Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewefen, 23
einer gewiffen Schnelligkeit aus feinem Lager gezogen, und damit ein befferes
Auswerfen der ausgefchoffenen Patronenhülfe erzielt. Das Zurückdrücken des
Griffbügels vermittelte das Schliefsen der Verfchlufsklappe.
In der Ausftellung des Mufeo de Artilleria befand fich ferner ein fehr
[chön ausgeftattetes Don Gewehr aus dem Jahre 1739, angefertigt von
Gabriel Algora, Büchfenmacher in Madrid, von welchem wir, we nngleich es
keine kriegsmäfsige Feuerwaffe war, doch aus dem Grunde Notiz nehmen, weil
der Erfinder diefes Gewehres fchon die Nothwendigkeit einer gasdichten
Patrone erkannt, und eine folche in einer principiell der jetzigen Metallpatrone
[ehr nahe kommenden Weife zu realifiren verfucht hat. Das Gewehr befitzt ein
Feuerftein-Schlofs. Der Lauf läfst fich wie bei den Lefaucheux- und Lancafter-
Jaglgewehren um ein vor dem Griffbügel befindliches Charnier nach abwärts
drehen, worauf eine circa fünf Zoll lange eiferne, genau in den Lauf paffende
Fol leraner mittelft der an derfelben befindlichen Pfanne herausgenommen wird.
Diefe Kammer kann nun entweder mit ledigem Pulver und Blei oder auch
mit einer vorbereiteten Papierpatrone geladen werden, worauf fie wieder in den
Lauf gefteckt und das Gewehr gefchloffen wird.
Amerika. In wahrhaft prachtvoller Auswahl hatte E. Remin ston
(sewehre feines Syftemes, und zwar nach den in Amerika für die Landtruppen und
die. Marine eingeführten, dann nach dem dänifchen, fchwedifchen, fpanifchen und
egyptifchen Modelle ausgeftellt, und damit die weite Verbreitung diefes als Kriegs-
waffe ausgezeichneten Gewehres dargethan.
Aufser den bekannten Syftemen von Peabod y, Colt und’ Berdan
fah man in der amerikanifchen Abtheilung: Springfield-Gewehre für
lie Transformirung mit einer Art Wänzl-Verfchlufs, alle Stadien der Schäftung
und der Erzeugung der einzelnen Gewehrbeftandtheile, verbefferte Shar pe's
Gewehre und Karabiner mit Blockverfchlufs, bei welchen die verticale Bewegung
des Letzteren durch die Drehung des Griffbügels gefchieht, Ward-Burton’fche
Selbftfpanner mit Kolbenv Erehine, deffen Feftftellung durch eine getheilte
Schraube ermöglicht wird, endlich Laidl ey-Gewehre, welche eine Modifi-
cation des Remington’fchen Syftemes find und auch fchon auf der letzten
Parifer Ausftellung vorhanden waren.
Die Metallpatronen der Union cartrid ge company gaben Zeugnifs
von der hohen Stufe der Vollkommenheit, auf welcher fich diefer Fabrications-
zweig in Amerika befindet.
Wenn wir jedoch das Facit auch der amerikanifchen ae
fition ziehen, fo lautet dasfelbe wie bei den meiften anderen Staaten nur
lahin: Fabrication auf der Höhe der technifchen und militärifchen a
ft oe das Vorgeführte aber durchgehends bekannt; auch in Bezug der Repetir-
vaffen, welche doch in Amerika zur Zeit des Seceffionskrieges ich rafch
\ebensfähig geworden waren, auf der Ausftellung kein Fortfchritt bemerkbar.
Es fcheint uns aber hier die Stelle, eines zur letzterwähnten Wa ffengattung
zählenden Gewehres Erwähnung zu thun, welches zur Zeit der Ausftellung ‚jedoch
nicht als ein für diefelbe beftimmtes Object von dem Emesikantchen Capitäh
Meigs nach Wien gebracht und hier mehrfachen Proben unte erzogen wurde.
Diefes Gewehr gehört in die Claffe jener Repetirw affen, w eiche das Magazin
im Kolben haben. Letzterer vermag in Folge feiner eigenthümlichen Einrichtung
einen mit 50 Patronen gefüllten eifernen Cylinder aufzunehmen, aus welchem
die Patronen durch es einfachen Mechanismus in den Lauf gebracht werden.
Nähere Anden ıgen über diefen Mechanismus zu geben, geftattet uns die Rück-
\icht auf das geiftige Eigenthum des Capitäns Meigs nicht, doch müffen wir con-
ftatiren, dafs der Er finder zu wiederholtenmalen in Gegenwart von Commiffionen
aus Fachmännern das Verfchiefsen fämmtlicher im Kolben befindlicher Patronen
in dem Zeitraume von 22 bis 25 Sekunden ausführte. Das Laden, Abfeuern und