27
felbft, dafs er die Anwendung der gewölbten Refonanzböden habe fallen laffen,
„weil das Refultat der Arbeit nicht entfprach und der Bafs etwas fteif klang“. Die
Erklärung muthet in der That fehr befremdlich an; es will fich doch fchlecht
reimen, wenn Jemand und noch dazu ein Fachmann eine Erfindung beanfprucht
leich diefe Erfindung als unpraktifch, mithin als werthlos erklärt. Nicht
© F
und zug
auf die Wölbung des Refonanzbodens als folche kommt es hier an — denn die
Idee ift bekanntlich nicht neu — fondern auf das Syftem, nach welchem diefe
geformt ift. Weder dem Flügel des Herrn Beregfzafzy und noch weniger den
beiden des Herrn Ehrbar läfst ich der Vorwurf machen, dafs die Bäffe fteif find
und wir können fomit der Jury nur beipflichten, dafs fie Beregfzafzy das
Ehrendiplom verlieh.
Uebrigens ftand Herr Beregfzafz.y in der Ausftellung nicht allein. Der
bekannte Inftrumentenmacher Herr Stary in Wien hat den Geigenboden, und
zwar mit den Z"Löchern, bei einem Stutzflügel zum Modell genommen. Derfelbe
ift allerdings mit einem durchlaufenden, flachen Refonanzboden verfehen, über
deffen rechte Hälfte aber ein Violinboden nach links fich hinzieht. Der Ton indefs
ift nicht derart, dafs er diefe Erfindung empfehlen könnte; am dürftigften
erklingt er namentlich in der Mittellage. Viel trägt wohl dazu bei, dafs die
/-Löcher die Fafern des Holzes, die fogenannten Jahre, durchfchneiden und fomit
die Schwingungsverhältniffe beeinträchtigen. Der Erbauer gefteht uns übrigens
felbft, dafs fein Werk nochnicht vollkommen fertig fei. Halten wir alfo mit unferem
Urtheile vorfichtig zurück, bis es vollendet fein wird.
Noch eine andere Erfindung fordert die gröfste Aufmerkfamkeit des Fach-
mannes fowohl wie des kunftfinnigen Laien, des Virtuofen und des gebildeten
Dilettanten dadurch heraus, dafs fie nicht nur einen Fortfchritt in der Mechanik
des Piano zeigt, fondern insbefondere für die Kunft des Clavierfpiels und für die
Compofition von Pianomufik epochemachend zu werden verfpricht; es ift darunter
das „Kunftpedalwerk“* des Herrn Eduard Zachariä in Stuttgart, welches in
Verbindung mit einem der herrlichen Flügel von J. P. Schiedmayer, fowie
mit einem Pianino aus derfelben berühmten Fabrik in Stuttgart und einem folchen
von Hermann Wagner ebenfalls in Stuttgart, die hiefige Ausftellung vorführte.
Das Kunftpedal des Herrn Zachariä fördert ein ganz anderes Princip in der
Dämpfung, als das bisher befolgte, zu Tage. Dasfelbe zeigt nur vier eigenthümlich
gebildete Tritte , in deren Regierung fich die beiden Füfse des Spielers nach
It l gröfsere Beweglichkeit als das frühere,
Bedürfnifs theilen und entwickelt eine vie
höchft primitive Pedal mit feiner fteifen, unbehilflichen Maffe von Dämpfern, wo
bei rafch aufeinander folgenden Pedalbewegungen die Töne nur zu oft chaotifch
in einander fliefsen oder zerpflückt werden und die Harmonie Schaden leidet. Bei
Herrn Zachariä find aber die vier Pedale in einer fo finnreichen Weife benützt,
dafs hiedurch eine wirklich ftaunenswerthe Freiheit für die Bewegung der in ftreng
[yftematifcher Anordnung gruppirten Dämpfer entfteht. Die Bewegung ift eine
mehrfache, ftufenartige, aufwärts und abwärts, und die Pedale können entweder
einzeln oder in den mannigfaltigften Copulationen und Combinationen von den
beiden Fufsfpitzen, welche in einem höchft zweckmäfsig geformten, zur Regulirung
dienenden Trittbret (Führungsrahmen) ftehen, fo bequem und leicht regiert wer-
den, dafs hier ohne befondere Schwierigkeit das freiefte Spiel der verfchiedenften
Dämpfergruppen zur Geltung kommt, wodurch gröfsere oder kleinere Tonfelder
nach Belieben geöffnet oder gefchloffen find. Dabei ift den Eigenthümlichkeiten
des Claviers vollftändig Rechnung getragen und Alles dem Wefen der Clavier-
mufik angepafst; es fchmiegt fich der Empfindung des Spielers, jeglicher Intention
desfelben an und bahnt ihm fozufagen den Weg zur „orcheftralen Herrfchaft“ über
das Piano. Jede Note gelangt zur Geltung. Von ganz ausnehmender Bedeutung ift
die höhere Entwicklung der Akuftik des Inftrumentes, die glückliche Verwerthung
der fogenannten „Obertöne“. Die in letzter Zeit (auf Grund der von Profeffor
Helmholz veröffentlichten Studien) vielfach befprochene Theorie von den Theil-
U MR wen A
PER EEE