Full text: Allgemeine Bewaffnung und Artilleriewesen (Heft 45)

  
  
  
  
  
  
  
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6 Guftav Semrad und Johann Sterbenz. 
digungs-Minifterium ein Exemplar der für die Honveds gehörigen, von 
G. Siglin Wien erzeugten Mitrailleufen ausgeftellt. 
Beide Gefchützgattungen gehören dem Syftem Montigny an, und unter- 
fcheiden fich blofs in einigen Nebenfächlichkeiten von einander. 
Da der Ausftellungsbericht unter Anderem auch dazu dienen foll, in 
[päteren Tagen jenes Stadium der Ausbildung der vorzüglichften Waffen feftftellen 
zu können, wie diefes die Ausftellung gezeigt hat, fo erachten wir für nöthig, das 
Princip der Montigny-Mitrailleufe überhaupt, und die Einrichtung des bezüglichen 
öfterreichifchen Gefchützes insbefondere hier in Kürze klar zu legen, zumal das- 
felbe in authentifcher publiciftifcher Form noch nirgends befprochen worden itt. 
Die Mitrailleufe Montigny befteht der Wefenheit nach aus einem 
Bündel parallel und fymmetrifch gelagerter, mit einerkanonenähnlichen Hülfe umge- 
bener Gewehrläufe und aus einem Lade- und Abfeuerungsmechanismus, welcher 
mit Hilfe einer eigenen Ladeplatte das gleichzeitige Laden aller Läufe und das 
[ucceffive Abfeuern derfelben geftattet. 
Diefe Waffe hat eine dem Kartätfchfchuffe ähnliche, und da fie laffetirt it 
auch eine das Infanteriegewehr an Trefffähigkeit überfteigende 'Feuerwirkung. 
Die öfterreichifche Mitrailleufe befitzt 37 Gufsftahl-Läufe von der näm- 
lichen inneren Einrichtung, wie die Läufe des Werndlgewehres. Die broncene 
Hülfe befitzt ungefähr in der Mitte eine ringförmige Verftärkung mit einem vertical 
nach abwärts reichenden cylindrifchen Zapfen, mittelft deffen das Rohrbündel in 
der Laffete gehalten wird. Am rückwärtigen Ende der Hülfe ift die Verfchlufsgabel 
aufgefchraubt; zwifchen den verticalen Wänden derfelben befindet fich der 
Verfchlufsmechanismus, welcher der Hauptfache nach aus dem Verfchlufscylinder, 
einer Zündftift- und Abzugsplatte, 37 Schlägern und ebenfo viel Zündfiften 
befteht. 
Der Verfchlufscylinder enthält 37 zu feiner Axe parallele cylindrifche 
Löcher für die Aufnahme der Schläger. Letztere haben eine cylindrifche Geftalt 
und nahe der Mitte eine fcheibenförmige Verftärkung; ihr vorderer Theil ift 
conifch und endet in einen Kopf mit flach gewölbter Stirne. Der rückwärtige, 
etwas verjüngte Theil fteckt in einer Spiralfeder, welche in gefpanntem Zuftande 
eine Expanfionskraft von 15 bis ı6 Pfund befitzt, mit der auch der Schläger vor- 
wärts gefchleudert wird. Auf dem Verfchlufscylinder ift die Kolbenplatte auf- 
gefchraubt, an welcher der zum Zurück- und Vorführen des Gehäufes beftimmte 
Hebel befeftigt ift. 
Die Zündftift-Platte dient hauptfächlich als Lager für die Zündftifte und 
enthält demgemäfs gleichfalls 37 conifche Durchbohrungen. Die Abzugsplatte 
bildet das Mittelglied zwifchen dem Verfchlufs- und Abfeuerungsmechanismus und 
fteht mit dem Abzughebel, welcher auf und nieder bewegt wird, in Verbindung. 
Um das Abfeuern Lauf für Lauf möglich zu machen, ift die obere Kante 
diefer Platte mit fechs, gegen die vordere Fläche derfelben abgefchrägten Stufen 
verfehen. 
Das Laden der Mitrailleufe wird mittelft Ladeplatten bewirkt. Diefelben 
find aus Stahl erzeugt, mit Schubleiften, einer Handhabe und zur Aufnahme von 
Patronen mit 37 Durchbohrungen verfehen. 
Der Abzugsm echanismus ift, wie der Sperrhebel, ein gegliederter 
Winkelhebel und derart äquilibrirt, dafs er die mit ihm verbundene, im Verfchlufs- 
gehäufe befindliche Abzugplatte ftets oben erhält. Die Wirkungsweife des 
Abfeuerungsmechanismus wird aus Folgendem klar werden: Wird der Verfchlufs 
vorgedrückt, fo werden die Schläger durch die vorliegende Abzugplatte in ihre 
Lager zurückgefchoben und die Spiralfedern hiedurch gefpannt. Bewegt man den 
Abzughebel aus der horizontalen Lage nach aufwärts, fo wird die Abzugplatte 
nach abwärts gezogen, worauf die gefpannten Schläger einzeln frei werden, die 
Zündftifte gegen die Patronen fchnellen und diefe entzünden. Es kann fomit mit 
einem Hebelzug die ganze Ladeplatte — mit ? Patronen — abgefeuert werden 
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