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Mufikalifche Inftrumente. D
Die Orgel war in neun Exemplaren auf unferer Ausftellung vertreten; fünf
davon gehörten dem deutfchen Reiche an. Sie vertraten die Namen Walkerin
Ludw igsburg, die Gebrüder Walter in Guhrau, St einmey erin Oettingen und
Weigele in Stuttgart. Oefterreich repräfentirten Heffe in Wien, Rieger in
Jägerndorf und Mayer in Feldkirch. Ungarn endlich hatte ein Pofitiv geftellt,
angefertigt von Ferdinand Peppert aus Steinamanger. Unter den angeführten
Namen a die Firma Walker als Stern erfter Gröfse hervor, aus deren
Atelier die Riefenorgel im Münfter von Ulm und die grofsartige Concertorgel in
der Mufikhalle zu Bolton ftammen.
Wenn wir diefen Bericht gerade mit den Orgeln Walker’s beginnen, fo
hat es feinen Grund darin, dafs der Name Walker unter den hier verfammelt
gewefenen Vertretern des Orgell yaues voranglänzt und, was noch mehr bedeutet, mit
dem Fortfchritt verknüpft ift. Der Gründer diefer Firma,E.F. Walker Be,
Bahn diefer Kunft gebrochen, indem er zuerft von den feit deih Anfang de
XNIL. ]a hr allgemein gebräuchlichen Schleifladen abf ah, und das Matis
der älteren Sprinsladen wieder aufnahm, aber dasfelbe ganz felbftfändig zu
einem ganz neuen Syftem ausarbeitete, welches mit dem älteren nur in dem
Punkte zufammentrifft, dafs jede Pfeife für fich ein Ventil hat.
Die Firma E. F. Walker & Comp. ift 1820 in Ludwigsburg (Württem-
berg) von Eberhard Friedrich Walker (geboren 1794 zu Cantiftadt in Württem-
berg) gegründet worden. Sein Vater hatte dafelbft den Ruf eines berühmten
Orgelbauers; bei ihm lernte der Sohn diefe Kunft. Die Folgen der Kriege im
Anfange unferes Jahrhundertes lafteten fchwer auf allen Verhältniffen. Nur felten
wurden neue Kirchen gebaut, noch feltener an ihre Ausftattung nn neue
Orgelwerke gedacht, fo dafs man dem jungen Mann abrieth, fich diefer Kunft zu
widmen. Um den allfeitigen Wünfchen einigermafsen zu ne rlesite er
neben dem Orgelbau isch bei einem Jugendfreunde die Lack- und Firnifsfabri-
cation, kehrte jedoch fchon 1817 bei Beftellung einer neuen Orgel zu feinem
Lieblingsfache ee dem er fich nunmehr sustchlerslich widmete.
Bei Gelegenheit diefes Neubaues entdeckte der junge Künftler verfchiedene
Verbefferungen, die zwar vom Vater gutgeheifsen wurden, doch der grofsen
Koften wegen vielfach nicht zur Aihreng kommen durften. Unter folch’
befchränkenden Umftänden wurde der Wunfch nach dem Betriebe des Gefchäftes
auf eigene Hand in ihm rege, wozu ihm fein Vater treulich verhalf, indem er ihm
ein kleines Werk mit zehn Regiftern, das im Jahre 1820 neu beftellt war. zur Aus-
führung überliefs, und fo überfiedelte er noch in demfelben Jahre nach Ludwigs-
burg, wo er fein Gefchäft mit den befcheidenften Mitteln anfıng.
Im Jahre 1824 übernahm er den Neubau einer Orgel ur die Garnifons-
kirche zu Stuttgart, den ihm der urfprünglich damit betraute Vater überlaffen
hatte. Durch die meifterhafte Herftellung diefes 20 Regifter umfaffenden Werkes
erwarb er fich namentlich in Stuttgart ein ganz befonderes Vertrauen. Im Jahre
1826 betheiligte er fich bei der ausgefchriebenen Concurrenz für den Bau der
gröfsen Paulsorgel in Frankfurt am Main. Unter etlichen 30 eingefandten Dis-
pofitionen zeichnete fich die feinige durch ihre Gr ofsartigkeit und Zweckmäfsig
keit aus und in Folge deffen erhielt er nach langen Ve srhandlungen den Auftrag,
die Ausführung de Werkes zu übernehmen. Diefes aus 74 kl lingenden Stimmen
beftehende Werk vollendete er im Jahre 1833 zur vollften Zufriedenheit. Im
Jahre 1836 wurde er nach St. Petersburg berufen wegen des Baues einer
grofsen, aus 65 klingenden Stimmen befkehänten Orgel und einige Ja hre fpäter,
während der Aufftellung jenes Werkes, kam ihm der Auftrag zu, eine ähnliche
Orgel für die Olaikirche in Reval herzuftellen.
In dem feuchten nordifchen Klima und unter dem rafchen Wechfel der
Temperatur machten fich die Mängel der Schleifladen ganz ehe bemerkbar,
{o dafs er mit erneutem Eifer fein fchon früher entworfenes Projedt für ein neues
folideres Windladen-Syftem zu realifiren fuchte. Nach vielen überwundenen