs Trauerſpiele u. neun Luſtſpiele. Die lebtern, obwol 
in den eintönigen Alexandrinern jener Zeit geſchrieben, machen ſeine 
beſſeren Arbeiten aus; das eine Luſtſpiel „Der Poſtzug“ (1769) 
fand ſogar den Beifall Friedrichs des Großen, auch ein zweites „Die 
große Batterie“ (1770) lobte man. Seine ſämmtlichen „Werke“ 
erſchienen in Wien 1803, 6 Bde. ; eine dritte Auflage in ebenſo vie- 
len Bänden beſorgte im J. 1814 Freiherr von Reber. 
Ayxer, Jakob, ein Nachfolger von Hans Sachs u. nächſt dieſem 
der fruhtbarſte Dramendichter Deutſchlands. Ort u. Jahr ſeiner 
Geburt ſind unbekannt; vermuthlih aus Franken gebürtig, war er 
erſt Eiſenhändler in Nürnberg, hwang ſi< dann in Bamberg durch 
fleißiges Studiren zum Hof- u. Stadtgerichtsprofurator auf, wurde 
im 3. 1594 in Nürnberg, wohin er fich ſpäter zurückwenden mußte, 
Bürger u. Gerichtsprofurator, endlich ud) kaiſerlicher Notar. Sein 
Tod erfolgte daſelbſt am 26. März 1605. Ayrer behandelte die 
Sprache meiſterhafter als ſeine nächſten Vorgänger. Aus den Pial- 
men machte er Verſe (erſchienen 1574), ſhrieb gemäß der damaligen 
Richtung geiſtliche Gedichte u. ſogenannte Reimchroniken (die „von 
Bamberg“, erſt 1838 von Heller herausgegeben), u. warf dann ein 
Drama nach dem andern auf das Papier, ohne an den Drud zu 
denken. Ex nannte dieſe dramatiſchen Produkte, die eine kunterbunte 
Färbung hatten, bald Tragödien, bald Komödien u. Faſtnachtsſpiele, 
auch Poſſenſpiele. Die Quellen für die gewählten Sujets führt er 
häufig durch die Figur eines „Ehrenholds“ (Prologus) ſelber für 
die Leſer an. Nachdem wenige Stücke bei Lebzeiten des Autors ge- 
druckt worden waren, gaben aus der Maſſe der Manuſkripte ſeine 
Erben eine Aus3wahl des Beſten heraus, unter dem Titel: „Opus 
theatricum , dreißig ausbündig {öne Komödien u. Tragödien — 
ſamt noh andern ſe<sunddreißig {hönen , luſtigen u. kurzweiligen 
Faſtnachtsſpielen“ (Nürnberg, 1618). Die Vorrede verſpricht 
einen zweiten Theil aus vierzig Komödien u. Tragödien, aber das 
Erſcheinen deſſelben mochte der dreißigjährige Krieg verhindern. 
Ludw. Tie>'s „Deutſches Theater” giebt fünf Stüde der gedru>ten 
Sammlung wieder. Die Luſtſpiele bezeugen, daß Ayrer dramatiſches 
Talent hatte, aber nicht die rechte Ausbildung fand. ‘ 
Ayxriholz, auc Airiholz od. äthiopiſhes Ebenholz genannt, iſt 
das Holz der in Amerika heimiſchen Ayripalme. An Schwere dem 
e<ten Ebenholz faſt glei, von grünlich {hwarzer Farbe und im 
Waſſer ebenfalls unterſinkend, wird es häufig ſtatt des echten Eben- 
holzes in den Handel gebracht. 
Ayxſhire, Grafſchaft im ſüdweſtl. Schottland von 54 [JM. mit 
200,000 E. Nad Weſten hin bildet das Meer die Grenze, im 
Norden, Oſten u. Süden ſtößt A. an Renfrew, Lanark, Dumfries, 
Kirkendbright u. Wigton. Der ſüdl. u. öſtl. Theil der Grafſchaft 
ſind ſehr bergig, nac der Küſte zu findet man Ebene. Die Haupt- 
berge ſind der Knocdolian (596 Meter), Cairn-table (504 Meter), 
Bla>ſide End (476 Mtr.), Miſty Law (379 Mtr. ). Die Ströme, 
für die Schiffahrt unerheblich, eilen nah kurzem Lauf dem Meere zu. 
  
  
 
	        
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