1:0 Guftav Semrad und Johann Sterbenz.
nicht nur die rafche Aenderung der Elevation, fondern auch fehr feine Richtungen
geftattet und keinen Bremsmechanismus verlangt, welcher das Rohr in feiner
Lage zu erhalten hätte.
Bei der Richtmafchine der fchwedifchen Küftenlaffete fand auch
die Schneckenfchraube Anwendung; diefe erlaubt nun allerdings fehr feine Richtun-
en, nicht aber den rafchen Elevationswechfel.
Von den Mechanismen zum Geben der Seitenrichtung verdienen
namentlich die an den Krupp’fchen fchweren Laffeten angebrachten
Kettenwinden Beachtung, dafie bei geringem Kraftaufwande ebenfo rafch als
präcife fundtioniren. Unter den an den leichteren Gefchützen befindlichen derlei
Mechanismen können wieder jene als die geeignetften genannt werden, bei
denen die Bewegungsübertragung von der Einholvorrichtung auf jene zur Seitwärts-
bewegung durch eine Schneckenfchraube vermittelt wird, weil das Gefchütz ohne
Anwendung einer Bremfe oder fonft einer befonderen Manipulation in der vor
dem Schuffe innegehabten Stellung verharrt.
Die Binrichtungsen zum Vorführen und Einhelereder
Gefchütze waren zumeift auf die Benützung von Tauen und Kneiffcheiben
bafırt, womit eine ziemlich rafche und leichte Bewegung zu erzielen ift.
Von den mit Einholketten ftatt der Einholtaue verfehenen Laffeten, wie
folche gewöhnlich in Schiffskafematten benützt werden, zeichnete fich die
italienifche durch eine fehr finnreiche Anordnung des Bewegungsmechanis-
mus und des Kettenftoppers aus. Dadurch, dafs man den erfteren mit einer Bremfe
verfehen hat, läfst fich die Laffete auf jedem Punkte des Schlittens faft momentan
fefthalten. Von den beiden zum Pfortenwechfel beftimmten Laffetenfyftemeı
gebührt dem italienifchen der Vorzug der gröfseren Einfachheit; das
bei der bezüglichen Krupp’fchen Laffete angebrachte hydraulifche Hebewerk zum
Entlaften der vorderen Schlittenrollen, was vor jedem Pfortenwechfel ftattfinden
gen ermöglicht es ein rafches und
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mufs, complicirt zwar die Laffete, dagege
leichtes Heben, felbftderfchwerften Gefchütze, durch blofs einen
Mann, und ohne dafs viel Raum zur Manipulation in Anfpruch genommen wird,
ein Vortheil, welcher jenen Laffeten abgeht, die mittelft Hebbäume entlaftet wer-
den müffen.
Zum Hemmen und zur Begrenzung des Rücklaufes wurde gröfstentheils die
hydraulifche Bremfe verwendet, und waren damit fowohl die Krupp’fchen,
als auch die neue Armftrong’fche und die fchwedifche Laffete verfehen.
Die von Krupp für Schiffsgefchütze conftruirte hydraulifche Bremfe mit
communicirendem Parallelrohr bedeutet einen beachtenswerthen Fortfchritt auf
diefem Gebiete, nachdem die einrohrige, alte Bremfe weder eine beliebige Regu-
lirung des Rücklaufes zuläfst, noch das Fefthalten des Gefchützes auf jedem
Punkte des Schlittens geftattet.
Aufserdem war noch die Ericfon’fche Lamellenbremfe zu fehen
Anwendung von derfelben machten Italien und Krupp, letzterer bei den
niederen Schiffslaffeten, bei denen eine hydraulifche Bremfe nicht gut anzubrin
gen if. Die Schraubenbremfe von Vava ffeur haben wir im früheren
Abfchnitte eingehend befprochen, und bemerken hier nur noch, dafs fie allen
Bedingungen einer Bremfe entfpricht.
Die bei der ruffifchen ogzölligen Laffete befindliche Backenbremfe
ift veraltet, und dürfte fchwerlich mehr weitere Verbreitung finden.
Angefichts fo durchgebildeter und zum gröfsten Theile mit fehr günftigem
Erfolge bereits erprobter Laffetenconftrudtionen fcheint es faft unmöglich, auf
diefem Gebiete noch wefentliche Verbefferungen ausfindig zu machen, und es
dürfte jedenfalls zu den fchwierigften Problemen gehören, eine Conftrudtion zu
entwerfen, welche den vorgeführten Syftemen an Einfachheit und Leiftungsfähig-
keit den Rang abzulaufen vermöchte.