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Mufikalifche Inftrumente. 8
fchaft und ein werthvolles Surrogat für die Mufikliebhaber. welche ihrer Ver-
hältniffe wegen Quartettvorträge entbehren müffen. Ein folches Inftrument ift
bereits aus der Ausftellung in Wien eingerückt und befindet fich im Clavier-
falon von Bernherd Kohn. Ein Piano Quatuor mit Geigen, Clavier- und Cymbal
conftruction fand fich auch von Barutto in Lyon vor.
Mit dem angeführten Melo-Piano von Caldera & Broffi in Turin hat es
infofern eine ähnliche Bewandtnifs wie mit dem Piano-Quatuor, als auch dort
und zwar in einem noch höheren Grade als hier das Piano die Bafıs des
Mechanismus bildet. Derfelbe greift nicht gewaltfam wie jenes in das Con-
ftrudtionsfyftem des Piano ein, er befteht nur in einer Vorrichtung, welche an
dem: Clavier angebracht wird, zu dem Zwecke, die Natur desfelben zu erwei-
tern; allein diefe Erweiterung gefchieht auf Koften der Eigenart des Inftru-
mentes, das Clavier als Melo-Piano fucht fich des Gefanges zu bemächtigen,
wie fich das Piano-Quatuor des Streichorchefters bemächtigt hat. Der Mechanis-
mus ift folgender. An einem runden Meffingftabe find kleine Blechhämmerchen
mittels feiner- Uhrfedern befeftigt, welche, wenn der Stab in Vibration gefetzt
ift, in fchnellfter Bewegung beim Niederdruck der Taften auf die Saiten
fchlagen und ein dauerndes Tönen derfelben erzeugen. Jener Meffingftab wird
durch ein auf dem Boden des Inftrumentes angefetztes Triebwerk nach dem Willen
des Spielers vermittelft eines Pedaltrittes in ftärkere und geringere Bewegung
gebracht, wodurch man zugleich ein merkliches Crescendo und Decrescendo
erzeugen kann. Das complicirte Triebwerk wirkt nach Aufziehen einer Feder
ungefähr eine Viertelftunde lang. Das Triebwerk wird endlich durch ein Knieregifter
beliebig in den Gang und aufser Gang gebracht. Es können vermittelft diefer
Vorrichtung Accorde wie Einzeltöne in fanfter Schwebung ausgehalten werden.
Der Effedt hat etwas von dem des Tremolo beim Gefang. Ein Vorzug diefer
übrigens achtungswerthen Erfindung befteht darin, dafs man mit diefer Vorrich-
tung auch das Piano als gewöhnliches Piano benützen kann; als Melo-Piano wird
das Clavier feinem eigenen Charakter entfremdet und geftaltet fich zu einem
anomalen Inftrumente. Wahrhaft künftlerifche Elemente trägt diefe Erfindung
durchaus nicht in fich.
Mufikalifche Spielwerke.
Wir wählen diefen Namen für die grofse Gruppe jener Inftrumente, welche
ern von aller künftlerifchen Miffion nur als Erzeugniffe des in dem Menfchen
allmächtig waltenden Spieltriebes anzufehen find. Sie haben im Weiteren noch
die Beftimmung, dem Bedürfniffe nach mufikalifcher Unterhaltung in jenen Kreifen
Genüge zu thun, in denen die nöthige Vorbildung für den höheren Kunftgenufs
fehlt. Vom Standpunkte der Kunft können folche Inftrumente nicht in Betracht
kommen, fie haben nur eine induftrielle Bedeutung als ein ergiebiger Handels-
artikel. Obenan in diefer Gruppe ftehen wegen ihrer befonders künftlichen Con-
ftrudtion die automatifchen und mechanifchen Spielwerke, das heifst folche, bei
denen die Thätigkeit des Spielers durch den Mechanismus eines Uhrwerkes erfetzt,
oder, wie bei den letzteren auf eine rein mechanifche Manipulation, wie das
Drehen einer Kurbel, befchränkt itt.
Zu den Erfteren gehören die Orcheftrions, fo genannt, weil fie eine Nach-
ahmung. des Orchefters bilden. Die Ausftellung führte deren nicht weniger als
fünf vor, ein Beweis, wie fehr diefe Inftrumente an Beliebtheit gewonnen haben.
Das Befte in diefem Zweige hatte unftreitig J. H. Heller in Bern geliefert. Von
ihm waren zwei Orcheftrions ausgeftellt, bei denen an Wohlklang und Charak-
teriftik der verfchiedenen Inftrumente Alles erreicht ift, was nur auf folchem
Wege zu erreichen ift. Das eine, das gröfsere von beiden enthält 40 Regifter und
633 Stimmen mit ı2 Walzen; das zweite 9 Regifter und gegen 400 Stimmen; das