Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
1:0 Guftav Semrad und Johann Sterbenz. 
nicht nur die rafche Aenderung der Elevation, fondern auch fehr feine Richtungen 
geftattet und keinen Bremsmechanismus verlangt, welcher das Rohr in feiner 
Lage zu erhalten hätte. 
Bei der Richtmafchine der fchwedifchen Küftenlaffete fand auch 
die Schneckenfchraube Anwendung; diefe erlaubt nun allerdings fehr feine Richtun- 
en, nicht aber den rafchen Elevationswechfel. 
Von den Mechanismen zum Geben der Seitenrichtung verdienen 
namentlich die an den Krupp’fchen fchweren Laffeten angebrachten 
Kettenwinden Beachtung, dafie bei geringem Kraftaufwande ebenfo rafch als 
präcife fundtioniren. Unter den an den leichteren Gefchützen befindlichen derlei 
Mechanismen können wieder jene als die geeignetften genannt werden, bei 
denen die Bewegungsübertragung von der Einholvorrichtung auf jene zur Seitwärts- 
bewegung durch eine Schneckenfchraube vermittelt wird, weil das Gefchütz ohne 
Anwendung einer Bremfe oder fonft einer befonderen Manipulation in der vor 
dem Schuffe innegehabten Stellung verharrt. 
Die Binrichtungsen zum Vorführen und Einhelereder 
Gefchütze waren zumeift auf die Benützung von Tauen und Kneiffcheiben 
bafırt, womit eine ziemlich rafche und leichte Bewegung zu erzielen ift. 
Von den mit Einholketten ftatt der Einholtaue verfehenen Laffeten, wie 
folche gewöhnlich in Schiffskafematten benützt werden, zeichnete fich die 
italienifche durch eine fehr finnreiche Anordnung des Bewegungsmechanis- 
mus und des Kettenftoppers aus. Dadurch, dafs man den erfteren mit einer Bremfe 
verfehen hat, läfst fich die Laffete auf jedem Punkte des Schlittens faft momentan 
fefthalten. Von den beiden zum Pfortenwechfel beftimmten Laffetenfyftemeı 
gebührt dem italienifchen der Vorzug der gröfseren Einfachheit; das 
bei der bezüglichen Krupp’fchen Laffete angebrachte hydraulifche Hebewerk zum 
Entlaften der vorderen Schlittenrollen, was vor jedem Pfortenwechfel ftattfinden 
gen ermöglicht es ein rafches und 
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mufs, complicirt zwar die Laffete, dagege 
leichtes Heben, felbftderfchwerften Gefchütze, durch blofs einen 
Mann, und ohne dafs viel Raum zur Manipulation in Anfpruch genommen wird, 
ein Vortheil, welcher jenen Laffeten abgeht, die mittelft Hebbäume entlaftet wer- 
den müffen. 
Zum Hemmen und zur Begrenzung des Rücklaufes wurde gröfstentheils die 
hydraulifche Bremfe verwendet, und waren damit fowohl die Krupp’fchen, 
als auch die neue Armftrong’fche und die fchwedifche Laffete verfehen. 
Die von Krupp für Schiffsgefchütze conftruirte hydraulifche Bremfe mit 
communicirendem Parallelrohr bedeutet einen beachtenswerthen Fortfchritt auf 
diefem Gebiete, nachdem die einrohrige, alte Bremfe weder eine beliebige Regu- 
lirung des Rücklaufes zuläfst, noch das Fefthalten des Gefchützes auf jedem 
Punkte des Schlittens geftattet. 
Aufserdem war noch die Ericfon’fche Lamellenbremfe zu fehen 
Anwendung von derfelben machten Italien und Krupp, letzterer bei den 
niederen Schiffslaffeten, bei denen eine hydraulifche Bremfe nicht gut anzubrin 
gen if. Die Schraubenbremfe von Vava ffeur haben wir im früheren 
Abfchnitte eingehend befprochen, und bemerken hier nur noch, dafs fie allen 
Bedingungen einer Bremfe entfpricht. 
Die bei der ruffifchen ogzölligen Laffete befindliche Backenbremfe 
ift veraltet, und dürfte fchwerlich mehr weitere Verbreitung finden. 
Angefichts fo durchgebildeter und zum gröfsten Theile mit fehr günftigem 
Erfolge bereits erprobter Laffetenconftrudtionen fcheint es faft unmöglich, auf 
diefem Gebiete noch wefentliche Verbefferungen ausfindig zu machen, und es 
dürfte jedenfalls zu den fchwierigften Problemen gehören, eine Conftrudtion zu 
entwerfen, welche den vorgeführten Syftemen an Einfachheit und Leiftungsfähig- 
keit den Rang abzulaufen vermöchte. 
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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