Full text: Musikalische Instrumente (Heft 39)

    
  
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Mußikalifche Inftru ite; [9797 
faales nicht wohl eignet. Stainer ift der eigentliche Begründer einer fpecififch 
deutfchen Geigenbau-Schule. Seine Violinen galten lange als Vorbilder bei den 
deutfchen Geigenmachern, bis man in neuerer Zeit wiederum zu den italienifchen 
Meiftern zurückgekehrt ift. In Wien waren es namentlich Eifenhofer, Stadelmann 
und Stofs, welche diefe Readtion hervorriefen. So geftaltet fich alfo der Da, 
auf diefem Gebiete, der feitjenergrofsen Periode gemacht ift, eigentlich zu einen 
Rückfchritt; der Hauptw erth der Arbeiten unferer heutigen Meifter beruht j ja im 
Wefentlichen darin, dafs diefelben möglichft treue Copien jener alten ital ienifche 
Originale liefern. 
Man hat nun auch hier einen neuen Weg anbahnen wollen, hat an der 
o- 
ln und vielleicht mehr alsan einem anderen Inftrument experimentirt, um ein 
1eues Syftem für die Conftrudtion aufzufinden und zu begründen. So glaubte der 
Akuftiker Savart in Paris dem Geheimnifs auf die Spur zu ee 
indem er der Geige eine viereckige Form gab und ftatt der gewölbten Refonanz- 
l ‚öden geradflächige verwendete und die #- (1 durch de Schlitzen erfetzte 
Savart hielt zwar diefes Inftrument für den Ausdruck fanfter Gefühle ganz befon- 
ders geeignet, aber in Wahrheit hatte es gar keinen Ton und zu einem gleichen 
Refultate haben bisher alle derartigen V ae geführt. Der Toncharakter der 
Geige ift mit deren hiftorifchen Form fo innig verwachfen, dafs eine Veränderung 
an der letzteren eine Alteration der erfteren bewirkt. Die Ausftellung Telbft 
Asietr uns einenfehrintereffanten Beweis dafür ineinem nach dem neuen Syfteme 
des Fürften Gregor Stourdza von dem Wiener Geigenmacher Zach Geha 
eh a a: as wir bei einer mufikalifchen Produdtiion hören konnten. Nach 
der Mittheilung im Programm beabfichtigte der Fürft, mittelft feines erfundenen 
Syftems nicht nur eine Steigerung der quantitativen Fülle und Tonkraft gegenüber 
den Inftrumenten, fondern auch eine Klangfarbe zu erzielen, welche BE dem 
Timbre der menfchlichen Singftimme möglichft charakteriftifch nähert. Durch 
eine Vergröfserung des an n Formats wäre der Grundcharakter der Inftru- 
mente geopfert worden. Der Erfinder nahm daher feine Zuflucht zu der elliptifchen 
Form, als der günftigften für die Klangreflexionen und geftaltete die beiden Aus 
  
bauchungen der Geige in zwei in der Richtung der Queraxe zufammenftofsen de 
Ellipfen um. Ungl lücklicherw eife aber verhinderten die F GESEHEN der Appli 
catur, hier die Gefetze der Symmetrie gehörig einzuhalten. Die eine Ellipfe 
mufste eine Verfchiebung nach links hin erfahren, fo erhielten die Inftrumente 
jene barocke Geftalt, die unwillkürlich das Bild eines kropfartigen Auswuchfes 
wachruft. Sie find in der That die Sn Mifsgeburten, welche die Familie 
der Ton-Werkzeuge bis jetzt in die Welt gefetzt hat. 
Diefer Umftand der Dinge liefse eh aber immerhin ertragen, wenn er 
durch eine BES SEUBE der Klangfchönheit aufgewogen wäre, allein die Erfindung 
kommt eigentlich nur der Bratfche etwas zu Gute. Mag auch der Ton der Geige 
etwas an Breite und Intenfivität gewonnen haben, fc höner ift er wahrlich nicht 
geworden; er erlitt vielmehr durch eine dunklere, bratfchenartige Färbung eine 
beträchtliche Einbufse an feinem normalen Charakter. Bei ihrem Zufammenfpiel 
im Quartett erzeugen diefe Inftrumente eine Monotonie in der Klangwirkung 
welche auf die Dauer geradezu unerträglich wird; mit einem Wort, durch diefe 
Erfindung find wir wohl um ein Experiment, aber nicht um ein Refultat reicher 
a 
geworden. 
Die Erfahrung lehrt, dafs gut De Geigen mit den Jahren an Klang 
fchönheit gewinnen, namentlich wenn fie ftets von gefchickten Virtuofen gefpielt 
werden. Wir können uns leider durch das Medium ihres jetzigen Tones nur eine 
fehr unfichere Vorftellung machen, wie die hier ausgeftellt gew or alten Cre- 
monefer Geigen 3 Einnzen haben, als fie frifch aus der Werkftätte hervorgingen. 
Es liegt nun die Frage auf der Hand, ob es nicht möglich 
  
      
künftlichen Procef: 
gewaltfamen Eing 
  
  
wäre, durch einen 
dem Einfiuffe des Alters zuvorzukommen und eine Geige ohne 
"in der herkömmlichen Form von vornherein mit allen den 
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
   
    
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
    
   
  
    
   
  
  
  
     
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