Heeresbekleidungs- und Ausrüftungswefen. ed
Bemerkungen folgen laffen, ohne jedoch die Bürgfchaft übernehmen zu wollen,
dafs diefe Sorten mit der in der kaiferlich rufffchen Armee im Allgemeinen in
Anwendung kommenden, fowohl bezüglich des Materiales als auch der Confedtion
authentifch feien.
Das Tuchmateriale der kaiferlich ruffifchen Armeeausftellung war im Allge-
meinen von guter Qualität und gefälligem Ausfehen.
Der naturgraue Hallinamantel für die gefammte Armee läfst gewifs nur eine
kurzbemeffene Tragzeit vorausfetzen und mag die Zw eckmäfsigkeit der Anwendung
diefes fchweren Materiales nur durch klimatifche Verhältniffe gerechtfertigt
erfcheinen.
Die Leibeswäfche ift aus halbgebleichter grober Leinwand von fonft guter
Qualität erzeugt.
Sämmtliche > Truppen haben hohe, bis an nn Knie reichende und auch für
Fufstruppen über das Beinkleid zu tragen eingerichtete, mit der Narbenfeite nach
Aufsen gekehrte, nach vie en ieh Stiefel, von vorzüglich
gutem Juchtenleder, wie es Se nur Rußland, als ihm vorherrfchend eigenthüm-
liches Fabricat, für feine Armee in Anwendung bringen kann, während die Ein-
führung einer gleichen Fufsbekleidung für andere Armeen, in Anbetracht des
Koftenpunktes, in die Rubrik der nicht leicht zu erfüllenden Wünfche gereiht
werden mufs.
Die Stiefel des rufffchen mit denen des preufsifchen Heeres vergleichend,
müffen wir den erfteren, abgefehen von dem befferen Materiale, vor letzteren auch
bezüglich der Confection en Vorzug geben, da der Vorfufs derfelben eingewalkt
und quer angeftofsen ift, während Preifsen fich der Zungen bedient, felbft
bei der beftmögl ichften na durch das Biegen diefes Theiles bei jedem Schritte,
theils trennen, theils ausreifsen und fchwierige, nie nett zu erzielende Flickereien,
beim Vorfchuhen, aber die Vergröfserung der Zunge, oder wohl gar das Ab-
[chneiden des Zungenäus fchnittes an der Bine und Anwendung des eingewalkten
\ ei & bedingen.
yerdiefs wird der Mehraufwand an Material für Zungenftiefel durch den
Vort a rer fchnelleren Confecdtion bei Weitem nicht aufgewogen.
“w: ihrend Oefterreich nach kurzer Erprobung des Infanterietornifters
aus ıtem Flachsgarn-Stoffe auf den alten, praktifchen, dauerhaften, den
Abtheilungscommandanten auch bezüglich der inneren Oekonomie wertheften
Kalbfell-T "ornifter zurückgegriffen hat, fehen wir diefen aus der kaiferlich ruffifcheı
Ausrüftung verlehwünden: und durch einen, von Herrn Reim ausgeftellten, den
unfern freilich an Qualität weit übertreffenden, doch an Steifheit an einen hölzernen
Kaften ftreifenden, aus fchwarz gefärbtem impermeablen Stoffe erzeugten Tor-
nifter erfetzt.
Der Brotfack ift aus gleichem Stoffe.
Wie lange diefe Sorten und namentlich der fo viel gebogene und leicht
fich zerknitternde Brotfack impermeabel bleiben, wäre erft durch den Gebrauch zu
erproben. '
Ein ferner von A. K. Reim nebft ausführlicher, lobpreifender Befchrei-
bung ee Infanterietornifter, welcher alle Vortheile (feiner vielen unprak-
tifchen Nachtheile nicht zu gedenken) einer vom Kopfe bis zu den Knieen
reichenden Lie gerftütte im Felde bietet, gehört in die Reihe der extravaganten
Projecte, wie wir deren auch fchon viele gefehen haben, und ift einer Discuffion
umfoweniger werth, als derfelbe, bei einer Abtheilung in Erprobung genommen,
nach dem Eingeftändniffe des Vertreters diefer Firma, bereits als unpraktifch
erkannt wurde.
Zierlich ift das rufffche Kochgefchirr von Kupfer pro Mann, die Be-
feftigung desfelben auf der Rückwand des Tornifterdeckels aber eine zu domplieirte.
Ueber die Zweckmäfsigkeit des Kochgefchirres pro Mann, refpective über
deffen Vorzüge vor jenem pro zwei Man enthalten wir uns der Beurtheilung.
nu