Full text: Musikalische Instrumente (Heft 39)

     
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felbft, dafs er die Anwendung der gewölbten Refonanzböden habe fallen laffen, 
„weil das Refultat der Arbeit nicht entfprach und der Bafs etwas fteif klang“. Die 
   
Erklärung muthet in der That fehr befremdlich an; es will fich doch fchlecht 
reimen, wenn Jemand und noch dazu ein Fachmann eine Erfindung beanfprucht 
leich diefe Erfindung als unpraktifch, mithin als werthlos erklärt. Nicht 
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und zug 
auf die Wölbung des Refonanzbodens als folche kommt es hier an — denn die 
Idee ift bekanntlich nicht neu — fondern auf das Syftem, nach welchem diefe 
geformt ift. Weder dem Flügel des Herrn Beregfzafzy und noch weniger den 
beiden des Herrn Ehrbar läfst ich der Vorwurf machen, dafs die Bäffe fteif find 
und wir können fomit der Jury nur beipflichten, dafs fie Beregfzafzy das 
Ehrendiplom verlieh. 
Uebrigens ftand Herr Beregfzafz.y in der Ausftellung nicht allein. Der 
bekannte Inftrumentenmacher Herr Stary in Wien hat den Geigenboden, und 
zwar mit den Z"Löchern, bei einem Stutzflügel zum Modell genommen. Derfelbe 
ift allerdings mit einem durchlaufenden, flachen Refonanzboden verfehen, über 
deffen rechte Hälfte aber ein Violinboden nach links fich hinzieht. Der Ton indefs 
ift nicht derart, dafs er diefe Erfindung empfehlen könnte; am dürftigften 
erklingt er namentlich in der Mittellage. Viel trägt wohl dazu bei, dafs die 
/-Löcher die Fafern des Holzes, die fogenannten Jahre, durchfchneiden und fomit 
die Schwingungsverhältniffe beeinträchtigen. Der Erbauer gefteht uns übrigens 
felbft, dafs fein Werk nochnicht vollkommen fertig fei. Halten wir alfo mit unferem 
Urtheile vorfichtig zurück, bis es vollendet fein wird. 
Noch eine andere Erfindung fordert die gröfste Aufmerkfamkeit des Fach- 
mannes fowohl wie des kunftfinnigen Laien, des Virtuofen und des gebildeten 
Dilettanten dadurch heraus, dafs fie nicht nur einen Fortfchritt in der Mechanik 
des Piano zeigt, fondern insbefondere für die Kunft des Clavierfpiels und für die 
Compofition von Pianomufik epochemachend zu werden verfpricht; es ift darunter 
das „Kunftpedalwerk“* des Herrn Eduard Zachariä in Stuttgart, welches in 
Verbindung mit einem der herrlichen Flügel von J. P. Schiedmayer, fowie 
mit einem Pianino aus derfelben berühmten Fabrik in Stuttgart und einem folchen 
von Hermann Wagner ebenfalls in Stuttgart, die hiefige Ausftellung vorführte. 
Das Kunftpedal des Herrn Zachariä fördert ein ganz anderes Princip in der 
Dämpfung, als das bisher befolgte, zu Tage. Dasfelbe zeigt nur vier eigenthümlich 
gebildete Tritte , in deren Regierung fich die beiden Füfse des Spielers nach 
It l gröfsere Beweglichkeit als das frühere, 
Bedürfnifs theilen und entwickelt eine vie 
höchft primitive Pedal mit feiner fteifen, unbehilflichen Maffe von Dämpfern, wo 
bei rafch aufeinander folgenden Pedalbewegungen die Töne nur zu oft chaotifch 
in einander fliefsen oder zerpflückt werden und die Harmonie Schaden leidet. Bei 
Herrn Zachariä find aber die vier Pedale in einer fo finnreichen Weife benützt, 
dafs hiedurch eine wirklich ftaunenswerthe Freiheit für die Bewegung der in ftreng 
[yftematifcher Anordnung gruppirten Dämpfer entfteht. Die Bewegung ift eine 
mehrfache, ftufenartige, aufwärts und abwärts, und die Pedale können entweder 
einzeln oder in den mannigfaltigften Copulationen und Combinationen von den 
beiden Fufsfpitzen, welche in einem höchft zweckmäfsig geformten, zur Regulirung 
dienenden Trittbret (Führungsrahmen) ftehen, fo bequem und leicht regiert wer- 
den, dafs hier ohne befondere Schwierigkeit das freiefte Spiel der verfchiedenften 
Dämpfergruppen zur Geltung kommt, wodurch gröfsere oder kleinere Tonfelder 
nach Belieben geöffnet oder gefchloffen find. Dabei ift den Eigenthümlichkeiten 
des Claviers vollftändig Rechnung getragen und Alles dem Wefen der Clavier- 
mufik angepafst; es fchmiegt fich der Empfindung des Spielers, jeglicher Intention 
desfelben an und bahnt ihm fozufagen den Weg zur „orcheftralen Herrfchaft“ über 
das Piano. Jede Note gelangt zur Geltung. Von ganz ausnehmender Bedeutung ift 
die höhere Entwicklung der Akuftik des Inftrumentes, die glückliche Verwerthung 
der fogenannten „Obertöne“. Die in letzter Zeit (auf Grund der von Profeffor 
Helmholz veröffentlichten Studien) vielfach befprochene Theorie von den Theil- 
  
  
  
   
   
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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