50 Eduard Schelle.
Von Giufeppe Molain Turin fand fich ein kreuzfaitiges Pianino im hohen
Format vor, von fehr dürftiger Arbeit und höchft mittelmäfsigem Ton.
Aus derfelben Stadt hatte auch G. Aymonia ein geradfaitiges Pianino
ausgeftellt, das felbft den befcheidenften Anfprüchen kaum genügen dürfte.
Ein geradfaitiges Pianino, welches Rudolf Grimme in Mailand geliefert,
ift ebenfalls nicht derart, dafs es der italienifchen Pianofabrication eine höhere
Achtung verfchaffen könnte. Die Arbeit ift dürftig, dem Tone fehlt Glanz und
Charakter, die Spielart ift überaus zähe.
In der fpanifchen Abtheilung feffelte in erfter Linie das Intereffe die Firma
Bernareggi & Comp. in Barcelona, mit einem grofsen, überfaitigen Flügel,
einem geradfaitigen Salonflügel und einem fchrägfaitigen Pianino. Bernareggi
hatte 1862 in London und in Paris 1867 mit Glück ausgeftellt. Seine hier vor-
geführten Inftrumente verrathen, dafs der Erbauer mit den neueften Fortfchritten
vertraut ift. Der Ton des überfaitigen Flügels namentlich ift grofs und voll, die
Spielart präcis. Beide vertreten die englifche Mechanik.
Aus Barcelona hatte ferner J. Jorba zwei Pianinomechaniken nach dem
neueften Syftem, die eine mit Ober- die andere mit Unterdämpfung geftellt. Beide
Mechaniken find gediegen und fauber ausgeführt.
Von geringerer Bedeutung waren die Firmen Miguel Soler in Saragofla,
mit einem geradfaitigen Pianino von guter Arbeit, aber klein und etwas dünn im
Ton; Soler in Valladolid, mit einem Pianino, halboblique, überaus klein und
unegal im Ton; Louis Caraye in Sevilla, mit einem geradfaitigen Pianino im
hohen Format, von leidlichem Ton und guter Arbeit.
Kein Land halte fo grofse Erwartungen erregt, wie Amerika, wo
bekanntlich der Pianobau in feiner höchften Vollendung blüht, und kein Land
hatte denfelben fo wenig entfprochen wie diefes. Die amerikanifche Abthei-
lung führte nur zwei, und zwar bisher bei uns ganz unbekannte Firmen vor, näm-
lich George Steck & Comp. in New-York und Heinzen, Rofen & Comp.
in Louisville. Von der erfien waren ausgeftellt ein Concertflügel und ein TFafel-
piano, ein Pianino und ein tafelförmiges Inftrument. Ein grofser, ftarker und auch
bis zu einem gewiffen Grade fchattirungsfähiger Ton läfst fich den beiden
Flügeln nicht abfprechen, aber derfelbe hat einen ftark metallifchen Beiklang und
entfaltet nichts weniger als einen edlen Charakter. Den Vorzug verdient jeden-
falls das Tafelpiano wegen des weit beffer ausgeglichenen Tones. Auch die
Spielart beider Inftrumente läfst Manches zu wünfchen übrig. Das Pianino ift fo
conftruirt, dafs der Refonanzboden an eine eiferne Platte angefchraubt ift und
diefe das ganze innere Werk des Inftrumentes trägt und diefes alfo dadurch von
dem äufseren Kaften ifolirt ift. Bei näherer Prüfung finden wir, dafs diefe Neue-
rung nichts ift, als die Variation einer Verbefferung, welche bereits Steinway
& Söhne in New-York 1866 an ihren Pianinos angebracht haben. Als fchätzens-
werthe Eigenfchaften des Inftrumentes find ein gefangvoller Ton und eine leichte
Spielart zu bezeichnen. Am beften repräfentirte fich indefs die Firma durch das
tafelförmige, mit einfacher englifcher Stofszungen-Mechanik verfehene Tafelpiano,
welches an Toncharakter den anderen Inftrumenten weit überlegen ift. Obwohl
diefe Ausftellungsobjecte ganz achtbare Leiftungen bekunden, fo genügen fie
doch nicht den Anfprüchen, die wir an amerikanifche Fabricate auf diefem
Gebiete zuftellen gewohnt find. Endlich empfahlen fich auch die Inftrumente
keineswegs durch eine faubere und forgfältige Arbeit, um nach diefer Seite hin
mit dem Anfehen eines muftergiltigen Charakters auftreten zu können.
Die zweiteFirma Heinzen, Rofen & Comp. in Louisville hat fich nur auf
ein einziges grofses Tafelpiano von guter Arbeit und ziemlich gutem Ton befchränkt
Es geftaltete fich alfo die Vertretung der Clavierfabrication von Seite der
verfchiedenen an der Wiener Weltausftellung 1873 fich betheiligenden Länder
fol lt hatten:
1
1
1
endermafsen. Ausgefte
Oo
o-