Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen. . 1 7.
J,W. von Steiger in Thun lieferte einen Revolver und ein Repetirgewehr.
Erftere Waffe präfentirte fich günftig durch verbefferte Griffformen und leichten
Anfchlag; der Austteller vindieirte ihr ferner gröfsere Percuffionskraft, genaueftes
Schiefsen auf gröfsere Diftanzen und rafcheres Laden als bei den bisherigen Syftemen
u. f. w., Vorzüge, die fich natürlich auf der Ausftellung nicht erpr oben liefsen.
Im Allgemeinen läfst fich von den fchweizerifchen Hand-Feuerwaffen auf
der Wiener Weltausftellung fagen, dafs fie zwar nicht durch ihre Zahl imponirten,
indem fich die Ausfteller zumeift auf einzelne Exemplare befchränkten, dafs fie
dagegen insgefammt davon Zeugnifs gaben, dafs die Schweiz wie feit Jahren,
fo auch heute noch, was Verft u der Hand-Feuerwaffen und deren exade
Herftellung betrifft, an der Spitze des Fortfchrittes fteht.
Belgien. Die Collectivausfellun g der Gewehrfabrikanten
in Lüttich vereini igte die meiften der erprobten und in den Dienft eingeftellten
Kriegs- Handfestwaiten mit Hinterladung. Gab diefe Expofition auch keine Vor-
ftellung von der berühmten Lütticher Gewehrinduftrie, fo war diefelbe doch für
das Studium der mitunter weniger bekannten Syfteme gut geeignet und wäre ihr
nur eine etwas fyftematifchere Gruppirung der verfchie« En Modelle zu wünfchen
gewefen.
Im Ganzen waren bei 60 Verfchlufsfyfteme ausgeftellt, welche zum Theile
den in den Armeen eingeführten Waffen, zum Theile aber folchen angehörten, die
wenigftens ausgedehnten Experimenten unterzogen worden find. Der Lefer Aindet
die oa theften nn felben in: Mattenheimer, die Rückladungs-
gewehre, Darmftadt und Leipzig 1867, dann in Plönnies, neue Hinterladungs-
gewehre, Leipzig 1867; endlich in Plönnies und Weigand, die Gewehrfrage
Darmitadt und Leipzig 1872, abgehandelt.
Montefiore-LeviundDr. Künzel aus Brüffelwurden durch die ver-
hältnifsmäfsig grofse abfolute Feftigkeit der Phosphorbronce, welche fchon bei
gegoffenen Stücken 30 bis 35 Kilogramm per Quadratmillimeter beträgt, auf die
Idee geleitet, Verfchlufs- und Garnitur-Beftandtheile, ja felbft Gewehrläufe aus
Phosphorbronce darzuftellen, und hatten derartig modificirte Piper-, Com-
blain-, Lefaucheux-, Snider-, Werndl- und Remin gton-Gewehre
ex ach Die Erfinder holier namentlich den geringen Anfchaffungspreis des
Metalles hervor. Zu nennen wäre noch die vonFusnot aus Brüffel l ausgeftellte
re Munitionsfammlung.
England. Infoferne man thatfächlich neue, auf weitere Vervollkommnung
der Armee-Handfeuerwatfen abzielende Conftrudtionen fuchte, mufste man in der
englifchen Abtheilung diefe Hoffnung aufgeben , dagegen befeftigte fich dafelbft
aufs Neue die Ueberzeugung aller Gewehrkundigen von der bisher nur felten
erreichten, nirgends jedoch über: offenen E» hält englifchen Gewehrfabricate.
Die wenigen englifchen Austteller von Kriegsmateriale führten nur bekannte
Syfteme vor, zumeift das in der britifchen Armee eingeführte Henr y-Martini
Gewehr.
Ueber diefes nach dreijährigen Verfuchen in England im Jahre 1871 unter
05 concurirrenden Modellen zur Kriegs- Handfeuer-Waffe als vorzüglich geeignet
befundene Gewehr gibt zwar auch fchon die Fachliteratur der jüngften Zeit einigen
Auffchlufs;# zur Orientirung dürfte jedoch an diefer Stelle eine Darlegung des
Principes derfelben geftattet fein.
Der Verfchlufsblock wird durch eine Drehung des Griftbügels, wobei deı
gabelförmige obere Arm des letzteren an die hintere Fläche eines Ausfchnittes des
erfteren ftöfst, nach abwärts bewegt, und wirkt dann der Block im Herunterfchlagen
* Siehe: Die technifche Entwicklung der modernen Präcifionswaffen der Infanterie. Von
Hermann Weygand, königlich preufsifchem Major und Bezirkscommandeur. Leipzig, 1872.
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